Mauritius, Seychellen & Madagaskar mit der AIDAblu, Le Port / La Réunion 30.11.23
Wir mussten leider einen Ersatz-Ausflug buchen. Und sind jetzt so glücklich darüber. Nachdem wir das Aquarium besucht und das herrlich türkise Waser am Stadtstrand genossen haben, fallen wir plötzlich aus den rosaroten Wolken der Naiven. Ein Schock ist ja nichts dagegen.
Katamarane und Traumstrände auf Mauritius, Seychellen, Madagaskar
AIDAblu 2023
Waren wir traurig, dass gestern unser heutiger Schnorchel-Ausflug abgesagt wurde? Ja, schon, auch wenn ja keiner was für Wetter kann.
Sind wir immer noch traurig am Ende dieses Tages? Nein, im Gegenteil, wir sind die glücklichsten Menschen.
Nicht wegen Wind und Wellen. Davor haben wir keine Angst und auf Dominica waren wir ja diejenigen, die einen ganzen Bus mitgerissen haben, im Unwetter Schnorcheln zu gehen.
Aber wir lernen etwas: eine gute Reisevorbereitung ist alles. Und an dieser Stelle haben wir AIDA zu viel überlassen und die Recherche der eigentlich wichtigen Infos unterlassen. Dabei wäre es so einfach und jeder zweite geneigte Leser denkt bestimmt: das weiß man doch! Wir fallen aber gerade aus allen naiven Wolken. Und das kommt so:
Einlaufen in Le Port
Der Ausflug ist heute so früh, dass wir wieder um kurz nach 6 Uhr zu den ersten beim Frühaufsteher-Kaffee gehören.
Croissants und Marmelade oder Butter.
Das ist aber egal, meinem Bauch tut das immer noch gut. Und wir können aus den großen Fenstern des Best Burger @ Sea (manche AIDA-Fahrer kennen das noch als California Grill) das Einlaufen sehen.
Über Nacht sind wir von Mauritius aus kommend südwestlich wieder Richtung Madagaskar gefahren und befinden uns nun in halber Höhe von Madagaskar an der Insel La Réunion. Zunächst schauen wir auf die Hauptstadt Saint-Denis und fahren von dort ein Stück parallel zur Insel bis zur Stadt Le Port.
Dabei blicken wir auf einen grünen Berg, die beiden Städte sind zu den Seiten bis hoch in den Berghang gebaut. Dieser endet in einer Steilküste.
Dabei ist der Berg teils sehr schroff mit tiefen Schluchten. Mutig, wie manche Häuser direkt an die Schlucht gebaut wurden. Da ist ein Gang in den Garten lebensgefährlich.
Vor dieser Steilküste, in das Meer hinein, wurde eine 15 Kilometer lange Brückenkonstruktion gebaut, die die beiden Städte miteinander verbindet und eine serpentinenreiche Fahrt durch den Berg erspart. Darauf schauen wir nun beim Frühstück.
Der Kapitän dreht zu weit bis zur Chemie-Fabrik
Dann laufen wir in den Hafen ein. Inzwischen sind wir auf dem Balkon und können das Einlaufen genau kontrollieren. Da sehen wir auch eine schöne Anlegestelle am Kai. Natürlich hören wir wie die letzten Tage auch schon ein infernalisches Maschinengeräusch herüberschallen.
Aber wenn der Kapitän jetzt rückwärts drehen würde, dann wäre der Lärm auf der anderen Seite und wir haben einen ruhigen Balkon.
Und was soll ich sagen: Der Kapitän dreht, um rückwärts einzuparken. Und dreht. Und dreht zu weit. Und noch weiter, bis wir dann am Kai an der gegenüberliegenden Seite des Hafens anlegen. Mit Blick auf eine Chemiefabrik direkt vor uns. Das hatten wir auch noch nie. Zumindest kommt von da kein lautes Maschinengeräusch. Sondern nur ein ebenso lautes Pfeifquietschen wie bei einem überdimensionalen defekten Laptop-Lüfter, das man auch durch die geschlossene Balkontür hört. Na toll.
Zumindest das Einparken klappt und ruckzuck bauen die Arbeiter die Brücken auf. Und ich werde von den einheimischen Hafenarbeitern für immer auf Zelluloid gebannt, weil die sich direkt unter uns zum Gruppenbild mit Schiff aufstellen.
Trauben-Chaos am Bus
Kurze Zeit später beginnt unter uns das Chaos:
Statt dass sich die AIDA-Mitarbeiter auf dem reichlich vorhandenen Platz vor dem Schiff aufstellen und sich jeder einen Ausflug schnappt, steht am Ausgang eine riesige Traube Gäste um den Chef-Guide herum. Nach und nach treffen Busse ein und er ruft immer Mal einen Ausflug auf, deren Teilnehmer – so sie das hören – sich jetzt durch die Traube nach vorne drängen.
