Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Colón / Panama 21.02.24

Im schönen historischen Zug fahren wir einmal quer durch Panama von der Karibik zum Pazifik: Am Panama-Kanal entlang, durch den riesigen Gatún-See oder durch Urwald.
Der See und die Schleusen sind beeindruckend, erschütternd Korruption, Dreck und Umweltkatastrophe um den Kanal.


Bilder folgen hier in Kürze

Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024

Über Nacht wollten wir doch mal versuchen, die Balkontür aufzulassen. Das machen wir ja gerne, weil wir das Meeresrauschen so gern hören.

Mitten in der Nacht ändern wir das aber ganz schnell, denn es kommt so schwüle Luft herein, dass das eine schweißtreibende Angelegenheit ist.

Frühe und sehr frühe Ausflüge

Unser einziger Ausflug, der ein bisschen früher beginnt, startet heute.
Wobei es nicht richtig früh ist, wir hatten im Vorfeld schon einen anderen Ausflug gebucht zum Schnorcheln. Der wäre um 7 Uhr losgegangen. Aber wer hat schon Lust, mitten in der Nacht zu schnorcheln. Zudem wäre das in den Osten gegangen, entlang eines Gebietes, in dem die Gelbfieberimpfung empfohlen wird, die sonst aber für die ganze Reise nicht erforderlich ist. Das hat schließlich den Ausschlag gegeben, den Ausflug im Vorfeld wieder zu stornieren

Die Alternative wäre eine Bootstour auf dem Panama-Kanal gewesen, auch nicht schlecht, aber Start um 5:45 Uhr, das ist nun doch übertrieben.

Letztlich haben wir uns dann für eine Zugfahrt entlang des Panama-Kanals und durch Urwald entschieden. Den Ausflug gab es in mehreren Varianten. Die günstigere Variante war längst ausgebucht, es gab nur noch die Variante mit Fahrt im historischen Panorama-Wagen. Ganz sicher sind wir aber nicht darin, ob wir nicht damit gleich den ganzen Wagen gekauft haben.

Los geht es mit Frühstück. Da wir bereits um 5:30 Uhr anlegen und kurz danach der erste Ausflug startet, öffnet das Markrestaurant schon um 5 Uhr.
Das kommt uns entgegen, um 5:30 Uhr stehen wir parat und haben Glück, einen Platz zu finden, weil einige schon fertig sind mit frühstücken.

Danach heißt es wieder Sonnencreme (ob wir die heute brauchen?) und vor allem Mückenschutz, hier gibt es so einige Schweinereien, die Mücken übertragen.

Mit dem Bus zur Bahn

Um 8:30 Uhr ist Treffen am Bus. Wir werden aber gebeten, frühzeitig zu erscheinen, denn in Panama muss der Reisepass im Original mitgenommen werden und im Terminal findet dazu ein kompletter Identitätscheck statt.

Als wir aber im Terminal ankommen, ist überhaupt nichts los, zum einen sind reichlich Beamte da, zum anderen sind die allermeisten Ausflüge schon durch.
So geht das Einlesen und Stempeln der Reisepässe ganz schnell und wir sind zu früh am Bus.

Aus dem gestrigen Drama hat die beste Ehefrau von allem aber gelernt und so sitzen wir heute in der dritten Reihe.
Erste wäre aber heute auch möglich gewesen, denn unser Guide ist heute Veronika. Die ist bald an 70 und wie der Name schon sagt ursprünglich aus Österreich. Und es ist nunmal so, dass Österreichisch für uns besser zu verstehen ist als Englisch.

Korruption und Kriminalität in Colón

Veronika fühlt sich aber hier heimisch, spricht immer von “ihrem” Land und wir erfahren viel Hintergrund.
Und so hören wir eine unablässige Geschichte von Korruption, Betrug und Kriminalität, die das Land prägt.
Unglaublich, was man sich hier mit dem nötigen Kleingeld und ein bisschen Vitamin B erlauben kann.

Ein Land, das viel Korruption hat, ist meist sehr arm.
Und zumindest auf der karibischen Seite von Panama, besonders hier in Colón sieht man das sehr gut.

Mit Ausnahme des Freihandelsbereichs ist Colón ein Dreckloch. Sorry, aber anders ist das nicht zu beschreiben.
Die einst herrlichen Kolonialbauten sind weitestgehend verfallen, deren Mieter werden herausgedrängt, zu sehen an den zugemauerten Fenstern, die Gebäude abgerissen und das freie Land dann vermutlich für Spekulation genutzt, so genau weiß das keiner.

