Kanaren 9 mit der AIDAsol, Las Palmas / Gran Canaria 25.10.15
Ich kann mich nicht erinnern, je so viele Kurven gefahren zu sein. Dafür ist der Küstenblick grandios. Aber an der Rezeption steckt der Wurm drin. Sprachloses Staunen entschädigt dafür in der ersten und einzigen Suite, die wir uns je gegönnt haben.
Zwei Runden um die Kanarischen Inseln
AIDAsol 2015
In der Nacht wurden die Uhren ja 1 Stunde zurück gestellt. Darauf weist AIDA überall auf dem Schiff mit Durchsagen und Infos im Fernseher hin. Die einzigen, die das dann nicht hinbekommen, sind die Leute von AIDA. Denn wir lassen uns gern mit dem Weckruf im Fernseher wecken. Dann klingelt das Telefon und der Fernseher düdelt, das ist nicht zu überhören. Da wir heute aus der Kabine rausmüssen, dachten wir, wir lassen uns lieber zeitig wecken, damit wir fertig sind. Das Telefon klingelt auch wie gewünscht. Der Fernseher, da Zeit nicht umgestellt, 1 Stunde zu früh. Super…
In unserer Kabine lag gestern ein Brief, dass wir nicht wie alle um 9 Uhr aus der Kabine müssen, sondern erst um 10 Uhr. Ab 9:45 Uhr können wir die neuen Bordkarten abholen und ab 10 Uhr in die neue Kabine, die bevorzugt fertig gemacht wird. Das Housekeeping bekommt das wunderbar hin, die Rezeption versinkt jedoch im Chaos. Um 9:30 Uhr werden wir angerufen, wann wir denn endlich unsere Bordkarten abholen. Also gehen wir los. Der junge Mann an der Rezeption weiß von nichts, findet auch nichts. Darum bitte ich schließlich den zweiten Herrn dort, der uns wohl angerufen hat, kurz zu helfen. Das tut er, indem er dem jungen Mann die Liste mit den 8 Passagieren, die die Kabine wechseln dürfen / müssen, vor die Nase steckt und wieder verschwindet. Das hat ihn aber auch nicht viel weiter gebracht. Jedenfalls kommen wir irgendwann mit zig Nachfragen doch noch unsere neuen Bordkarten zusammen mit der Information, dass wir die alte Kabine nun zu verlassen hätten und in der neuen nur das Gepäck abstellen dürften. Unsere alten Bordkarten dürften wir auch nicht zur Erinnerung am Ende der Fahrt wiederbekommen – wie bei unserer letzten Fahrt freundlich von der Front Office Managerin angeboten – sondern die werden jetzt vernichtet. Punkt.
Jawoll. So ist es dann. Aber zum Glück ist das Housekeeping besser drauf, denn tatsächlich ist unsere neue Kabine schon fertig und wir können direkt umziehen. Und staunen nur noch über die Unterschiede, denn gerade betreten wir die erste Suite, die wir uns im Laufe der Jahre gegönnt haben. Das ist schon schwer beeindruckend, davon erzähle ich aber morgen am Seetag, heute passiert ja noch so viel anderes:
Während die ersten neuen Gäste ankommen und so viele andere schweren Herzens die Heimreise antreten müssen, machen wir uns nämlich aus dem Staub. Zu 11 Uhr haben wir wieder einen Wagen bei Cicar reserviert. Das Cicar-Büro befindet sich genau gegenüber dem Schiff, 2 Stockwerke über dem Schiffs-Check-In. Und diesmal stehen wir auch nicht in einer Schlange, sondern der Mitarbeiter hat nur auf uns gewartet. So kommen wir heute sehr schnell zu einem Opel Adam. Er steht direkt neben dem Büro in einem Parkhaus. Noch kleiner als der Seat vor ein paar Tagen, aber das passt auch gut zur geplanten Bergroute. Das Erreichen des Wagens stellt sich nur als leichter Hindernislauf heraus, weil der gesamte Boden von riesigen Pfützen überseht ist. Es hatte wohl in den letzten Tagen heftig geregnet.
Von Las Palmas aus fahren wir die GC-2 an der Nordküste entlang. Wir fahren durch viele kleine Orte. Die Häuser sind oft bis an den Felsrand gebaut, darunter brandet das Meer heftig an die Felsen. Da ist eine wilde, felsige Landschaft.
Unser Ziel ist Agaete an der Westküste. Dies ist ein kleiner, hellweiß strahlender Ort. Durch das Zentrum führen teils enge Gassen. Dies ist aber nicht unser Ziel, sondern hier beginnt die GC-200, eine Bergstraße, die sich bis etwa zur Mitte direkt an der Westküste immer am Berg entlangschlängelt, ab der Mitte mehr im inneren des Landes bis Mogán und dann in gerader Strecke herunter bis Puerto de Mogán ganz im Süden.
Von hier wollen wir weiterfahren zu den Sanddünen von Maspalomas und noch etwas an den Strand. So ist zumindest der Plan.
