New York, Florida & Karibik mit der AIDAluna, Atlantik 04.10.18

Frühstück wird durch die Beobachtung anderer erst so richtig abenteuerlich. Danach ist der Balkon auf Dauer eindeutig zu heiß, das gibt aber Gelegenheit, den Ausflugsplan dieser Reise einmal zu erläutern. Durch Krisen, verlorene Spiele und ansonsten ruhige Gewässer geht es weiter in den Süden und zu einem geselligen Abendbrot.

Atlantik 18.10.04 - Big Apple, weißer Strand am türkisen Meer, riesiger Sumpf AIDAluna

Unfreundlichkeit verhilft zur Erwähnung

Wie schafft man es, Teil meines legendären Reiseberichts zu werden? Die sicherste Methode ist, mit auffälligem Verhalten. Nicht jetzt übertrieben, mit Anspruch auf Aufmerksamkeit. Eher so mit stiller Unfreundlichkeit oder gar Unverschämtheit.

Bella Vista Atlantik 18.10.04 - Big Apple, weißer Strand am türkisen Meer, riesiger Sumpf AIDAluna

Allerdings habe ich den Eindruck, dass ich dafür täglich mehr Kandidaten finde. So ist es aus meiner Sicht immer noch höfliches Verhalten, den Nachbartisch 30 cm entfernt zu grüßen, wenn man sich an einen Tisch setzt. Jetzt nicht den Tisch selber, so wie beim Fahneneid. Aber die Leute daran, mit denen man sich im Anschluss dann immer noch eine Stunde lang anschweigen kann. Viele machen das gar nicht mehr, aber wenn wir uns setzen, können wir gar nicht anders, als die kleinen Formen der Höflichkeit zu leben. Und was das wichtigste ist: So ein bisschen Freundlichkeit macht doch eigentlich andere glücklich und kostet gar nichts.

Anders der Vater mit Sohn neben uns, die wir nicht nur nicht glücklich machen, sondern zutiefst quälen. Schon die Erwiderung unseres Grußes geht völlig zwischen 2 Brotkrümeln unter und scheint so große Schmerzen zu bereiten, dass sie beim Auswandern aus dem Restaurant den Mund gar nicht mehr aufbekommen. Dazu passt dann mein anschließender abschätziger Blick über deren Teller: Es entspricht einfach nicht meiner Erziehung, mir kostenlose teure Lebensmittel auffüllen zu lassen, um sie dann nahezu unberührt stehen zu lassen.
Dabei halten wir den Vater nach langem Nachdenken für einen bekannten deutschen Schauspieler. Vielleicht sieht er ihm nur sehr ähnlich, so oder so wär Freundlichkeit eine Zier.

Versuch ich es mal einen Tisch weiter: Mutti und Tochter haben tolle Handys, Mutti sogar mit Original-Hülle von Louis Vuitton. Wow, da steckt Geld dahinter. Vielleicht wollen sie uns das auch zeigen, das könnte jedenfalls der Grund sein, warum sie ununterbrochen auf diesen Handys rumtippen, während der Vater die ganze Zeit einsam aus dem Fenster schaut. Aber vielleicht ist er damit sogar glücklicher.

Weite Welt Restaurant Atlantik 18.10.04 - Big Apple, weißer Strand am türkisen Meer, riesiger Sumpf AIDAluna

Zurück zum Frühstück: Obwohl wir früh hingehen, und dabei noch einen kleinen hoffnungsvollen Blick in den Waschsalon werfen, ist sowohl hier wie dort alles überfüllt. Eine Waschmaschine bekommen wir nicht, einen Platz schon, der gerade frei wird, eben neben besagten Individuen. Offensichtlich macht sich nun aber das Fehlen der Kühlcontainer bemerkbar, denn auch heute komme ich mit Vollkornbrötchen nicht weiter und dem armen Lachs hat man schier Unmenschliches angetan: Statt der üblichen Scheiben gibt es nun Würfel. Gut, geschmacklich ähnlich, aber wer bringt sowas übers Herz?

Die Fülle liegt vielleicht auch daran, dass heute Nacht die Uhren wieder 1 Stunde zurückgestellt wurden. Damit sind die Leute früher ausgeschlafen. Allerdings muss das auch so sein, denn wir sind jetzt auf unserer längsten Etappe über 2 Seetage wieder auf dem Weg südwestlich Richtung Festland, denn die Bahamas liegen relativ nahe dem amerikanischen Festland, nahe Florida.

