Ahoi Tour ab Kiel mit der AIDAprima, Göteborg 08.08.21
Heute haben wir unser ganz persönliches Jubiläum, unbemerkt von AIDA, die trotzdem einen Champagner springen lassen. Bemerken tun wir dagegen die neuen Buffet-Regeln, dies ist die erste Reise mit wieder gestartetem Buffet. Gut gedacht gibt es bei der Sicherheit Luft nach oben. Aber natürlich beginnen wir woanders: Mit einem tollen Frühstück.
Erste Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen
AIDAprima 2021
Noch nie war ich innerlich so schlecht auf eine Reise vorbereitet. Wir waren ja schon mehrfach auf der AIDAprima/perla, aber die anfängliche Orientierung auf dem Schiff ist mir sonst leichter gefallen. Nein, damit der geneigte Leser nicht auf die falsche Spur kommt, das ist nicht dem Alter geschuldet, sondern der Tatsache, dass derart viele Unwägbarkeiten vor dem Urlaub lagen: Wird die Reise doch noch abgesagt wie so viele davor? Kommen wir an Bord oder hält uns das Testergebnis davon ab? Diese Sorge habe ich ja schon gestern geschildert, und so komme ich erst heute richtig an und realisiere, dass wir wirklich da sind.
Frühstück mit kompletter Bedienung
Die Nacht war sehr ruhig, das Meer glatt, heute Morgen werden wir aber mit Donner geweckt, Gewitter über der Ostsee. Tatsächlich haben wir bis dahin gut geschlafen und so ganz langsam merke ich, wie die Anspannung der letzten Wochen, der hektische Versuch, die ganze Arbeit fertig zu bekommen, die vielen Tausend Impfungen, die Unsicherheit von gestern, so ganz langsam beginnt abzufallen.
Der erste Weg ist zum Frühstück: Das Goldfahrer-Frühstück findet wie immer hier im French Kiss statt. Dort hatten wir schon sehr gute aber auch desolate Frühstückserlebnisse. Heute ist es gut, allein weil ein Heer von Mitarbeitern bereit steht.
Das Frühstück im French Kiss ist von jeher ein Bedien-Frühstück. Konnte man aber in der Vergangenheit mal zum Tresen gehen, um noch ein Brötchen oder etwas Butter nachzuholen, wird der Platz nun nur zu An- oder Abreise verlassen. Sehr ungewohnt, die Mitarbeiter wegen Butter, Zucker (ich verweise ausdrücklich darauf, dass der Autor dieser Zeilen sich als Ernährungs-Genie von jedem Zuckerkonsum verwahrt, aus Datenschutzgründen wird der Zucker-Empfänger hier nicht genannt), noch ein Brötchen (aber bitte das dunkle), etwas Kaffee zu rufen.
Aber das geht völlig reibungslos: Einer nimmt die Bestellung auf, ein anderer bringt die Etagere mit Käse, Wurst und (Achtung!) natürlich Lachs, ein anderer den Kaffee, ein weiterer die Eier, noch einer, der Zucker auf seinem Tablett hat und nach Anweisung diesen direkt in den Kaffee löffelt. Einer trägt den Orangensaft durch die Gegend und da ist auch noch einer mit Obsttellern. Und einen Teller mit Marmeladen, Nutella und Honig gibt’s auch, abgefüllt in Schälchen. Toller, sehr Corona-sicherer Service.
Die Kehrseite ist natürlich, dass Lebensmittel, die wir nicht schaffen, in den Müll gehen. Das aber müssen wir in Kauf nehmen, es geht nicht alles, und dann ist Corona-Sicherheit wichtiger. Gleich auch positiv zu vermerken, dass alles abgefüllt kommt, keine einzige Einwegverpackung, weder bei Marmeladen noch Zucker. Das finde ich sehr gut!
Somit ist das Frühstück extrem gelungen. Einzige Minuspunkte sind das Minutensteak (das es im French Kiss nicht gibt im Gegensatz zum sonstigen Gold-Frühstück) und die Eier (die nicht frisch für uns gekocht sind, sondern vom Buffet des Nachbar-Restaurants geholt werden). Damit können wir leben.
