Metropolen ab Hamburg 1 mit der AIDAprima, Zeebrügge 06.07.16
Der Strand ist toll. Aber auf dem Rückweg verstehen wir wieder, warum wir beim letzten Mal lieber den anderen genommen haben. Das bringt zwar jede Menge Adrenalin, aber uns und den Plan völlig durcheinander. Immerhin sind wir noch an Bord, aber die Show können wir nicht mehr sehen. Zumindest aber das veränderte Entertainment beleuchten.
Das neue Schiff entdecken auf der Metropolenroute
AIDAprima 2016
Da wir erst gegen 10 Uhr anlegen, erleben wir das direkt einmal. Erwartet werden wir schon von einem Tankwagen, der uns für die Liegezeit mit LNG-Gas versorgt. Auch das ist neu bei der AIDAprima, dass sie in allen Häfen mit dem umweltfreundlicheren Gas versorgt wird. Dafür hat sie eigene Generatoren und kann dafür die Dieselgeneratoren abschalten.
Das Frühstück bleibt ein Thema. Das größere Restaurant bedeutet eben auch, dass es viel unpersönlicher ist. Niemand der sich merken kann, wer wir sind und was wir essen. Keine Möglichkeit für ein Schwätzchen mit der Restaurantchefin. Da können wir uns bei bisherigen Fahrten an ganz anderes erinnern. Auch wenn wir manche Geschichte desselben Restaurantchefs nun schon mitsprechen können, hat es was, nach 1 Jahr noch namentlich bekannt zu sein.
So gehen wir nun also anonym in den Tag. Auch heute in Zeebrügge ist Landgang angesagt. Allerdings interessiert uns kein Ausflug nach Brüssel oder ein unverschämt teurer AIDA-Shuttle in das nahegelegene Blankenberge (10 € pro Person, bei 8 Personen indiskutabel), sondern wie beim letzten Mal hier möchten wir an einen Strand. Sind wir aber letztes Mal südwestlich zu einem sehr schönen Strand gegangen – der geneigte Leser erinnert sich vielleicht an die hängende Zunge, mit der wir angekommen sind, wir hätten tatsächlich lieber die nahe Straßenbahn nehmen sollen – versuchen wir es heute nordöstlich. Der Strand sieht vom Schiff aus und auf googlemaps deutlich näher aus, allenfalls gut 2 Kilometer.
Das hängt aber auch ein bisschen davon ab, wo genau uns der kostenlose Port-Shuttle absetzt, es ist hier nämlich untersagt, zu Fuß durch den Hafen zu marschieren.
Günstiger Weise setzt uns der Shuttle direkt am östlichen Rand des Hafens ab. Aus dem Hafen wenden wir uns nach links und kommen nach kurzer Zeit über eine riesige Klappbrücke. Dass diese das Ende unserer Reise bedeuten könnte, wissen wir jetzt noch nicht. Wir staunen eher über die Ausmaße. Diese Brücke, die in je 1 Teil je Fahrtrichtung hochgeklappt werden kann, markiert den Anfang einer riesigen Schleuse. Am anderen Ende der Schleuse ist eine ebensolche Brücke, die im Moment hochgeklappt ist. Das sieht schon gigantisch aus.
Über beide Brücken führt nicht nur eine wichtige Straße, sondern auch die Straßenbahn. Dabei werden Verkehr und Straßenbahn einfach über die Brücke geleitet, die gerade heruntergeklappt ist.
Von hier geht es noch einmal eine Viertelstunde an Hafenanlagen vorbei nach Knokke-Heist. Direkt am Ende des Hafens markiert eine Fußgängerbrücke, die über die Straße schwingt, an der wir gerade langgehen, den Beginn des Strands. Hier beginnt direkt an der Straße eine langgezogene Häuserzeile, alle Häuser so 7 bis 10 Stockwerke hoch, alle mit Balkonen zum Meer. Hinter den Häusern zieht sich eine breite, sehr gut ausgebaute Promenade entlang soweit das Auge gucken kann.
Neben der Promenade ist hier zunächst eine Zeile Strandhütten, aus der viele Urlauber ihre Liegen in die Sonne gezogen haben. Dahinter ein Naturbereich, in dem man nicht liegen kann. Dann kommt der eigentliche Strand, feinsandig, hell, sehr sauber. Entlang der Promenade dann Restaurants und Spielplätze.
Hier suchen wir uns eine stille Ecke an einer ganz flachen Düne und verbringen die Zeit mit Sonnen und Lesen. Bei strahlender Sonne um 20°C lohnt sich das richtig und nicht alle können eine Sonnenrötung der Haut völlig vermeiden. Gegen Ende gibt es noch eine Diskussion, warum wir so früh aufbrechen müssen, bis „alle Mann an Bord“ 18:30 Uhr sind es noch fast 2 Stunden. Aber der Älteste unter uns setzt sich mit der Botschaft durch, dass man nie weiß, was unterwegs passiert und deshalb immer Sicherheitsreserve eingeplant werden muss. Dass sich das gleich so anschaulich bestätigt, kann ja noch keiner ahnen.