Die Ausflüge der kommenden Tage

Nach dem Frühstück scheint herrlichste Sonne auf unseren Balkon. Wir fahren so langsam Richtung Südwesten, damit schaut unsere Kabine nach Osten und daher kommt jetzt am Morgen die Sonne. Etwas schwül, heiß, herrlich.
Unterbrochen wird das Ganze nur von einer Durchsage von Theo Lingen. Zumindest glaube ich das erst, langsam gewöhne ich mich daran, dass unser Kapitän eine sehr ähnliche Stimme hat. Er bestätigt das, was wir draußen auch schon sehen: Das Meer ist viel ruhiger geworden, nur noch kleine Wellen. Allerdings noch genug, dass er uns erzählt, dass wir ohne die Stabilisatoren nicht frühstücken könnten, weil das Geschirr vom Tisch rutschen würde. Und er erklärt uns, dass wir nun auch richtig was berichten können, immerhin ist nicht jeder schon mal am Rand eines Hurrikan vorbeigefahren.
Überhaupt sind die morgendlichen Durchsagen des Kapitäns ausgesprochen informativ.

Marktrestaurant Atlantik 18.10.04 - Big Apple, weißer Strand am türkisen Meer, riesiger Sumpf AIDAluna

Auf dem Balkon halten wir es in der prallen Sonne mit 27°C nicht lange aus, es ist einfach zu heiß. Auch in der Kabine geht es so nicht, wir müssen irgendwann die Balkontür schließen, damit die Klimaanlage anspringt.

Zwischendurch führt uns ein Weg zum Ausflugs-Counter. Wir hatten ja wegen der vorverlegten Zeit überlegt, ob wir Ausflüge stornieren. Mit einem machen wir das nun, nämlich dem Ausflug zum Strand vom Hotel Atlantis übermorgen auf den Bahamas. Zum einen könnte nichts den Strand von gestern toppen, zum anderen ist er nun so früh, dass wir nur ein schnelles, abgespecktes Frühstück schaffen würden. Das ist dann aber Stress und nicht Urlaub und das wollen wir nicht. Stattdessen werden wir uns dann auf eigene Faust umsehen.

Das bringt mich dazu, dass ich ein Wort zu den Ausflügen erläutern möchte. Der geneigte Leser kennt uns, dass wir oft auf eigene Faust unterwegs sind, zum einen, weil es individueller ist, zum anderen, weil die angebotenen Ausflüge in der Regel recht teuer sind. Auf dieser Reise machen wir das anderes, denn wir kennen uns hier zu wenig aus, um auf eigene Faust unterwegs zu sein, zum anderen werden wir kaum so oft in dieser Gegend der Welt sein, so dass wir jetzt nichts verpassen wollen.

Deshalb haben wir uns zu Hause exakt 90 Tage vorher gleich morgens eingewählt und somit die erste Möglichkeit genutzt, uns Ausflüge bei AIDA auszusuchen. Gebucht haben wir letztlich so viel wie nie zuvor, insgesamt 28 Tickets für ein Vermögen. Bei 4 Leuten bedeutet das 7 gemeinsame Ausflüge, rechnerisch bei 14 Tagen Fahrt jeder 2. Tag. Wenn man bedenkt, dass 5 Seetage dabei sind (an denen ein Ausflug dann doch etwas nass wäre), ist das eine ganze Menge. Lediglich in Norfolk haben wir nichts gebucht, weil uns zum einen nichts angesprochen hat, und weil zum zweiten ein Shopping-Center in fußläufiger Umgebung sein soll, ich verrate an dieser Stelle nicht, wer sich das gewünscht hat. Und am vorletzten Tag in New York haben wir auch nicht gebucht, weil wir geplant haben, uns ganz individuell Sachen nochmal genauer anzusehen, die wir bei den Ausflügen vor ein paar Tagen zu kurz gesehen haben. Und nun haben wir also noch den Bahamas-Ausflug storniert.

Treppe Atlantik 18.10.04 - Big Apple, weißer Strand am türkisen Meer, riesiger Sumpf AIDAluna

Nach genug frischer Luft, Lesen und Reisebericht-schreiben finden wir gegen 14 Uhr tatsächlich freie Waschmaschinen und können unsere Garderobe so wieder vervollständigen. Im Anschluss treffen wir uns in der AIDA Bar für eine Runde „Phase 10“. Aufgrund eines schweren Pubertätsanfalls unserer Kleinen möchte sie das Spiel lieber aussetzen und in der Kabine etwas herunterfahren. Nützt mir aber insofern auch nichts, dass es mir trotzdem nicht gelingt, das Spiel in nennenswertem Umfang zu gewinnen. Diese komplizierte Formulierung soll dem geneigten Leser Sand in die Augen streuen, um nicht sagen zu müssen, dass ich hochhaus verliere.

Darüber tröstet ein ausführliches Abendessen im Weite Welt Restaurant, diesmal in netter Gesellschaft, wir haben uns hier mit dem Bürgermeister-Ehepaar verabredet. Auch unsere Kleine ist nach Beendigung des Anfalls wieder dabei. Und auch bei dem anschließenden „Schwimmen“, müßig zu erwähnen, wer hier als erstes ausscheidet.

Zum Abschluss schauen wir uns den zweiten Gastkünstler an, den Magier Jochen Stelter. Die Show fängt etwas trocken an, aber zum Schluss gewinnt er das Publikum mit Erstaunen und trockenem Humor.

Auch morgen ist noch ein Seetag.

Atlantik

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