Frühstück, Abendbrot, Hungersnot auf dem Schiff

Westeuropa 9 mit der AIDAsol, Nordsee 19.08.15

Dramen beim Frühstück. Noch schlimmer beim Abendbrot. Aber durch geschickte Planung ist Überleben auf einem Kreuzfahrtschiff möglich.

Das Drama beginnt beim Frühstück. An Bord sind so viele Gäste der Clubstufe Grün, dass die Suiten zum Frühstück ins Gourmet-Restaurant Rossini umgesiedelt werden. Das führt erstens dazu, dass auch das bisherige Personal ins Rossini umzieht und zweitens, dass es proppenvoll im Buffalo Steak House ist. Vorgestern habe ich unsere Frühstücksfee noch so gelobt und nun ist sie weg…

Der Tag vergeht so schnell

AIDA versucht redlich dagegenzuhalten. Als erstes dürfen wir eine Stunde länger schlafen, in der Nacht werden die Uhren 1 Stunde zurück gestellt. Zudem sind eine Reihe Künstler und Edutainer aufgestiegen. Zwei Comedian, ein Fußball-Freestyler, ein DFB-Fitness-Coach. Wir sind gespannt.

Noch dramatischer ist, wie schnell so ein Morgen verfliegt. Ein bisschen lesen bei bewölkten 17°C und schwupp ist es Zeit für einen Latte Macchiato Caramel. Im Anschluss lauschen wir einem Vortrag der neuen Lektorin Petra Zeitz über London, schauen uns den Workshop für Fußball-Freestyling an (von außen, versteht sich…) und spielen eine heiße Runde „Phase 10“. Letzteres unter Begleitung der Schauspieler. Die spielen zwar nicht mit, lesen in der Zeit aber Geschichten von Loriot. Diese sind ja weitestgehend bekannt, dem Altmeister des Humors kann man aber immer wieder zuhören. Ich sage nur: „Das Ei ist hart“… Ob ich das morgen mal beim Frühstück ausprobiere?

Rettungsschwimmer im Restaurant

Beim Abendessen ist es doch immer wieder interessant, wie Menschen sich verhalten. Nun ist ja heute ein Seetag, das heißt, die allermeisten machen heute nichts anderes als Rumsitzen und Essen. Zum Glück kommt AIDA dem entgegen und so gibt es allenfalls mal für eine Stunde nirgends ein kostenloses Essen. Trotzdem stehen frühzeitig vor 18 Uhr riesige Trauben vor den geschlossenen Restauranttüren. Schaffen die Restaurantleiter dann, die Türen (die nach außen aufgehen) gegen die anströmenden Massen zu öffnen, müssen sie sich dann doch rechtzeitig in Sicherheit bringen, sonst ergeht es ihnen wie beim Schlussverkauf bei Ramsch und Co KG und sie werden gnadenlos mitgerissen und in irgendein Buffet gequetscht. Entlang der ersten Meter im Restaurant haben sich immer auf beiden Seiten Köche und Servicepersonal aufgestellt. Bisher dachte ich, zur Begrüßung der Gäste. Wahrscheinlich sind das aber in Wirklichkeit Rettungsschwimmer, die bisher bei Baywatch mitgespielt haben, nun aber aufgrund der besseren Bezahlung hier stehen und nur die Aufgabe haben, Menschen die im Strudel der heranbrausenden Massen untergehen, von der Seite herauszufischen.
Wir wissen nicht, wie viele Menschen letztlich in so einem Buffet-Ansturm zugrunde gehen, aber das würde zumindest einen Teil der Passagiere erklären, die weltweit auf Kreuzfahrten verloren gehen.

Tolle Stimmen und noch mehr Trauben

Das Essen überstehen wir zum Glück unbeschadet, weil wir immer erst in dem Moment vor dem Restaurant ankommen, wenn die Türen öffnen und das Drama vorbei ist. Dies ist eine wichtige Überlebensstrategie auf so einem Schiff. Danach sehen wir uns noch einmal die musikalische Vorstellung der Solisten an. Es lohnt sich einfach aufgrund der tollen Stimmen, die alle 6 mitbringen.

Und es ist kaum zu glauben: Als wir nach der Show versuchen, in unsere Kabine zu gelangen, ist vor dem Marktrestaurant, an dem wir vorbei müssen, eine noch viel größere Traube als vorhin, weil um 20 Uhr dort eine zweite Essenszeit beginnt. Es ist kein Durchkommen und wir gehen einen Umweg über ein paar andere Decks, um unser Kabine zu erreichen. Ja, schlimm, die Hungersnot, die auf so einem Kreuzfahrtschiff herrscht.

Morgen sind wir dann in Dover.

Nordsee