Nordeuropa 1 mit der AIDAmar, Le Havre 07.04.15
Frankreich sehen wir eher von außen, die Sonne ist zu herrlich. Dafür können wir unsere Fitness mit den Akrobaten vergleichen und über Schlager staunen.
Zu den Metropolen Nordeuropas
AIDAmar 2015
Heute Nacht nähern wir uns wieder dem europäischen Festland und deshalb werden die Uhren wieder 1 Stunde vorgestellt, was schlicht bedeutet, dass die Nacht eine Stunde kürzer ist. Länger schlafen wäre eine Idee, geht aber auch nicht, denn Frühstück gibt es nur bis 10 Uhr.
Das merken andere auch, denn wir gehören um 9 Uhr zu den ersten, die beim Frühstück auftauchen und so ganz viele kommen heute nicht mehr dazu. Ein Vorteil davon ist, dass die Bedienung heute alles gut hinbekommt.
Die Situation ist heute ähnlich wie gestern: Interessant wäre Paris, aber 10 Stunden Ausflug, das meiste davon Busfahrt und das bei herrlichstem Sonnenschein, gleiche Entscheidung wie gestern, das wäre eine Zumutung und das muss nicht sein.
Außerdem haben wir ab dem späten Vormittag den ganzen Tag Sonne auf dem Balkon, wieso sollten wir das nicht ausnutzen, nur weil zufällig Frankreich vor uns liegt. Und so genießen wir das 3. Mal in Le Havre zu liegen und das 3. Mal die Stadt protrahiert zu ignorieren, um die im vergangenen Sommer rare Sonne zu genießen. Volle Sonne, Buch: Urlaub…
Natürlich wäre es langweilig, den ganzen Tag dasselbe zu tun, deshalb machen wir mittags mal etwas ganz anderes, stärken unsere Fitness, indem wir 5 Decks über die Treppen erklimmen – und legen uns mal an den Pool in die Sonne. Ja, so ein Ortswechsel weitet den Horizont ungemein. Nicht nur weil wir jetzt einen Blick über die Stadt haben, sondern vor allem, weil zumindest unser Kleiner in den Pool gehen kann. Wir Alten sind eben doch ganz anders als die Alten zu unserer Zeit, die sich morgens mit Eisblumen am Fenster in kalter Schüssel gewaschen haben und abends den zugefrorenen Teich aufgesägt haben, um dort dann mit Speer in der Hand hineinzuspringen, um Fische zum Abendbrot zu erlegen. Oder so ähnlich haben sie es erzählt…
Uns jedenfalls sind 12°C zu kalt zum Baden, und da an Deck der Wind auch deutlicher zu spüren ist, reicht bald auch keine Decke mehr. Also machen wir noch einmal eine solche Horizonterweiterung und begeben uns zurück auf den Balkon, windstill und pralle Sonne.
Der erfahrene Kreuzfahrer kennt aber auch die bitteren Konsequenzen eines solchen Verhaltens. Nein, ich meine nicht den Bauch, der bei leckerem Essen und mangelnder Aktivität immer dicker wird. Diesen Verdacht kann ich weit von mir weisen, ich erinnere noch einmal an die 5 Decks Treppensteigen von vorhin. Außerdem kann ich voller Stolz berichten, dass wir diesmal – wie immer – extra Sportzeug mitgenommen haben. Und ich kann noch einen Schritt weiter gehen: Die Vorsätze stimmen absolut! Weitere Ausführungen zu diesem Thema verbietet allerdings die ärztliche Schweigepflicht, deshalb zurück zu den Konsequenzen: Sonnenbrand. Zumindest eine deutliche Rötung in dem Bereich, wo manche von uns nicht sorgfältig genug gecremt haben…
Der Blick über die Stadt ist zwar wie behauptet horizonterweiternd, nicht aber attraktiv. Da Le Havre im 2. Weltkrieg böse zerstört wurde, musste das meiste neu aufgebaut werden, und der Architekt dieser neuen Stadt liebte offensichtlich Beton. Deshalb sehen wir vor uns gerade Linien Straße, die wie ein Schachbrett angelegt sind und rechteckige Flächen erzeugen (ja, ich weiß, dass ein Schachbrett nicht einfach Rechtecke hat, sondern Quadrate, aber zum besseren Verständnis stelle sich der geneigte Leser einfach ein rechteckiges Schachbrett vor), die mit lauter grauen Betonhäusern gefüllt sind. Weder grau noch Beton ist besonders attraktiv und so gefällt die Stadt von hier oben gar nicht.
