Von Kiel nach Mallorca 3 mit der AIDAbella, Le Havre 08.10.19
Heute ist mal wieder ein Mietwagen dran, damit wir mit unserem Tempo das alte Strandbad Deauville, das mittelalterliche Honfleur und die Steilklippen von Étretat besuchen können. Und wir sind von jedem Ort begeistert, auch von der Fahrt durch die schöne Normandie. Trotz höhenskeptischer Brücken.
Von Kiel um Westeuropa nach Malle
AIDAbella 2019
Damit wir heute alles schaffen, was wir uns vorgenommen haben, gehen wir deutlich früher zum Frühstück, wir sind fast die ersten. Was gar nicht so einfach ist, denn heute Nacht wurden die Uhren wieder 1 Stunde vorgestellt, und so ist es noch früher. Währenddessen legen wir in Le Havre an, vor uns ist schon die AIDAperla vor Ort. Der Kapitän informiert uns, dass die Stadt Shuttle-Busse bereit stellt, vielleicht dürfe man den Hafen nicht zu Fuß verlassen. Das behaupte ich besser zu wissen, wir schauen aber erstmal über Bord, um zu prüfen, dass sich auch nichts geändert hat gegenüber unseren letzten Besuchen. Es hat sich tatsächlich fast nichts verändert, es ist sogar noch etwas besser geworden.
Neuer Weg aus dem Hafen
Nach den sehr guten Erfahrungen in Norwegen haben wir uns heute in Le Havre einen Mietwagen bestellt. Dabei haben wir aus Norwegen gelernt und vorher geschaut, welcher Anbieter nahe dem Hafen ist. Es gab mehrere zur Auswahl. Leider keiner davon im Terminal, einer ein paar Kilometer entfernt. Unsere Wahl fällt auf einen eher günstigen Anbieter, dessen Büro nicht weit vom Hafenausgang entfernt ist. Dort sind wir sogar schon mehrfach auf dem Weg in die Stadt oder zum Strand vorbei gegangen.
Um 10 Uhr gehen wir von Bord. Die Shuttle in die Stadt stehen wir angekündigt da, kosten 5,- € für ein Tagesticket. Wer nun tiefer in die Stadt will, für den ist das eine gute Alternative, für alle anderen ist ein Fußmarsch auch eine gute Idee. Wie für uns, denn der Weg zum Mietwagenanbieter aus der Stadt wäre nicht kürzer als von hier aus.
Sobald wir die alten Schuppen verlassen haben, an denen das Terminal liegt, hat die Stadt den Weg deutlich Fußgänger- und Fahrrad-freundlich ausgebaut. Es gibt jetzt einen frisch geteerten durchgehenden Weg vom Schuppen 3 bis zum Hafenausgang. Dieser führt über ein ehemaliges Firmengelände zu der Drehbrücke, die auch in der Vergangenheit zum Ausgang führte. Ab hier wurde sogar die Straße eingeengt, um einen eigenen Fuß- und Fahrradweg zu schaffen. Sehr bequem und locker in 15 Minuten zu schaffen.
Auf der anderen Seite des Hafens müssen wir dann nur noch ein kleines Stück bis zu den ersten Betonhäusern gehen und finden dort den Anbieter. Die Formalitäten gehen sehr schnell, der Vermieter erklärt uns (zum Glück auf Englisch, mit Französisch kommen wir nicht gut zurecht), dass jeder Schaden, den wir am Auto erzeugen, bis zu einer gewissen Größe ignoriert wird. Gut, aber wir hoffen mal, dass das nicht vorkommt. Bisher ist der kleine Renault jedenfalls schadenfrei.
Mit dem Mietwagen über hohe Brücken
Unser Programm heute kann sich sehen lassen: Alle Ziele kennen wir vom Durchlesen der AIDA-Ausflüge, im Gegensatz dazu können wir uns aber nun Route und Zeit vor Ort nach unseren Bedürfnissen einteilen und zu viert ist ein Mietwagen auch noch günstiger.
