Norwegen mit Lofoten & Nordkap mit der AIDAbella, Nordsee 09.08.19
Auch der letzte Seetag ist herrlich sonnig auf dem Balkon. Das gibt mir Zeit, mal zu erläutern, wo wir heute eigentlich unterwegs sind und was die Begriffe Kattegat, Skagerrak und Öresund bedeuten. Und da das Bord-Programm wieder etwas dünn ist, haben wir Zeit für Piraten-Spiele und Insel-Besiedelung.
Fjorde, Berge, Wasserfälle – Fantastische Natur in Norwegen
AIDAbella 2019
Als wir um 8:30 Uhr zum Frühstück gehen, ist noch kein Mensch auf den Beinen. Als wir eine Stunde später fertig sind, ist alles voller Menschen. Obwohl sehr viele Senioren an Bord sind, denen man nachsagt, früh essen zu gehen, ist wohl für die meisten an Seetagen Ausschlafen angesagt und Frühstück erst zur allerletzten Minute.
Das machen wir gern insofern anders, dass wir versuchen, nicht mit den Massen hineinzuströmen. Zudem nehmen wir uns gern Zeit zum Essen, es spricht ja überhaupt nichts dagegen, im Anschluss noch ein bisschen zu dösen.
Vom Frühstück auf den Balkon
Zuerst zum Frühstück: Eigentlich klappt das die ganze Reise immer gut, aber heute sind alle etwas wuschig: Ein Teil kommt erst auf Nachfrage und meine weich gekochten Eier sind knochenhart. Kein Grund zur Beschwerde, dass mal was nicht klappt ist menschlich, aber mich interessiert es ja immer, wenn es menschelt. Denn die Unterschiede zeigen sich je nachdem, wer verantwortlich ist. Heike und Jürgen, vielleicht könnt Ihr Euch noch an die einzig deutsche Kellnerin bei unserer letzten Fahrt auf der AIDAbella erinnern? Jene hat man nun aus dem direkten Service rausgenommen, sie beliefert nur noch aus der Küche. Ich glaube zurecht, denn da scheint mir der Haken zu sein. Andererseits: Mein Lachs ist da, ich vergesse schlagartig alles Negative und sehe die Welt nur noch Lachsrosa.
In der Zwischenzeit schafft es übrigens unser Kabinensteward jedes Mal, die Kabine fertig zu bekommen. Und immer sehr gut sauber und ordentlich, großes Lob!
Danach der Balkon: Da wir langsam an der Südküste Norwegens nach Osten abbiegen, guckt unsere Steuerbord-Kabine immer mehr nach Süden. Und bei nur leicht bewölktem Himmel bedeutet das: Sonne auf dem Balkon. Sitzen wir um 10 Uhr noch in dicke Decken gehüllt, können wir zugucken, wie es wärmer wird bis letztlich 17°C. Nach und nach können wir Decken und Jacken vom Balkon verbannen. Der Seegang ist dabei wie die ganze Fahrt schon ruhig mit flachen langgezogenen Wellen. Nur am Schiff ist zu hören und zu sehen, wie es weiß schäumt. Das ist schon mal ein herrlicher Seetag. Und wie schön, einfach mal die Augen zuzumachen, die Sonne auf der Haut zu spüren und das Wasser unter uns zu hören.
Heute wird der Tag der eleganten Überleitungen: Ich hatte eben die Senioren erwähnt, deshalb heute mal ein Wort zur Gästezusammensetzung: Das Schiff dürfte voll sein, somit irgendwas bis zu 2.500 Gästen. Die Hälfte davon dürften Senioren sein, die andere Hälfte Familien mit kleinen oder großen Kindern. Da im Moment alle Bundesländer Ferien haben, ist der Kinderanteil zwar höher als außerhalb der Ferien, aber weniger, als ich erwartet hätte. Was daran liegt, dass diese Nordtouren traditionell eher eine Domäne der Älteren sind. Überwiegend sind Deutsche an Bord, es ist aber auch ein Anteil Österreicher und Schweizer dabei.
Was Nordmeer, Skagerrak, Kattegat und Belt bedeuten
Nun habe ich eben gesagt, dass wir an der Südküste Norwegens sind. Zu gern möchte ich nachher sehen, wann wir an der Meerenge an Skagen vorbeifahren, unsere innerliche Nähe zu Nord-Dänemark kann ich nicht leugnen und werde sie morgen mal erläutern. Dazu sind wir auch auf der richtigen Seite. Soeben macht der Kapitän meine Hoffnung zunichte, indem er über Lautsprecher verkündet, dass wir Skagen erst gegen 22:30 Uhr passieren, da ist es bereits dunkel. Zudem schmeißt er mit Begriffen wie Kattegat, Skagerrak, Öresund um sich. Das haben wir vermutlich alle schon einmal gehört, ich nutze jetzt einmal die Gelegenheit, diese richtig zu erklären:
Wir kommen jetzt ja aus Richtung Nordkap. Dabei fahren wir durch das Europäische Nordmeer, ein Randmeer des Atlantischen Ozeans. Von diesem geht es in die Nordsee, ebenfalls ein solches Randmeer. Während die Nordsee nach allen anderen Seiten klar abgegrenzt ist mit Großbritannien, Dänemark, Niederlande, Ärmelkanal etc. ist die Abgrenzung nach Norden willkürlich, weil es hier keine Landmarken gibt. Deshalb zieht man eine gedachte Linie von Nordschottland über die Shetlands bis hin zum norwegischen Ålesund
Demnach sind wir jetzt bereits eine Weile in der Nordsee. Von hier fahren wir Richtung Ostsee. Der östliche Teil der Nordsee, die Fläche zwischen Norwegen und Dänemark ist das Skagerrak. Auch hier gibt es gedachte Linien: westlich Grenze ist eine Linie zwischen Hanstholm (Dänemark) und Kap Lindesnes (Norwegen). Die östliche Grenze und damit der Übergang zum Kattegat ist bekannter, die Linie geht von Skagen (Dänemark) nach Paternoster Skär (Leuchtturm auf der Schäre Hamneskär, Schweden).
