Gran Canaria bis Hamburg 3 mit der AIDAsol, Le Havre 17.04.17
Trüb passt gut zu dem grau-eintönigen Beton dieser Stadt. Trotzdem erwandern wir einen weiteren Teil von Le Havre mit und ohne Jacke, freuen uns über die breiten Fußwege unter Bäumen und über eine Brücke, die freiwillig aufgibt. Und sind dann doch überrascht, wie schön die Stadt in der Abendsonne aussieht.
Unsere Jubiläumsfahrt: Von Gran Canaria nach Hamburg
AIDAsol 2017
Wir lauern um die Ecke, aber alles klar, unser Platz ist frei! Als die Platzbesetzer dann um dieselbe Ecke rasen, erstarren wir kurz, aber sie gehen mit einem scheinbar freundlichen Gruß weiter, um zu zweit einen anderen Vierertisch zu vereinnahmen. Glück gehabt…
Heute Morgen liegen wir in Le Havre. Beim Anlegen haben uns die Seitenstrahlruder schon ordentlich durchgerüttelt. Zum ersten Mal auf dieser Reise ist von Sonne nichts zu sehen, es ist trüb über der Betonstadt. Dafür wirkt alles näher als die letzten Male, liegen wir anders als sonst im Hafen oder kommt es uns nur so vor, weil wir beim letzten Mal 8 Decks höher waren? Im Pool. Vor dem Beach Club. Bei 7°C Außentemperatur, aber piwarmen Wasser. Das war bei unserer letzten, unerwarteten Reise am 3.1. auf der AIDAprima. Schöne Erinnerung und viel wärmer wirken die trüben 11°C draußen heute auch nicht.
Vor dem Spaziergang durch die Stadt liegt erst noch die Pflicht, der Waschsalon. Da das ganze Schiff in Paris sein sollte, ist das auch kein Problem. Denken wir, denn mit Mühe bekommen wir noch die letzte Waschmaschine.
Zu Fuß in die Stadt
So langsam lernen wir Le Havre kennen. Beim letzten Mal sind wir zum Zentrum gegangen, heute gehen wir am Hafen entlang zum Strand. Dazu müssen wir erst einmal aus dem Hafen herauskommen. Das ist zu Fuß möglich, gemächlich dauert das etwa 20 Minuten, oder per Shuttle für 4,- € pro Person. Wir entscheiden uns für die Füße, schließlich war ja das Ziel, die Kinder auszubewegen.
Um 12:15 Uhr brechen wir auf. Die AIDAsol liegt an einem Kai genau gegenüber der Stadt, genau wie immer, deshalb müssen wir erst einmal den Kai entlang und dann Richtung Stadt abbiegen und dann auf der anderen Seite des Hafenbeckens entlang der Stadt wieder zurück. Dabei machen wir zunächst ein Päuschen am alten Hafenbecken, an eine Stelle, an der der Maler Camille Pissarro Anfang des 20. Jahrhunderts seine Staffelei aufgebaut hat, um den alten Hafen zu malen.
Steinstrand und Beton
Von hier geht es immer entlang zwischen Hafen und den rechteckigen Betonbauten, die nach der Zerstörung durch den Krieg hochgezogen wurden. Wir kommen am Musée d’art moderne André Malraux vorbei, gehen an der Marina entlang und gelangen schließlich zum Strand.
Dieser Strand ist ein Steinstrand, auf den großen Kieseln kann man gar nicht so gut entlang gehen, aber ein Holzweg führt zum Wasser herunter. Vor dem Strand sind noch Spielplätze, eine Kartbahn, ein großes Skater-Areal, Karussells und anderes aufgebaut.
Von hier aus gehen wir über die breite Avenue Foch wieder Richtung Stadt, biegen dann aber wieder Richtung Hafen ab, vorbei an der St. Josephs-Kirche. Auch diese ist ein imposanter Betonklotz mit einem 92 Meter hohen achteckigen Kirchturm, der das Stadtbild deutlich prägt und immer schon vom Hafen aus zu sehen ist.