Zunächst möchten wir auf die andere Seite der Seine fahren, um das mittelalterliche Honfleur und das alte Strandbad Deauville zu besuchen. Wenn die Zeit noch reicht, wollen wir zum Abschluss dann wieder an Le Havre vorbei zu den Steilklippen von Étretat fahren.
Die Straßenführung aus Le Havre heraus ist zunächst etwas verwirrend, und auch wenn Google Maps uns im weiteren Verlauf gute Dienste leistet, landen wir erst einmal in der Fußgängerzone eines Vorortes. Aber dann finden wir weiter und es kommt, was kommen muss: Wir müssen ja irgendwie über die Seine herüber, die hier breit in den Ozean mündet. Ich weiß schon, dass die Brücke darüber sehr hoch und mautpflichtig ist. Das mit der Maut werden wir schon rausbekommen, für die Höhe zeigt meine natürliche Höhenskepsis wenig Verständnis. Aber es nützt nichts, plötzlich liegt eine große Brücke vor uns und da hilft nur Augen zu und durch. Nur um dem geneigten Leser die Sorge zu nehmen: „Augen zu“ ist nicht wörtlich gemeint. Jedenfalls nicht immer.
Und so schlimm ist das gar nicht, die Brücke geht vorbei, Maut war auch nicht nötig, wo soll also das Problem sein? Die Antwort ist einfach: Direkt vor uns, das war nämlich erst die Brücke über einen Kanal, die eigentliche Schrägseilbrücke Pont de Normandie über die Seine folgt kurz dahinter, hinter einer Maut-Station. Die Kosten hier gehen nach Größe und Gewicht (des Autos, nicht der Insassen). Ein Mitarbeiter nimmt das Geld an, 5,40 € pro Fahrt für einen PKW. Geht einfach und schnell. Die Brücke ist dann wirklich hoch, aber zu überstehen. Auch die ehemals beste Ehefrau von allen übersteht es knapp trotz „Oh guck mal die tolle Aussicht, wie hoch wir über der Seine sind“…
Durch die wunderschöne Normandie
Auf der anderen Seite fahren wir noch ein Stück Autobahn, bei deren Verlassen plötzlich noch eine Mautstation auftaucht, hier gibt es nur Automaten, bei denen 50 Cent fällig werden, damit die Schranke aufgeht.
Und dann fahren wir durch die herrliche Landschaft der Normandie: Satte Wiesen, auf denen Kühe weiden. Kleine Felder, auf denen ganz verschiedene Gemüsesorten angebaut werden und nicht nur Mais, wie bei uns. Dichte Wälder, in denen die Straße nur schmal ist. Einsame Höfe, kleine Chateaus, winzige Dörfer. Und ein ganz typischer Baustil mit eher quadratischen Häusern in beige mit braunem Backsteinstreifen. Das alleine ist schon wirklich schön und malerisch und wir freuen uns über diese Fahrt.
Am Strand von Deauville
Zuerst fahren wir den weiteren Weg nach Deauville. Dieser kleine Ort mit rund 3.600 Einwohnern ist ein bekanntes, einst mondänes Seebad. Davon zeugt die schöne Promenade, die gewaltigen und schönen Hotels, das nicht so schöne große Casino, die große Pferderennbahn.
Bekannt ist der Strand, und irgendwie schaffen wir es, direkt an der Straße zum Strand einen kostenlosen Parkplatz zu bekommen. Wir gehen an kleinen Boutiquen vorbei, entlang dem Centre International Deauville, das uns mit seiner modernen Zeltarchitektur nicht so gefällt bis zur Promenade.
Diese besteht aus Holzplanken, an denen langgezogene Strandkabinen errichtet wurden. Die Kabinen darin sind nummeriert und zwischen den Türen stehen Holzbalken, auf denen die Namen berühmter Schauspieler oder Regisseure verewigt sind, die hier einmal zu Besuch waren, oft zu dem Festival des amerikanischen Films.
