Mittelmeer 13 mit der AIDAblu, Neapel 11.10.13
Auch wenn es langweilig wird: Kaum sind wir von Bord, kommt der Platzregen. Und politische Gedanken über Italien und die Krise. Aber es wird noch schön genug für einen Spaziergang vom Castel Nuovo zur Stadt.
Durch das westliche Mittelmeer
AIDAblu 2013
Es ist richtig schön, in einem fast leeren East-Restaurant zu frühstücken. Der Rest des Schiffs ist bereits auf Ausflügen und es ist herrlich ruhig. Die Kinder möchten wieder erst in den Kids-Club, und da das morgen definitiv nicht geht, da wir früh (richtig früh…) nach Rom aufbrechen, gönnen wir ihnen das. Deshalb Lesen, Ausruhen, auf die Kinder warten. Bei 24 °C, leicht bewölkt, lässt sich das auf dem Balkon wunderbar aushalten und wir sehen die Massen vom Schiff strömen, weil die alle bei uns am Balkon vorbei müssen.
Im letzten Jahr lagen wir weiter weg vom Hafenausgang und hatten einen super Blick auf den Vesuv. Da hatten wir es mit dem Wetter wirklich gut und so hatten wir einen herrlichen Tag in Pompeji verbracht. Heute ist der Vesuv im Nebel nur zu erahnen. Trotzdem wäre Pompeji sicher noch einmal ein Besuch wert, da wir letztes Mal eine Führung hatten, gerne einmal auf eigene Faust. Aber können wir den Taxifahrern trauen? Letztlich entscheiden wir uns dann für die Stadt Neapel.
Da wir diesmal direkt am Terminal am Hafenausgang liegen, ist das auch gar kein Problem. Das Castel Nuovo und die dahinter liegende Stadt sind gerade vor uns und in 5 Minuten zu Fuß erreichbar. Nachdem die Kinder sich ordentlich gestärkt haben, geht es dann auch um 13 Uhr zu Fuß los. Und…
Naja, ich fürchte, dass ich langsam unglaubwürdig werde, aber es ist wirklich wahr: Bis eben war es komplett trocken, aber in dem Moment, als wir die Gangway verlassen, fallen 2-3 Tropfen. Naja, das macht uns nichts, diesmal haben wir beide Schirme dabei. Wir gehen durch das Terminal, das sehr groß und mit einer Fülle von kleinen Geschäften bestückt ist, und als wir die riesige Treppe am Eingangsportal runtergeschritten sind und durch die Glastür treten, bricht ein gewaltiger Platzregen los. So gewaltig, dass wir unsere Schirme getrost vergessen können und schnellstmöglich in das Terminal zurückflüchten. In Massen strömen jetzt Touristen aus der Stadt zurück, erreichen uns aber nur komplett durchgenässt. Damit hat keiner gerechnet und es sieht nicht immer vorteilhaft aus, wenn man eine dünne weiße Stoffhose anhat, die nun bis auf den Schlüppi durchgeweicht ist…
Die Armen, die jetzt ungeschützt auf dem Vesuv oder in Pompeji sind. Jürgen, wenn du das liest: Wir haben alles richtig gemacht…
Deshalb schauen wir uns in Ruhe das Terminal an. Die Kinder wittern schon Morgenluft, dass wir nun doch nicht loskönnen und schnell zurück an Bord, aber Irrtum, wir werden das jetzt aus-stehen.
Auf der gegenüberliegenden Seite liegt die Liberty of the Seas. Auch die sieht von unserer Balkonkabine aus viel größer aus. Nun ist ja die AIDAblu schon eins von den 4 größten Schiffen der AIDA-Flotte. Wenn wir jetzt diese beiden Schiffe im direkten Vergleich von hinten sehen, bekommen wir doch leichte Minderwertigkeitskomplexe: Wie enorm viel breiter und höher die Liberty doch ist! Und wir empfinden die blu schon immer als riesig…
Nach all diesen Betrachtungen hört der Regen tatsächlich wieder auf. In der Ferne hängen tiefdunkle Wolken, aber über uns setzt sich wieder leichte Bewölkung im Wechsel mit strahlender Sonne durch. Nur die Luft ist nun feucht und schwer.