Überall liegt Müll herum, teils in großen Haufen. Hier und da wird ein Feuerchen entzündet, um das sich dann keiner kümmert, wer weiß, was da alles verbrannt wird.

Als Veronika uns das Gefängnis zeigt, können wir das erst gar nicht sehen, weil da eine Ruine im Weg steht, bis wir verstehen, dass die Ruine das Gefängnis ist. Voll mit Kriminellen aus dem Drogenmilieu. Ein riesiges Problem hier, denn hier werden Massen von Drogen umgeschlagen und davon fällt wohl genug ab.

Man könnte meinen, dass der Name der Stadt vom lateinischen Colon = Dickdarm kommt. Das stimmt aber nicht, denn Colón ist spanisch für Columbus.

Mit dem historischen Zug quer durch Panama

Nach 20 Minuten erreichen wir den Bahnhof der Panama Canal Railway. Das genaue Gegenteil hier: Sauber, schick gemacht, weil in Privathand einer amerikanischen Gesellschaft.

Wir müssen noch etwas warten, bis der Zug kommt, dürfen solange nicht aussteigen. Als der aber kommt und richtig was hermacht, erkennt man die amerikanische Hand: alle Schaffnerinnen sind weiblich, adrett, in schicker Uniform.

Genutzt werden lauter historische Wagen. Die meisten sind normale Personenwagen, nur in der Mitte sticht ein Wagen heraus, weil er höher ist und das Dach aus großen Panoramafenstern besteht.

Das ist unser Wagen. Die meisten Plätze sind eine Treppe hinauf, dort können wir schön aus den Fenstern von oben auf die Umgebung schauen.
Dazu gibt es fast nur zwei Zweierbänke, die um einen Tisch herum drapiert sind.
Allerdings für kleinere Menschen gemacht sind, der Einstieg auf die Bänke ist eng und es gibt deutliche Konflikte mit den Füßen des Gegenüber.

Alles ist sehr alt, aber einwandfrei in Schuss und liebevoll restauriert.

Zu dem Wagen gehört eine Bar und eine Toilette.
Von der Bar aus wird Kaffee kostenlos verteilt, andere Getränke können für 2-3 Dollar erworben werden.
Dazu bekommt jeder eine Schachtel mit Snacks. Da komme ich zurück auf den Bericht von gestern und behaupte: typisch amerikanisch, bis auf die Rosinen sind das alles Süßigkeiten.
Nett gemacht ist aber, dass die Fahrstrecke auf den Deckel der Pappschachtel aufgedruckt ist.

Die Fahrt ist angenehm ruhig über gute Gleise einmal quer durch das Land.
Wir starten ja am Karibischen Meer und fahren immer parallel zum Panama-Kanal in mehr oder weniger großem Abstand zur anderen Seite des Landes an den Pazifik nach Panama City.
Das sind rund 80 Kilometer, die wir in knapp 2 Stunden zurücklegen.

Panamas Geographie ist anders als gedacht

An dieser Stelle muss ich aber eine geographische Erklärung einfügen, denn der geneigte Leser ist hier ja präzise Beschreibungen gewohnt:
Panama ist eine schmale Landbrücke zwischen Nord- und Südamerika. Und da hindurch geht einmal quer der Panama-Kanal.

Aber das verführt zu einer falschen geographischen Vorstellung, denn Panama erstreckt sich nicht wie man meinen könnte von Norden nach Süden, sondern Mittelamerika macht hier einen Knick und deshalb erstreckt sich Panama von West nach Ost. Im Westen liegt Costa Rica, wo wir gestern waren, im Osten Kolumbien, wo wir morgen sein werden.

Im Norden liegt die Karibik, im Süden der Pazifik. Colón liegt im Norden am Eingang zum Panama-Kanal, Panama City im Süden am anderen Eingang. Dementsprechend verläuft der Panama-Kanal eher von Norden nach Süden.

Panoramablick aus dem Zug

Während der Fahrt haben wir einen schönen Blick auf die Umgebung. Zunächst auf Colón, das ist wie beschrieben unschön.

Dann wird es aber Grün, wir treffen nur noch auf einzelne Häuser und fahren lange durch Urwald.

Manchmal fahren wir direkt neben dem Kanal, der so wenig spektakulär ist, ein Kanal halt, gerade und mit oft felsigem, bewachsenen Ufer.

In der Mitte des Kanals liegt der riesige Gatún-See. Über den fahren wir auf einen Damm. Und das ist wesentlich spektakulärer: der See wurde beim Bau des Panama-Kanals über Jahre aufgestaut. Alles, was im Weg war, Dörfer wie Wälder wurde einfach belassen und überschwemmt. Das war all die Jahrzehnte unter der Wasseroberfläche.