Im Rahmen dieser Strandkabinen wurde nach 1921 noch die pompeiischen Thermen nachempfunden mit Mosaiken und Säulen, dieser Bereich ist aber größtenteils abgesperrt und nicht einladend.
Der langgezogene Holzsteg dagegen ist sehr gut in Schuss und mündet in eine weitere Steinpromenade immer den Strand entlang.
Zum Strand hin wurden Matten aufgestellt, um den Sand fernzuhalten.
Der Strand selbst ist breit. In Höhe der Badehäuser stehen jede Menge bunter Schirme, vorherrschend die Farben der Stadt, blau und rot. Diese sind aber alle eingeklappt, die Saison ist vorbei. Was den Vorteil hat, dass hier nur sehr wenige Menschen unterwegs sind.
Das Meer brandet ganz ordentlich an den Strand. Eine kleine Reisegruppe in der Nähe wagt sich sogar ins Meer, hält das aber nicht lange aus. Denn obwohl es sonnig ist, ist es mit 17°C nicht so sehr einladend. Der Sand ist ganz weich und sauber, an der Wasserlinie sind jede Menge Muscheln angeschwemmt.
Das ist hier wirklich schön: Ein schöner Strand, eine tolle Promenade, herrliches Wetter und kaum etwas los. Toll, hier halten wir es eine ganze Weile aus. Zum Schluss noch ein Foto vor dem berühmten Rot-Kreuz-Bademeisterhäuschen. Dann gehen wir am Casino vorbei zurück zum Wagen, In einem der Restaurants daneben sehen wir einen AIDA-Ausflug beim Essen. Das ist ok, schön dass die gerade nicht alle den Strand bevölkert haben.
Im mittelalterlichen Honfleur
Von hier aus geht es weiter nach Honfleur, direkt an der Seine-Mündung. Dieses kleine Städtchen ist besonders für seine mittelalterliche Architektur bekannt, was sich auch daran zeigt, dass hier mancher Mantel- und Degen-Film gedreht wurde.
Auch hier finden wir ins Zentrum, finden ganz in der Nähe einen günstigen Parkplatz und machen uns zu Fuß auf den Weg durch die Gassen.
Schmale Gassen führen neben dem alten Hafen durch schöne alte Häuser. Darin kleine Geschäfte, überproportional häufig Geschäfte mit Schokolade und vor allem Nougat. Ja, ok, das ist mein Ding. Im Zentrum dieser Gassen finden wir die alte Kirche St. Catherine, die von außen eher wie eine alte Scheune aussieht, aber Schiffsrümpfen nachempfunden sein soll und ganz aus Holz erreichtet ist. Innen dann ganz Kirche, eher etwas bescheiden. Das gefällt uns sehr.
Am alten Hafen setzen wir uns eine Weile hin und schauen dem Treiben zu. Hier haben sich lauter Restaurants angesiedelt. Man kann schön sehen, wie der Fußweg zunächst mit Tischen zugestellt wurde, um die dann ein gläserner Vorbau geschaffen wurde. Jetzt ist vom Fußweg nichts mehr über, dieser ist nur zu sehen, wo mitten zwischen den Restaurants eine Galerie beheimatet ist. Aber die Straße ist für den Durchgangsverkehr gesperrt, hier ist Platz für uns.
Auch eine sehr schöne alte Stadt, der Ausflug heute lohnt sich wirklich.
Die Steilklippen von Étretat
Dann überlegen wir, wie es weiter geht, es ist aber noch früh genug, dass wir uns eine weitere Sehenswürdigkeit ansehen: Im Moment sind wir südlich von Le Havre, auf der anderen Seine-Seite, nördlich von Le Havre liegen Steilklippen und mittendrin Étretat mit gerade einmal 1300 Einwohnern. Das ist jetzt unser Ziel, zurück über die Seine-Brücke, bei Ausfahrt von der Autobahn diesmal 1,10 € Maut und dann wieder durch die schöne Normandie mit ihren kleinen Dörfern und einsamen Höfen. Nach einer knappen Stunde kommen wir dort an, finden auch hier einen kleinen Parkplatz am Hafen. 1 Stunde für 1 € ist ok. Auch hier kommt uns entgegen, dass wir außerhalb der Saison sind, in der Saison ist es hier überfüllt und dafür gibt es dann große Ausweichparkplätze vor der Stadt.