Dort geht es durch eine Passkontrolle. Personalausweis reicht nicht, es muss der Reisepass sein, den wir dafür ja gestern abholen sollten.
Das muss ich erstmal erklären: La Réunion gehört zu Frankreich und deshalb zur EU. Deshalb können alle hier erstmals auf der Fahrt die Mobilen Daten am Handy anschalten und mit heimischen Tarif surfen.
Aber die Überseegebiete gehören nicht zum Schengen-Raum, der ja den Verzicht auf systematische Passkontrollen vorsieht. Deshalb die Passkontrolle hier.
Indianer auf dem Weg nach Saint-Gilles-Les-Bains
Unser Ausflug wird mit 15 Minuten Verspätung aufgerufen und füllt nur einen Bus. Der einheimische Guide spricht erfreulicher Weise Deutsch. Auch eine AIDA-Mitarbeiterin kommt mit und bietet an, im Zweifelsfall zu übersetzen. Was durchaus etwas Komisches hat, denn es steht noch nicht fest, wer von beiden besser deutsch spricht. Wir erfahren jedenfalls, dass sich hier viele „Indianer“ niedergelassen haben, Nach einiger Zeit verstehen wir aber, dass nicht die Ureinwohner Nordamerikas gemeint sind, sondern Inder, die hier eingewandert sind.
Aus dem Hafen heraus geht es dann Richtung Saint-Gilles-Les-Bains zu dem Ausflug, dem wir als Not-Ersatz für den ausgefallenen Schnorchel-Ausflug gebucht haben.
Eigentlich wollten wir als Ersatz einen Strand-Transfer haben. Dieser war jedoch ausgebucht. Die Mitarbeiterin bietet uns stattdessen “Aquarium und Strand” an mit dem Hinweis, dass man nicht beides schaffe, weil 3 Kilometer auseinander. Schon mal gleich vorweg: Entweder sind wir extrem schnell und schaffen neuerdings die 3 Kilometer in unter 10 Minuten oder die Mitarbeiterin hat Unrecht. Ich tendiere zu ersterem.
Das glaubt aber die beste Ehefrau von allen komischerweise nicht.
Da wir die Ausflugsbeschreibung so verstehen, dass wir erst gemeinsam ins Aquarium gehen und dann gemeinsam zum Strand, haben wir gestern beschlossen, das Aquarium in Kauf zu nehmen und den Strand zu genießen. Und Recht haben wir.
Zunächst geht es auf neuen Straßen, Brücken und Tunneln an der Küste entlang zur Westküste. Dort ist unser Ziel und dort sollen eh die schönsten Strände sein.
Dabei lernen wir, dass die Insel eigentlich nur aus zwei großen Vulkanbergen besteht, überwiegend grün ist, aber auf den Bergen auch trockene Savanne haben kann, auf der es im Sommer gerne mal brennt.
Die Arbeitslosigkeit ist mit 30% hoch auf La Réunion, besonders unter den U30.
Aquarium de La Réunion
In gut 30 Minuten sind wir am Ziel, dem Aquarium de La Réunion. Wir werden in kleinen Gruppen eingelassen, damit jeder genug sehen kann.
Das Aquarium hat mehrere große Becken. Sicher nicht vergleichbar mit den großen Aquarien, wie etwa das Ozeaneum in Stralsund, aber auch schön gemacht mit einer Vielzahl von Meeresbewohnern im Riff und außerhalb.
So können wir jetzt alle Fische fotografieren, die uns bei der Absage des Schnorchel-Ausflugs entgangen sind.
Natürlich können wir dann bei passender Gelegenheit damit angeben, was für tolle Fotos wir beim Schnorcheln machen konnten. Was wir aber nie tun würden, versprochen.
Leider sind viele interessante Hintergrundtafeln nur auf Französisch, deshalb verstehen wir nicht viel. Am Ende des Rundgangs verteilt unser Guide noch einen kleinen Führer, in dem der Inhalt der Becken auf Deutsch erklärt wird. Das ist sehr hilfreich, nur nicht, wenn es erst am Ende kommt.
Länger als 1 Stunde können wir uns hier auch nicht aufhalten, und ein Gast, der draußen gewartet hat, erzählt, dass die ersten schon nach 15 Minuten wieder rausgekommen sind.
Derselbe Gast erzählt uns, dass er wegen Platzangst niemals in so ein dunkles Aquarium gehen würde und auch für Strand nichts über hat, weshalb er die Zeit hier in einer Bar mit Meeresblick genießt. Den Ausflug hat er nur gebucht, weil seine Frau das wollte und nun ist sie mit Magen-Darm an Bord geblieben. So kann es gehen.
