Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Cartagena / Kolumbien 22.02.24

Das Schnellboot ist da, das türkise karibische Meer auch und die Sonne scheint heiß. Alles andere fällt aber aus: Schnorcheln geht nicht, Strand ist zu gefährlich und das Meer zu wild.
Und trotzdem ist es ein toller Ausflug. Was schon auch an der Berg-und-Tal-Fahrt, besonders aber an den Mitbringseln des Guides liegt.


Bilder folgen hier in Kürze

Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024

Die Annäherung an Cartagena ist gar nicht so einfach. Das geht nur im großen Bogen um vorgelagerte Inseln herum, auf allen anderen Wegen sind Riffe im Weg.

Verspätet in die Lagune von Cartagena

So fahren wir zunächst an Inseln entlang, dann an dem großen Fort Fuerte de San Fernando de Bocachica, das die Einfahrt erfolgreich über Jahrhunderte vereidigt hat. Schon über die Insel sehen wir die sehr weiße Skyline von Cartagena.

Um die Inseln herum in der Lagune schauen wir dann auf die ganze Skyline, daneben mehrere Containerhäfen und dazwischen die Piers für Kreuzfahrtschiffe. Die Ruby Princess ist schon vor uns da, die schwarze MSC Explora I folgt nach uns.

Den Zeitverlust von gestern haben wir wieder aufgeholt, nun aber werden Containerschiffe vorgelassen und deshalb machen wir verspätet fest. Das führt vor allem dazu, dass wir alle zur Startzeit der Ausflüge noch im Treppenhaus stehen.

Auf unseren Ausflug heute haben wir uns schon gefreut. Mit dem Schnellboot geht es zu einem Riff zu einer vorgelagerten Insel. An zwei Spots soll dann geschnorchelt werden, im Anschluss gibt es dann noch Sonnenbaden am karibischen Strand Playa Blanca. Am Ende machen wir aber nichts davon und sind doch zufrieden.

Frühstück gibt es wieder früh im Marktrestaurant. Heute ist danach das Eincremen mit Sonnenschutz extrem wichtig, Mückenspray ist dagegen nicht erforderlich.

Das Schnellboot ist zu Fuß erreichbar

Nach der Wartezeit im Treppenhaus sortieren sich alle Gäste auf dem Pier zu den verschiedenen Bussen. Nur wir treffen uns bei Karl am Ausrüstungswagen. Und das dauert, denn die Hälfte der Teilnehmer hat sich nicht wie vorgeschrieben gestern gemeldet, um die Schnorchel-Ausrüstung abzuholen und so muss Karl wie gestern immer nochmal ins Schiff laufen, um passende Flossen zu suchen.

Aber irgendwann ist jeder versorgt und so gehen 31 Gäste plus 3 Kinder plus 1 Säugling in gut 10 Minuten an den 3 Kreuzfahrtschiffen vorbei zu einem kleinen Pier für Ausflugsboote.

Einen kleinen Moment müssen wir noch warten, damit ein anderes Boot Platz macht, dann kommt unser Schnellboot.

Klein, Platz für 40 Leute, zum Glück mit Stoffdach, denn die Sonne brennt jetzt um 10:30 Uhr schon richtig heiß.

Mit Schwung geht es los

Unser Guide heißt Jonas, kommt ursprünglich aus Berlin und lebt jetzt in Cartagena. Und spricht deshalb bestes Deutsch.

Zuerst muss das Gewicht an Bord noch einmal umverteilt werden, weil die Kinder alle auf einer Seite sitzen. Gut verteilt zu Erwachsenen, denn sie dürfen nicht direkt an der Reling sitzen, damit sie bei den Hubbeln im Wasser nicht im hohen Bogen herausfliegen. Wie wir noch sehen werden, ist diese Vorsichtsmaßnahme berechtigt.

Dann alle Schwimmwesten an, das ist vielleicht nicht vorgeschrieben, aber ein sehr angenehmes Polster auf diesen Hartschalensitzen.

