Adria ab Venedig mit der AIDAbella, Venedig 09.10.16

Venedig ist viel faszinierender, als wir gedacht haben. Nicht unbedingt der berühmte Platz, aber die kleinen Gassen und Kanäle. Dies alles erkunden wir mit dem Vaporetto und zu Fuß. Und der romantischten Ehefrau von allen. Oder so.

Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Wo soll ich hier bloß anfangen? Ein Reisebericht von Venedig könnte ein ganzes Buch füllen. Nur für den Überblick. Also fange ich am besten da an, wo ich gestern nach unserer Rundfahrt aufgehört habe.

Während überall auf dem Schiff Aufbruchstimmung ist und Gäste in Gruppen abreisen (das sind hier ganz merkwürdige Regeln zur Abreise, davon berichte ich in einer Woche genauer, wenn wir selbst betroffen sind) und neue schon wieder ankommen, machen wir uns in aller Ruhe aus dem Staub hinein in die Stadt. Vorher allerdings wirkt das Chaos noch nach, das ich vor einer Woche beschrieben habe: In diesem Fall haben die unsere Karten falsch programmiert und jetzt kommen wir nicht mehr in unsere Kabinen. Das bedeutet, dass wir vor Verlassen des Schiffs noch unsere Bordkarten umtauschen müssen…

Gestern hatte ich davon berichtet, wie wir schon einmal die Karten für die Vaporettos (Wasserbusse) besorgt haben und die Lage erkundet haben, heute wird es nun ernst: Wir verlassen den Hafen und wenden uns nach links (nicht scharf links zu alten Markthallen) über eine Brücke immer entlang des People Mover. Direkt hinter der Brücke geht ein unauffälliger Weg zwischen Bauzäunen und verfallenem Gelände zu der versteckt liegenden Haltestelle Tronchetto Mercato.

Diese Haltestellen sind einfach kleine schwimmende Wartehäuschen auf Pontons. Je nach Bedarf stehen an den Haltestellen mal ein solches Wartehäuschen für alle Richtungen, mal zwei (je eine pro Richtung) oder bei stark frequentierten Haltestellen auch sechs solche Wartehäuschen. Gestern haben wir bei der Rundfahrt einen Parkplatz für weitere solche Häuschen gesehen, die so bei Bedarf sehr schnell aufgestellt werden können. Alle haben eine elektronische Einlasssperre. Unsere Tickets müssen wir nur an ein Lesegerät halten und der Durchgang öffnet sich problemlos. Manche haben elektronische Anzeigetafeln für die Richtung oder bei stark angefahrenen Haltestellen auch eine Liste, welche Linie in wieviel Minuten hier ankommt.

Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Auch an den Vaporettos sind elektronische Anzeigen für die Linie und die Richtung. Das erste lassen wir dann auch passieren, da falsche Richtung, das zweite ist dann unser. Und noch fast leer, so dass wir einen schönen Platz bekommen. Aufgebaut sind die Vaporettos überwiegend gleich: Ein Eingangsbereich wie eine Plattform, an der zu beiden Seiten die Reling geöffnet werden kann, je nachdem wo sich die Haltestelle befindet. Wie in einer Bahn gelangt man durch Schiebetüren nach hinten in einen geschlossenen Sitzbereich, hierdurch kann man ebenfalls durch Schiebetüren nach ganz hinten zu einem kleinen offenen Bereich hindurchgehen.

Im Sitzen ist die Sicht auf die Umgebung sehr gut. In 3 Minuten sind wir bereits am Bahnhof vorbei auf dem berühmten Canal Grande (nicht CanalE Grande!!), der sich s-förmig (korrekter ist: wie ein Fragezeichen) mitten durch Venedig schlängelt. Er beginnt bereits vor dem Bahnhof (Haltestelle P.le Roma, hier wird es voll im Boot) und mündet im Bacino di San Marco, gemeinsam mit dem Canale della Giudecca, durch den wir gestern gekommen sind.

Wir nehmen die Linie 2, die nur einige Haltestellen anfährt, mit der Linie 1 fährt es sich langsamer, weil sie an jeder „Milchkanne hält“. Und so fahren wir jetzt durch den berühmten Canal. Und gucken und staunen: Um uns überall alte, meist hübsche und sehr gut erhaltene Häuser, durchsetzt mit Kirchen. Zu den Seiten gehen jede Menge kleine Kanäle ab, über alle führen die typischen spitz-bogenförmigen Brücken, damit man immer entlang des Wassers auf Wegen oder Stegen gehen kann. Daran befinden sich viele, teils schön aufgebaute, Landungsstege und auch Abfahrtsstege für die Gondeln.
Über den Canal Grande führen nur 4 Brücken, die bekannteste davon die Rialto-Brücke.

Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Auf dem Kanal selbst ist viel Betrieb: Vaporettos, Wassertaxen, Motorboote und die berühmten Gondeln fahren dicht gedrängt in alle Richtungen. Es gilt zwar eine Geschwindigkeitsbegrenzung, die aber nicht für alle. Genauso Einbahn“straßen“, zumindest für die Gondoliere gelten die auch nicht. Oder nicht immer.

So fahren wir schließlich bis zur Endhaltestelle dieses Bootes, San Marco. Diese gehört zu den großen Haltestellen mit einer Vielzahl von Wartehäuschen, da sie sich direkt am Piazza San Marco (Markusplatz) befindet. Zunächst gehen wir aber am Wasser entlang zu dem direkt danebenliegenden Palazzo Ducale (Dogenpalast). Der alleine schon ein riesiges, eindrucksvolles Gebäude ist. Weiter hier entlang kommen wir direkt daneben über die Seufzerbrücke, die so heißt, weil die Gefangenen nach Aburteilung im Dogenpalast auf dem Weg ins Gefängnis hier das letzte Mal in Freiheit seufzen konnten.

Hier ist der Weg zum Glück breit, denn es schieben sich tatsächlich Menschenmassen auf dem Weg entlang. Nicht so viel wie an anderen Tagen, denn wir können immer noch atmen, aber es ist schon reichlich und deutlich mehr als auf unserer Dorfstraße zu Hause. Dazwischen auch unverkennbar die afrikanischen Taschenverkäufer, die just in diesem Moment davonziehen, nicht wegen uns, sondern wegen einer Polizeistreife, die hier langkommt. Auch die Polizisten sehen prächtig ausstaffiert aus, fast wie Generale.

Markusplatz Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Apropos Generale, auch das Militär ist unterwegs, teils allein, teils in Polizeibegleitung, aber immer mit dem Finger an der Maschinenpistole. Nach allem, was im Moment auf der Welt los ist, ist das wahrscheinlich auch gut so.

Nach ausreichend Fotos gehen wir zurück zum Dogenpalast und hier rechts um die Ecke zum Markusplatz. Dieser ist sicherlich der berühmteste Platz von ganz Venedig und ist – naja – ein Platz halt. Groß, voller Menschen und Tauben. Und auf allen 4 Seiten von Häusern umzingelt, im Osten die reich verzierte Basilica San Marco, am Südeingang der Dogenpalast und der 83 Meter hohe Turm Campanile, der Rest wird umschlossen von schmalen Palastgebäuden, in denen man unter Arkaden zahllose kleine Geschäfte findet. Dabei auch einige Restaurants mit großem Außenbereich mit Bühnen, auf denen live klassische Musik gespielt wird. Der Kaffee hier ist sicher mit der teuerste der Welt, 8,- Eur pro Tasse und noch einmal so viel Zuschlag für die Musik. Machen wir deshalb nicht.

Zwischen den Arkaden gibt es immer wieder Durchgänge in die zahlreichen Gassen der Altstadt. Diesen folgen wir auf der Suche nach dem Ziel einiger der Mitlaufenden: Das Hard Rock Café. Das finden wir auch problemlos. Für alle, die das auch benötigen, hier der Tipp: Direkt gegenüber vom Hauptportal der Basilica den Platz verlassen, direkt dahinter scharf rechts abbiegen, dort durch eine Gasse, die so schmal ist, dass genau einer hindurchkann (direkt neben dem Geschäft Ermenegildo Zegna), dann läuft man direkt auf das Hard Rock Café zu. Aber Achtung: Das ist das Café mit nur kleinem Shop, ein größerer Shop findet sich noch einmal am östlichen Fuß der Rialto Brücke!

Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Direkt vor dem Café (die Summe der gekauften T-Shirts lasse ich jetzt einfach in der Hektik untergehen…) ist eine der vielen Abfahrtstellen der Gondeln. Diese berühmten schmalen Boote, die von einem Gondoliere mit nur schmalen Paddel geführt werden, sind schwarz, oft mit rotem Samt und goldenen Figuren ausstaffiert. Die romantischte Ehefrau aller Zeiten (und aller, die noch kommen werden, Zeiten meine ich, nicht Ehefrauen) bemerkt dazu, dass ihr das ja viel zu kitschig wäre, sie würde lieber mit einem Motorboot durch die Kanäle sausen. Klasse, was mache ich jetzt mit der für 80,- € bestellten Gondelfahrt? Nein, keine Sorge, ein guter Ehemann kennt natürlich seine Frau und so habe ich nur das Motorboot bestellt, wenn auch nur langsam und als Vaporetto bekannt…

Wir gehen lieber durch die kleinen Gassen der Altstadt, teils entlang kleiner Kanäle, immer wieder über Brücken. Hierfür ist ein Stadtplan erforderlich, denn in diesen vielen kleinen Gassen kann man sich hoffnungslos verirren. Die Bevölkerungszahl Venedigs schrumpft seit einiger Zeit. Nein, nicht weil sich alle verirren, sondern neben den teuren Hauspreisen ist ein wichtiger Grund, dass es für alte Menschen schlicht nicht dauerhaft möglich ist, über die rund 400 Brücken der Altstadt ständig treppauf und treppab zu gehen. Denn Autos gibt es in der ganzen Altstadt nicht, was das Spazierengehen für uns sehr angenehm macht.

Immer wieder kommen wir an Geschäften, Restaurants und Ständen vorbei, bis wir schließlich am Canal Grande direkt an der Rialto-Brücke münden. Hier müssen wir natürlich auch einmal herüber, schließlich ist sie derart berühmt. Die Nordseite ist im Moment zur Renovierung eingerüstet, aber auf der Südseite ist gut der steinerne Bau der Brücke zu erkennen. Direkt am Steingeländer kann man hochgehen zur Mitte hin sind Häuser gebaut, die nach innen Geschäfte beherbergen. Zwischen den beiden Häuserreihen kann man ebenfalls die Brücke überqueren.

Rialtobrücke Venedig 16.10.09 - Von Venedig durch die Adria AIDAbella

Das machen wir so und fahren dann direkt von der Haltestelle Rialto wieder mit dem Vaporetto zurück zum Hafen. Dabei betreten wir die Haltestelle zunächst völlig falsch und wären dann in die falsche Richtung gefahren, da wir aber Tagestickets haben, können wir beliebig oft die Richtung wechseln, was wir nun auch tun. Und gönnen uns auf dem Rückweg einen Rückblick: Die Stadt ist noch viel faszinierender als wir dachten und wir müssen unbedingt wiederkommen!

Im Hafen ist es dann wieder nur ein kleiner Weg zurück und wir schauen uns die inzwischen angekommenen Kreuzfahrer an: Die Eurodam hat als einzige mit uns übernachtet, inzwischen sind noch die Thomson Celebration, die MSC Orchestra, die Costa Deliziosa und die kleinere Silver Wind dazugekommen. Und die Gäste bei uns an Bord haben einmal komplett durchgetauscht. Dazu finden wir nun erstmals einen Hinweis in der „AIDA heute“ vor, dass das Samsung Galaxy Note 7 ausgeschaltet sein muss und nicht geladen werden darf. Durch die Presse ist die Explosionsfähigkeit dieses Smartphones ja schon eine Weile gegangen, nun ist der Hinweis auch auf dem Schiff angekommen. Andererseits: Haben wir nicht, abgehakt.

Nach einer Runde Cocktails wollen wir uns dann heute nicht auf die gleichen Experimente einlassen wir vor einer Woche und gehen schon um 17:30 Uhr ins Marktrestaurant. Hier ist es angenehm leer, bevor um 18 Uhr die Horden hereinstürmen. Offensichtlich haben viele das nicht gesehen, dass die Restaurants schon früher öffnen. Was aber Sinn macht, um genug Zeit bis zur Rettungsübung zu haben. Dieser von uns heiß ersehnte Tagesordnungspunkt (nur für den noch nicht so erfahrenen Leser: Das ist Ironie!) findet dann dieses Mal auch pünktlich um 19 Uhr statt und geht sogar zügig und ohne sichtbare Motzerei über die Bühne.

So dass wir pünktlich um 20 Uhr auslaufen können. Und das schauen wir uns natürlich wieder an, indem wir uns dick in Decken gehüllt auf den Balkon setzen und all die Ziele unseres Tages nochmal bei nächtlicher Beleuchtung an uns vorbeiziehen lassen, bis es auf der offenen Lagune zu kalt wird. Das ist wirklich eine richtig schöne Ausfahrt!

Die nächste Etappe sind 930 km bis nach Korfu. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Venedig

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