Dafür hat er nun aber Zeit, uns die Ausflugs-Pannen mit Schnellboot, Jeep und Tuk Tuk auf Madagaskar zu erzählen, über die ich dort bereits berichtet hatte.
Ohne Wendeltreppe an den Plage des Roches Noires
Zurück zum Aquarium: direkt vor dem Aquarium ist ein hübscher Jachthafen. Über dessen Zufluss führt eine sehr schöne Holzbrücke auf die andere Seite und dort ist direkt der Strand Plage des Roches Noires.
Diesen Weg gehen wir jetzt. Wir sehen nicht die Wendeltreppe, mit der man auf der anderen Seite direkt auf eine Mauer kommt, die den Strand umfasst. Hier gehen viele lang, wobei das für den Rückweg schwierig ist, denn die Mauer ist am Strand brusthoch und es gibt keine Treppen. Erstaunlich viele sind so sportlich und wählen diesen Weg auch zurück.
Wir nicht.
Am Ende der Brücke ist ein Restaurant. Über dessen Außenbereich kommt man auch zum Strand, muss aber ein Stück durch das Restaurant trampeln. Das machen auch einige. Wir nicht.
Stattdessen gehen wir ein kleines Stück die Straße in Verlängerung der Brücke entlang und sehen dann schon eine kleine Straße nach links zum Wasser. Die gehen wir und stehen auf einer Promenade über dem Wasser mit sehr hübschen Bars und Palmen. Das sieht wirklich schön aus, baden kann man hier aber nicht, unter uns sind nur Steine. Und kein Zugang zum Strand links von uns. Das war wohl mal, ist aber mit Steinen zugeschüttet worden, als Schutz vor Sturmflut.
Aber zwischen den beiden genannten Straßen gibt es noch eine kleine Stichstraße und die führt richtig zum Strand, zwischen Kiosk und Rettungsstation hindurch.
Bojen und Leinen begrenzen den Schwimmbereich — glauben wir
Der Strand ist nicht riesig, so typisch Stadtstrand. Der Sand ist grobkörnig, sauber. Zum Wasser führt ein kleiner Abhang, an dessen Rand wir uns jetzt legen.
Offensichtlich darf man hier nur in einem bestimmten Bereich schwimmen, denn dieser ist durch Bojen und Leinen abgegrenzt, vielleicht wegen der heftigen Strömung, vielleicht weil nur dieser Bereich von Rettungsschwimmern überwacht ist. Glauben wir noch, wir Naivchen.
Natürlich gehen wir gleich ins Wasser. Der Grund fällt nur langsam ab, hat anfangs etwas Kies, was aber bei dem sehr weichen Sand nicht stört. Ansonsten ist das Wasser absolut klar, natürlich herrlich türkis. Nur fällt uns auf, dass es nicht so badewannenwarm ist wie bei den letzten Stränden. Aber eine herrliche Abkühlung, die wir gleich zweimal genießen.
Dass es nicht so warm ist könnte daran liegen, dass hier das Wasser sehr vom offenen Meer her drückt. Hier ist es nur wellig, aber direkt neben uns prallen hohe Wellen ans Ufer, sicher der Grund, warum man dort nicht baden darf, von der heftigen Strömung hier haben wir schon gehört. Haha.
Ansonsten ist es sonnig mit leichter Bewölkung bei 27°C und damit sehr angenehm.
Nach knapp 2 Stunden müssen wir zum Bus zurück. Die Busfahrt nutzen wir für eine Recherche, die uns völlig schockiert und die vielen Andeutungen dieses Berichts erklärt:
Google holt uns aus den rosaroten Wolken der Naiven
Für morgen haben wir einen reinen Strandtransfer in den gleichen Ort gebucht. Diesen gab es heute auch, war aber ausgebucht. An unserem heutigen Strand war aber außer anderen Urlaubern nur unsere Gruppe. Folglich muss der Transfer noch einen anderen Strand als Ziel haben. Und tatsächlich haben wir gehört, dass es hier am Ort mehrere tolle Strände geben soll.
Da hilft ja Google und da wir nun nach heimischen Tarif surfen können, nutze ich das gleich mal aus und lese die Rezensionen aller Strände hier. Das bringt mich einem Herzinfarkt näher als je zuvor. Denn die Rezensionen sind einheitlich begeistert von den wunderschönen Stränden. Nur baden dürfe man an diesen nicht wegen der Haie.
Wegen WAS????
Keiner hat was von Haien gesagt.
Haie, richtige Haie? Diese Dinger mit den scharfen Zähnen?
Ja, genau die.
