Kurzreise ab Hamburg mit der AIDAsol, IJmuiden 28.04.18

Sprachliche Gender-Probleme mit das Kapitän verwirren mich schon am frühen Morgen. Aber nichts bringt uns aus der Ruhe eines Bordtags: Weder Batteriesäure an den Fingern, noch kalter Regen, der uns den Strand vermiest. Schon gar nicht Budget-Einsparungen bei den Künstlern, denn das sind wir im Gesundheitswesen gewohnt.

IJmuiden 18.04.28 - Kurz in die Nordsee AIDAsol

Kurz in die Nordsee mit grottigem Wetter und toller Stimmung
AIDAsol 2018

Der Morgen beginnt natürlich mit dem ausgiebigen Frühstück. Und wenn der geneigte Leser sich nun einen riesigen Berg an Eiern, Fleisch, Speck und Brötchen vorstellt (und natürlich Lachs und Meerrettich), dann ist diese Vorstellung noch zu klein. Schließlich sind wir hier zu Sechst und das Frühstück muss für den ganzen Tag reichen. Mit Sicherheitsreserve, für schlechte Zeiten.
Und es ist alles sehr lecker und wir werden zügig versorgt. Lediglich als das Buffalo Steak House gegen Ende voll wird, kommen die Mitarbeiter etwas ins Schleudern. Oder etwas mehr.

Gegen 12 Uhr erreichen wir IJmuiden. Das Anlegen bis etwa 13 Uhr ist sehr viel einfacher als das Aussprechen. Denn jeder spricht es anders aus, egal ob Kapitän, Entertainment-Manager oder Passagier. Richtig ist wohl so etwa „Ejmouden“, wie eine Internet-Recherche zeigt. Ich bin ganz erfreut über diese Klarstellung, der besten Ehefrau von allen ist es ziemlich egal, allen andern auch, hoffe ich noch auf das Interesse des geneigten Lesers.

IJmuiden 18.04.28 - Kurz in die Nordsee AIDAsol

Die erste Frau Kapitän

Auch an anderer Stelle gibt es Aussprache-Uneinigkeit. Es ist ja vor kurzem durch die Presse gegangen, dass bei AIDA nun der erste weibliche Kapitän arbeitet. Sie ist im Augenblick Kapitänin auf der AIDAsol und heißt Nicole Langosch. Das sollte nun weniger erstaunlich sein, irgendwie ist es ja auch ziemlich egal, ob Mann oder Frau am Steuer sitzt, es wird auch keiner sich erstaunt darüber äußern, wie perfekt das rückwärts einparken heute Morgen ist. Erstaunlich ist allenfalls, wie lange es von „eine Frau an Bord bringt Unglück“ bis zur Kapitänin gedauert hat.
Stattdessen diskutieren wir darüber, was denn nun richtig ist: Kapitän oder Kapitänin. Offensichtlich hat dazu AIDA noch kein internes Memo verfasst, oder es hat noch nicht jeder gelesen, denn in den Borddurchsagen verwenden das alle querbeet durcheinander, einschließlich der Frau Kapitän.
Und darauf einigen wir uns zumindest schon mal: Falsch ist „Kapitänin“, auch wenn mit Sicherheit nicht jeder Oberkorrekt-Sprach-Gender-Wächter dem zustimmen wird. Wir meinen „Kapitän“ ist eine geschlechtsneutrale Berufsbezeichnung die Wahlweise mit „Herr“ oder „Frau“ Kapitän verwendet werden kann. Nach zwangsweiser Einführung des dritten Geschlechts in Deutschland durch die Politik weiß ich aber keinen Rat, was zu Herr oder Frau noch dazukäme, ich warte mal, wie die Presse berichtet, wenn das erste Kapitän in Deutschland eingestellt wird, wo weder Mann oder Frau ist. Jetzt bin ich völlig verwirrt.

