Metropolen ab Hamburg 1 mit der AIDAprima, Le Havre 05.07.16
Diesmal schaffen wir es wirklich, durch Le Havre zu gehen. Diese Betonstadt verbirgt im Inneren viel mehr Wasser und Grün, als es von außen aussieht. Lange Schlangen am Buffet führen dazu, dass ich heute einmal das Konzept der alten und neuen Restaurants erläutere.
Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute
AIDAprima 2016
Heute Nacht werden die Borduhren wieder auf MESZ umgestellt. das macht sich schmerzlich an einer Stunde weniger Schlaf bemerkbar. Aber dann gehen wir halt später frühstücken, das Schiff sollte dann leer sein, weil alle Paris-Ausflügler früh rausmüssen. Aber nichts da, brechend voll. Offensichtlich fahren doch nicht so viele nach Paris. Halte ich auch für Unsinn, so viele Stunden im Bus zu sitzen. Ein Paris-Ausflug von Deutschland aus per Flug geht schneller.
Heute wollen wir es endlich mal schaffen, uns Le Havre anzuschauen. Jedes Mal in diesem Hafen überkommt uns die Sonnenbaden-Lust (die erste Sonne im April war 2012 ein Traum) oder die Lese-Lust oder die Stadt-Unlust oder wie zuletzt der Schock durch die Anschläge in Brüssel. Aber heute, bei unserem 6. Aufenthalt hier, wird alles anders und heute schauen wir uns die Stadt an.
Und der geneigte Leser wird es kaum glauben: Wir gehen tatsächlich gegen 14 Uhr los und bleiben sogar 3 Stunden in der Stadt. Das Wetter ist bei 18°C zunächst wolkig, dann immer sonniger und damit ideal.
In einigen Reiseberichten haben wir gelesen, dass es in die Stadt so weit sei, diese aber einen kostenlosen Shuttle anbieten würde. Das stimmt beides nicht (mehr?). Es gibt zwar einen Shuttle, der kostet aber 4,- € pro Person. Das kann man machen, wenn es nur darum geht, in die Stadt zu kommen, ist aber nicht nötig, soweit man gut zu Fuß ist. Der Weg in die Stadt ist zwar alles andere als schön, zunächst durch einen teils vermüllten und baufälligen Industriehafen, dann auf schmalen Fußwegen entlang. Der Weg ist aber sehr gut ausgezeichnet und dauert bei mäßigem Tempo rund 15 Minuten. Ist also viel kürzer als Southampton gestern.
Am Ende des Hafens ist ein Kreisel und damit beginnt direkt die Stadt und die Frage, wo es langgehen soll. Wir entscheiden uns, uns nach links zu wenden, direkt am Hafen entlang, die AIDAprima auf der anderen Seite des Hafenbeckens im Blick. Von hier geht nach einiger Zeit die Rue de Paris nach rechts ab. Dies soll eine Straße mit vielen vornehmen Geschäften sein, die stehen aber jetzt nicht so im Vordergrund. Eher viele kleine Läden. Schon der Weg hierher zeigt die typische Nachkriegs-Architektur von Le Havre: Überall kastiger Beton. An vielen Häusern sind die Bürgersteige mit Arkaden überbaut, die oben als breite Terrassen genutzt werden. Soweit ziemlich einzigartig, aber nicht zwingend schön. Je weiter es nun aber ins Zentrum geht, desto mehr fällt viel Grün im Stadtbild auf und das ist wirklich schön. Wir kommen an mehreren Beton-Plätzen mit reichem Baumbewuchs und kleinen Parks vorbei.
Zunächst erreichen wir aber die Kathedrale Notre Dame. Von außen hätte ich gesagt: Kleine Kirche, innen wirkt sie aber tatsächlich erstaunlich groß, mit mehreren Altären und einer Orgel, die von Kardinal Richelieu gestiftet wurde. Auch diese Kirche war wie fast ganz Le Havre weitgehend zerstört, wurde aber wieder originalgetreu aufgebaut.
Von hier kommen wir zu einem riesigen, strahlend weißen Komplex, der zunächst für uns aussieht wie ein kleines Atomkraftwerk, es soll aber eher Ähnlichkeit mit einem Vulkan haben mit mehreren Nebengebäuden und heißt mit Spitznamen auch so. Es beinhaltet vor allem ein Kulturzentrum. Nur ein Stück weiter ist der große Platz Place de l’Hôtel-de-Ville, sehr nett mit mehreren Springbrunnen und zwei Pärkchen gemacht. Dahinter dann wieder das kastige Beton-Rathaus.
