Doch hübscher als in der Erinnerung und um die Nordspitze Europas herum

Norwegen mit Lofoten & Nordkap mit der AIDAbella, Honnigsvåg 02.08.19

Nun sind wir überrascht, dass Honnigsvåg doch viel hübscher ist als wir das vor 7 Jahren gesehen haben. Ein netter Spaziergang überzeugt uns davon, während Gedanken über Trumps Europa-Probleme eher auf einen Clown zum Frühstück zurückzuführen sind. Und wir können sagen, dass wir um den nördlichsten Punkt Europas herumgefahren sind.

Der Trend der letzten Tage setzt sich unaufhaltsam fort: Sonnenaufgang ist nun schon 01:03 Uhr. Somit war die Sonne gerade einmal 2 Stunden untergegangen. Allerdings versteckt sie sich heute hinter Wolken, bei 7°C ist es nun richtig kalt. So ganz anders ist das am Nordkap nicht zu erwarten, schließlich kommt Richtung Norden irgendwann der Nordpol.

AIDA, Europa, Trump und der Clown zum Frühstück

Laut Reiseunterlagen legen wir heute Abend um 22 Uhr in Honnigsvåg an. Der „AIDA heute“ ist zu entnehmen, dass das geändert wurde, es wird bereits um 18 Uhr sein, dafür geht es dann morgen auch früher los. Der Start der meisten Ausflüge bleibt aber wohl bei 22 Uhr und später. Für diejenigen, die einen Mietwagen bestellt haben, wie unser Restaurantchef im Rossini, ist es kein Problem, wenn wir früher ankommen, lediglich später würde Schwierigkeiten machen. Trotzdem ist hier wie in einer Endlosschleife meine wiederholte Kritik: Wenn man so etwas ändert, muss man das deutlich kommunizieren und nicht einfach nur als Selbstverständlichkeit behandeln. MannMannMann, AIDA, jetzt habe ich so oft vorgeschlagen, ein vernünftiges Kommunikationstraining mit Euch zu machen und in all den Jahren ist immer noch kein lukratives Jobangebot bei mir eingetroffen. Dabei würde ich auch Naturalien nehmen, ich denke da in etwa an so etwas wie lebenslang freie Kabine auf einem Schiff meiner Wahl. Ich stelle mir gerade vor was passiert, wenn ich dann nachfrage, welche Reedereien bei dieser freien Wahl dafür in Frage kommen. Ob die dann ein Problem mit „Europa 2“ haben? Kann natürlich sein, AIDA gehört ja inzwischen zu einem amerikanischen Konzern, und besonders Trump hat ja so seine Probleme mit Europa. Dafür lockt er die Engländer gerade mit lauter Goodies, wenn die ihren Brexit machen (das alleine sollte sie stutzig machen), insofern hätte er vielleicht weniger Schwierigkeiten mit der Queen Mary. Meine Güte, ja, es gab heute einen Clown zum Frühstück.

Welches ist das Nordkap?

Für den Balkon ist es definitiv zu kalt. Also schauen wir von innen nach draußen und gehen erst gegen 14 Uhr raus, als wir um das Nordkap fahren. Da sind nun mehrere Landzungen vor uns, die in das Meer ragen. Aus unserer Perspektive ist es die hinterste Landzunge, die am weitesten ins Meer ragt, das liegt aber nur daran, dass wir schräg darauf zufahren. Der Lektor erklärt das nochmal per Lautsprecher, was wir vorgestern schon im Theatrium von ihm gehört haben: Korrekt ist die mittlere Landzunge, ein steiler hoher Felsen. Wir haben von unserer letzten Fahrt vor 7 Jahren irgendwie in Erinnerung, dass wir die Weltkugel oben drauf besser sehen konnten, aber vielleicht lag es daran, dass wir näher daran entlanggefahren sind oder das Wetter war besser, in den Bergen können wir Regen erkennen.

Als wir ein Stück weiter fahren, erkennen wir das dann auch, an dem nashornartigen Felsvorsprung. Leider ist es zum länger Gucken wirklich zu kalt. Nicht aber für eine Korrektur, denn wir haben gelernt, dass dies zwar der schönere Felsen ist, aber nicht wirklich der nördlichste Punkt Europas, der liegt ein paar Kilometer weiter westlich auf einer kleineren, nicht so spektakulären Landzunge, an der wir vorher vorbeigekommen sind: Knivskjellodden. Sei es drum, auch wenn wir nachher keinen Ausflug zum falschen oder richtigen Nordkap machen, können wir bestätigen, dass wir um den nördlichsten Punkt Europas herumgefahren sind.

Dunkler Vollbart mit blonder Perücke

Programmmäßig holt AIDA heute nach, was uns gestern fehlte. Um 16 Uhr gibt es bereits die Show „Musical Dreams“, in der Sänger und Artisten Highlights bekannter Musical präsentieren. Nein, soll es geben, aufgrund eines technischen Defekts im Theatrium muss dies geändert werden (ähm, wir gehen sicher davon aus, dass es nichts damit zu tun hat, dass die Jungs gestern backstage unterwegs waren). Stattdessen zeigen Sänger und Tänzer die ABBA-Show. Diese ist im Laufe der Jahre immer wieder von AIDA verändert worden. Nicht die Lieder, das erscheint klar, wohl aber die Choreographie. In dieser Form mit Street Drummern haben wir die Show bisher nur ausschnittsweise gesehen. Definitiv ist sie frischer, spritziger, witziger als in der Vergangenheit.
Nicht geändert wurden die Kostüme. Man muss schon Humor haben, Tänzern mit dunklem Vollbart eine wasserstoffblonde Perücke aufzusetzen…
Auch die Abendshows finden statt, obwohl wir um 18 Uhr anlegen. Das ist deshalb möglich, weil die meisten Ausflüge wie berichtet erst nach 22 Uhr starten, manche sogar erst nach Mitternacht.