Los geht es direkt mit Schwung. So ein Schnellboot hat schon ordentlich Geschwindigkeit und wir fliegen förmlich über das Meer.

Erstes Ziel ist das genannte Fort am Ende der ersten großen Insel Isla de Tierra Bomba. Hier wurden einst bis zur gegenüberliegenden Seite Ketten gespannt, das hat anrückende Kriegsschiffen die Masten und damit den Sieg gekostet.

Auf dem offenen Meer ist es eine Fahrt über Berg und Tal

Bis zur Halbinsel Baru Island müssen wir über das offene Meer. Das ist jetzt mit unserem Schnellboot wie eine Berg-und-Talfahrt. Hat so etwa das Gefühl einer Achterbahnfahrt. Sprach ich vorhin davon, dass wir förmlich über das Meer fliegen, ist das jetzt zwischen zwei Wellenbergen wörtlich zu nehmen.

Nach vorne ist nichts mehr zu sehen, weil dort das Boot soweit aus dem Wasser steigt, dass wir nicht mehr über den Bugrand gucken können, hinten werden die Gäste durch Gischt nass.

Aber das ist nicht schlimm. Es ist ja knallig sonnig bei 30°C und das Ganze macht richtig Spaß.
Die Temperatur hier näher am Äquator in Cartagena ist übrigens das ganze Jahr etwa gleich, etwas über 30°.

Allein dafür hat sich der Ausflug schon gelohnt. Und wie wir gleich sehen werden, wird es auch fast allein dabei bleiben.

Schnorcheln entfällt wegen Sand

Den ersten Schnorchelstopp fahren wir gar nicht erst an. Das Meer ist zu bewegt und deshalb ist es dort zu gefährlich.

Der zweite Schnorchelstopp befindet sich in einer weiten Bucht. Auch hier klatschen die Wellen heftig an Land, aber das Riff ist weit vom Ufer entfernt. Das sieht man schön am Farbenspiel: wie abgeschnitten zieht sich eine Linie durchs Wasser, die tiefes Meeresblau von hellem Türkis trennt.

Aber auch hier wird es nichts mit Schnorcheln: die Flutwellen, die hier besonders heute Nacht getobt haben und auch eine Landzunge zur nebenliegenden Lagune weggerissen haben, haben den Sand so aufgewühlt, dass man am Riff nichts sehen kann. Wie Schade!

Baden in der Lagune

Deshalb fahren wir durch eine kleine Einfahrt mitten in der Bucht in eine riesige Lagune. Hier ist das Wasser auch türkis, es ist aber kein Sand aufgewühlt. Zu sehen gibt es am Grund zwar nichts, aber zum Baden ist es hier gut geeignet.

Und das machen wir erst einmal ausgiebig. Das Wasser ist klar, etwas frischer, als wir erwartet hatten und ganz schön salzig. Aber schwimmen tut gut, das erste Mal dies Jahr.

Obwohl wir hier recht geschützt in der Lagune sind, treibt der Wind uns ganz schön umher. Deshalb sind auch zwei Mitarbeiter mit Rettungsring bei uns im Wasser, falls einen der älteren Gäste oder der Kinder die Kraft verlässt. Das passiert aber nicht.

So erfrischt könnte es weitergehen, aber es bleibt nicht mehr viel.

Kostproben lokaler Spezialitäten

Jonas sorgt aber immer wieder für Aufmunterung. Denn geschickter Weise hat er lauter Sachen zum Probieren mitgebracht: zunächst lässt er eine Lulo-Frucht rumgehen. Sieht aus wie eine Kaki-Frucht, nur größer, außen orange, innen grün. Den selbst daraus hergestellten Saft schenkt er uns dann immer wieder aus. Der schmeckt lecker, so mit einem Hauch von Maracuja und doch anders.

Später gibt es frittierte Kochbananen-Chips, die kann man gut als Kartoffelchip-Ersatz essen. Dann probiert jeder eine Spalte einer weiteren Frucht, Guayaba.

