Mittelmeer 13 mit der AIDAblu, Mittelmeer 08.10.13
Am Seetag gibt es viel zu erzählen von den Restaurants und den Menschen darin. Daraus ergibt sich die Frage, ob Handtaschen Kind-Ersatz sein können. Und warum die Zeitung keine vernünftigen Ankündigungen mehr macht. Das wichtigste sind aber Balkon und Lesen.
Durch das westliche Mittelmeer
AIDAblu 2013
Bis 9 Uhr schlafen wir tief und fest. Um 10 Uhr gehen wir in das Bella Donna zum Frühstück. Da dieses das einzige der 3 Restaurants ist, in dem es bis 11 Uhr Frühstück gibt, ist es brechend voll. Erst beim 2. Durchlauf finden wir einen Platz, die Kellner kommen nicht mehr hinterher mit Kaffee verteilen und Buffet nachfüllen. Anstrengend, aber mit asiatischer Ruhe bekommen sie das in den Griff. Bereits 20 Minuten später beginnt es sich langsam zu leeren und Normalität kehrt ein. Auch für unseren Jüngsten. Da kann man ja jedes Mal wieder darüber reden, nicht den Teller bis zum Abwinken zu füllen, nein, auf jeder Fahrt beim 1. Essen erinnert sein Teller mehr an den schiefen Turm von Pisa (der ja auf unserer Fahrt noch vor uns liegt) als an ein kultiviertes Frühstück. Und jedes Mal müssen wir dann, wenn ihm übel genug ist, ein ernstes Gespräch darüber führen, wie mit Buffet umgegangen wird. Also: Business as usual…
Damit kann ich auch wieder meiner zweitliebsten Beschäftigung im Restaurant frönen (nach dem Essen, versteht sich): Dem Studieren der menschlichen Natur. Wieso, wenn es so brechend voll ist, muss dann die Handtasche neben einigen unserer Zeitgenossen einen eigenen Stuhl bekommen? War die besonders teuer und braucht eine würdige Präsentation (nicht dass sie so aussieht, aber was verstehe ich schon von Handtaschen)? Ist das sowas wie Kind-Ersatz (dass sie mit Resten gefüttert wird, konnten wir aber nicht beobachten)? Fragen über Fragen führen dazu, dass das Essen ebenfalls viel zu schnell verfliegt, bis einfach nichts mehr reinpasst.
Um 11 Uhr beginnt die Kids-Information. Inzwischen können wir sie mitsprechen, aber es ist immer nett zu sehen, wer unsere Kinder betreut. Ist ein nettes, junges Team. Die Kinder gehen dann auch wie immer fröhlich zum Kids-Club.
Durch diesen Termin schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig zur Vorstellung der Offiziere. Schade, das fanden wir sonst beim Abendprogramm im Theatrium immer sehr nett, aber so ist das mit dem Termin-Stress im Urlaub…
Bei der Kids-Information ist uns aufgefallen, dass wieder viele Kinder dabei sind. Komischer Weise war das während der Sommerferien im östlichen Mittelmeer deutlich weniger. Dafür waren dort wesentlich mehr junge Erwachsene – wir haben uns dort manchmal schon sehr alt gefühlt. Das ist hier ganz anders, obwohl in vielen Bundesländern Herbstferien sind, ist hier ein enormer Seniorenanteil.
Wie immer schenken wir uns das Mittag – unser Beitrag zur Prophylaxe der kompletten Verfettung der deutschen Bevölkerung. Stattdessen genießen wir es, auf dem Balkon zu sitzen, Krimis zu lesen oder diesen Text zu schreiben. Dafür ist die Temperatur heute mit 25°C bei nur leicht bewölktem Himmel optimal. Unsere Kabine befindet sich backbord (für alle Landratten: In Fahrtrichtung links). Da wir nach Osten fahren (auf dem Atlas nach rechts), bedeutet das, dass wir nach Norden schauen und da steht die Sonne bekanntlich nie. Ist aber trotzdem sehr angenehm von der Temperatur her und logischer Weise wird auf der Rückfahrt unsere Kabine dann nach Süden schauen und wir werden Sonne pur haben – wenn das Wetter mitspielt.