Wir machen uns also auf, um den kurzen Rückweg anzutreten. Wir sollten es problemlos schaffen, 18 Uhr im Marktrestaurant zu sein und danach die neue Familien-Show zu sehen. Doch dann hebt sich direkt vor uns die gewaltige Brücke. Mit uns stehen noch eine große Menge Radfahrer, ebenso am anderen Ufer. Tja, und dann stehen wir und stehen wir. Irgendwann löst sich ein gewaltiges Schiff, das bisher in der Schleuse lag, und zieht an uns vorbei in Richtung Meer. Das ist schon beeindruckend, denn das Schiff ist riesig hoch und hat senkrecht abfallende Seitenwände, wie mit dem Brotmesser geschnitten.
Und dann passiert lange Zeit gar nicht, so dass wir immer weniger beeindruckt sind. Irgendwann kommt ein ebenso großes Schiff aus Richtung Meer in die Schleuse. Und dann passiert wieder nichts. Alles hypnotisieren nutzt auch nichts: Die Brücke bleibt stur oben. Inzwischen haben sich alle Radfahrer längst aufgemacht zu der Brücke am anderen Ende der Schleuse. Eine weitere Familie steht noch mit uns hier, an den Schlüsselbändern mit Bordkarte eindeutig als AIDA-Fahrer zu identifizieren.
So langsam müssen wir uns überlegen, ob wir uns auch auf den Weg zur anderen Brücke machen, aber das ist ein Umweg von rund einer Stunde und die Zeit reicht kaum noch, um rechtzeitig an Bord zu kommen. Und was ist, wenn in der Zeit unsere Brücke runter- und die andere hochgeht? Jetzt wird es langsam beängstigend. Und ärgerlich, dass nirgends ein Schild ist, das uns sagt, wie lange die Brücke oben ist. Es gibt zwar eine LED-Tafel, die zeigt dem Verkehr aber nur die Umleitung. Das ist jetzt ein ultimativer Verbesserungsvorschlag. Auch das Internet gibt keinerlei Auskunft, wahrscheinlich hat es mal wieder irgendeine Oma gelöscht. Es gibt auch nirgends Einheimische, die man fragen könnte, keine Taxen weit und breit, die uns weiterbringen können. Zufällig will ein Arbeiter vom Schleusengelände nach Hause fahren und mit einem Sprint schafft es einer der Großen, ihn abzufangen. Er weiß zwar auch nicht, wie lange die Brücke oben ist, aber er weiß, dass sie nicht zu festen Zeiten geöffnet wird, sondern nur, bis das letzte Schiff durch ist. Also muss noch ein Schiff kommen und tatsächlich kommt noch so ein riesiger Autotransporter, noch viel größer, als die vorigen. Wobei wir viel zu besorgt sind, um noch beeindruckt zu sein. Und als dieser Riese endlich mit Hilfe eines Schleppers in der Schleuse festgemacht hat, da endlich – passiert noch immer nichts. Es ist doch nicht zu glauben. Die Schleuse ist doch nun komplett voll. Und dann kommt doch noch ein kleineres, schmales Schiff, das sich an die Seite zwängt.
Und dann endlich, wir können es kaum noch glauben, beginnt sich die gewaltige Brücke lautlos zu senken. Nervtötend langsam, was vermutlich nicht anders geht, denn würde sie auf der anderen Seite aufschlagen, gäbe es dort keine Straße mehr und das würde uns jetzt noch fehlen…
Inzwischen haben sich wieder zahllose Fahrräder auf beiden Seiten gesammelt und als die Brücke nun endlich unten ist und die Schranken sich öffnen, stürmen diese von beiden Seiten aufeinander zu. Das sieht nun eher aus wie bei einer mittelalterlichen Schlacht, bei der die Gegner nichts Eiligeres zu tun haben, als ineinander zu rennen. Aber irgendwie sortiert sich das alles und auch wir dazwischen stürmen nun mit einiger Geschwindigkeit zum Hafen.
Dort müssen wir durch einen ausgiebigen Sicherheitscheck, das gab es bei unserem letzten Besuch noch nicht. Der Shuttle-Bus fährt zum Glück auch noch und tatsächlich sind wir um 18:28 Uhr, 2 Minuten vor der Zeit, an Bord. Puh, so knapp war es noch nie…
Natürlich ist jetzt klar, dass wir die erste Essenszeit um 18 Uhr im Marktrestaurant nicht so ganz schaffen können. Späteres Erscheinen macht ja bekanntlich keinen Sinn, da rennen wir nur hilflos auf Platzsuche umher. Deshalb sehen wir uns immer noch bei herrlicher Abendsonne das Auslaufen kurz vor 19 Uhr vom Balkon aus an und verschieben das Essen auf 20 Uhr zur zweiten Essenszeit. Bei der wir dann auch gut einen Platz bekommen und mit super Steak, Spargel und italienischem Schinken mit Melone belohnt werden.
