Von Dubai nach Mallorca mit der AIDAcosma, Suezkanal-Passage 26.04.23

Links und rechts Wüste, dazwischen eine schmale Fahrrinne, durch die wir voran und hinter uns eine ganze Kolonne von Schiffen hinterher fahren. Das genießen wir detailliert über fast die ganze Strecke. Bis uns ein skurriler Fotograf hochscheucht.


Bilder folgen hier in Kürze

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Wir wachen früh auf. Wenn uns das nicht von allein gelungen wäre, hätte der Wecker das übernommen.

Blick auf Sandberge und Baumaschinen

Irgendwann gegen 4 Uhr haben wir den Anker gelichtet und sind in den Suezkanal eingefahren. Der frühe Blick aus der Balkontür zeigt Sandberge und Baumaschinen.

Das ist so spannend, dass wir uns entschließen, uns erst einmal ausgehfertig zu machen und zum Frühstück zu gehen. Dabei können wir gleich noch die andere Schiffsseite inspizieren, vielleicht ist die ja spannender. Ist sie, da gibt es Sandberge und keine Baumaschinen.

Also erstmal Frühstück, die spannenderen Stellen kommen noch.

Und so kommt es, dass wir zum ersten Mal morgens aus Versehen vor verschlossenen Türen im Marktrestaurant stehen, denn wir haben nicht beachtet, dass das Marktrestaurant erst in 5 Minuten öffnet. Was aber für eine Traube von Menschen hier schon wartet!

Frühstück ist wieder reichhaltig und gut. Und da es uns gelingt, einen Platz in der Nähe eines Backbord-Fensters zu erwischen, sehen wir auch mal Mauern, Palmen und Häuser. Doch dazu gleich mehr, denn nach dem Frühstück geht es natürlich direkt auf den Balkon. Und hier haben wir sehr guten Empfang, denn immer wieder melden sich der Kapitän und die Lektorin Dorine Ali-Khan und erläutern die Umgebung.

Der Bau des Suezkanals

Fangen wir vorne an: Es war nicht Aida (und schon gar nicht AIDA, darum nicht in Großbuchstaben geschrieben), sondern Rigoletto. Als der Kanal eröffnet wurde hatte Verdi die Oper Aida noch nicht fertig und ist wohl auch eher lustlos darangegangen, ein Stück für irgendso eine profane Kanaleröffnung zu schreiben. Deshalb wurde entgegen aller Gerüchte nicht Aida gespielt, als der Kanal 1869 eröffnet wurde. In Gedanken habe ich den Film, den ich hier mache, schon mit Aida unterlegt, aber das wird nun nichts.

Die Lektorin tut in allen Vorträgen so, als müsste ich wissen, wieso sie dauernd von Bitterseen spricht, aber nach und nach reime ich mir zusammen, was sie uns erklären will: Zwischen dem ägyptischen Hauptland und dem Sinai (bekannt durch allerlei Streitigkeiten zwischen Ägypten und Israel) gibt es zwei große Seen, die Bitterseen. Diese hatten mal Kontakt zum Roten Meer, der wurde irgendwann unterbrochen und die Seen fingen an auszutrocknen, lagen zuletzt 10 Meter unter Meeresspiegel.

Das Rote Meer sieht aus der Vogelperspektive ja aus, als hätte es oben zwei Hörner. Von dem westlichen Horn, dem Golf von Suez, aus hat man nun den Suezkanal bis zu den Bitterseen und von dort zum Mittelmeer gebuddelt. Das ging nur mit bis zu 1,5 Millionen Fronarbeitern.

Damit füllten sich die Bitterseen wieder mit Wasser und es entstand ein 162,5 Kilometer langer, durchgehender Kanal. Der – anders als der Panama-Kanal – völlig ohne Schleusen auskommt.

Zunächst war dieser Kanal nur einspurig befahrbar, vor einigen Jahren hat man nördlich der Bitterseen eine zweite Rinne gegraben, so dass dort Verkehr in beide Richtungen möglich ist. Allerdings nicht auf der ganzen Strecke.

Wir fahren nun also vom Roten Meer nördlich zum Mittelmeer. Da unsere Kabine immer noch steuerbord liegt, schauen wir von dort auf den Sinai.