Daraus wird eine Süßigkeit gemacht, die in Quaderform in Bananenblätter eingepackt wird und hier den Kindern als Frühstücksersatz mit Käse gegeben wird, wenn die Eltern zu spät aufgestanden sind.
Kann man auch essen, hat die Konsistenz von Omas Quittenbrot und schmeckt süßlich-fruchtig.

Einen Schnaps aus Zuckerrohr mit reichlich Anis gibt es auch zu probieren aus kleinen Aluminium-Bechern, die hier eigentlich als Kaffeebecher fungieren.

Und weil das noch nicht reicht, winkt Jonas noch einen fliegenden Händler herbei und kauft dem für jeden ein heimisches Bier ab.
Das dauert aber, denn so viel hat der Händler nicht dabei und muss das erstmal besorgen.
Das Bier ist nicht mal schlecht, liegt wohl daran, dass der erste Brauer in Kolumbien aus Deutschland kam. Blöd nur: ich mag gar kein Bier.

Insgesamt gefällt uns das gut, dass wir so viele Kostproben haben und man sieht die Gedanken, die Jonas sich gemacht hat. Für die Wetter- und Wellenbedingungen kann er ja nichts.

Mangroven statt Strand

Damit will er uns auch darüber hinwegtrösten, dass auch das Relaxen am angeblich schönsten Strand entfällt. Denn auch dort haben die Wellen heute Nacht derart zu Sand-Verwerfungen geführt, dass das Boot nicht sicher anlegen kann.

Stattdessen fahren wir in die Mangroven, die die Lagune umschließen.
Zwischen den Wurzeln der Mangroven ist die Kinderstube der Fische, weil keine großen Räuber dazwischenkommen. Im flachen Wasser sehen wir dann auch viele kleine Fische.
Und Waschbären, die auf den Wurzeln balancieren und um unsere Bananenchips betteln.

Und noch höhere Berge und tiefere Täler

Zurück geht es die gleiche Strecke.
Diesmal müssen wir gegen Wind und Wellenrichtung fahren. War die Berg-und-Talfahrt auf dem Hinweg eher Harz, sind das jetzt die Anden.

Die Wellen, die auf uns zurollen, sind höher als unser Boot. Das ist gut zu sehen, weil wir auf der Seite sitzen, von der die Wellen schräg auf uns zurollen. Und von der der Wind kommt. Deshalb kriegen wir jetzt die Gischt ab. Und das sind jedes Mal nicht nur ein paar Tropfen, sondern mehr so ein Maurerkübel voll.

Der geneigte Leser muss sich die Szene so vorstellen: wir rasen mit gefühlten 80.000 km/h über riesige Wellenberge, es geht auf und ab wie in der Achterbahn und jedes Mal klatscht uns die halbe Welle ins Gesicht.
Und richtig: wir haben Spaß!

Skyline aus weißem Pulver

Ungeplant geht es noch in die Bucht von Cartagena, in der die ganzen Hochhäuser des Stadtteils Bocagrande die Skyline bilden, die wir schon von weitem gesehen haben, und wir lernen wieder viel über den Ort:

Die ganzen weißen Hochhäuser der Skyline sind wohl weiß, weil sie mit „weißem Pulver“ finanziert wurden. Bewohnt werden sie nur zu einem Teil, hauptsächlich dienen sie als Geldanlage. Außerdem stehen die Straßen dort oft unter Wasser, die Schutzwirkung der Mangroven, die einst dort standen, fehlt nun.

Über Kriminalität in Kolumbien, über Drogen, über die Macht der Kartelle könnte man viel schreiben, aber die Dinge sind seit Jahrzehnten bekannt und ich will den geneigten Leser nicht langweilen.

Für Cartagena und die Dörfer auf den vorgelagerten Inseln gilt, dass man tagsüber vieles machen kann, aber insbesondere als Europäer genau fragen sollte, in welchen Gegenden man sich nachts rumtreibt. Die Wahrscheinlichkeit, ohne Handy oder Wertsachen zurückzukehren, ist sonst groß.