Es gibt aber Stellen, an denen Hai-Netze gespannt sind. Zumindest zeitweise. Und wenn sie nicht gerade große Löcher haben, sei das Baden dort sicherer. Sicherer heiße allerdings nicht sicher.
Leider schaue ich weiter: nirgends gibt es so viele Hai-Angriffe auf der Welt wie auf La Réunion.
Allerdings verläuft nur die Hälfte davon tödlich, das ist sehr beruhigend.
In manchen Jahren ist das Risiko eines Hai-Angriffs auf La Réunion 1000 mal höher als in Australien oder Nordamerika.
Ach, nur tausendmal, das geht dann ja…
Worauf haben wir uns da nur eingelassen. Auf jeden Fall sind wir grad unendlich dankbar, dass der Schnorchel-Ausflug heute abgesagt wurde.
Und wir recherchieren noch etwas anderes: die vermeintliche Schwimmbegrenzung heute am Strand ist ein Hai-Netz, das tagsüber stundenweise gespannt wird.
Wir merken uns eins: nur ins Wasser gehen, wo ein Hai-Netz ist und nur, nachdem die ersten Schwimmer lebend wieder rausgekommen sind, falls sich ein Hai über Nacht in das ungespannte Netz verirrt hat.
Jetzt recherchiere ich auch mal über Hai-Angriffe auf Mauritius und den Seychellen. Die sind selten, aber kommen durchaus mal vor.
Was anderes: Hatte ich eigentlich schon mal darüber berichtet, wie schön die Nordsee ist? Wir kennen da eine wunderschöne Bucht ganz oben in Dänemark…
Auf der Lauer zum Handtuch-Tausch
Am Hafen zurück nehmen wir eine ganz andere Einfahrt als vorhin. Dort müssen wir alle aussteigen und durch eine Kontrolle gehen. Hier werden Einzelne rausgegriffen und müssen ihren Tascheninhalt zeigen. Unseren neuen Bekannten, der den Ausflug nur wegen seiner Frau gemacht hat, erwischt es natürlich. Uns nicht und auf der anderen Seite steigen wir wieder in den Bus ein.
Handtücher können wir grad nicht tauschen, erst ab 15 Uhr. Und das nicht am Pooldeck wie gewöhnlich, sondern auf Deck 3. Was grundsätzlich sinnvoll ist, dort am Eingang, aber nicht erst ab 15 Uhr, sondern wenn die Gäste zurückkommen.
Jetzt ist es 14 Uhr und wir gönnen uns einen nach diesem Schock verdienten Caramel Macchiato. Ja, richtig, wieder mit Caramel. Und einen Stückchen Schoki. Eigentlich müsste es jetzt eher ein Whiskey sein, den hatte ich auf dieser Fahrt noch gar nicht und nun habe ich einen guten Grund.
Auf dem Balkon beobachten wir ab 15 Uhr genau, wann kein Ausflug zurück kommt und nutzen dann die Lücke, um schnell nach unten zu flitzen und unsere sandigen Handtücher gegen neue zu tauschen.
Klappt auch, es darf nur eins gegen eins getauscht werden, aber da wir jeder zwei gesammelt haben, bekommen wir auch zwei neue.
Die nächsten Stunden verbringen wir auf dem Balkon, versuchen das Pfeifquietschen zu ignorieren und denken noch einmal über den Tag nach.
AIDA warnt vor allem, nur nicht vor Haien
Die Sache mit den Haien lässt uns noch nicht. los. In jedem Hafen, in dem einmal eine Handtasche gestohlen wurde, gibt es von AIDA Sicherheitshinweise zu Kleinkriminalität. Es wird vor Sonnenbrand und Moskitos gewarnt. Aber hier nicht ein Wort von AIDA zu Haien und dem richtigen Verhalten beim Baden, wir z.B. dem Beachten von Hai-Netzen.
Gut, Taschendiebstähle sind häufiger als Hai-Angriffe, aber Touris, die so naiv sind wie wir bis vor 3 Stunden, sollten schon mal gehört haben, warum es nicht Sinn macht, wild zu baden.
Andererseits: AIDA betont so häufig es geht die eigene Verantwortung gegenüber den Meeresbewohnern. Ob nun das Füttern von Haien dazu gehört, ist zumindest unklar.
Abendbrot gibt es heute im Marktrestaurant. Dort ist das Thema heute “Frankreich” und wie erwartet gibt es da gebackenen Camembert, überbackenes Toast und Tartar auf Couscous-Salat. Ersterem kann ich nicht widerstehen, letzterem die beste Ehefrau von allen nicht.
Das war es dann aber auch für uns heute, der Tag war schockreich genug.
Auch morgen sind wir noch auf La Réunion.
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