Um 8:30 Uhr zu unserer üblichen Zeit ist es noch recht leer, bis 10 Uhr füllt es sich ordentlich.
Balkon, da kein Ausflug möglich
Anlegen ist um 10 Uhr in Göteborg. Für unseren individuellen Ausflug muss ich leider auf den letzten Reisebericht verweisen, denn AIDA hat auf dieser Reise individuelle Landgänge im Gegensatz zu Mein Schiff noch nicht freigegeben. Das ist sehr Schade, denn zum einen geht es ja wohl, zum anderen haben uns die angebotenen AIDA-Ausflüge nicht so zugesagt und waren zudem zumeist ausgebucht, da wir die Reise recht kurzfristig gebucht haben. So werden wir viel vom Schiff berichten und wenig von Ausflügen. Und wie gestern und heute begonnen, werde ich nach und nach von den neuen Corona-bedingten Sicherheitsmaßnahmen berichten, heute steht dabei das Essen im Vordergrund (naja, der geneigte Leser könnte meinen: Wie immer…).
In Stockholm ist das mit dem Ausflug dann anders, da konnten wir noch einen hoffentlich interessanten Ausflug buchen. Unser Motto ist halt auf dieser Reise: Egal, Hauptsache wieder Kreuzfahrt. Und jetzt aktuell sind mangelnde Ausflüge auch nicht wirklich schlimm bei dem Regen…
Und das genieße ich hier gerade ganz praktisch, in dem ich in warmer Jacke auf dem Balkon sitze, schön auf vorgelagerte Inseln schaue und das eine oder andere Gewitter an mir vorbeiziehen sehe.
Und hier sitze ich nun und schreibe und muss dem Leser nun noch davon berichten, dass heute ein ganz besonderer Tag ist.
365 Tage auf AIDA
Im allerletzten Bericht unserer Fahrten im Oktober 2019 habe ich folgendes geschrieben: „Es ist kaum zu glauben, aber das war bereits unsere 33. Reise, heute sind wir genau 364 Tage an Bord eines AIDA-Schiffs. Eigentlich wollten wir noch unseren Jahrestag (1 Jahr an Bord) feiern, aber das verpassen wir um genau einen Tag. Also nächstes Jahr.“
Naja, aus bekannten Gründen wurde aus „nächstes Jahr“ das übernächste Jahr, fast 2 Jahre später. Aber nun ist es tatsächlich soweit: Heute sind wir exakt 365 Tage, also ein Jahr auf Schiffen von AIDA unterwegs. Das ist eine unglaublich lange Zeit, mehr als so mancher Mitarbeiter an Bord verbracht hat. Wir sind sehr dankbar, dass wir das alles erleben durften und uns ist sehr bewusst, dass das keinesfalls selbstverständlich ist. Und was wir alles erlebt haben von der Karibik bis Russland, vom Nordkap bis zu den Kanaren. 1 Jahr – unglaublich!
Ich bin sicher, dass AIDA uns heute zum großen Bankett einlädt und eine Kabine nach uns benennt. Oder auch nicht, Buffet hat auch was…
Derweil ist der Mittag vorbeigezogen und wir haben uns im Beach Club verabredet. Unser Kalkül ist, das viele auf einem Ausflug sind und es deshalb nicht so voll ist. Unten am Pool ist es recht voll, aber oben auf der Galerie finden wir acht Plätze. Und eine Kellnerin, die uns mit Kaffee und Milchshakes versorgt.
Spaßmangel im Beach Club
Auf der Kabine liegen Bademäntel und Poolhandtücher bereit, letztere können zudem im Beach-Club beliebig getauscht oder ergänzt werden.