Was wir nun aber durch die Brückenaktion verpassen ist die Familienshow „Fabelhafte Freunde“ mit Solisten, Tänzern und Artisten. Wir sehen nur noch die letzten Minuten mit beeindruckend als Waldtiere kostümierten Künstlern. Schade, das sieht sehr gut aus.
Insgesamt erleben wir auf dieser Fahrt weniger von diesen tollen Shows als sonst. Vorgestern gab es keine Show wegen „Wer wird Millionär“ und auch für morgen ist keine Show angekündigt, vielleicht wegen der Fußball-Europameisterschaft. Das ist sehr Schade, ist doch die Qualität immer beeindruckend und wir sehen fast jede Show, zumindest soweit Zeebrügge-Brücken das zulassen.
Technisch ist hier auch viel mehr möglich, denn das Theatrium wurde noch einmal deutlich verbessert. Die LED-Wände ergeben nun zusammen eine 400 qm Leinwand. Hier können einzelne Streifen nun sehr schnell hoch- und runtergefahren werden, was tolle Effekte erzeugt, auch wenn es mich in diesem Moment unangenehm an irgendeine nicht näher von mir genannte Brücke erinnert.
Zudem hängt von der Decke ein riesiger, komplett mit LED bestückter Ball, auf der ebenfalls Traumwelten oder auch nur ein Fußball erzeugt werden können.
Auch die Bühne ist größer und ein Podest kann nun gedreht werden. An der Decke gibt es nicht mehr nur 1, sondern 7 verschiedene Flugwerke.
Das alles ist sehr beeindruckend, trotzdem ist für uns viel wichtiger, dass auch die Sitze auf dem untersten Deck, vor der Bühne, nun endlich Rückenlehnen haben! Insgesamt ist der gesamte Zuschauerbereich ebenfalls viel größer, damit können mehr Passagiere untergebracht werden. Manche Bänke sind zwar weniger sinnvoll angebracht, weil man direkt mit der Nase an einem Metallträger anlehnt, aber gerade auf den oberen Decks gibt es nun in sich abgeschlossene, ovale Sitzbereiche, die so erhöht sind, dass man tatsächlich auch von oben etwas sehen kann, eins der größten Mankos auf den bisherigen Schiffen.
Das Entertainment ist auch etwas dezentraler: Die großen Shows finden zwar weiter im Theatrium statt, aber es gibt auch jeden Abend eine – leicht frivole – Show im Nachtclub Nightfly. Und auch mitten vor der großen Treppe der Plaza finden immer wieder Show-Einlagen statt.
Auch anderes findet weiter im Theatrium statt, wie zum Beispiel die Ausflugs-Präsentationen der Scouts. Die stehen aber gar nicht immer selbst auf der Bühne, sondern werden im Fernsehstudio aufgezeichnet.
Fragliche Technisierung sehen wir auch im Casino. Es gibt keine menschlichen Croupiers mehr an den Tischen, sondern das erledigt alles ein Computer. Für uns, die sonst nicht spielen, sondern nur mal die Freikarten dort raushauen, ist das ein deutlicher Verlust an Flair.
Ganz anders die Technisierung der Informationen: Von den überall hängenden Touchscreens habe ich ja schon berichtet, auf denen man nicht nur den eigenen Standort ermitteln kann, sondern sich auch jeden gesuchten Ort auf dem Schiff anzeigen lassen kann, sowie sich über Tagesprogramm, Schiffsdaten und vieles anderes informieren kann. Das funktioniert sehr gut auch an den neuen größeren Fernsehern in jeder Kabine, so dass dies nun die zentrale Informationsquelle geworden ist.
Nett ist, dass auf dieselbe Weise mit dem eigenen Handy oder Tablet ein Schiffsrundgang mit Beantwortung von Fragen durchgeführt werden kann. So kann man das Schiff deutlich besser kennenlernen. Auch der mobile kleine Roboter Pepper kann eine solche Hilfe sein, weil er Fragen direkt beantwortet. Ausprobieren können wir das immer noch nicht, zwar sehen wir ihn heute noch einmal, aber weiterhin ist er von Kindern umlagert.
Was uns noch auffällt ist, dass die Treppen etwas enger sind als auf den bisherigen Schiffen. Und dass nicht alles massenkompatibel gebaut ist. Insbesondere die Metall-Zahlen, die im Boden eingelassen sind und das Stockwerk anzeigen, sind arg in Mitleidenschaft gezogen, obwohl das Schiff ja erst ein paar Monate alt ist. Insbesondere im Bereich des Teppichs fehlen so einige und hinterlassen unschöne Löcher.
Die nächste Etappe sind 267 Kilometer bis Rotterdam.
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