Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Neapel 12.07.18
Spontan entscheiden wir uns, unsere vergangenen Besuche in Pompeji und Herculaneum mit dem Besuch des Archäologischen Museums abzurunden. Eine brillante Idee, denn genauso gefällt uns das. Nun wird der Alltag in den Ruinen, die wir gesehen haben, richtig lebendig. Im Gegensatz zu der Zicke davor.
Strände, Städte und Sonne im Mittelmeer
AIDAstella 2018
Beim Frühstück ist kaum etwas los, wir bekommen problemlos unseren Tisch. Das Steak hat gestern Hoffnung gemacht, weil es glatt zwei Stückchen gab, was einer Verdoppelung entspricht. Heute ist zwischen den Pilzen wieder ein einzelnes kleines Stück. Die Kochzeit der Eier ist zum Glück nicht verdoppelt, nach einem anfänglichen Hänger bestelle ich jetzt immer gleich die Kochzeit der Eier mit und das klappt tatsächlich fast immer. Wir sind heute also bei einem Weichei-Index von 2,5/4. Der Lachs ist klasse, Meerrettich ausreichend scharf, die an Bord selbst gemachte Erdbeer-Marmelade lecker. Es stimmt also eigentlich alles.
Unsere übliche Frühstücks-Verdauungs-Pause auf dem Balkon muss leider entfallen, weil die Steuerbord-Seite heute abgespritzt wird und die Balkone gereinigt werden. Also tut es bis zum Aufbruch auch die Kabine.
Zu Fuß durch Neapel
Wir haben kurz geschwankt, ob wir noch einmal nach Pompei fahren sollten. Das lohnt sich absolut noch mal, aber dann bringt uns die AIDA „Hafeninfo“ auf eine ganz andere Idee. Der geneigte Leser hat es vielleicht schon gemerkt, wir sind nicht so sehr diejenigen, die in jedem Hafen das lokale Museum suchen. Aber heute wird das anders. Wir haben in vergangenen Besuchen schon eine geführte Tour durch Pompeji und einen Ausflug auf eigene Faust nach Herculaneum gemacht. Beide Mal waren wir beeindruckt von den gut erhaltenen Ruinen dieser alten Städte. Heute nun machen wir dies rund: Alle Kostbarkeiten und empfindlichen Kunstwerke, die man bei den Ausgrabungen in beiden Städten gefunden hat, wurden in das Archäologische Museum nach Neapel gebracht. Und ich nehme gleich vorweg: Das ist die beste Entscheidung des Tages, dass wir uns diese Kleinode nun ansehen. Ich würde sogar so weit gehen als Tipp weiterzugeben: Für jeden, der die Ausgrabungen besucht hat, ist das Museum ein Muss. Denn es ist absolut faszinierend, durch die Straßen und Häuser der Ausgrabungen zu gehen, auch dort finden wir noch Mosaike und Fresken, aber so richtig zu leben fangen die Städte erst dadurch an, dass wir hier im Museum die Kunst und Alltagsgegenstände der Bewohner sehen.
Also machen wir uns um 13 Uhr auf den Weg Richtung Archäologisches Museum. Ein bisschen skeptisch sind wir noch, denn zum einen gibt die Homepage des Museums nichts her, die Umschaltung von italienisch auf englisch funktioniert nicht, zum anderen finden wir in schnell recherchierten Reiseberichten zwar Begeisterung über das Museum, aber auch den Hinweis auf lange Schlangen davor. Trotzdem wollen wir uns ein eigenes Bild machen, und wenn wir nicht reinkommen, dann haben wir zumindest nochmal einiges von der Stadt gesehen. Die Entfernung in Google Maps ist in Ordnung, dort werden gut 30 Minuten Fußweg für 2,3 Kilometer angegeben.
Ein bisschen verhaspeln wir uns auf dem Weg, besonders weil die Dauerbaustelle vor dem Terminal immer noch nicht viel weiter fortgeschritten aussieht als vor 2 und 3 Jahren. Darum müssen wir herum, vorbei am Castel Nuovo und dann irgendwie schräg an der Altstadt vorbei. Der Weg ist trocken und heiß. Bei 27°C und brennender Sonne versuchen wir möglichst viel im Schatten der Häuser zu gehen. Dabei geht es bald etwas bergauf, so dass wir letztlich fast 1 Stunde brauchen.
