Transatlantik 1 mit AIDAbella, Atlantik 14.04.14

Der 5. Tag auf dem Atlantik gibt genug Zeit, einmal die verschiedenen Typen am Buffet näher zu beleuchten.

Atlantik 14.04.14 - Karibik nach Mallorca AIDAbella Transatlantik

Ja, wir kommen Europa näher: Morgens aufstehen wird immer schwerer und es wird immer kälter. 10°C haben wir heute gegenüber den letzten Tagen verloren, es sind nur noch 19°C. Aber es ist kaum noch Wind und strahlender Sonnenschein, das lässt sich gut aushalten.

Natürlich genieße ich hier auch wieder in aller Ausführlichkeit, meine Mitmenschen zu beobachten. In aller Bescheidenheit, in der ich weiß, dass andere mich genauso merkwürdig finden wie ich sie, sind mir in diesen Tagen bestimmte Menschentypen am Buffet aufgefallen. Hier mal meine Top 10:

Die Kobras

Anschleichen, zuhacken, verschwinden ist das Prinzip dieser Spezies. Einfach mal von der Seite kommen, Schlange stehen ist was für Doofe. Leider sind die Kobras oft schon im gesetzten Alter, wodurch sich das schnell Zuhacken beträchtlich in die Länge ziehen kann.

Die Wüsten-Reisenden

Diese Spezies findet sich weltweit und auch auf Schiffen. Von chronischen Durst geplagt stehen sie schon unruhig in der Schlange des Getränkeautomaten. Sind sie dann endlich dran, ist das erträgliche Maß an Durst meist überschritten, weshalb die ausgetrockneten Hirnzellen die Schlange, in der sie eben standen, komplett ausblenden und sie in aller Ruhe ihr Glas füllen und austrinken und neu füllen – eine Schleife, die sich mehrfach wiederholen kann.

Atlantik 14.04.14 - Karibik nach Mallorca AIDAbella Transatlantik

Die Nörgler

Riesige Berge anschleppen, bis sich der Teller durchbiegt und die Anbaubretter wanken, dieses dann mistgabelartig in den Schlund einschaufeln und dann über den rapiden Verfall der Qualität des Essens, das früher und auf anderen Schiffen viel besser war, mosern, dadurch zeichnen sich die Nörgler aus. Sie finden sich grundsätzlich in jeder Gruppe Dinierender, sind allerdings in ihrer Ausbreitung nicht auf das Essen beschränkt, sondern finden sich überall, wo sich Menschen treffen. Unwissenschaftliche Untersuchungen behaupten, dies sei eine spezifisch deutsche Spezies.

Die Verirrten

Diese Spezies ist sehr gut daran zu erkennen, dass sie mit dem Teller durch die Reihen gehen, im Blick aufflackernde Panik. Die Frage, die den Verirrten auf der Stirn geschrieben steht, ist: „Wo war nochmal mein Platz?“ Nicht bekannt ist, wie viele dieser Spezies letztlich fündig werden oder für immer verloren gehen. Aus diversen Untersuchungen ist aber bekannt, dass 95% der Verirrten weiblich sind.

Die Verteiler

Sich auffüllen, das kann auch mit Schwung und Freude geschehen. Dem Verteiler haftet dabei eine gewisse Großzügigkeit an und so dreht er sich im Allgemeinen nach dem Füllen des Tellers schwungvoll nach hinten. Auf diese Weise haben dann alle was davon – zumindest auf dem Hemd.

Die Begutachter

Begutachter greifen nicht einfach wahllos zu, sie inspizieren erst einmal die Auslagen ganz genau. Nun kann man ihnen keinesfalls vorwerfen, dabei oberflächlich vorzugehen, bei Rückkehr zum Tisch können sie zumeist die Zahl der Fasern jedes gesehenen Stückes Fleisch wiedergeben. Dabei würden sie nie so profan vorgehen, sich in irgendeine Schlange zu stellen, sondern aus sicherer Distanz der zweiten Reihe lässt sich unbeobachtet beobachten. Dass dabei dann neben den Schlangen am Büfett auch der Durchgang zugestellt ist, ist ein auch in Großstädten beliebter Nebeneffekt.

Die Entertainer

Die Zeit beim Essen mit verkniffenem Gesicht als eine Schlacht, die zu gewinnen ist, zu betrachten, würde dem Entertainer nicht einfallen. Der Entertainer hat Spaß beim Essen und das soll auch der Rest des Restaurants erfahren. Die Geschichten, die diese Spezies zu erzählen hat, sind so interessant, dass sie keinesfalls der Allgemeinheit vorenthalten werden dürfen und wem macht ein ansteckendes Lachen, dass an allen Wänden wiederhallt, nicht Freude? Wichtig ist allerdings zu beachten, dass diese Spezies nicht mit zu viel Alkohol gefüttert werden darf, da sie dann zu Verbrüderung mit allen anderen Tischen neigt, was besonders den Nörgler wenig erfreut.

Die Monks

Noch ein Zwölftel Löffel hier, ein Gabelzinkchen dort, noch einen Hauch in die Ecke, der Teller muss symmetrisch aussehen. Auch könnte 1/100 Gramm mehr Nachtisch doch schon zu viel sein, das muss noch vorsichtig abgetrennt werden. Und auch die Schlange hinter den Monks wird erst dann harmonisch, wenn sie lang und vielfältig genug ist.

Die Handtuch-Besetzer

Wer denkt, das gibt es nur bei den Liegen am Pooldeck, der irrt. Manchmal ist es ja doch voll im Restaurant und Gäste irren auf der Suche nach Plätzen umher. Dann kommt diese Spezies zum Einsatz, die freie Plätze an ihrem kostbaren und bezahlten Tisch mit Handtüchern, Rucksäcken und was weiß ich belegen, oder auch gerne mal Getränke auf die freien Plätze stellen, ohne dass je jemand käme, für den das freigehalten ist.

Die Wühler

Diese Spezies kennt das Supermarkt-Prinzip, dass die besten Sachen immer hinten stehen. Und so wird jede Obstschale sorgfältig bis ganz unten durchwühlt, um wirklich die einzig wahre, die erkenntnisspendende, die allerbeste Frucht im Garten der Fülle zu finden.

Nach ausreichend Sonne auf dem Balkon gibt es bei „Skip-Bo“ diesmal einen Milchshake und danach noch einen Milchkaffee während der nautischen Fragestunde, bei der 3 Offiziere vom Publikum im Theatrium befragt werden. Nun übertreiben wir aber wirklich…

Nachmittags ist wie immer keine Sonne mehr auf dem Balkon, aber die Luft ist so herrlich, dass wir in Handtücher eingewickelt weiter darauf lesen.

Unser Abend beginnt mit einem Vortrag des Lektors Thomas Laukötter über Madeira. Dabei hören wir nicht nur interessante Hintergrundinformationen über die Entstehung der Insel, sondern auch viele Tipps, was wir übermorgen dort ansehen können. Im Anschluss präsentiert der Solist Dan O’Brien sein Programm „Let’s Rock ‘n‘ Roll“ mit der Möglichkeit zum Mittanzen. Höhepunkt ist aber heute die 2. Show des Magiers Felix Gauger, der uns wieder durch Tricks und Gedankenlesen beeindruckt. Es bleibt die wohl für jeden Zauberer klassischste Frage: Wie macht der das?

Heute Nacht werden die Uhren erneut eine Stunde umgestellt, nur noch 1 Stunde Unterschied zu Deutschland.

Morgen ist noch ein Seetag.

Atlantik

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