Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Atlantik 03.03.24
Meine Brötchenoberseite verhält sich wie ein störrischer Gaul und wirft den Lachs ab.
Das ist dann auch das Aufregendste, das heute passiert und das ist das Beste, was wir an so einem entspannten Seetag sagen können: nichts passiert, Ruhe auf dem Balkon.
Außer die dunklen Wolken, die sich über uns zusammenziehen. Nach dem Spiel.
Aber wir schaffen auch Wichtiges zu besprechen, wie die aktuelle Gästezusammensetzung und die Lösung des Kinderrätsels.
Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024
Zum Frühstück im Marktrestaurant ist es um 9 Uhr wieder voll. Natürlich genau unsere Zeit, aber wir haben Glück, dass sich neben uns ein Vierertisch erhebt und wir den leeren Platz wieder füllen können. Unsere Brötchen gibt es auch wieder, gut so, sonst könnten sie ja auch nicht den Lachs abwerfen.
Das tun die nämlich. Ich belege die Oberseite nichts Böses ahnend mit Lachs und da kippt diese und wirft den Lachs einfach ab. Unglaublich spannend, so wie der Sack Reis in China…
Hafen- oder Ocean-Lounge?
Aber so geht es für uns schon sehr entspannt los.
Die Kabine ist schon während der Frühstückszeit fertig geworden. Dafür scheint es Probleme mit dem Abwasser zu geben, in unserem Gang sind alle Türen zu den Wasserinstallationen ausgehängt und einiges Geklapper aus dem Bad zeigt, dass Handwerker zugange sind.
Heute hören wir uns ausnahmsweise die Hafen-Lounge an. Hier muss der geneigte Leser sorgfältig unterscheiden: in der Hafen Lounge werden die Ausflüge des nächsten Hafens vorgestellt oder zukünftige AIDA-Reisen. In der Ocean Lounge dagegen erzählt ein Lektor etwas zu Land und Leuten.
Normalerweise gibt es bei der Hafen Lounge eine kleine Zahl von Zuhörern. Das ist heute anders, weil der Lektor Peter Grimm dabei ist und seine Infos mit einbringt. Wie beliebt er ist sieht man daran, dass das Theatrium um 10 Uhr brechend voll ist.
Trotzdem ist der Informationsgehalt insgesamt eher gering, und da wir genau wissen, was wir auf den Azoren machen wollen, gibt es für uns wenig Neues. Da freuen wir uns morgen wieder auf die Ocean Lounge zum Thema Azoren.
Endlich können wir die Bademäntel ausprobieren. Seit 14 Tagen liegen sie ungenutzt im Frischhaltebeutel, aber heute ist es soweit.
Nicht weil wir damit Größeres im Spa-Bereich vorhätten, sondern weil es eine gute Möglichkeit ist, sich auf dem Balkon wärmer zu halten.
Denn an sich ist es dort herrlich: die Luft ist angenehm frisch, heute ist auch kein Regen mehr, zwischen den weißen Wolken ist blauer Himmel zu sehen. Aber bei 19°C ist es eben nicht mehr karibisch warm und deshalb passt zum langen Sitzen auf dem Balkon heute Bademantel und Einmuschel-Decke.
Und lange wollen wir das heute aushalten, denn die Temperatur wird die nächsten Tage stetig abnehmen und wir werden nicht mehr viel Gelegenheit haben, einfach unbeschwert auf dem Balkon zu sitzen und uns dem Nichts-Tun hinzugeben mit Blick über den unendlichen, leicht welligen Ozean.
Die neue Zusammensetzung der Gäste
Wie versprochen schaffen wir bei der Ruhe auf dem Balkon ein Blick auf die geänderte Gästezusammensetzung der aktuellen Reise.
Am 2. Seetag hatte ich ja schon die Gästezusammensetzung des ersten Teils der Reise beschrieben. Heute schauen wir uns das wie versprochen für den zweiten Teil an:
In La Romana gab es einen großen Gästewechsel. Von den rund 1.200 Gästen, die bei unserer Ankunft auf Jamaika schon an Bord waren, haben rund 1.200 Gäste das Schiff in La Romana verlassen, weil sie wie vermutet die 14-Tage-Tour La Romana bis La Romana gebucht hatten.