Zuerst gehen wir zum Castel Nuovo. Nachdem ein Wagen voller Teenies unserer Kleinen laut nachgepfiffen hat „belissima“ (ich brauche langsam ein Schrotgewehr), geht der Weg am Castel vorbei über eine langgezogene beplankte Behelfsbrücke, daneben ist eine riesige Tief-Baustelle. Auf diesen Planken haben sich unzählige Taschenverkäufer niedergelassen, so dass es eng wird, wenn sich Menschen entgegenkommen. Die Polizei geht auf den Straßen vor der Brücke lang, scheint aber diesen Weg zu meiden. Wie war das: Sind wir nicht in Europa? Da müssen doch alle Markenhersteller eine Wutbratze kriegen, wenn die italienische Regierung das alles so laufen lässt…
Wo wir grad bei Regierung sind: Die Banken hier haben überaus prächtige Gebäude (die Post auch), das war uns gestern in Palermo auch schon aufgefallen. Gab es da nicht sowas wie ne Euro-Krise, von der auch Italien besonders betroffen ist? Die Bankgebäude jedenfalls dürften so manchen Euro gekostet haben. Ups, ich werd politisch. Also weiter im Text:
Auf der Eingangsseite wirkt das Castel, wie aus ganz unterschiedlichen Stücken zusammengesetzt. Zwischen 3 grau-schwarzen Türmen steht eine sandsteinfarbene Mauer und ein marmornes Portal. Das Portal ist von oben bis unten reich verziert, sowohl an der Front, als auch im Durchgang. Dahinter sind zwei schwere Türen, die mit jeweils 3 großen Metallplatten bestückt sind, die ebenfalls mit detaillierten Kriegsszenen verziert sind. Einige davon sind aber leider erheblich beschädigt.
Wir wenden uns dann der Stadt zu, um einfach einen Eindruck von Neapel zu bekommen. Zwischen den Fassaden der Häuser stolpert man immer wieder über Brunnen, historische Stätten, kleine historische Kirchen. In den kleinen Gassen stehen in langen Reihen Motorroller und überall, wo man in eine Gasse schaut, kann man am Ende weitere schöne Fassaden sehen. Insgesamt sieht die Stadt sehr viel sauberer aus als gestern Palermo und es lohnt sich tatsächlich, einfach durch Neapel zu schlendern. Den Hauptteil der Altstadt hätten wir auch gern noch durchstreift, aber da wir morgen ja den ganzen Tag durch Rom rennen, müssen wir vorher die Füße noch abdampfen lassen. Und trocknen lassen. Denn nach dem Regen gab es noch so manche Pfütze auf den Wegen. Und was passiert wohl, wenn man den Kindern sagt: Komm, da springen wir rüber?: Natürlich landen sie mittendrin.
Zurück an Bord stärken wir uns mit einem Kaffee und sonst nur Obst. Blechkuchen? Wer kommt denn auf sowas: Dazu gibt es einen gaaaaannnnnzzzzzz kleinen Apfel-Zimt-Muffin (da der Blechkuchen heute Stachelbeeren enthält, und das ist so ziemlich das einzige, was ich aus dem heimischen Garten nicht mag – so, nun habe ich Google wieder eine wichtige Information geliefert, ich bin sicher, dass ich niemals mit Stachelbeer-Werbung beschossen werde…).
Danach gönnen wir uns mal wieder den Balkon. Unzählige Passagiere wandern mit neuen Taschen an uns vorbei. Erstaunen tut uns, dass wir ganz viele aus der Crew sehen, die 6er-Träger Wasser an Bord schleppen. Hm, ich hoffe, dass AIDA nicht so verarmt ist, dass die Mitarbeiter ihr Trinkwasser selber kaufen müssen, oder?
Um 17 Uhr ertönen im gesamten Hafen alle Schiffssirenen, um der vielen toten Flüchtlinge vor Lampedusa zu gedenken. Das ist ein sehr ergreifender und nachdenklicher Moment.
Nach einem ausgiebigen Abendessen verkündet der Kapitän um kurz vor 19 Uhr, dass wir in 10 Minuten auslaufen. Das schauen wir uns heute mal auf dem Pooldeck an der Reling an und tatsächlich geht es 25 Minuten später los. Es ist schon dunkel und wir haben einen schönen Blick über das Lichtermeer von Neapel.
Danach stellen sich Club-Direktor Hendrik van Dillen und Entertainment-Manager Alexander Schulz in der Kids-Offiziers-Fragestunde den Fragen der Kinder. Das machen sie ausgesprochen fröhlich und auch die zuschauenden Erwachsenen haben viel zu Lachen.
Unter dem Titel „In the Air Tonight“ präsentieren die Solisten noch Lieder von Phil Collins. Wieder großartig!
Da es ja nun morgen früh losgeht, sehen wir den abschließenden Krimi, den die beiden Schauspieler mit Hilfe von Kollegen auf der LED-Wand vorführen, nur vom Bett aus per Live-Übertragung. Das reicht dann aber auch, denn so richtig mitreißend ist der Krimi nicht.
Die nächste Etappe sind 304 Kilometer bis Civitavecchia.
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