An mehreren Stellen verweilen wir einfach eine Zeit und gehen dann in einem Rechtsbogen zurück, dabei kommen wir durch einen weiteren Park, über eine große weiße, hoch geschwungene Brücke, die wir vorher schon von weitem gesehen haben. Dahinter in einer Nebenstraße entdecken wir ein altes Friseurgeschäft, Salon des Navigateurs in der Rue du Petit Croissant, mit der Ausstellung alter Geräte, die eher wie mittelalterliche Folterinstrumente wirken, aber wohl tatsächlich im Friseurhandwerk eingesetzt wurden. Das ist ein richtiges Kleinod.
Dann wieder am Schiff angekommen sind wir tatsächlich erschöpft und hungrig, aber nun ist es zum Kaffee zu spät und zum Abendbrot zu früh, so dass wir noch etwas darben müssen. Dazu passt es dann aber, dass ich heute einmal die alten und neuen Restaurants auf dem Schiff vorstellen möchte.
Nahezu alle von den letzten 7 Schiffen bekannten Restaurants finden sich hier wieder, mit Ausnahme des Bella Vista. Dazu kommen noch eine Reihe neuer Restaurants mit anderem Konzept. Sie liegen fast alle hintereinander im hinteren Bereich der Decks 6 und 7, von der Plaza aus erreichbar. Es gibt dabei aber nur noch im Weite Welt Restaurant einen Außenbereich.
An den Bedien-Restaurants Buffalo Steak House und Rossini hat sich nicht viel geändert, lediglich das Buffalo hat nun einen Außenbereich. Sie liegen nebeneinander auf Deck 8, zusammen mit der Sushi-Bar und der Vinothek.
Auch an den bisherigen Buffet-Restaurants hat sich wenig geändert, außer dass sie teils größer sind und nur noch das Marktrestaurant völlig in sich abgeschlossen ist. Alle andern Restaurants sind nun offen an einem langen Gang, der sich vom Heck bis zur Plaza zieht. Teils trennen Kordeln den Restaurantbereich ab, aber auch davor am Gang stehen Tische eingedeckt. Einen Blick nach außen gibt es nur an den beiden hinteren Restaurants, ansonsten kann man nun nur noch über den Gang aus Fenstern zum Teil auf Rettungsboote schauen.
Neu ist, dass es in den Buffet-Restaurants nicht mehr täglich wechselnde Gerichte gibt. Damit ist es erforderlich, jeden Abend in ein anderes Restaurant zu gehen, möchte man nicht immer dasselbe essen. Das betrifft das Markt-Restaurant, das Bella Donna und das East-Restaurant. Lediglich im Weite Welt Restaurant gibt es täglich wechselnde, länderspezifische Themen-Abende.
Neu ist auch, dass man in den Buffet-Restaurants reservieren kann. Dass dies vorher online möglich ist, wird sogar ausdrücklich beworben. Wir hätten das aufgrund unserer großen Gruppe gerne gemacht, konnten das vor vielen Wochen online auch sehen, dann ist es aber seit mindestens 4 Wochen online nicht mehr möglich. Es wird zwar weiter beworben, eine Nachfrage bei AIDA ergab aber nur eine ausweichende Antwort. So ganz hätte ich mir aber auch nicht vorstellen können, dass 3500 Gäste vorher online reservieren und dann – wie gefordert – am ersten Tag von Restaurant zu Restaurant latschen, um die Reservierung zu bestätigen. Allerdings haben wir gerade an der Rezeption ein Schild gesehen, dass eine weitere Bestätigung nun nicht mehr erforderlich ist.
Bei allen anderen Restaurants ist Reservierung vorher online weiter möglich gewesen und nach unseren Beobachtungen auch erforderlich. Das betrifft besonders die ganz neuen Restaurants, die ein neues Konzept haben, das dem bisherigen Brauhaus gleicht: Während in den Buffet-Restaurants alles inklusive ist, einschließlich Tischwein und selbst gezapftes Bier, ist in den neuen Bedien-Restaurants das Essen inklusive, die Getränke müssen aber bezahlt werden. Neu ist das „French Kiss – Die Brasserie“, das „Ristorante Casa Nova“, weiterhin vorhanden das „Brauhaus“ mit Biergarten.