Rund 1.050 sind dort neu angereist.
Das bedeutet, dass wir nicht ganz voll sind, insgesamt sind 1.907 Gäste an Bord.
Unsere Vermutung vom Anfang, dass vor allem Senioren an Bord sind, bestätigt sich jetzt. Trotzdem sind doch mehr junge Paare und unser Mittelalter an Bord, als wir erwartet haben. Wir schätzen, dass die Gruppe der Senioren etwa ⅔ ausmacht.
Dementsprechend ist das Durchschnittsalter von 53 auf 58 Jahre gestiegen.
Die Gästereduktion geht vor allem zu Lasten der Kinder, waren es im ersten Teil der Reise noch 180 Kids und Teens, sind es jetzt nur noch 52 Kids.
Die Frage bleibt, warum vorher überhaupt so viele Kinder an Bord waren, das hat uns doch wegen der Schulferien gewundert.
Unsere neue Spar-Strategie
Seit Ende letzten Jahres hat sich unsere Buchungsstrategie geändert. Das liegt nicht an den Kindern hier, sondern an den Preisen: in den Schulferien ist die gleiche Tour deutlich teurer als außerhalb. Und da unsere Kinder inzwischen nicht mehr auf die Schulferien angewiesen sind, was wir wieder gemeinsam im September ausnutzen werden, haben wir nun die Möglichkeit, streng außerhalb der Ferien zu buchen.
Dazu gibt es im Internet Zeitpläne, in denen man genau gucken kann, wie groß die Feriendichte ist. Wir buchen jetzt konsequent dort, wo in keinem Bundesland Ferien sind.
Trotzdem waren hier anfangs so viele Schulkinder. Bei einem Teil ist uns aufgefallen, dass es Schweizer sind. Daran haben wir nicht gedacht, dass ja in der Schweiz und in Österreich die Ferien anders liegen können. Tatsächlich sollen in Teilen der Schweiz gerade Sportferien sein. Was immer das auch ist, das könnte eine Erklärung sein.
Und noch eine Erklärung gibt es: Bei der Buchung haben wir auch Reisen angesehen, in die noch teilweise Ferien hineinreichten. Der Gedanke dabei war, dass die Reise trotzdem günstiger ist, weil Familien nicht buchen können, da sie ja die Schulkinder nicht mitten in der Reise ausfliegen lassen können.
Dabei wussten wir aber nicht, dass es hier mehrere Start- und Endmöglichkeiten gibt. Und tatsächlich hat Sachsen noch bis zum vergangenen Wochenende Ferien gehabt.
Damit wäre auch das Kinder-Rätsel geklärt.
Wann kommt die Gewinnbeteiligung?
Mit diesem Nicht-Wissen sind wir aber nicht allein: Auch AIDA weiß das nicht. So wie wir das auch schon im Indischen Ozean erlebt haben, wo es auch mehrere Start-Möglichkeiten gab (damals wahlweise Seychellen oder Mauritius) ist es auch hier:
AIDA schafft es nicht, die Reise individuell für jeden Gast abzubilden. Dabei wäre das technisch nicht weiter schwierig. So hatten alle 800 Neuankömmlinge für den ersten Teil der Reise im Bordportal nur die Häfen der 14 Tage-Tour eingestellt. Wir konnten uns also die Häfen der Reise vorher ansehen, die wir nicht mehr angelaufen sind.
Dafür war es nicht möglich, für die Zeit nach La Romana einen Ausflug oder auch nur ein Restaurant zu buchen. Erst in La Romana haben sie dann geschafft, zumindest den zweiten Teil unserer Reise abzubilden.
Alles nicht dramatisch, aber das geht besser.
Wie immer bin ich bereit, meine Anregungen völlig selbstlos gegen eine Gewinnbeteiligung mit AIDA zu teilen.