Wo wir grad bei Durchsagen sind: Extra für die Vielfahrer wird durchgesagt, dass sich die Treffpunkte für Ausflüge geändert haben. Hat man sich bisher irgendwo in Bar oder Theatrium getroffen, um dort eine Anwesenheitskontrolle durchzuführen und im Anschluss als Riesenherde gemeinsam zum Ausgang zu streben, ist es nun so, dass der Treffpunkt direkt an den Bussen ist. Besser, denken wir.

Regenschauer gegen Spaziergang

Wir machen aber keinen geführten Ausflug, sondern wir wollen zum Strand, der nicht weit vom Schiff entfernt ist. Vorbei an ein paar Restaurants und der Marina erstreckt er sich weit und lang am Meer. Wir haben den Strand von einem unserer letzten Aufenthalte hier in guter Erinnerung. Ein bisschen besorgt sehen wir aber in den Himmel, es sieht dunkel aus.
Nach der Frühstücks-Verdauungs-Pause mache ich meinen üblichen Foto-Rundgang über Deck, und natürlich fängt es dabei an zu regnen. Trotzdem schaffe ich es noch, auf den Strand gegenüber mit den Strandseglern zu schauen, auf das qualmende Stahlwerk daneben, dann über die kleine Festungsinsel zu den Schleusen, die zum Nordseekanal nach Amsterdam führen. Weiter über den Hafen, bis zu Dünen mit Bunkern, hinter denen unser Strand liegt.

Tja, aber der heftige Regenschauer durchkreuzt unsere Pläne. Irgendwie bin ich plötzlich ganz alleine damit, die wunderschöne Erinnerung an Dänemark mit Strandbesuchen bei horizontalem Regen zu verklären. Regen mit windigen 13°C scheint einfach nicht viele zu locken. Und es hilft mir nicht, Erinnerungen zu beschwören, darauf hinzuweisen, dass es nur Schauer sind und den Strand in den leuchtendsten Farben zu schildern, wenn draußen alles dunkelgrau ist. Wobei ich in allem Recht habe, später ist tatsächlich alles trocken, blöder Weise will das Schiff dann bald ablegen.

IJmuiden 18.04.28 - Kurz in die Nordsee AIDAsol

Also füge ich mich in das unvermeidliche, wobei zugegeben ein Tag an Bord auch nicht schlimm ist. Dieser zumindest nicht, denn zunächst gibt es einen schönen Kaffee im Café Mare. Hier gibt es ja seit einiger Zeit die Neuerung, dass nun Starbucks Kaffee ausgeschenkt wird, leider ist damit unser bisheriger Milchkaffee verschwunden, es gibt nur noch Milch-Kombinationen mit Espresso. Geht auch.

Batteriesäure

Ein wichtiger Weg führt uns zwischendurch noch zur Rezeption. Die Fernbedienung des Fernsehers ist nämlich defekt und funktioniert nur, wenn man direkt vorm Fernseher steht. Nicht ganz Sinn der Sache. Zum Glück gibt es ja als Ergänzung eine Tastatur, mit der der Fernseher ebenfalls benutzt werden kann. Mit der konnte ich gestern Abend auch problemlos arbeiten, heute Mittag ist sie aber seltsam feucht. Eine kurze Recherche ergibt, dass die Feuchtigkeit aus dem Batteriefach läuft und aus einer korrodierten Batterie stammt. Klasse, nun habe ich die ganze Batteriesäure an den Fingern, zum Glück sind die Wasserleitungen gut gefüllt und damit das Problem zu beheben.
Während ich nun an der Rezeption für eine kaputte Fernbedienung nur ein müdes Lächeln ernte, kann ich mit ausgelaufener Batteriesäure sichtlich beeindrucken. Nachdem ich aber versichert habe, dass ich diese nicht über den Teppich gegossen habe, wird mir ein Techniker versprochen, der sich darum kümmert. Ich schiebe es der Jugend der Rezeptionistin zu, dass sie mir erklärt, dass ich die kaputte Fernbedienung natürlich selbst zur Rezeption bringen muss, statt daran zu denken, dass das der Techniker gleich mitmachen kann. Was er dann abends auch problemlos macht.

