Norwegen mit Lofoten & Nordkap mit der AIDAbella, Geiranger 07.08.19
Welch ein Fjord: Senkrechte Felswände direkt vor unserem Balkon. Wasserfälle, die in die Tiefe stürzen oder tiefe Rinnen graben. Unser Schiff ist winzig im Vergleich zu der gewaltigen Natur um uns. In Geiranger liegt dann unser Schwesterschiff neben uns, während einige der Sieben Schwestern noch zu Tisch sind und wir gefühlte 120.000 Stufen meistern.
Fjorde, Berge, Wasserfälle – Fantastische Natur in Norwegen
AIDAbella 2019
Selbstverständlich klingelt der Wecker um 6 Uhr. Denn auf keinen Fall wollen wir die Fahrt durch den Geirangerfjord verpassen. Um diese Zeit sind wir schon im Sunnylvsfjord. Vor uns sehen wir Hellesylt an der Spitze des Sunnylvsfjord. Hier legt gerade die AIDAdiva an. Vermutlich macht sie das, was wir die letzten Male auch gemacht haben, nämlich Gäste zu Touren rauslassen, die dann in Geiranger wieder eingesammelt werden.
Wir machen das heute umgekehrt: Wir fahren erst nach Geiranger und dann beim Rückweg sammeln wir die Gäste ein, die von Geiranger aus auf Tour gegangen sind.
Einlaufen in einen der schönsten Fjorde
Gegen 6:45 Uhr biegen wir in den Geirangerfjord ein. Dies ist einer der beiden schönsten Fjorde der Welt und steht allenfalls im Wettstreit mit dem Eidfjord. Finden wir. Da wir ohne Flug unterwegs sind, habe ich endlich mal ein Stativ mitgebracht. Ein schönes altes massives Stativ, das sicher steht und von dem ich in Kiel noch nicht wusste, ob die Security das als Waffe einzieht. Hat sie aber nicht und so kann ich das Einlaufen filmen. Das habe ich in der Vergangenheit auch schon mal gemacht, aber Freihand und der Unterschied ist deutlich zu sehen.
Unser Blick geht auf die Südseite des Fjords. Das Besondere an diesen Fjorden ist, dass wir im schmalen Fjord zwischen riesigen Felswänden hindurchfahren. Zu beiden Seiten des Schiffs erhebt sich ein schroffer, steiler, grauer Fels, mit wenig Grün durchsetzt. Immer wieder sieht man tiefe Einrisse im Fels, an vielen Stellen stürzen sich kleine Wasserfälle senkrecht in die Tiefe. Es ist völlig leise, das Wasser komplett glatt. So kann man die Wasserfälle hören und manchmal eine Möwe.
Manche Wasserfälle haben Namen, die sich um Geschichten drehen. Wir schauen gerade auf den „Freier“. Am Grund dieses Wasserfalls wird scheinbar eine Flasche dargestellt. Zu der hat der Freier aus Verzweiflung gegriffen…
Oben im Berg gibt es Bauernhöfe, die nicht mehr bewohnt werden. Es ist kein Seemannsgarn, dass die Kinder auf diesen Höfen früher angebunden wurden, damit sie nicht an den steilen Wiesen abstürzen. Sehen können wir davon aber heute nichts, denn der obere Teil der Berge liegt in den Wolken.
Das einzige, was wir hier machen können, ist vor den Felswänden zu stehen und zu staunen, während wir langsam daran vorbeigleiten. Wie eindrücklich das ist, ist nicht zu beschreiben, gibt auch kein Film wieder, das kann man nur erleben.
Wir erleben das auf dem Balkon und den Rest im Rossini Restaurant direkt am Fenster, denn wir sind die einzigen heute Morgen beim Frühstück. Ich glaube nicht, dass man besser frühstücken kann, als mit so einem Blick. Selbst die Jungs sind ganz beeindruckt und das heißt schon etwas.
