Ostsee 2 mit der AIDAdiva, Danzig 25.07.18
Unser Ausflug ist ideal, um die 3 Städte Danzigs, Gdańsk, Sopot und Gdynia, kennenzulernen. Unser Reiseführer ist dabei sehr gut und wir bekommen so nicht nur einen schönen Überblick, sondern sind auch sehr angetan von der schönen Stadt, besonders aber von Zoppot. Auch ein Aufbläher kann uns nicht die Stimmung verderben und es kommen Erinnerungen an meine und Großmutters Teenie-Zeit.
Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee
AIDAdiva 2018
Bereits um 7 Uhr macht das Buffalo Steak House auf und 5 Minuten vorher stehen wir bereit. Als allererste können wir mit dem Frühstück beginnen, ganz untypisch für uns. Aber heute muss das sein, die Ausflüge gehen früh los und heute sind wir dabei. Deshalb müssen wir uns beeilen.
Da die Altstadt von Danzig selbst rund 25 Kilometer entfernt ist, macht hier mal kein eigener Ausflug Sinn und wir haben uns viele Gedanken im Vorfeld gemacht, was wir am besten buchen. Die Wahl fiel auf eine geführte Wanderung mit etwas Freizeit in Danzig und ein Abstecher nach Zoppot. Hierzu haben wir einen Bezug, denn 1984, noch während des Kommunismus aber schon während der Umbrüche mit Solidarność war der Autor dieser Zeilen zur Studienfahrt in Danzig. Und die Großmutter der besten Ehefrau von allen wohnte vor dem Krieg in der Nähe und war in ihrer Jugend selbst oft in Zoppot.
Treffen ist 8:30 Uhr direkt am Bus, das ist jetzt ja das neue Verfahren bei AIDA, das man sich nicht mehr zunächst bei einem Treffpunkt an Bord trifft. Dieser Bus steht direkt vor dem Schiff und wir haben so ein Glück, unser Reiseführer ist ein Physik-Student aus Polen, der zum einen einwandfrei deutsch spricht, zum anderen lustig und zum dritten engagiert ist. So lernen wir viel, sind fröhlich und alles klappt einwandfrei.
Und das Gelernte kann ich hier gleich mal anbringen:
Danzig besteht eigentlich aus drei Städten („Dreistadt“): Gdańsk, Sopot und Gdynia, die in der Danziger Bucht liegen.
Gdańsk ist das eigentliche Danzig, eine Hansestadt mit tausendjähriger, auch deutscher, Geschichte. Einst eine sehr reiche Stadt, optimal an Ostsee und Weichsel gelegen. Sie wurde leider im 2. Weltkrieg weitestgehend zerstört, völlig unnötiger Weise. Hier begann mit Solidarność der Umbruch in ganz Osteuropa.
Kein Danziger, der etwas auf sich hielt, wollte woanders sein als in Danzig. Deshalb konnten die paar Fischer im winzigen Sopot (Zoppot) das nicht ernst nehmen, als sich ein Deutscher in diese Gegend verliebt hat. Daraus wurde inzwischen ein Kurort nördlich von Gdańsk mit tollem, langgezogenen Strand und großer Holz-Seebrücke.
Noch weiter nördlich wurde aus dem Fischerdorf Gdynia (Gdingen) ein großer Industriehafen, ursprünglich aus der Not geboren, dass Danzig als freie Stadt nicht zu Polen gehören sollte und Polen damit keinen Seehafen hatte.
Unser Schiff liegt in diesem Industriehafen, unschwer an den Bergen von Kohle zu erkennen. Die nicht irgendwo im Hafen liegen, sondern direkt vor dem Schiff. In der „AIDA heute“ wurde schon gewarnt, dass nichts auf dem Balkon liegen bleiben sollte, weil es bald mit einer schwarzen Schicht überzogen ist. Die Mitarbeiter würden sich zwar alle Mühe geben dagegen anzukommen, hätten aber keine Chance. Unser Balkon ist zwar auf der anderen Seite, aber ein Rundgang über Deck zeigt, dass die Finger an jedem Handlauf schwarz werden. Das muss ja auch ein Alptraum sein, das Schiff nach jedem Besuch in Danzig einmal grundzureinigen.
Trotzdem ist der Rest des Hafens gar nicht so hässlich, uns gegenüber ist eine Menge Grün zwischen den Häusern.
Von hier fahren wir nicht wie ursprünglich angekündigt erst nach Danzig, sondern erst nach Zoppot. Das machen die Busse unterschiedlich, um damit die Besucherströme zu entzerren. In einer halben Stunde kommen wir in einem Park an, durch den wir direkt an den Strand kommen. Hier gehen wir auf gut ausgebautem Fuß- und Radweg bis zur Seebrücke. Dabei kommen wir an prächtigen alten Häusern vorbei, besonders das alte Casino sieht toll aus. Auch der sehr langgezogene, feinsandige Stand sieht ausgesprochen verlockend aus, baden ist aber gerade wegen giftiger Algen verboten.