Die Stadt selber gefällt uns nicht, wie die letzten Male auch. Die Fassaden der Häuser sind eher schmutzig, immer wieder kommen wir an schlimm stinkenden Abfallbehältern vorbei. Der Verkehr ist laut, die Hupe ist wichtiger als die Bremse. Rote Ampeln werden besonders von den zahlreichen Mopeds vehement ignoriert und das Überqueren von Zebrastreifen kann ganz schön gefährlich sein. Falls man überhaupt darauf kommt, denn oft ist der Zugang durch Autos verstellt.
Schön allerdings die kleinen Gassen, durch die man auf umliegende Berge oder das Meer schauen kann.
Die Hürde der Werber
Am Museum angekommen steht davor tatsächlich eine große Traube Menschen, es stellt sich aber heraus, dass das nur eine Gruppe ist, die sich davor sammelt. Am Ticketschalter sind wir die einzigen.
Der Weg dorthin ist allerdings sehr unschön, denn wir werden im Eingangsbereich von einer Dame abgefangen, die uns eine Führung durch das Museum anbietet. Für nur 60,- € 1 Stunde und wir verpassen nichts Wichtiges. Solche Angebote kennen wir auch schon von anderen Orten, etwa aus Herculaneum oder vom Kolosseum. Was wir nicht kennen, ist erst die Penetranz, mit der sie sich nicht abwimmeln lässt, schließlich hat sie extra für uns Deutsch gelernt und auch noch Kunstgeschichte studiert und wir würden da wochenlang rumlaufen und das Wichtigste übersehen. Und dann die Unverschämtheit, mit der sie uns bedenkt, als sie merkt, dass wir wirklich so ignorant sind, auf ihre Hilfe zu verzichten. Das ärgert mich nun wirklich noch die ganzen nächsten Stunden.
Den Ticketschalter im Nebenraum finden wir dann auch ohne ihre Hilfe („wenn Sie meine Führung nicht wollen, können Sie nicht erwarten, dass ich Ihnen verrate, wo es Tickets gibt“). Die Verkäuferin spricht nur italienisch, ist aber nett. So herum ist es mir dann doch lieber, denn irgendwie verstehen wir dann doch, dass sie das Alter der Kinder wissen will und dass Kinder hier umsonst sind. Das haben wir auch schon woanders in Italien erlebt und finden das gut. So zahlen wir letztlich 24,- € Eintritt. Im Internet wollten Ticketshops 16,- € pro Person haben, so fühlen wir uns gut bedient.
Taschen dürfen nicht mitgenommen werden, es gibt kostenfreie Schließfächer. Eine sehr nette junge Dame schießt gleich auf uns zu, um uns ein Fach aufzuschließen. Die Schlüssel sind in Verwahrung und werden uns nach Tascheneinschluss mitgegeben.
Große Fresken und kleine Kunst
Auf den ersten Blick wirkt das Museum sehr verwirrend mit den zahlreichen Seitentrakten und Nebenräumen. Aber im Gegensatz zur Ankündigung der Zicke am Eingang schaffen wir es nach einiger Zeit problemlos uns zu orientieren. Lediglich um den 1. Stock mit den Mosaiken zu finden, brauchen wir einige Zeit.
Das Museum ist sehr großzügig gebaut, mit hohen, freundlichen Räumen. Viele Fenster stehen offen, was bei diesem Wetter angenehm ist. Die Hinweisschilder zu den einzelnen Abteilungen könnten noch etwas besser sein. Fotografieren ist überall erlaubt, aber nur ohne Blitz. Die Besucher verteilen sich sehr schön über das Museum, so dass es angenehm ruhig ist.
Das Erdgeschoss ist für uns weniger interessant. Beeindruckende Statuen wechseln mit große Sarkophagen und Star-Wars-Szenerien. Hier hat der geneigte Leser richtig gelesen: An dieser Stelle wird der Bezug zwischen Helden des Altertums und Star-Wars-Helden hergestellt. So sind nun auch unsere Kinder voll dabei. Die Ausstellungsstücke hier in den Hallen und in den Gärten dazwischen stammen dabei auch aus Pompeji und Herculaneum, aber auch aus anderen Ausgrabungen.
Richtig interessant ist für uns der 2. Stock. Hier finden wir ein riesiges Modell von Pompeji. Und dann das, was uns den Alltag dort lebendig macht: Kleine Bronzestatuen, Türklopfer, Fontänenmünder, Trinkgefäße, Vasen, Schmuck, Kunsthandwerkerwerkzeug, haushohe Fresken, Statuen. Und dermaßen gut erhalten bzw. restauriert, dass wir sehr beeindruckt sind. Hier könnten wir noch viel mehr Zeit verbringen, aber bei einigen machen sich so langsam die Beine bemerkbar.