Zum Strand müssen wir erst über eine Mauer, auf der oben die Stein-Promenade ist und die die Stadt vor dem Atlantik schützt. Der Strand unterhalb der Mauer besteht aus großen Kiesel. Überall hängen Schilder, dass keine Kiesel mitgenommen werden dürfen, um den Schutz nicht zu gefährden.
Auf den Kieseln geht es nach unten ans Meer. Das ist gar nicht so einfach, darauf zu gehen, weil die Kiesel bei jedem Schritt nachgeben. Aber der Blick ist einzigartig: Zu beiden Seiten des Strands erheben sich hohe Klippen. Der gelbbeige Fels ist abbruchgefährdet, deshalb ist es nicht zwingend ratsam, darunter entlangzugehen, worauf auch Schilder hinweisen. Auf beiden Seiten haben die Wellen ein Loch in den vorspringenden Felsen gegraben, so dass er jetzt aussieht wie ein riesiger Torbogen: Auf der nördlichen Seite neigt sich landeinwärts eine Wiese Richtung Meer, auf dieser kann mit spektakulärer Aussicht Golf gespielt werden. Zum Felsvorsprung hin ist eine Fußgängerbrücke zu erkennen. Welch eine tolle Aussicht. Auch hier setzen wir uns hin, um das zu genießen.
Zustande kommt dies alles, weil Étretat an einer der wenigen Talöffnungen der 120 Kilometer langen Steilküste liegt.
Nur welcher Stadtplaner so rücksichtslos war, hier zwischen den Felsen, direkt hinter der Promenade gelbe Betonkästen zu bauen, ist mir nicht klar. Ich weiß auch nicht, ob das Wohnungen oder Hotels sein sollen, im Moment sieht das sehr verlassen aus. Denn der Blick vom Meer aus auf die Felsen und die Stadt dazwischen könnte so schön sein. Gut die Betonmauer muss sicher sein als Schutz, aber die Betonkästen dahinter sind so überflüssig wie ein Kropf.
Naja, unsere Aussicht zu den Felsen hin stören sie jetzt nicht und deshalb genießen wir lieber das.
Irgendwann müssen wir dann aber nach Le Havre zurück. Dabei fällt uns auf, dass es hier deutlich weniger Tankstellen gibt als bei uns, wo gefühlt an jeder dritten Ecke eine Tankstelle ist. Aber im Hafen von Le Havre werden wir dann fündig, schließlich müssen wir den Mietwagen so gefüllt wieder abgeben, wie wir ihn übernommen haben. Dabei schätzen wir aber unseren Verbrauch zu hoch ein und tanken schließlich fast voll.
Was für ein herrlicher Tag! Und welch ein Glück mit dem Wetter, von Paris-Ausflüglern hören wir, dass diese Regen hatten.
Zurück an Bord ist nicht mehr viel Zeit bis zum Abendbrot. Heute ausnahmsweise mal in der Almhütte, weil es dort als Tagesgericht Currywurst gibt. Nichts für mich, ich nehme lieber die halbe Diät-Ente. Das ist wörtlich zu nehmen, denn die Ente ist zwar halb und wohlschmeckend, aber mehr Haut und Knochen. Eine echte Delikatesse dagegen ist hier der Schmalz auf Laugenstange!
Pünktlich gegen 19 Uhr laufen wir wieder aus, die AIDAperla wird noch eine Stunde liegen bleiben. Zum Abschluss gönnen wir uns noch die Show „Rock the Concert“, dann fallen wir müde ins Bett.
Die nächste Etappe sind 1.141 Kilometer bis Ferrol. Morgen ist aber erst einmal Seetag.
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