Mit Höchstgeschwindigkeit früher ankommen
Wir bewegen uns derweil weiter in Höchstgeschwindigkeit. Der medizinische Notfall ist weiter aktuell, aber doch soweit stabil, das eine risikoreichere Helikopter-Rettung wohl vermieden werden kann. Stattdessen wollen wir schon morgen Abend auf den Azoren anlegen und nicht erst übermorgen. Dann auch auf der ursprünglichen geplanten Insel.
Es gibt dafür noch einen zweiten Grund: für übermorgen ist deutliche schlechteres Wetter und heftiger Wellengang angesagt. Deshalb wäre es möglich, dass wir nicht in den Hafen einlaufen können und sind darum lieber schon am Abend vorher da. Der Kapitän versichert uns, dass das Auslaufen viel leichter als das Einlaufen ist.
Wetter soll eh nicht so toll sein auf den Azoren, heute Morgen haben wir schon gelernt, dass das berühmte Azoren-Hoch zwar auf den Azoren entsteht, aber nicht dort bleibt.
Mit dieser Gesamtlage kann es auch sein, dass unser RIB-Boot-Ausflug nicht starten kann. Wir werden sehen.
Das erste Spiel – der Sturm zieht auf
Um 14 Uhr treibt uns die Kälte vom Balkon ins Café Mare, heute doch wieder ein Caramel Macchiato. Und da um diese Zeit nichts los ist, können wir auch eine Runde “Skull King” spielen. Was soll ich sagen: es ziehen dunkle Wolken auf, folglich hat der Autor dieser Zeilen gewonnen.
Allerdings nicht nur wegen des Spiels, auch danach auf dem Balkon wird es zunehmend bewölkter und kälter. Die Sonne, die mittags noch auf der anderen Seite des Schiffs zu sehen ist, zieht heute nicht mehr rum.
So sind wir spätnachmittags wirklich ein bisschen durchgefroren und müssen uns kurz in der Kabine aufwärmen, bevor wir zum Essen gehen.
Das ist heute noch einmal besonders, denn wir haben nochmal im Buffalo Steak House reserviert. Das Essen ist auch wieder hervorragend: ein butterzartes Filet, krosse Süßkartoffelpommes und gebratener Spargel.
Inzwischen habe ich verschiedene Zutaten ausprobiert: Kräuterbutter und Café de Paris Butter sind ok. Aber am besten schmeckt mir dazu Sauce béarnaise, stelle ich heute fest.
Nur der Platz gefällt mir nicht, wir bekommen heute einen Zweiertisch, der regelrecht an die Wand geklemmt ist. Da gibt es schönere Plätze. Kann sein, dass ich das auch zu laut gesagt habe.
Manchmal bin ich zu direkt.
Das zweite Spiel – Unwetter in der AIDA Bar
Danach geht es in der AIDA Bar weiter, wir haben Lust auf einen Cocktail. Und ich muss ja die Scharte mit dem letzten Spiel vorhin noch ausmerzen, deshalb heute Abend eine Runde “Phase 10”, das liebe ich nicht sehr, weil ich meist an irgendeiner Phase endlos festhänge, während alle anderen an mir vorbeiziehen.
Damit ziehen sich die Wolken in der AIDA Bar endgültig zu einem schweren Sturm zusammen, denn noch nie ist mir ein Durchmarsch passiert, bei dem jede Phase beim ersten Anlauf klappt. Heute schon. Die Stirn der besten Ehefrau von allen ist bereits bedrohlich bewölkt, die Augen deuten Blitze an.
Das wird ein schwerer Abend.
Ich bin gefragt worden, woher unser Jüngster das hat, dass er als kleines Kind so schlecht verlieren konnte und auch mal eine Brille über den Tisch flog. Ich habe keine Ahnung…
Verschönert wird der Abend nur von Tobey Wilson, dem Tenor, der noch einmal die Show vom Anfang der Reise bringt, bei der wir zu müde waren. Heute hören wir seine klassischen und modernen Lieder mit seiner Tenorstimme mal komplett, wenn auch nur in der Kabine. Schon sehr gut und unterhaltsam präsentiert.
Auch morgen ist noch ein Seetag.
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