Dadurch kommt es, dass Oslo an der Südostküste Norwegens eben nicht an der Ostsee liegt, sondern am Skagerrak und damit Nordsee. Und dass man in Skagen Nordsee und Ostsee zusammenstoßen sehen kann, was wir auch schon gemacht haben.
Nur dass das gar nicht so eindeutig ist. Denn das Seegebiet Kattegat geht vom Skagerrak bis zu den Meerengen Öresund, Großer Belt und Kleiner Belt, und ist über diese Meerengen mit der Ostsee verbunden. Ob das Kattegat nun zur Nordsee, der Ostsee oder keinem von beidem gehört, wird je nach Land und Interesse unterschiedlich definiert. Ich weiß es also auch nicht. Irgendwie ein Übergang zwischen Nordsee und Ostsee halt.
Die Belte und Öresund sind schmale Meeresengen zwischen dem dänischen Festland, dänischen Inseln und Schweden, schwierig zu befahren. So, nun alles klar?
Improvisierte Spiele und komische Barnamen
Irgendwann nach dem Mittag fahren wir in das Skagerrak ein, dem Wasser ist das nicht so richtig anzusehen. Um 14:30 Uhr treffen wir uns dann in der Almhütte (die AIDA Bar ist wie zu erwarten komplett überfüllt), denn es steht noch eine Runde „Die Siedler von Catan“ aus. Zwei dieser Spiele liegen sonst in der Bibliothek, eins ist schon ausgeliehen. Schade ist, wie die Leute mit solchen Spielen umgehen, da wird nicht die gleiche Rücksicht genommen wie mit eigenen Sachen. Oder vielleicht doch, was noch tragischer wäre. Jedenfalls fehlt ganz viel, besonders mehrere Sorten Rohstoffkarten. Aber wir sind ja pfiffig und so wird kurzerhand ein Doppelkopf-Blatt zu Rohstoffkarten umfirmiert. Das ist ein bisschen anstrengend („Waren jetzt die Bilderkarten die Wolle oder die Zahlkarten Getreide?“), aber was tut man nicht alles für die Kinder, die dies Spiel unbedingt spielen wollten. Und die beste Ehefrau, die den Kindern eingeredet hat, dass sie das wollen. Wahrscheinlich weil sie das letzte Mal vor ein paar Tagen gewonnen hat. Heute aber nicht, es gewinnt unser Jüngster.
Nebenbei gibt es noch einen Kaffee aus dem „Café Mare Proud to Serve Starbucks Coffee“. Und die Kinder holen sich ein Eis von der „Eisbar by Langnese Happiness Station“, dafür haben sie am ersten Tag einen Gutschein auf der Kabine vorgefunden. Apropos: Ich hatte mich ja vor ein paar Tagen als Kommunikationstrainer bei AIDA angeboten. Ich würde auch noch helfen bei der Suche nach möglichst doofen Namen für die Bars…
Etwas, das uns immer wieder erschüttert ist, wie viel schneller die zweite Woche vergeht im Vergleich zur ersten Woche. Das kann doch eigentlich gar nicht sein, dass heute Abend schon das vorletzte Abendessen ist! Aber es ist so. Danach eine Runde „Skull King“, die ich ausnahmsweise mal für mich entscheide. Dann noch etwas Show, heute werden die neulich ausgefallen „Musical Dreams“ nachgeholt. Ich mag ja Musical und fühle mich deshalb wohl. Wir sitzen auch mal sehr weit vorne mit schönem Blick auf die Akteure.
Zum Abschluss gibt es noch eine Runde „DOG“. Wie jetzt jedes Mal wird es knapp, aber die Eltern gewinnen und so können wir die Bilanz, die immer noch zugunsten der Kinder ist, zumindest etwas verbessen.
Um 22:30 Uhr schaue ich noch mal auf den Balkon, weil ja der Kapitän angekündigt hatte, dass wir dann in Höhe Skagen sind. Er hatte aber recht, es ist schon zu dunkel, ich sehe nur jede Menge beleuchteter Schiffe und schräg hinter uns in großer Entfernung das Leuchtfeuer von Skagen an der Nordspitze Dänemarks. Wir haben das doch etwas früher passiert, aber mehr ist eh nicht zu sehen.
Morgen sind wir dann in Århus.
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