Unter uns liegt nicht nur ein spiegelglattes Meer, sondern auch kleine Vögel sausen ständig hin und her. Erst dachten wir, dass wir in Landnähe sein müssen, das kann aber nicht sein, wir müssen irgendwo mitten auf dem Mittelmeer sein. Dann entdecken wir, dass die sich irgendwo bei den Rettungsbooten versteckt halten müssen und nun vermutlich kleine Insekten jagen. Gut, nur zu.
Immer wieder zeigt sich, dass Einstein mit seiner Relativitätstheorie Recht hat. Zeit ist so relativ. Dieselbe Zeit, die beim Arbeiten zäh dahinfließt, rast uns beim Lesen hier geradezu unter den Füßen weg. Ehe wir uns versehen ist Zeit zum Kaffeetrinken. Natürlich nur Obst. Und ein gaaaaaannnnnzzzzz kleines Stückchen trockener Blechkuchen. Immerhin können wir mit stolzgeschwellter Brust verkünden, all die leckeren Torten schon das zweite Mal liegengelassen zu haben. Danach ist es wieder so schön auf dem Balkon, dass wir die Kunstauktion, der wir eigentlich lauschen wollten, glatt sausen lassen. Dafür sind wir dann die ersten beim Abendbrot. All die, die sich ein Mittag gegönnt haben, werden sicherlich später essen gehen und so genießen wir das Essen in einem spärlich gefüllten Marktrestaurant.
Das Abendprogramm im Theatrium ist wieder unsers. Diesmal sitzen wir direkt am Fuß der Bühne und können den Tänzern und Sängern in die Augen schauen. Das sieht immer alles so spielerisch leicht aus, aber so sieht man erst, wie anstrengend diese akrobatischen Tänze wirklich sind. Und immer lächeln dabei – das ist die Kunst und wieder eine hohe Leistung der Beteiligten.
Wir schauen uns an „Can You feel it“, Musik der Jackson Five. Wie immer sehr gut gemacht.
Aber hier kommt auch mal Kritik, liebe AIDA: Es gibt ja jeden Abend die „AIDA heute“, die Bordzeitung, die alle Angebote des Tages darstellt. Im Gegensatz zu den letzten Fahrten umfasst sie hier aber nur eine beidseits bedruckte DIN-A4-Seite. Das ist weniger als gewohnt. Dadurch fehlen nicht nur Bilder (die sonst die Vorstellung beflügeln und das Lesen übersichtlicher machen), sondern es werden Shows auch gar nicht erst vorgestellt. So kann sich unter der Show „Can You feel it“ niemand etwas vorstellen, zumal es auch bei der Show-Vorstellung im bordeigenen iTV keine Erwähnung findet. Ebenso hängt hier schon die „AIDA heute“ für morgen an der Tür, da finde ich als letzten Programmpunkt das Solo von Orsolya Kaloczi. Auch dazu leider keine Erläuterung. Wir wissen, dass jeder der Solisten auch ein Solo-Programm vorstellt und da wir sie schon einmal auf einer anderen Reise gehört haben, wissen wir, dass sich das Zuhören lohnt. Aber andere können so ohne weitere Info nicht entscheiden, ob sie sich zu der Zeit ins Theatrium setzen sollten. Und bitte im iTV auch wieder die Solisten vorstellen!
So, nachdem alles immer so gut organisiert ist, haben wir in typisch deutscher Manier endlich auch mal was zum Motzen gefunden. Derart davon und von der Ruhe des Tages beflügelt, schlafen wir früh ein. Morgen sind wir dann in Tunis.
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