Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark, Hvide Sande 05.08.20
Nächtliches Geklapper und entwischte Bücher stellen eine echte Herausforderung dar. Die erste komplette Entsorgung dagegen nicht. Dann machen wir uns auf den Weg nach Hvide Sande, wo wir in der Natur landen und es an Lehm mangelt.
Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark
Wohnmobil 2020
Morgens stehen wir nicht zu spät auf und packen alles ein. Das besondere im Wohnmobil ist, dass alles, was an den letzten Tagen irgendwo seinen Platz gefunden hat, nun wieder ordentlich verstaut wird, damit es während der Fahrt nicht durch das Mobil fliegt. Genauso müssen natürlich alle äußeren Klappen geschlossen sein, die Dachluken, die SAT-Schüssel müssen eingeklappt sein und besonders das Stromkabel abgenommen und eingepackt werden. Tische und Stühle müssen auch im Heck verzurrt werden und so noch einmal um den Wagen herum geschaut werden.
Eine klappernde Abdeckung
Dabei suche ich den Verantwortlichen der nächtlichen Ruhestörung. Über Nacht ist Wind aufgekommen und irgendwann fing es an zu klappern. Das hörte sich an wie ein Tischtennisball, den jemand immer so 2-3mal auf das Dach hüpfen lässt, Und das alle paar Minuten, synchron zu einer Windbö. Sowas kann ganz schön nerven.
Auf das Dach komme ich hier mangels Leiter nicht, ist aber auch nicht nötig, durch Stehen im Wind finde ich den Übeltäter: Die Klappe über dem Stromanschluss ist aus dünnem Plastik und lässt sich nicht befestigen, wenn ein Kabel steckt. Und diese klopft bei Wind nervig auf den Kabelanschluss. Aber auch hier gibt es Hilfe, zufällig haben wir ein Zusatz-Band von den Strandmuscheln dabei und damit knoten wir die Klappe schön fest. Ruhe!
Ein Buch suchen wir noch, das in einen Türschlitz zwischen Schrank und Dusche gerutscht ist. Wie wir uns auch anstellen, wir können das Buch weder mit Hand noch mit Besenstiel greifen. Nach langer Zeit stellen wir dann fest, dass der Schrank genau für so einen Fall eine Öffnung hat und man somit von innen alles greifen kann, was dazwischenrutscht…
Auch Regen war für heute angesagt und beim Aufwachen regnet es tatsächlich. Und immer wieder gibt es kleine Schauer. Unsere Brötchen vom Bäcker kriegen wir nur mit geschickter Umarmung trocken nach Hause. Deshalb Frühstück heute im Wohnmobil, nicht weniger lecker als sonst.
An der Entsorgungsstation
An der Rezeption haben wir nichts mehr zu erledigen, der Preis ist vorab bezahlt, und so planen wir ein, im letzten Moment um 12 Uhr das Camp zu verlassen. Vorher allerdings bringen wir noch alles in Ordnung, besonders den Wasserhaushalt des Wohnmobils. Dazu gibt es hier eine zentrale Entsorgungsstation, die gut auch für große Mobile erreichbar ist. Wieder genau über dem Gulli geparkt, das Grauwasser per Schieber ablaufen lassen, gleichzeitig Frischwasser nachfüllen. Und nun kommt die erste richtig große Herausforderung: Die Entsorgung des Schwarzwassers, sprich also der Fäkalien. Diese werden in einer Kassette gesammelt, die hier in ein Becken entleert werden darf. Dazu den Schieber gut schließen, Kassette lösen, Deckel des Stutzens öffnen und dadurch den Inhalt abgießen. Dazu gibt es einen kleinen Belüftungsknopf, damit der Inhalt flüssig abfließt. Klappt auch alles gut, nochmal nachspülen mit vorhandenem Frischwasser und wieder einbauen.
Dabei staunen wir, dass die Kassette doch fast voll ist. Denn wir haben konsequent jede Toilette auf den Stellplätzen genutzt, und nur das nächtliche kleine Geschäft auf der Toilette verrichtet. Und trotzdem ist nach 4 Tagen bei 4 Leuten alles voll. Hochgerechnet heißt das: Wer jedes Geschäft im Wohnmobil verrichtet, darf auch mindestens alle 2 Tage Kassette leeren…
Jedenfalls geht das so schnell, dass wir frühzeitig das Camp verlassen und wieder über den Damm zum Festland zurückfahren. Dann geht es immer in Küstennähe an der Nordsee entlang Richtung Norden, vorbei an Esbjerg. Das werden wir so fortsetzen, mal schauen, ob wir am Ende ganz im Norden in Skagen landen.
Zwischen Meer und Fjord
Ziel heute ist aber Hvide Sande, vielen Deutschen vom Urlaub bekannt und rund 130 Kilometer entfernt. Es ist wieder eine schöne ruhige Fahrt, mit einer kleinen Pause. Nicht weil es so weit ist, sondern weil viele Rastplätze sehr schön sind. Dabei war unser Plan, extra heute zu fahren, weil für heute Regen angesagt war. Der aber doch nur vereinzelt kommt und es wird noch windig, aber schön.