Die Abteilung mit modernerer Kunst lassen wir links liegen, ebenso den Keller mit der ägyptischen Ausstellung. Die Kinder allerdings schauen sich das noch einmal an, denn dort gibt es wieder den Star-Wars-Bezug.
Am Schluss finden wir dann doch den kleinen Eingang zum 1. Stock. Hierauf habe ich mich besonders gefreut: Kleine gerahmte Mosaike wechseln ab mit haushohen Mosaiken aus winzigen Steinchen. Dazwischen Säulen mit Mosaiken und wieder hohe Fresken. Wirklich beeindruckend. Den hinteren Bereich schaffen die Kinder nicht mehr, das ist auch gut so, denn hier ist hinter einer Gittertür der private Bereich, sagen wir es so: Die Einwohner hatten eine rege sexuelle Fantasie und keine Scheu, das in Bildern und Plastiken darzustellen. Was Pan so mit einer Ziege anstellt, würde heute sofort zensiert. Dies Ausstellungsstück hat unsere Kleine vorhin schon in einer anderen Abteilung gesehen und muss es jetzt detailliert ihrem kleinen Bruder schildern.
Toiletten sind auch kostenfrei, kleine Snacks am Automaten zu fairen Preisen und damit bewaffnet machen wir uns dann auf den Rückweg. Diesmal durch die Einkaufsstraße Via Toledo, was uns deutlich besser gefällt als der Hinterhofcharme des Hinwegs. Zum Einkaufen sind die Füße aber zu lahm und wir gehen direkt zum Schiff. Auf dem Holzsteg neben dem Castel waren auf dem Hinweg wieder lauter Taschenverkäufer mit gefälschter Markenware. In der „AIDA heute“ wurde wieder davor gewarnt, dass Italien den Erwerb gefälschter Markenware unter Strafe gestellt hat. Und wieder habe ich mich gefragt, warum den Behörden so sehr der Wille fehlt, das Problem in den Griff zu bekommen. Jetzt auf dem Rückweg ist alles anders: Oben am Holzsteg ein Polizist, unten am Ende auch einer, dazwischen kein einziger Taschenverkäufer. Die sitzen alle 30 Meter weiter in Sichtweise an der Mauer des Castels mit ihren riesigen Säcken und warten ein bisschen. Was für eine unglaubliche Farce.
Spielen statt fehlender Show
Neben der AIDAstella liegt die Crown Princess. Beide mit dem Heck zu uns. Welch ein Unterschied: das riesige kastige Heck auf der einen Seite und das kleine AIDA-Baby auf der anderen Seite…
Die Sicherheitskontrolle im Terminal ist sehr genau, darauf wurde schon in der „AIDA heute“ hingewiesen, denn es kann dadurch lange Schlangen geben. Deshalb steht da extra ein AIDA Offizier, der die italienischen Anweisungen vorwegnimmt, damit jeder vorbereitet ist. Im Moment sind wir aber die einzigen, die an Bord wollen, darum geht es schnell. Der erste Weg um 16:30 Uhr führt uns direkt in die AIDA Bar für einen kühlen Milchshake. Danach haben wir noch etwas Zeit bis zum Abendbrot.
Das Abendprogramm ist genau das, was wir nicht als Verbesserung empfinden. Ich hatte ja schon gesagt, dass uns die großen Exklusiv-Shows bei AIDA fehlen, stattdessen haben sie Formate wie „Voice of the Ocean“ und „Glücksrad“ eingekauft. Heute gibt es „Wer wird Millionär“. Für uns nicht sehr interessant, da das die ganze Zeit nachts in Endlosschleife im Fernsehen wiederholt wird, können wir uns ein Bild machen: Sicher nett gemacht, genau wie das Original, und unser Entertainment-Manager macht das sehr souverän. Aber dafür möchten wir uns nicht ins Theatrium setzen, deshalb gehen wir ganz nach vorne in die AIDA Lounge. Dort haben wir dann einen schönen Blick beim Auslaufen kurz nach 19 Uhr und knapp 1 Stunde später auf die Insel Capri. Und können nebenbei „Die Siedler von Catan“ spielen, das sich die beste Ehefrau als Preis für den Gewinn des Spiele-Marathons gewünscht hat. Das ist so nett, denn ich gewinne tatsächlich mal ein Spiel. Ein ungewohntes Gefühl…
Die nächste Etappe sind 335 Kilometer bis nach Messina.
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