Neu ist auch das „Fuego Restaurant“ auf Deck 14, integriert in die Four Elements, in dem das Buffet deutlich kleiner ist, dafür ein eigenes Kinderbuffet geschaffen wurde. Zudem ist der bisherige California Grill hierin integriert mit auf Wunsch zubereiteten Burgern und frischer Pizza. Hier sind auch die Getränke inkludiert.
Neu sind auch an der Plaza die „Scharfe Ecke“ mit frischer Currywurst und „Tapas & Bar“. Hier ist eher Imbiss-Charakter mit Sitzmöglichkeit direkt im Trubel der Plaza, Getränke nicht im Preis inbegriffen. Insbesondere die Currywurst kommt gut an, weil bis 2 Uhr noch Nachtschwärmer den größten Hunger stillen können. Hier befindet sich auch der kostenpflichtige MAGNUM Pleasure Store, mit der Möglichkeit, sich den Bezug über dem Eis selbst zusammenstellen zu können.
Zusätzlich gibt es noch auf Deck 3 den „Pier 3 Market“, in dem es ebenfalls kleine Köstlichkeiten gibt, die alle mit Aufpreis. Und zu guter Letzt auf Deck 7 das Kochstudio, in dem mit den Köchen zusammen das Gericht kostenpflichtig erstellt wird. Natürlich gibt es zusätzlich noch zahllose Bars, dabei einige neue.
Sollten nun noch nicht alle Leser komplett verwirrt sein, kommt hier der Trost, dass es auch live auf dem Schiff dauert, hier einen Überblick zu gewinnen. Immerhin hilft meist schon der Name des Restaurants zu verstehen, in welche Richtung die Speisen hier gehen.
Bleibt aber nun noch unsere Bewertung: Es ist schade, dass aus den Restaurants kaum noch Seeblick möglich ist, gerade das war immer sehr schön beim Essen. Ebenso die eingeschränkten Außenbereiche. Auch haben wir den Eindruck, dass die Restaurantgrößen nicht völlig parallel zur größeren Passagierzahl gehen, so dass noch mehr Menschen sinnlos durch die Restaurants streifen auf der Suche nach freien Plätzen. Und wo die Restaurants größer sind, können die Buffets da nicht Schritt halten, die Schlangen davor sind eindeutig länger.
Auf der anderen Seite ist die Vielfalt der neuen Restaurants und diese unterschiedlichen Ambiente durchaus interessant und bereichert das Essen enorm. Wer das Bedien-Restaurant liebt, aber nicht gleich zum teureren Rossini greifen möchte, findet mit den neuen Restaurants einen preislichen Kompromiss, da nur die Getränke bezahlt werden müssen. Hier wurde das Brauhaus-Konzept konsequent fortgeführt. Und auch die Kinder-Orientierung im Fuego hilft Familien zu einem stressfreieren (wenn auch nicht gesünderen) Essen. Wodurch wiederum so mancher in den anderen Restaurants profitiert, der sich auf den alten Schiffen über zu viel Kinderlärm beschwert hat.
Es ist allerdings durchaus kompliziert zu verstehen, wann man wo was bezahlen muss und wo nun freie Platzwahl oder zugewiesene Plätze mit oder ohne Anmeldung möglich sind.
Zum Abendbrot gehen wir ins Weite Welt Restaurant, weil dort Themenabend Frankreich ist. Es ist dann auch wirklich lecker mit Entenbrust und Backcamembert. Aber es passiert uns genau das, was ich vorhin beschrieben habe: Wir bekommen zwar einen guten Platz, aber nur weil wir mit der ersten Welle hineinschwappen. Und dann sind an jedem Buffet unendliche Schlangen, so dass wir fast so lange anstehen wie wir essen. Das nervt schon etwas.
Den Abschluss bildet die Rock-Show „Addicted to Love“. Auch da haben wir heute Pech und bekommen nur noch Stehplätze. Insgesamt ist die Show wieder sehr gut und nah am Original der einzelnen Songs, aber die Aussteuerung der Mikrofone ist noch nicht optimal im Verhältnis zwischen Musik und Gesang. Gelegentlich fallen sie auch mal aus.
Die nächste Etappe sind 344 Kilometer bis Zeebrügge.
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