Hier an der Seebrücke werden überall kleine Verkaufs-Stände aufgebaut. Der Zutritt auf die Seebrücke ist kostenpflichtig, wir haben dafür bereits Tickets im Bus bekommen und können durch die Zugangsbeschränkung hindurch. Ab hier haben wir nun 1 Stunde Zeit, um die 500 Meter lange Seebrücke zu erkunden.
Und das machen wir. Bei herrlichem Wetter, frischer Seeluft und nur etwas Wind wandern wir über die Brücke, an einem Restaurant vorbei bis zur Spitze und dort seitlich an kleinen Jachten vorbei. Die Brücke besteht aus Holzplanken und ist einwandfrei in Schuss, alles sieht hier sehr gut und mondän aus. Die Brücke selbst erinnert an Sellin, ist nur größer. Ein bisschen können wir uns noch auf einer der vielen Bänke in die Sonne setzen, am Restaurant noch eine Toilette nutzen (3 Złoti, alternativ 1 Euro), dann müssen wir wieder zurück zum Treffpunkt.
Dort fehlen noch 4 Teilnehmer zum vereinbarten Zeitpunkt und während unser Reiseleiter sich auf die Suche macht, bläht sich einer der mitgereisten Nörgler auf und verkündet, dass es ja nicht sein kann, dass „30 Leute warten müssen, nur weil 4 Arschlöcher nicht pünktlich sein können“. Ganz schön deftige Sprache für so einen kleinen, rotgesichtigen Möchtegern-Bestimmer. Ich weiß ja nicht, was dieser arme Mann für einen Stress im Urlaub hat, aber zum Glück werden die Vermissten nach 5 Minuten gefunden, wer weiß, ob unser Aufbläher sonst explodiert wäre wie ein überfüllter Luftballon. Die Schweinerei hätte ich nicht sehen wollen.
Von hier geht es nun eine gute halbe Stunde nach Danzig. Dort werden wir an einer völlig uninteressanten Hauptstraße abgesetzt, aber unser Reiseleiter führt uns durch eine kleine Nebenstraße ruckzuck in das Herz der Altstadt. Das geht jetzt unerwartet schnell, dass wir mitten zwischen den Menschenmassen am Neptunbrunnen stehen.
Dieser steht auf dem sogenannten Königsweg, der Weg, den der König in der Vergangenheit nahm, wenn er in Danzig zu Besuch war. Richtig heißt diese Straße Długa (Lange Straße), im Verlauf dann Długi Targ (Langer Markt). Sie beginnt hinter dem mittelalterlichen Gefängnis Stockturm am Goldenen Tor (das nicht etwa golden ist) und endet am Grünen Tor (das genausowenig grün ist). Dazwischen tolle alte, wiederaufgebaute Patrizierhäuser, in denen unten bekannte kleine Geschäfte sind, viele Restaurants, wie auch das Hard Rock Café, um das ich auch heute wieder mal nicht herumkomme. Der gesamte Bereich ist Fußgängerzone.
Wir gehen von hier durch das Grüne Tor ein kurzes Stück an den Flüsschen Motława entlang, an dem auf der gegenüberliegenden Seite erst jetzt die alten Speicher wieder aufgebaut werden. Von hier geht es in einer Parallelstraße wieder zurück. Diese kleine Straße ist deshalb so schön, weil hier noch die alte Bauart zu erkennen ist. Und das ist tatsächlich das einzige, wo nun ein kleiner Erinnerungsfunke bei mir aufblitzt an die Studienfahrt damals als Teenager. Ich habe damals auch Fotos gemacht, fällt mir nun ein, ich muss mal die alten Dias sichten. Und mir fällt ein, dass wir dann damals ein paar Schritte weiter ganz viele unheimlich süße Kinder gesehen haben, die sehr schick gemacht waren wie kleine Bräute, wir vermuteten damals zu einer Art frühkindlicher Kommunion. Das war es auch schon mit dem Erinnerungsfunken, der Rest bleibt im Nebel des alternden Gedächtnisses verschwunden.
Jedenfalls war so wohl einmal die gesamte Innenstadt gebaut, im Zuge der Straßenverbreiterungen ist das aber meist verschwunden und hier noch gut zu sehen: Die Häuser sind hoch und tief, aber nur schmal, weil die Breite für die Steuer maßgeblich war. Unterkellert waren die Häuser nicht. Dann hat man vor den Eingang eine kleine erhöhte Terrasse gebaut, die über Stufen zu erreichen ist. Unterhalb dieser Terrasse ist ein Keller, der so quasi halb in der Erde, halb außerhalb vor das Haus gebaut wurde. An beiden Seiten der Treppe sind Drachenfiguren, die als Verlängerung der Dachrinne das Wasser in die Mitte der dann schmalen Straße geleitet haben. Leider schauen nun Regenrohre aus diesen Drachenköpfen. Diese erhöhten Terrasse, die speienden Wasserköpfe und die Neigung der Straße zur Motława hin hatten durchaus auch einen hygienischen Sinn, wurde doch der Nachttopf einfach aus dem Fenster auf die Straße entleert, den Rest kann sich der geneigte Leser vorstellen.