Der Weg hier geht unter Bäumen entlang, die aber gerade erst auszuschlagen beginnen. Insgesamt sind die größeren Straßen sehr großzügig angelegt, es gibt viel Platz zum Flanieren. Bis hierhin ist das Besondere, dass wir zum ersten Mal auf dieser Fahrt dicke Winterjacken tragen. Nun bricht aber immer Mal die Sonne durch und dann wird es zu warm für Jacken. Am Hafen entlang geht es dann denselben Weg zurück zum Schiff, dann aber wieder mit Jacke.
Offene Drehbrücke
Kurz vor dem Schiff müssen wir dann eine Brücke überqueren. Was wir gern tun würden, diese ist aber grad geöffnet und lässt ein Segelschiff hindurch. Die Situation kennen wir ja schon aus Zeebrügge, nur dass wir jetzt deutlich mehr Zeit bis zum Ablegen haben und so nicht befürchten müssen, in Zeitnot zu kommen. Und dass dies keine Klapp- sondern eine Drehbrücke ist. Und da wir genug Zeit haben, denkt sich die Brücke, dass es damit eh nicht funktioniert, unser Adrenalin in die Höhe zu treiben, und geht deshalb freiwillig nach ein paar Minuten wieder zu und der Weg auf. So einfach kann das sein, die Belgier sollten sich hieran ein Beispiel nehmen…
Wir kommen gerade rechtzeitig um 14:30 Uhr an Bord, um wieder einen Familienfilm im Theatrium zu sehen, diesmal „Findet Dorie“. Dieser ist auch wieder gut gemacht, erinnert aber doch sehr an „Findet Nemo“. Unterschied ist vor allem, dass wir die letzte Viertelstunde als Stummfilm sehen müssen, da es irgendein Tonproblem gibt, dass die Techniker nicht in Griff kriegen. Wehe es sagt jetzt irgendjemand, wir wären damit doch an unsere Jugend erinnert worden, so alt sind wir dann doch nicht. Als wir jung waren wurden Stummfilme schon als Reliquien einer vergangenen Zeit gezeigt…
Ein Milchshake, eine Runde „DOG“ und etwas Verschnaufen ist auch noch drin, dann beginnt schon wieder das Abendprogramm mit dem Abendbrot. Im Anschluss wieder der Magier Cody Stone mit seinem 2. Programm. Dies ist auch nicht schlecht, hat aber einige Längen, das 1. Programm war definitiv unterhaltsamer.
Wunderschönes Auslaufen
In der Zwischenzeit bricht dann die Sonne richtig durch und es wird ein schöner sonniger Abend. Das ermöglicht etwas, was wir bei den zahlreichen Besuchen in Le Havre noch nie gemacht haben: Auslaufen bei schönstem Wetter. Zumeist sind wir erst im Dunkeln ausgelaufen oder wir hatten wichtige andere Dinge zu tun. Jedenfalls hat es bisher noch nie geklappt und das wird heute anders. Und das lohnt sich total.
Um 20 Uhr geht es los mit dem üblichen Typhon und der Auslaufmelodie. Wir sitzen in Jacke auf unserem Balkon und haben einen schönen Blick auf Le Havre. Und fahren erst einmal vorbei an der Strecke, die wir vorhin zu Fuß zurückgelegt haben: Entlang der Stadt bis zum Museum, dann hinaus aus der Schutzmole, die uns auch mit einem Typhon verabschiedet. Dann sehen wir entlang der Marina bis zum Strand. Und sehen nun auch, dass sich der Strand ganz an der Stadt entlangzieht und schließlich in eine Steilküste übergeht. Die Häuser der Stadt gehen ebenfalls soweit es geht in die Steilküste hinein. Diese ist gestreift rot-beige-grün, während sie weiter hinten in weiß übergeht.
Besonders schön ist aber der Blick zurück auf die Stadt-Silhouette, der Plan, der dem Neuaufbau zugrunde liegt und der graue Beton kommen aus der Ferne richtig zur Geltung und so hart-hässlich-eintönig Beton eigentlich ist, so schön wird das nun angestrahlt von der untergehenden Sonne!
Die nächste Etappe sind 280 Kilometer bis nach Dover.
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