Umwelt-Katastrophe im Panama-Kanal

Aber nun gibt es ein Problem: bedingt durch den Klimawandel, besonders aber durch die genannte Korruption sinkt der Wasserstand erheblich, so dass jetzt alle diese versunkenen Bäume 1 bis 1,5 Meter aus dem Wasser ragen.

Besonders schlimm erwischt es den Kanal dadurch, dass Chinesen die größte Kupfermine Amerikas hier in der Nähe besitzen und dorthin einen ganzen Fluss umgeleitet haben, der vorher den Panama-Kanal mit Wasser versorgt hat.
Eine riesige Umweltkatastrophe, nicht nur durch den rücksichtslosen Kupferabbau, sondern auch durch das fehlende Wasser.

Nun könnte man einfach Salzwasser in den Kanal leiten, das würde zwar den Mangel beheben, würde aber die Öko-Katastrophe vergrößern, denn der See in der Mitte ist ein Süßwassersee und weder Pflanzen noch Tiere würden Salzwasser überleben.

Aber die Chinesen wissen Rat, mit dem sie dann noch mehr Geld verdienen: sie buddeln einfach einen neuen Kanal durch Nicaragua und zugleich eine neue Eisenbahn weiter im Norden, dann können sie die Gelder abschöpfen, die bisher nach Panama geflossen sind. Mehrere Zehntausende bis zu 1 Million Dollar. Pro Schiff.

Ankunft in Panama City

Trotz dieser Horrormeldungen ist die Fahrt aber schön. Hin und wieder sehen wir ein Schiff auf dem Kanal. Und kommen dann in Panama City an. Für diese Stadt trifft all das nicht zu, was für Colón gesagt ist: es ist sauberer, weniger kriminell.
Aber natürlich genauso korrupt, da erstaunt es nicht, dass auch Trump hier ein Hochhaus gebaut hat.

Zwischendurch kommt die Sonne heraus und wir werden unter dem Panoramadach gut gebraten. Aber die Klimaanlage des Zugs funktioniert.

Am Bahnhof steht schon unser Bus bereit, der schneller als wir hier angekommen ist.

Durch Panama City fahren wir nur am Rande, eine Rundfahrt wäre ein anderer Ausflug gewesen.

Zum ersten Mal am Pazifik

Erstes Ziel ist das Fort Amador. Darunter konnten wir uns nichts vorstellen. Man muss sich auch weiterhin nichts darunter vorstellen, denn es gibt hier nicht etwa historische Befestigungsanlagen zu besichtigen, sondern einen Souvenir-Shop.

Der steht auf einer Insel, die einst einen schönen Strand hatte, der bei Einheimischen sehr beliebt war.
Inzwischen wurde mit dem Aushub des Panama-Kanals ein breiter Damm darüber gebaut und der Strand mit privaten Luxus-Marinas zugeschüttet.

Das ist alles sehr schön und sehr modern, aber für uns völlig uninteressant.
Früher konnte man von der Dachterrasse des Souvenir-Shops wenigstens noch auf die gegenüberliegende Skyline von Panama City schauen, das ist mit der Marina aber zugebaut.

Aber eins ist doch spannend: wir gehen nochmal an das Ufer der Insel und haben jetzt einen schönen Blick auf die vor dem Kanal wartenden Schiffe. Und wichtiger: zum ersten Mal im Leben sehen wir den Pazifik.
Schön, aber ich könnte jetzt keinen Unterschied zu anderen Meeren benennen.

Zum Glück hat Veronika im Alleingang beschlossen, dass wir uns hier nicht so lange aufhalten, sondern später lieber noch Zeit auf einer riesigen Kanalbrücke haben. Das entfällt dann allerdings, weil wir dann Umwege fahren müssen, weil irgendein Streik die Straßen blockiert.

Auf dem Damm halten wir nochmal an und von dort gibt es dann zur einen Seite einen richtig guten Ausblick auf die Skyline, auf der anderen Seite zur pazifischen Kanal-Einfahrt.

Einen weiteren Fotostopp machen wir an der Kanalbehörde, ja, imposantes Gebäude, aber für uns nicht interessant genug zum Aussteigen.

Über den Schleusen

Zurück geht es über die Autobahn wieder nach Colón. Ziel ist aber noch nicht der Hafen, sondern erst einmal das Informationscenter an den Schleusen.