Am Ende der Straße kommen wir auf die Rückseite der Marienkirche zu, die wir halb umrunden und durch einen Nebeneingang betreten. Die drei hohen weißen Schiffe wirken nicht so sehr beeindruckend, was vor allem daran liegt, dass überall Bauarbeiten im Gang sind und dafür ganze Bereiche abgesperrt sind. Auch waren die Wände ursprünglich nicht weiß, in einer Ecke kann man noch erkennen, dass sie einst aus Fresken bestanden, diese sind aber ebenfalls als Kriegsfolge im Feuer verloren.
Ohne Bauarbeiten wirkt das Ganze sicher noch einmal anders, denn die Kirche ist die größte Backsteinkirche und fasst tatsächlich 25.000 Menschen, was mehr ist, als bei Baubeginn Einwohner in Danzig lebten, was aber im Rahmen der großen Demonstrationen tatsächlich auch vorgekommen ist.
Danach haben wir wieder etwa 1 Stunde Freizeit. unser Reiseführer bietet an, sich noch ein paar Minuten in einem Juweliergeschäft um die Ecke zu einer Information einzufinden, das klingt uns aber zu sehr nach Verkaufsveranstaltung und deshalb verbringen wir die Freizeit auf dem Königsweg (standesgemäß, wo denn sonst, wenn wir schon mal da sind). Und im Schatten.
Diesmal sind dann alle pünktlich am Treffpunkt, ich muss mir keine Sorgen mehr um einen Herzkasper bei dem Aufbläher machen, der soeben nochmal seine Meinung zu eventuellen Zuspätkommern verkündet. Der Bus steht bereit und in einer Stunde geht es zurück zum Schiff. Diese Stunde ist wieder mit umfangreichen Inforationen seitens des Reiseführers gefüllt. Er macht seine Sache wirklich gut und so hat sich der Ausflug für uns voll gelohnt. Und welch ein Unterschied zu der Studienfahrt damals, wo wir auf Schritt und Tritt von einem politischen Kommissar begleitet wurde, der jedes Wort der Reiseleiterin und von uns beobachtet hat.
Vor dem Schiff werden wir diesmal nicht nur mit Eistee, sondern auch mit Mürbekeksen begrüßt, das reicht uns aber nicht, und so führt unser Weg erst einmal in die AIDA Bar zu einem Milchshake und einer Runde „Schwimmen“ (das Kartenspiel meine ich, nicht dass der geneigte Leser nun denkt, hier wäre ein Pool).
Danach noch der übliche Fotorundgang über das Deck, dann gönnen wir uns noch etwas Balkon, wo wir dann um 17 Uhr auch pünktlich das Auslaufen erleben.
Dies erleben wir dann ab 18 Uhr weiter im Außenbereich des Weite Welt Restaurant, begleitet von einem üppigen Abendbrot.
Obwohl wir ahnen, dass auch auf der AIDAdiva das Show-Sterben angekommen ist, schauen wir uns nicht „Can You Feel It“, eine der letzten verbliebenen Shows an, denn da wir sie gerade auf der stella gesehen haben und sie uns nicht so völlig umgehauen hat, überwiegt die Lust auf eine Runde „Skull King“.
Der letzte Gang führt uns dann am Shop vorbei. Auch hier gibt es Neuigkeiten. Unsere Frauen fragen sich ja die ganze Zeit, wie mein Freund und ich es geschafft haben, dass der Shop hier geschlossen und in Renovierung ist. Was wir durchaus gelegentlich hören, denn der Shop ist 2 Decks höher über uns, allerdings kein Vergleich mit der Lärmkabine in den letzten Wochen auf der stella, zumal hier nur tagsüber Arbeiten sind. Ein ungewohntes Gefühl, vom Marktrestaurant zum Theatrium nur an verhängten Schaufenstern vorbeizugehen. Heute nun aber war hier die Neueröffnung des rechten Shop-Teils, was sich jetzt in totaler Überfüllung äußert. Dieser ist jetzt viel moderner geworden, erinnert in seinem Aufbau mehr an eine Galerie, etwa wie der Shop auf der prima/perla und hebt die klare Trennung zwischen Kleidung auf der einen und Schmuck/Parfümerie auf der anderen Seite auf.
Zum Glück kann ich aber erreichen, dass wir das nur im Vorbeigehen sehen, der Tag war doch anstrengend und die Kabine ruft.
Die nächste Etappe sind 746 Kilometer bis Stockholm.
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