Von hier geht es dann an lauter Containerschiffen der Reederei “Hamburg Süd” und den Kreuzfahrtschiffen vorbei zum Pier.

Ein Zoo am Terminal

Hier folgen wir dem Tipp des Guides und gehen nicht zurück zum Schiff, sondern geradeaus in das Gelände am Terminal. Hier sind in einem Park lauter Souvenirshops. Und was wichtiger ist: rund um diese Shops ist ein Botanischer Garten angelegt und es werden hier exotische Tiere gezeigt.

Und das ist toll gemacht, wie ein Tierpark, nur kostenlos.
Kolumbien soll das Land mit der größten Artenvielfalt an Vögeln sein. Einige sieht man hier. Manche in großen begehbaren Volieren, manche wie Amazonen und Aras leben hier frei und ohne gestutzte Flügel, weil sie hier mit reichlich frischem Obst versorgt werden. Dazu laufen hier überall Pfauen herum. Und es gibt ein Gehege mit Flamingos und eins mit Ameisenbären. Die hatten wir vorher noch nie live gesehen.

Das ist alles wirklich schön gemacht und angenehm schattig.

Erfrischende Tücher am Schiff

Anders als der Weg zum Schiff. Der ist zwar nicht weit, aber doch so heiß, dass wir kaputt am Schiff ankommen.
Dort gibt es dann feuchte Tücher zum Erfrischen und kühle Getränke. Das tut gut.

Unser Tuch bekommen wir direkt von der Entertainment-Managerin, die auch noch Zeuge ist, dass wir unsere Schnorchel-Ausrüstung zurücklegen auf den einsamen Ausrüstungswagen. Also AIDA, wenn Euch Schnorchel-Ausrüstung fehlt, unsere ist es nicht, fragt Annett.

Noch einmal raffen wir uns zu einem Rundgang über Deck auf, um die Stadt nochmal sehen zu können.
Den größten Teil der 1-Millionen-Einwohner-Stadt samt der schönen UNESCO-gelisteten Altstadt können wir von hier aus aber nicht sehen.

Dann genießen wir eben die frische und entsalzende Dusche. Das belebt die müden Knochen wieder.

Und verspätet aus der Lagune heraus

Abendbrot mit dem Thema Portugal ist dann im Marktrestaurant. Eigentlich sollten wir längst abgelegt haben, ursprünglich war 17 Uhr geplant, das hatte der Kapitän wegen der morgendlichen Verspätung bereits auf 17:30 Uhr verlegt.
Aber auch daraus wird nichts, das kolumbianische Zeitverständnis geht weiter wie heute Morgen, deshalb kommt das vereinbarte Schiff zur Treibstoffübergabe erst spätnachmittag und dann werden wieder Containerschiffe vorgelassen. So geht es erst 18:30 Uhr los, und der Kapitän muss ordentlich Gas geben, um übermorgen pünktlich in La Romana zu sein. Das muss auch klappen, weil ja auf viele Gäste dort Flugzeuge zum Heimflug warten.
Mit diesen unnötigen Verzögerungen ist der Kapitän Sven Laudan hörbar unzufrieden, aber er drückt sich immer noch gewählt aus.

Vielleicht gab es auch Verzögerung durch die Hafentaucher. Das ist hier ein wichtiger Beruf, denn wenn sie nicht jedes Schiff abtauchen würden, würden Schmuggler magnetische Päckchen mit Drogen an den Schiffsrümpfen befestigen. Ja, wie gesagt, wir sind in Kolumbien.

Zum Abschluss sehen wir heute die ABBA-Show “Gimme, Gimme, Gimme”. In der Vergangenheit war ABBA ein fester Bestandteil auf jeder Reise, nun haben wir sie lange nicht gesehen. Und was soll ich sagen: ist mal wieder richtig schön. Und anders als bei der Show vor drei Tagen springt der Funke auch richtig über.

Und dann sind wir wieder richtig müde und wir fallen ins Bett.

Die nächste Etappe sind 1.202 Kilometer bis La Romana. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Cartagena


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