Wie überall auf unserer Strecke ist auch unser weiterer Weg sehr gut ausgeschildert. Am Ortsrand von Agaete beginnt unsere Straße mit Kilometer 0 und geht gleich in Serpentinen den Berg hinauf. Und so geht die gesamte Strecke weiter: Serpentinen, den Berg hinauf, am Berg herum, wieder hinunter und hinauf. Dabei haben wir die ganze Zeit einen grandiosen Blick auf die Küste unter uns. Auch hier ist es unten am Meer felsig, das Meer brandet teils heftig dagegen. Die Berge um uns sind dagegen mit einer flachen hellgrünen Vegetation bedeckt, zwischendurch einzelne größere Kakteen. Flache Bergwellen wechseln mit tiefen Einschnitten. Wir fahren immer an der Seite der Berge entlang, auf einer schmalen Straße, an der sich in so mancher scharfer Kurve gerade mal zwei Wagen begegnen können. Zu meiner großen Freude ist die Straße aber durchgehend mit Leitplanke gegen Absturz gesichert.
An manchen Stellen fahren wir aber auch direkt am steilen Fels, unter uns dann das Meer. An zahlreichen Aufmauerungen sieht man hier, dass auch Teile der Straße schon mal abgerutscht waren. Zudem gibt es stellenweise Warnschilder vor Steinschlag, tatsächlich sehen wir am Straßenrand in einer Rinne vor dem Fels so manche gefallenen Steine liegen.
Aber der Blick über die Berge, in die Einschnitte dazwischen und hinunter zum Meer ist wirklich toll und dafür lohnt sich diese Fahrt. Allerdings nehmen wir dafür unzählige zum Teil enge Kurven in Kauf, dadurch lernt man ein Auto so richtig kennen. An wenigen Stellen gibt es Aussichtspunkte, die sich wegen des tollen Panoramas lohnen.
Auf diese Weise erobern wir uns den Weg bis zum Kilometer 13, wo das erste Dorf dieser Strecke liegt, El Risco, eine Ansammlung von ein paar Häusern. Direkt dahinter steht ein Schild, dass die Straße bis La Aldea de San Nicolás gesperrt ist. Das ist schade, aber wir vermuten, dass es an den heftigen Regelfällen der letzten 2 Tage liegt und sich dadurch Steine gelöst haben. Also heißt es für uns zurück, denn eine alternative Strecke gibt es hier nicht. Und dabei haben wir noch Glück, dass es jetzt nicht zu regnen angefangen hat, denn bei Regen ist die Durchfahrt durch diese Straße verboten und wir wären in El Risco gefangen.
Also fahren wir wieder zurück nach Agaete, zurück nach Las Palmas und nach einem kleinen Toiletten-Zwischenspiel im Terminal diesmal die GC-1 hinunter am Flughafen vorbei zu den Touristenhochburgen um Playa del Inglés. Hierbei fahren wir auf einer gut ausgebauten dreispurigen Autobahn immer in Küstennähe an der Ostküste entlang. Zwischendurch kommt ein heftiger Schauer herunter und sofort bilden sich schlammige Bäche am Rand der Autobahn. Die Umgebung hier ist immer mehr dem Massentourismus geschuldet und am Ziel finden wir billige Bettenburgen im Wechsel mit teuren Wohnanlagen und Hotels, die aussehen wie eine Nachbildung von Las Vegas. Leider haben wir nun nicht mehr die Zeit, uns einen richtig schönen Strand an den Dünen von Maspalomas zu suchen und so halten wir schließlich außerhalb der Bettenburgen an einem etwas steinigen Strand am Playa de Meloneras. Das reicht aber, um ein bisschen am Strand zu liegen und die Füße ins Wasser zu halten. Inzwischen scheint auch wieder die Sonne bei 21°C.
Zurück an Bord sind wir eingeladen zu einem Begrüßungs-3 Gänge-Menü im Buffalo Steak House. Das ist Teil des Suiten-Paketes und wir genießen ein unglaublich leckeres Steak mit Garnelen und Ofenkartoffel. So könnte das ruhig weitergehen. Zudem sehen wir unsere Frühstücks-Fee wieder, die heute im Service für uns zuständig ist. So ist es ein rundum schöner Abend. Mit einer Kostprobe Barbados-Rum zum Abschluss. Puh, noch mehr davon und wir singen bei der Rettungs-Übung schmutzige Lieder.
Danach bleibt uns aber nicht die Rettungsübung um 21:15 Uhr erspart. Ich mag es ja gar nicht sagen angesichts der Temperaturen in Deutschland, aber es ist schwül und wir schwitzen heftig unter unseren Westen. Zudem fehlen wieder einmal Kabinen, wodurch sich das Ganze in die Länge zieht. Und auf unserer Station muss natürlich wieder einmal ein Ehepaar mit der Crew darüber diskutieren, dass sie sofort auf ihre Kabine möchten und was das alles hier soll. Gott, können die nicht einfach mal alle diesen Pflichttermin hinter sich bringen ohne Diskussion?
Das Auslaufen um 22 Uhr ist besonders schön: Wir stehen ganz vorne auf dem Balkon, vor uns ist nur noch die Bugspitze, über uns die Brücke und haben so quasi einen Kapitänsblick. Eine mal ganz andere, schöne Perspektive, mit der wir aus dem Hafen gleiten.
Die nächste Etappe sind 535 Kilometer bis nach Funchal. Morgen ist aber erst einmal Seetag.
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