Der Beach Club ist von einem Dach überzogen, das UV-durchlässig ist und deshalb Bräunung und auch Sonnenbrände ermöglicht. Davon kann zunächst keine Rede sein bei dem bewölkten Regenwetter, aber im Laufe der Zeit klart es immer weiter auf. Richtig warm ist es von Anfang an und deshalb tut ein Bad im warmen Pool mit Außenpool und Strömung gut. Nur die rechte Freude will nicht aufkommen, denn der Pool ist von einer Horde Kinder belegt, die sich beim besten Willen nicht benehmen können. Nicht dass Kinder prinzipiell stören, wir haben ja selbst einen ganzen Stall davon. Aber wenn diese Kinder an allen Stellen in den Pool springen (was deutlich sichtbar an ebensoviel Stellen verboten ist), ist das nicht nur für die Kinder gefährlich und das mindert den Spaß doch deutlich. Wenn aber die AIDA-Mitarbeiter sich nicht um das Durchsetzen von Verboten kümmern, hat eben nur diese eine Gruppe Kinder Freude, alle Erwachsenen verziehen sich ebenso schnell wie wir. Schade.
Ein paar Stunden lesen wir noch, bis es dann durch die immer länger scheinende Sonne zu warm wird. Dann wird es auch Zeit, sich für das Abendbrot fertig zu machen und bis dahin noch die herrliche Sonne bei 20°C auf dem Balkon zu genießen. Da wirken die kleinen Inseln vor dem Schiff in der Sonne viel freundlicher.
Ich lese gerade eine schwedische Krimireihe. Just jetzt wird dort geschildert, dass die Inseln der Schären an der Westküste eher steinig und kahl sind, während an der Ostküste die Inseln eher bewaldet sind. Genauso ist das, den Unterschied werden wir ja in ein paar Tagen auf dem Weg nach Stockholm deutlich sehen.
Corona-Maßnahmen im Buffet-Restaurant
Um 18 Uhr geht es ins Weite Welt Restaurant. Zu dem Zeitpunkt ist es noch sehr leer. So finden wir einen schönen Achter-Tisch. Das Weite Welt Restaurant und das Marktrestaurant, das wir gestern erkundet haben, sind ja die beiden Restaurants, bei denen Buffet erstmals seit dieser Fahrt wieder möglich ist. Dazu hat sich AIDA ein neues Konzept ausgedacht. Nachdem wir das nun gestern und heute beobachten konnten, können wir uns schon mal ein Urteil erlauben:
Am Eingang steht ein Mitarbeiter und überwacht, dass jeder erst Hände wäscht und dann desinfiziert. Nach Betreten des Restaurants soll sich jeder zuerst einen Tisch suchen und dann erst losgehen. Am Tisch liegen neue Tafeln mit weißem Haken auf grünem Grund („frei“) oder weißem Kreuz auf blauem Grund („benutzt, noch nicht desinfiziert“ oder „zu nah bei den Nachbarn, nicht benutzen“). Zuerst kommt der Kellner und liest aus jeder Kabine eine Karte ein, soll der Kontaktnachverfolgung dienen. Das Einlesen klappt problemlos, nach der Zahl der Kabinen fragt aber keiner, weshalb meist nur eine Kabine eingelesen wird.
Danach kann frei zum Buffet gegangen werden. Dafür hat AIDA sich eine clevere Einbahnstraßenregelung ausgedacht. Pfeile am Boden zeigen die Richtung. In breiten Gängen ist Gegenverkehr möglich, aber die Pfeile zeigen strengen Rechtsverkehr an. Das System ist clever ausgedacht, hat nur den Nachteil, dass sich kein Mensch daran hält. Zum einen scheinen zu viele nicht darauf zu achten, was am Boden vor sich geht und nehmen die Pfeile nicht wahr, zum anderen schafft AIDA es gelegentlich, dass Pfeile aufeinander zulaufen, was zu schlimmen Kollisionen führen würde. Würden sich alle daran halten, würde die „Blöd“ morgen berichten: Hunderte Verletze durch Geisterfahrer auf Kreuzfahrtschiff“.