In Geiranger liegt noch eine kleine Auto-Fähre, die gerade beladen wird. Währenddessen drehen wir und legen ganz vorsichtig an, aber nicht direkt am Kai, das geht hier nicht. In der Vergangenheit haben wir immer getendert (mit kleinen Booten zum Ufer übergesetzt), heute können wir das machen, was wir hier schon in der Vergangenheit bei anderen Schiffen gesehen haben: Als wir sicher liegen, entfaltet sich vom Ufer der Seawalk. Eine Pontonbrücke, die wie ein Zollstock zusammengefaltet am Ufer liegt und deren 3 Schenkel sich jetzt so entfalten, dass der äußere parallel am Schiff liegt und direkt an der Luke endet. Das ist sehr bequem für uns.
Kurz vor 10 Uhr dreht die AIDAdiva hinter uns und macht dann fest, sie hat diesen Luxus nicht, sondern liegt stadtferner hinter uns und muss tendern. Auch die Gäste der Diva finden das beeindruckend und stehen alle am Heck, so dass der Bug weit aus dem Wasser ragen würde, wenn das Schiff nicht so schwer wäre…
Geiranger ist ein winziger Ort mit ca. 250 Einwohnern. So 10 – 20 Kinder gehen in den Kindergarten, knapp 30 in die örtliche Schule.
Zehntausende Stufen neben dem tosenden Wasserfall
Um 11:15 Uhr verlassen wir das Schiff. Vorbei an den Souvenir- und Ticketbuden. Vorbei an großen Mengen asiatischer Touristen. Und den ganzen AIDA-Gästen von 2 Schiffen, die nun den Ort überschwemmen. Wir bleiben ganz unten am Fjord und gehen an den Campingplätzen vorbei, die seit unserem letzten Besuch vor 4 Jahren ausgebaut wurden.
Über eine kleine Brücke geht es über ein Flüsschen. Das ist breit und flach und fließt hier vor sich hin. Und hat es in sich, denn ein Stück weiter oberhalb kommt dieser kleine Fluss als gewaltiger Wasserfall Storfossen herunter. Von unserem letzten Besuch wissen wir, dass man hier eine Treppe mit 70.000 Stufen neben dem Wasserfall errichtet hat, um trockenen Fußes hoch zum Fjordcenter gehen zu können.
Ich bin der Meinung, vor 4 Jahren ist es uns leichter gefallen, die 80.000 Stufen nach oben zurückzulegen. Heute machen wir ungeplante Fotostopps auf einigen Treppenabsätzen.
Ansonsten geht es auf dieser Metalltreppe sehr bequem nach oben. Und die Füße bleiben tatsächlich trocken, lediglich weiter oben liegt ein feiner Wassernebel vom Wasserfall in der Luft.
Nun sind wir schon recht weit oben. Natürlich geht es noch richtig hoch in die Berge, aber trotzdem die Frage. Woher kommen diese Wassermassen, die hier herunterstürzen? Inzwischen ist auch der Weg zum Fjordcenter weiter ausgebaut, die Treppen führen weiter über Brücken. Vor dem Center stehen reichlich Bänke, die sind nun genau richtig für uns, um von den 90.000 Stufen etwas zu verschnaufen.
Unten am Hafen wären auch Hop On Hop Off Busse gewesen oder Sightseeing-Busse, die auch reichlich angepriesen werden. Hier oben ist einer der Haltepunkte. Ganz weit oben im Berg können wir einen weiteren Aussichtspunkt erkennen. Irgendwann müssen wir das auch noch mal machen, um dies alles von ganz oben zu sehen. Aber jetzt ist es hier so schön. Zumal nun gerade etwas Sonne durch die Wolken blitzt. Es ist viel wärmer als die letzten Tage, obwohl das Thermometer nur 15°C anzeigt. Das liegt zum einen an der geschützten Lage im Fjord, zum andern an der Sonne, die zwar nicht so völlig durchbricht, aber doch schon wärmt. Wie gut, dass ich auf dem Schiff noch schnell einen Pullover angezogen habe, nun wissen wir gar nicht, wohin mit den Jacken, wir sind schon völlig durchgeschwitzt Liegt aber vielleicht auch an den 100.000 Treppenstufen.