Apropos „gefällt gar nicht“: Wir haben am 2. Abend das Clubtreffen wegen dringender Verpflichtungen verpasst (zu Hause habe ich immer berufliche Verpflichtungen als Ausrede, hier muss ich noch überlegen, was als Ausrede dafür geeignet ist, dass wir verfressen nicht zu spät zum Essen kommen wollten). Jedenfalls frage ich andere, ob wir was Wichtiges verpasst haben. Aber es soll wie immer gewesen sein und auch keinen größeren Aufstand wegen der neuen Clubstufen gegeben haben. Auf jeden Fall werden aber nicht wie gedacht einfach alle sinnlos zurückgestuft, diejenigen, mit denen ich spreche, haben schon die Nachricht bekommen, dass sie ab 01.10. Clubstufe Gold sind – und damit weiter das exklusive Frühstück bekommen. Wir dagegen müssen weiter damit rechnen, dass wir zwar für 1 Jahr weiter Grün erhalten können, aber eben kaum noch exklusive Vorrechte genießen dürfen. Ist das wichtig? Objektiv wahrscheinlich nicht, aber nette Vorzüge zu bekommen, drückt auch eine Wertschätzung gegenüber langjährigen treuen Kunden aus. Was drückt es nun gefühlt aus, wenn wir einfach mal durch neue Regeln zurückgestuft werden und Vorteile verlieren, obwohl wir mit 3-4 Fahrten pro Jahr mit je 2-3 Kabinen sicherlich den einen oder anderen Cent bei AIDA gelassen haben? Nein, für uns ist dies Thema noch nicht durch…
Wo wir vorhin so beiläufig über Fitness sprachen: Die 3 Akrobaten stehen uns da in nichts nach: Mit Ihnen beginnt das Abendprogramm „Varieté Secret Garden“ und es ist immer wieder beeindruckend, was die können! Ich glaube auch gerne, dass die sich bei jeder Show verausgaben, deshalb haben die nur 35 Minuten und die Show wird heute nicht noch einmal wiederholt. Willis Prime Time sehen wir heute das letzte Mal, denn er sucht sich seine Kandidaten nicht mehr nur auf Deck 9, sondern auch auf höheren Decks, so dass 50% der Zuseher mit starrem Blick auf ihre Schuhe schauen, um nicht ausgewählt zu werden. Ich mach das natürlich nicht, sondern schaue mit starrem Blick auf die Leinwand, als er hinter mir auftaucht. Atmen tue ich dann auch wieder, als er weg ist, ich schreib lieber meine Berichte aus sicherer Entfernung…
So gönnen wir uns dann lieber eine Runde „Skip-Bo“, bis als 2. Show „Schlagergranaten“ folgen. Es ist immer wieder spannend, wie englische, schottische und italienische Solisten deutsche Schlager schmettern und ukrainische Tänzer dazu performen. Was die sich dazu denken, würd ich gern mal wissen. Neuerdings sind auch Ballermann-Hits dabei. Ich weiß grad nicht, wie ich jetzt darauf komme, aber vielleicht weiß einer der geneigten Leser, welche Schlagersängerin vor ca. 30 Jahren sinngemäß sagte, dass Schlager Texte sind, die gesungen werden, weil sie zu blöd sind, um gesprochen zu werden?
Die nächste Etappe sind 361 Kilometer bis nach Zeebrügge.
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