Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark, Hvide Sande 06.08.20
Das Wetter ist erst bewölkt, deshalb gehen wir zu einem unendlich hohen Leuchtturm mit herrlicher Aussicht auf das ganze Land. Und der Weg durch die Dünen bringt uns eine wunderschöne Erinnerung an die Vergangenheit.
Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark
Wohnmobil 2020
Der Nachteil des Stellplatzes am Weg ist, dass morgens die ersten Camper wegfahren, und das hört man ordentlich auf dem Schotter. Und so werden wir früh wach. Nachts dagegen war das kein Problem, weil die Schranken nachts geschlossen sind.
Vom Bäcker zum Abwasch
Der erste Weg geht zum Bäcker. Das ist wirklich nur eine winzige Außenstelle mit dem Allernötigsten. Wir haben aber auch noch alles und brauchen nur frische Brötchen, die wir bekommen. Das bedeutet: Für heute alles gut, aber spätestens morgen (oder so) fahren wir mal einen richtigen Supermarkt an, um uns mit frischen Sachen auszurüsten.
Dazu passt mal wieder ein Blick in die Kinderseele: Zum Bäcker gehen heute die Eltern und der Weg ist weit, bestimmt 600 Meter. Die Kinder decken in der Zeit den Tisch. Innen, da doch etwas windig. Papa schneidet alle Brötchen auf, draußen, wegen der Krümel. Mama kocht Kaffee und Eier. Danach waschen die Eltern ab. Kinder sitzen an den Handys. Und sollen dann aus dem 100 Meter entfernten Service-Haus in 3 Flaschen Trinkwasser holen: „Wieso immer wir, macht Ihr doch auch mal was.“ Ja.
Obwohl wir im WLan-Umkreis sitzen, ist der Empfang dürftig. Es geht nur an der offenen Wohnmobil-Tür. Naja immerhin.
Die Luft ist herrlich frisch und warm. Nur der Himmel ist bedeckt. Aber im Laufe des Tages reißt der Himmel auf und es werden 21°C.
Zur täglichen Routine gehört der Abwasch. Auf dem Campingplatz gibt es dafür extra Becken und wir sehen täglich zahllose Camper mit Wannen voll dreckigem Geschirr dorthin wandern. Der Vorteil des Wohnmobils ist, dass dies auch hier gemacht werden kann. Das ist sicher weniger sinnvoll, wenn man ein großes Essen selbst gekocht haben sollte, ansonsten ist genug Waschbecken, Frischwasser und Abwassertank im Mobil. Nur kein Platz und deshalb waschen wir nach jedem Essen die paar Sachen gleich ab. Ist natürlich schnell gemacht und kein Problem, Zeit haben wir ja.
Da es mittags immer noch bewölkt ist und erst noch ein bisschen zu frisch für Strand, wünschen sich die Kinder Chillen am Wohnmobil. Das machen wir natürlich nicht den ganzen Tag, aber eine Zeitlang sitzen wir im Windschatten des Wohnmobils und lesen. Und essen unsere geschmierten Strandbrötchen.
Der Duft der Erinnerung
Irgendwann müssen wir aber auch wieder Bewegung haben. Zur Diskussion steht, das knapp 5 Kilometer entfernte Zentrum oder den berühmten Leuchtturm von Hvide Sande zu Fuß zu besuchen. Trotz Lockangebot mit Shoppen kann sich der Autor dieser Zeilen angesichts der Wahnsinnsentfernung nicht durchsetzen und so wird es der Leuchtturm. Knapp 1,5 Kilometer direkt hinter den Dünen entlang führt ein richtig schöner Rad- und Wanderweg. Zu einer Seite die sehr hohen Dünen zum Meer, zur anderen Seite eine weite Dünen-Strauch-Landschaft. Richtig schön und für uns ein wunderschöner Erinnerungs-Moment.
Das ist der Duft, der tief in unserer Erinnerung verwurzelt ist aus all den Jahren als Kind und später mit unseren eigenen kleinen Kindern: Dieser Duft aus warmen Sand, Strandhafer, Heide und Heckenrosen. Einzigartig und für uns eine wunderschöne Erinnerung.
Der Leuchtturm Lyngvig Fyr ist der jüngste dänische Leuchtturm und 1906 nach einem schlimmen Schiffsunglück gebaut worden. Besteigen ist kostenpflichtig, 25 Kronen pro Erwachsenem. Die Kinder wollen nicht mit. Wie Recht sie haben! Die Eltern müssen ein paar Minuten warten, denn die Zahl der Besucher ist begrenzt so wie der Platz oben im Leuchtturm. Dann geht es eine steile Holztreppe hinauf auf die Düne. Schon von hier haben wir einen schönen Blick über die schmale Landzunge zwischen Fjord und Meer, auf das Meer, über den Ringkøbingfjord zum andern Ufer.
In 20.000 Kilometer Höhe
Im Leuchtturm geht es dann eine schmale Wendeltreppe nach oben. Alle paar Meter ist eine Fensterlaibung, in die sich Entgegenkommende drücken können. Das ist alles kein Problem, 228 Stufen schaffen wir mit links, nur wir müssen mal Luft holen.
Dann oben auf der inneren Plattform nur noch eine Leiter mit 5 Sprossen und eine Luke, die nur kriechend durchrutscht werden kann. Dann hängt man mit dem Kopf draußen über der 50 cm schmalen äußeren Plattform, auf der man einmal im Kreis um den Turm gehen kann.
An dieser Stelle müsste der geneigte Leser aufmerksam werden: Mit dem Kopf hängt man über der schmalen Plattform In etwa 20.000 Kilometer Höhe. Diese hat zwar ein massives hohes Gitter, aber der Blick geht nun mal nach unten. Tief und weit nach unten und dann der Wind. So stehe ich mit dem Rücken fest an den Turm gepresst und bewege mich keinen Millimeter weiter. Ich weiß nicht, ob ich schon einmal meine natürlich Höhenskepsis erwähnt habe, aber an dieser Stelle meldet sie sich. Also gibt es nur einen Weg: Warten bis frei ist und wieder rückwärts mit Blick in die Tiefe die Leiter nach innen krabbeln. Puh, das war knapp. Nicht natürlich die mutigste Ehefrau von allen, die umrundet den Turm einmal, Was gefühlt hier oben auf der Wendeltreppe wartend Stunden dauert, weil die äußere Plattform zu schmal zum Überholen ist.
Nachdem wir erstaunlicher Weise lebend unten wieder angekommen sind, schauen wir noch kurz in den kleinen Shop daneben, staunen über die selbst für dänische Verhältnisse immensen Fantasiepreise und gönnen uns ein kleines Eis.
Das hat auch gleich den Vorteil, dass wir eigentlich gar nicht mehr hungrig sind, uns nur noch ein paar letzte Reste warmmachen, die wir noch von zu Hause mitgebracht haben. Und noch eine Runde „Die Siedler von Catan“ spielen, die die beste Ehefrau von allen uneinholbar gewinnt.
Was uns noch auffällt, ist dass die Duschen und Toiletten hier voller sind. Hier entstehen auch mal Schlangen. Das hatten wir auf Rømø nicht, da war das Verhältnis Duschenanzahl zu Plätzen besser.
Auch morgen sind wir noch in Hvide Sande.
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