Zurück geht es dann über die Straße. Hier ist Aufpassen angesagt, denn die Straße ist schmal, zwei Autos passen aneinander vorbei, aber da sind dann noch wir Fußgänger. Vor der ersten scharfen Kurve der nach unten führenden Serpentinen steht aber eine Kirche, wir gehen über den Friedhof dieser Kirche und können an der anderen Seite einen Trampelpfad nach unten nehmen. Der ist zwar etwas steil, deshalb geht das nur bei trockenem Wetter, aber damit kürzen wir den Weg über die enge Straße ab.
Gegenüber den Schiffen setzen wir uns noch eine Weile auf Bänke und schauen dem Treiben zu, bis es einige Tropfen (wirklich nicht mehr) regnet und wir deshalb zum Schiff herübergehen. Heute machen wir mal einen kurzen Abstecher ins Marktrestaurant, um ein Gläschen zu trinken. An Blumenkohl und Orangen, die hier zufällig rumliegen, komme ich heute nicht vorbei, aber das ist ja beides gesund, zumal ich um keinen Preis verrate, dass die Orange in einer süßen Orangen-Creme steckt.
Bis zum Auslaufen, das wir uns unbedingt wieder auf dem Balkon ansehen wollen, ist noch etwas Zeit, und die verbringen wir erst auf dem Balkon und im Anschluss beim Spielen in der AIDA Bar.
Vorbei an steilen Felswänden und Wasserfällen
Auslaufen soll um 16:30 Uhr sein, alle Mann an Bord wie immer eine halbe Stunde vorher. Aber um 16:30 Uhr kommen immer noch letzte Ausflüge an, deshalb geht es mit etwas Verspätung los. Zunächst wird der Seawalk wieder eingeklappt, dann fahren wir an der AIDAdiva vorbei. Das gibt wie immer ein großes Hallo und einen schönen Film. Hinter der AIDAdiva sieht man die eindrucksvollen Serpentinen der Adlerstraße, die aus dem Fjord herausführt.
Dann geht es langsam durch den Geirangerfjord zurück, wieder vorbei an den riesigen Felsen, die sich wie eine Wand vor uns erheben. Diesmal schauen wir auf die Nordseite. Große oder bleistiftdünne Wasserfälle stürzen senkrecht in die Tiefe oder haben so tiefe Rinnen in den Fels gegraben, dass man sie nur gelegentlich weiß an der Oberfläche aufblitzen sieht. In einer Kurve die berühmten Sieben Schwestern, von denen einige aber noch zu Tisch sind. Was bedeutet, dass es wohl etwas trocken war und deshalb nicht alle 7 Teile des Wasserfalls fließen, sondern nur 2-3.
Wir kommen auch deutlich näher an die Felsen als heute Morgen, so dass selbst mein gutes Weitwinkel an Grenzen kommt. Unglaublich beeindruckend!
Zwischendurch essen wir noch kurz im Marktrestaurant immer mit Blick auf die Wände vor uns. Und das geht noch lange so weiter: Der Geirangerfjord ist 15 Kilometer lang, an der schmalsten Stelle 600 Meter breit und mündet kurz vor dem Ende des Sunnylvsfjord in diesen. In dieses blinde Ende biegen wir jetzt ein, um am Anleger von Hellesylt festzumachen. Dort enden einige Ausflüge und die Gäste stehen schon unten und warten auf uns. Bewaffnet mit Regenschirmen, offensichtlich regnet es hier.
Von hier aus geht es dann weiter, der Sunnylvsfjord ist rund 26 Kilometer lang und mündet in den Storfjord, der mit Verzweigungen 86 Kilometer lang ist und ins Europäische Nordmeer mündet, das wiederum ein Randmeer des Atlantik ist.
So gehen wir dann mit Blick auf die Felsen ins Bett, etwas erschöpft von den 110.000 Treppenstufen.
Morgen sind wir dann in Bergen.
Sie haben Fragen oder Kommentare? Gerne mit uns teilen!