Die letzten 20 Kilometer geht es dabei auf einem schmalen Landstreifen zwischen Nordsee und Ringkøbingfjord entlang, oft zwischen hohen Dünen zu beiden Seiten hindurch. Das Meer ist nicht zu sehen, der Fjord immer wieder mit zahlreichen Windsurfern darauf.
Hier liegt Hvide Sande, wir fahren aber zunächst einmal nur hindurch, denn der Campingplatz liegt 5 Kilometer weiter nördlich.
Ein freier Platz für uns
Den finden wir auch und es geht erst einmal zur Rezeption.
Hier lernen wir, dass alles anders ist als auf Rømø: Bezahlt wird erst am Schluss, dafür können wir so lange bleiben wie wir wollen, die Vorbuchung ist nur nominell wegen der Einreisebedingungen. Feste Plätze gibt es auch nicht, einfach irgendeinen freien Platz liegen, der Campingplatz ist dermaßen groß, dass er noch nie komplett gefüllt worden wäre. Stromanschlüsse gibt es nicht überall, aber viel und die sind auf dem Übersichtsplan eingezeichnet. Zum Duschen müssen Karten mit Geld aufgeladen werden, die bekommen wir schon einmal mit, auch da wird am Schluss abgerechnet. WLan ist inklusive, gibt es aber nur in einem Umkreis um das zentrale Service-Gebäude und in einem Aufenthaltsraum.
Also fahren wir erst einmal über das Gelände und schauen. Tatsächlich gibt es sehr dicht besiedelte Flächen, besonders direkt an den Gebäuden und hinter den Dünen. Wir suchen eher weit genug vom Gebäude entfernt, dass wir von dort nicht gestört werden und nah genug, damit wir Empfang haben. Und da gibt es noch große freie Flächen. Wir halten direkt am Hauptweg, da ist ein Stromkasten noch frei. Und mehrere Parzellen. Die wir uns mit viel Fantasie ausmalen, denn Bedingung ist lediglich aus Brandschutzgründen ein Abstand von 3 Metern. Dieser Grünstreifen ist nahezu komplett frei. So müssen wir nicht mal rückwärts einparken, sondern nur ein bisschen hin- und herrangieren und draußen vor dem Mobil diskutieren, von wo nun letztlich der Wind kommt und wir das Mobil wieder so parken, dass wir halbwegs im Windschatten sitzen können. Das gelingt, wir schließen das Mobil an den Strom an, alle Jalousien vor die großen Scheiben und es kann erst einmal Kaffee geben.
Mal sehen, wie wir das dann mit dem weiteren Essen machen, denn hier gibt es nur einen Bäcker, der morgens stundenweise geöffnet hat und Restaurants in ein paar Kilometer Entfernung.
Kurz über die Düne
Nach einer kräftigen Stärkung erkunden wir das Gelände zu Fuß. Der Campingplatz ist wirklich ein riesiges Naturgelände, Erst von einer mittigen Düne sehen wir die vielen Seitenbuchten und Einzelstellplätze. Zudem schauen wir uns alle 3 Service-Häuser an. Auch die sind mehr Natur, sprich die Toiletten und Duschen sind etwas einfacher gehalten als auf Rømø. In einem älteren Gebäude haben die Duschen sogar Duschvorhänge, gruselig. In den neueren Gebäuden sind sie aber fast so modern wie wir das in den letzten Tagen kennengelernt haben.
Wir gehen auch einmal über die sehr hohe Düne ans Meer, doch davon berichte ich dann übermorgen genauer. In jedem Fall ist das Meer ganz nahe und die Wellen viel höher, aufgepeitscht durch den Wind.
Auf dem Weg zurück sehen wir, dass sich der Platz kontinuierlich füllt. Es sind zwar immer noch überall Standplätze, aber keine größeren zusammenhängenden Flächen mehr wie bei unserer Ankunft. Zwischendurch versucht sich jemand genau neben uns zu stellen, aber er hat irgendein Problem mit dem Strom und fährt weiter. Auch ok.
Abends spielen wir noch eine lange Runde „Die Siedler von Catan“. Es gelingt kaum, mal genug Rohstoffe zu sammeln, aber am Ende wird es knapp. Unser Jüngster steht dabei am Rande eines Nervenzusammenbruchs, weil er gewinnen könnte, aber Runde um Runde die 7 würfelt, was bedeutet: Räuber, zu viele Karten abgeben und nichts bauen dürfen. Sind aber auch wirklich zu viele 7en heute und Lehm ist äußerst knapp. Aber irgendwann schafft er es doch noch, denn es gelingt den anderen nicht, noch aufzuholen.
Auch morgen sind wir noch in Hvide Sande.
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