Bis dahin schaffen wir es erneut, bei „DOG“ deutlich zu verlieren und das Marktrestaurant halbleer zu essen. Highlight heute beim Thema „Frankreich“ sind die verschiedenen großformatigen Bries am Stück.

Einer der bisher spätesten Spaziergänge

Gleich nach Anlegen gehen wir nach draußen. Ungewohnt nach dem Abendbrot, aber zum einen sind wir nur ein paar Stunden hier, zum zweiten ist es immer noch taghell trotz bewölktem Himmel und zum dritten tut es nach den Seetagen gut, die Beine einmal richtig zu bewegen. So kalt wie auf dem Balkon ist es hier auch gar nicht, Honnigsvåg liegt gut geschützt in einer Bucht und zwischen den Häusern ist es richtig angenehm. Lediglich auf einer Mole, die weit ins Wasser hineinragt, ist kalter Wind zu spüren.

Vor 7 Jahren waren wir zum ersten und bisher einzigen Mal schon einmal hier. Damals waren wir nicht so begeistert, halt eine Ansammlung von Häusern im hohen Norden. Nun liegt es an dem anderen Wetter, oder weil wir 5 Jahre älter geworden sind (wir altern natürlich langsamer als die Zeit vergeht) oder der Ort hat sich weiterentwickelt oder es liegt an der anderen Route, jedenfalls sind wir diesmal ganz angetan.

Letztes Mal sind wir einfach durch den Ortskern in ein Wohngebiet gegangen, etwas in den Berg hinein. Von hier hätte man in einer guten halben Stunde auch ganz nach oben gehen können. Das haben wir damals nicht gemacht und machen es auch heute nicht, heute gehen wir einfach am Hafen entlang.

Hier liegen Fischerboote und andere kleine Boote. Es ist eine Promenade entstanden direkt an der alten Hafenkante, wir gehen nun auf Holzbohlen entlang. Zum Wasser trennt eine Kette. Die Häuser sind meist aus Holz und größtenteils gut in Schuss. Ein Künstler hat hier 3 Figuren aufgestellt, die Eis, Ozean und Wind darstellen sollen. Das sehen wir nun nicht in den Figuren, zumal das Ganze dadurch erschwert wird, dass wir eine Weile über der Figur rätseln, bis wir verstehen, dass wir nur vor dem Hinterteil stehen und die Figur von der anderen Seite angeschaut werden muss. Der Bezug zum Ort hier ist aber nachvollziehbar. Tatsächlich kommen wir auch an lauter Schneemobilen vorbei, offensichtlich ist der Winter hier nicht mehr so völlig fern. An den letzten erinnert nur eine kleine Schneefläche in den Bergen gegenüber.

An einer großen Schule hoch oben auf einem Berg geht es an alten Fischerhäusern vorbei. Das könnten vom Stil auch Ferienhäuser sein, aber wir denken eher, dass es einfach Wohnhäuser sind. Die Schule wirkt viel zu groß für den kleinen Ort. Mehrere kleine Fabriken stehen noch am Wasser.

Das ist jetzt doch alles recht nett und wir fühlen uns hier wohl. Der Ort hat sich ja darauf eingestellt, dass hier mitten in der Nacht unzählige Kreuzfahrer durch die Gegend rennen, während kein Einheimischer zu sehen ist. Neben den großen Kreuzfahrtschiffen halten auch die Hurtigruten regelmäßig hier und hat einen eigenen Anleger. Die Souvenirläden haben deshalb natürlich auch geöffnet, ebenso wie eine Eisbar. Dass regelmäßig auch amerikanische Kreuzfahrtschiffe halten sieht man daran, dass es ein eigenes Stockwerk für Weihnachtsschmuck gibt.

Honnigsvåg ist klein, aber mit 2.300 Einwohnern der größte Ort in der Kommune Nordkapp. Diese liegt auf der Insel Magerøya im Bezirk Finnmark. Insgesamt leben hier 3.200 Einwohner in mehreren Fischerdörfern. Früher allein vom Fischfang lebt der Ort nun auch von den Kreuzfahrern und Besuchern des Nordkap, das in einer eigens ausgebauten Straße in knapp 1 Stunde zu erreichen ist.

Das machen wir aber nicht. Nachdem wir wieder an Bord sind, gönnen wir uns noch ein kleines Spiel und dann die 2. Show der Comedy-Company. Diese spielen Improvisations-Comedy unter Beteiligung des Publikums. Wirklich lustig ist, als 2 Gäste die beiden Künstler in einer kurzen Geschichte wie Marionetten fernsteuern sollen.

Die nächste Etappe sind 755 Kilometer bis nach Leknes. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Honnigsvåg