Falsche Schallplatte

Dann geht es zum Spielen in der AIDA Bar. Eine Runde „Skull King“ erweist sich schon als lange Herausforderung, bei der aber nur einer Germanys Next Topmodel werden kann. Moment, jetzt habe ich den Text verwechselt, ich hatte versehentlich die Heidi-Klum-Schallplatte eingelegt, bei der stundenlang nur dieser Satz wiederholt wird und damit eine ganze Sendung gestaltet werden kann. Richtig ist natürlich: Es kann nur einer so einen harten Karten-Kampf gewinnen und das ist natürlich der Autor dieser Zeilen. Tut das gut, das mal schreiben zu können, nachdem ich sonst an dieser Stelle immer mühsam erkläre, dass wir so gute Eltern / Freunde / Gastgeber sind, dass wir allen anderen zuliebe verlieren…
Und gerade jetzt beim Schreiben kommt mir ein schlimmer Verdacht: Haben mich alle gewinnen lassen als Trost für die Verzweiflung aufgrund des entgangenen Strands? Das kann nicht sein, nicht bei meiner brillanten Spielweise. Oder?…

IJmuiden 18.04.28 - Kurz in die Nordsee AIDAsol

Budget-Kürzungen

Aber doch erstaunlich, wie schnell so ein Tag um ist. Schon ist es 18 Uhr und wir stehen als erste im Marktrestaurant, in dem heute das Thema „Italien“ ist. Da hätten wir uns aber nicht so beeilen müssen, offensichtlich sind alle anderen noch in Amsterdam und es ist erfreulich leer an allen Buffets, so dass wir sehr ruhig und noch ausgiebiger essen können.
Um 19:30 Uhr werden wir dann freundlich herausgefegt, damit das Restaurant für die nächste Essenzeit vorbereitet werden kann. Zu diesem Zeitpunkt stehen schon Menschen vor der Tür an. Das ist dann doch verrückt, eine halbe Stunde in der Schlange zu stehen. Wir dagegen gehen weiter ins East-Restaurant, um die letzten versteckten Ecken im Magen auch noch zu füllen. Dabei verfolgen wir auch das Auslaufen, natürlich in den strahlenden Sonnenuntergang.

Anschließend schleppen wir uns ins Theatrium, um die AIDA Stars zu sehen. Diese Show sehen wir immer gerne, denn hier werden die Solisten vorgestellt. Und auch hier gibt es eine sehr schöne Änderung, denn dieses Mal sind alle dabei, auch die Tänzer und Artisten. Wie bisher werden alle in einem kurzen Filmeinspieler vorgestellt und präsentieren anschließend einen Song live. Beziehungsweise jetzt neu einen Tanz oder Akrobatik. Das gefällt uns wirklich gut!
Allerdings gibt es auch hier Budget-Kürzungen. Das sind wir im Gesundheitswesen ja reichlich gewohnt, insofern erstaunlich, dass wir das überhaupt noch merken, aber tatsächlich zählen wir genau 4 Solisten (statt 6), 6 Tänzer (statt 8) und 3 Akrobaten (wie immer).
Der Grund ist uns nicht bekannt, also nehmen wir einmal an, dass man auf den Kurztouren daran sparen kann oder irgendwo anders erkrankte Künstler ersetzen kann, denn es wird auf der Kurztour keine der großen Shows gezeigt, für die alle Künstler zwingend anwesend sein müssen.

Verwöhnt von dem schönen Bordtag, dem guten Essen und der Show fallen wir dann ins Bett.

Die nächste Etappe sind 294 Kilometer bis Dover.

IJmuiden

Der Lohn des Schreibens ist das Lesen. Das Kommentieren. Besonders das Teilen auf Blogs und Netzwerken!
5/5 - (1 vote)
10 nackte Friseusen zum 25. mit Mumienkäfern
Luxus und menschliche Dramen im Frühstücks-Restaurant