An beiden Seiten des Kanals sind Schleusen, an denen die Schiffe gehoben werden. Zwei hintereinander auf der pazifischen Seite, eine auf der karibischen Seite.
Panama ist sehr felsig und es wäre unmöglich gewesen, den Fels so tief zu sprengen, dass der Kanal auf Meereshöhe liegt. Deshalb heben Schleusen die Schiffe um insgesamt 26 Meter. Das dauert an den Aqua Clara Schleusen, an denen wir uns jetzt befinden, 2 Stunden.

Inzwischen gibt es verschiedene Schleusen nebeneinander, an manchen können die Schiffe alleine einfahren, hier am Informationscenter müssen die Schiffe in und durch die Schleuse gezogen werden.

Eigentlich haben wir nur 20 Minuten Zeit, weil wir zum Schiff zurück müssen, aber irgendwelche Motzköppe beschweren sich, dass sie nicht mehr Zeit haben, also gibt Veronika mehr Zeit.

Diese reicht aber nicht, um hier mit einem Shuttle zu einer weiteren Aussichtsplattform zu fahren und für die Aussicht hier braucht man nicht so viel Zeit

Eigentlich ist das nur ein kurzer Rundgang oberhalb der Schleuse. Interessant ist das nur, wenn ein Schiff in der Schleuse steht und das ist jetzt der Fall.

Unter uns liegt also eine der Schleusenkammern. Das sieht zunächst nicht anders aus als die Schleuse vor Amsterdam in IJmuiden beispielsweise.
Aber dies hier ist beeindruckender, weil es wesentlich größere Ausmaße hat. Im Moment ist gerade ein riesiges Containerschiff in der Schleuse, das von einer Kammer in die nächste gezogen wird, dahinter schließt sich gerade das mittlere Schleusentor und es kann weiter abwärts gehen.

Vor der Schleuse im Kanal wartet noch die Carnival Pride von gestern. Diese ist heute Morgen in den Kanal eingefahren, hat eine Runde gedreht und fährt nun wieder heraus. Das ist dann keine Kanaldurchfahrt, aber zumindest kann man hinterher berichten, dass man mal im Kanal war.

Zu spät am Schiff, verspätetes Ablegen

Pünktlich sind wir wieder draußen, aber jetzt lässt der Bus auf sich warten, der Fahrer genießt grad etwas Freizeit.

So fahren wir verspätet los und kommen dementsprechend auch später am Schiff an.

Aber immer noch früh genug für einen Caramel Macchiato im Café Mare. Und für einen Rundgang über Deck.
Leider ist von hier aus aber die Einfahrt in den Panama-Kanal nicht zu sehen.

Beim Kaffee sehen wir die Proben für die Tanz-Show “Augenblick”. Schon gestern ist uns aufgefallen, dass die Künstler bei den Proben so ganz anders aussehen als bei der Show auf der Bühne.
In diesem Fall liegt es aber nicht an der Maske, sondern daran, dass hier ein komplett neues Ensemble übt, das bisherige geht in 3 Tagen von Bord.

16 Uhr sollten wir eigentlich ablegen, bei strömenden Regen warten wir auf dem Balkon. Aber erst wird ein leerer Tanker rausgeschleppt, dann ist noch irgendwas anderes und wir legen erst nach 17 Uhr ab.

Hauptsache wir schaffen um 18 Uhr Abendbrot im Marktrestaurant, Thema ist heute Skandinavien.

Danach müssen wir uns auf Deck 3 an der Pier 3 Bar melden, denn dort bekommen wir unsere Schnorchel-Ausrüstung für Morgen. Illegaler Weise haben wir – wie die meisten anderen auch – nicht an den letzten Tagen Bescheid gesagt, welche Flossengröße wir brauchen und so muss der arme Mitarbeiter mehrfach ins Lager und Flossennachschub holen.
Stimmt, da war was, das hatten wir kurz gelesen. Allerdings hatten wir das online bei Ausflugbuchung schon mitgeteilt, das weiß aber keiner hier.

Um 21 Uhr gibt es die einzige Show heute. Die Sänger, Artisten und Tänzer haben eine eigene Show erarbeitet. “A Night in Hollywood” präsentiert Songs aus den größten Hollywood-Blockbuster. Da wie erwähnt das Ensemble dann von Bord geht, gibt es diese Show, die nur auf der AIDAluna gezeigt wird, heute zum letzten Mal.
Und wie gehabt sind wir um diese Zeit schon so müde, dass wir uns die Show von der Kabine aus ansehen.

Die nächste Etappe sind 520 Kilometer bis Cartagena / Kolumbien.

Colón und Panama City


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