An sich ist das System wirklich gut, denn Dank des Aufbaus der beiden Restaurants wäre ein Kreisverkehr problemlos möglich. Was fehlt sind einfach Schilder und entsprechende Abgrenzungen mit roten Durchfahrtsverboten und blauen Schildern mit Pfeilen. Die sind aus dem Straßenverkehr bekannt und das sollte besser klappen. So wie ich AIDA kenne, wird es das aber nicht geben, schlicht weil Verbotsschilder ganz schlecht sind in der Psychologie der Kundenorientierung. Deshalb gibt es außerhalb der Restaurants allenfalls grüne Schilder mit dünnen blauen „Turn-around“-Pfeilen.
Kurz: Alles psychologisch kundenorientiert geschickt aber völlig ineffektiv.
So werden also die Ströme kaum gelenkt, nur wenige verstehen das. Allein der reduzierten Belegung es Schiffes ist es zu verdanken, dass es keine großen Staus am Buffet gibt.
Was dagegen sehr effektiv klappt ist, dass Getränke nicht selbst abgefüllt werden dürfen, sondern hinter Tischen stehen Kellner, die die Getränke aus den bekannten Spendern abfüllen, sei es Softgetränke, warmes Wasser für Tee oder Bier am Zapfhahn. Das geht sehr schnell und es entsteht nie ein Stau. Die gleiche Situation beim Eis, die Schlangen davor sind auch deutlich kürzer als sonst.
Das mit den Masken klappt allgemein auch gut: Bis zum Platz müssen Masken getragen werden. Am Platz können sie abgelegt werden, beim Verlasen des Platzes, auch beim Gang zum Buffet, wieder angelegt.
Fazit der Corona-Buffet-Maßnahmen: Gut überlegt, gute Voraussetzungen aber Verbesserungspotential, damit sie auch greifen.
Ganz wichtig dabei: Das Essen selbst. Typisch Buffet findet jeder etwas, ich muss heute schwelgen in einem unglaublich leckeren Kalbsfilet. Frisch vom Koch auf den Teller aufgeschnitten, dazu Bohnen und Blumenkohl mit Butterbröseln. Reicht zum Glücklichsein.
Spielen bei den größten Diven
Obwohl es nun kühl und windig ist, gehen die beste Ehefrau und ich noch ganz nach hinten in die Lanai Bar. Nicht für unseren Jahrestag heute, sondern als Clubgeschenk hat AIDA uns Gutscheine für ein Glas Champagner hinterlassen, die in dieser Bar einzulösen sind. Das ist die Gelegenheit heute und wir stoßen auf den Tag an.
Den Kindern ist es zu kalt und so gönnen wir uns im Anschluss neben dem Theatrium an unserem altbekannten Lieblings-Spieltisch (diese sind ja auf der Prima nicht so dicht gesät) einen Cocktail und spielen eine lange Runde „Codenames“ Das macht tatsächlich in großer Gruppe richtig Spaß, auch wenn wir nur knapp gewinnen. Ich hoffe, der geneigte Leser hat es so subtil formuliert wahrgenommen: Natürlich gewinnen die Eltern mit den älteren Twens…
Zwischendurch kann ich wenigstens zwei der Kinder für einen letzten Deck-Rundgang vor Ablegen um 20 Uhr gewinnen. Der Blick gibt aber nicht viel her: Direkt neben uns das Volvo-Museum, hinter uns eine Fähre, die grad von LKW entladen wird. Weiter hinten die Brücke, die wir bei unserem letzten Ausflug überquert haben, um in die sehenswerte Innenstadt zu kommen. Außer einem Kirchturm ist aber davon nichts zu sehen, nur viel Industrie auf dem Weg dahin. Da spielen wir lieber schnell weiter.
Parallel tritt im Theatrium die Solistin Wanda Kay mit Liedern der größten Diven auf. Die Show wollten wir eigentlich sehen, ist aber gar nicht nötig, denn die voluminöse Stimme übertönt uns auch hier mühelos und so haben wir beim Spielen auch noch ein erstklassiges Konzert. So lässt sich der Abend verbringen bis zur Bettzeit.
Die nächste Etappe sind 1038 km bis Visby, morgen ist aber erst einmal Seetag.
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