Die Behörden haben unseren Konvoi so zusammengestellt, dass wir das erste Schiff sind. Natürlich gehen wir später noch über Deck, um den führenden Anblick nach vorne, die hinter uns in Schlange fahrenden Schiffe und vor allem den Blick zum ägyptischen Hauptland anzusehen, den wir ja von unserer Kabine aus nicht haben.

In den Bitterseen

Bis zu den Bitterseen geht es also nun einspurig, wir voran. Zwischendurch müssen wir noch einmal bremsen, weil eine wild fahrende Segeljacht vor uns plötzlich manövrierunfähig ist und erst von einem Schlepper aus dem Weg geräumt werden muss.
Der Kanal ist tatsächlich so schmal, dass sich hier keine großen Schiffe begegnen können. Und man sich quer in den Ufern verkeilen könnte. Das hat ja jüngst das Containerschiff Ever Given vorgemacht, wie das geht.

In den Bitterseen wird es dann deutlich breiter. Und hier liegen jede Menge Schiffe. Dies ist der Konvoi aus Richtung Norden, der warten muss, bis wir durch sind.

Hinter den Bitterseen teilt sich dann der Kanal, wir nutzen die östliche Spur nach Norden. Irgendwann kommen dann auf der westlichen Spur Containerschiffe entgegen. Das sieht aus wie ein Schiff, das durch Wüstensand fährt.

Blick auf Wüste und Städte

Der Charakter der beiden Ufer ist komplett unterschiedlich. Im Osten des Kanals, auf dem Sinai gibt es fast nur Wüste. Immer wieder unterbrochen von Wachtürmen und kleinen ummauerten Kasernen. Wir sehen teils auf hohe Sandberge, teils auf eine flache Sand-Ebene.

Das Westufer dagegen hat viele Häuser, Städte, viel öfter grün dazwischen. Nicht weit weg ist der grüne Streifen des Nildelta.

Eine Ausnahme ist Ismailia. Diese große Stadt liegt am Westufer. Am Ostufer ist New Ismailia entstanden, eine riesige, viele Kilometer große Wohnstadt, mehrere Moscheen. Komplett neu. Und völlig unbewohnt.

In der Mitte zwischen den beiden Fahrspuren im Norden liegen größtenteils hohe Sandberge, manchmal Querverbindungen der beiden Fahrrinnen.

Insgesamt ist der Kanal gut bewacht und von Mauern eingefriedet. Aufgrund der internationalen Bedeutung des Kanals hat man Angst vor Anschlägen. Was ein Ausfall dieser Wasserstraße für die Weltwirtschaf bedeuten würde, hat man ja schon gesehen, als der Kanal ein paar Tage blockiert war.

An mehreren Stellen queren Fähren den Kanal. Zudem gibt es 2 Brücken, eine hohe feste Brücke und eine Drehbrücke.

Immer wieder liegen Pontons oder eine ganze Pontonbrücke am Ufer, mit denen schnell eine Verbindung über den Kanal geschaffen werden kann.

Wir fahren an mehreren Baggerschiffen vorbei, die den Sand vom Grund in riesige Becken am Ufer pumpen. Das Wasser wird durch Röhren wieder in den Kanal zurückgeleitet, wenn sich der Sand gesetzt hat. Ohne diese Maßnahme wäre der Kanal längst wieder versandet.

Gäste im Kampf um die beste Aussicht

Die Durchfahrt durch den Suezkanal ist überhaupt nicht vergleichbar mit der Fahrt durch den Nordzeekanal bei Amsterdam oder über die Elbe. Der wichtigste Unterschied ist sicher die Wüste, die hier überall zu sehen ist.
Der interessanteste Blick ist dabei nach vorne oder hinten, wenn man sieht, wie das Schiff durch eine schmale Fahrrinne fährt, die mitten in der Wüste liegt. Dieser Blick ist aber gar nicht so leicht zu erhaschen, weil rund 5.000 Gäste dasselbe sehen wollen.
Immerhin erstaunlich das Wunder zu sehen, wenn Menschen, die sich sonst nur mühsam an Gehstützen fortbewegen können, plötzlich auf kleine Tische klettern, um über die Glasreling hinüberfotografieren zu können.

Spannend auch das Gefühl, dass die Wüstenberge neben dem Schiff zum Greifen nahe sind. Normalerweise ist nur der Pier am Hafen so nah.

Um 16 Uhr hat das Spektakel dann ein Ende. In Port Said verlassen wir den Suezkanal ins Mittelmeer.

Ein skurriler Offizier in unserer Kabine

Eine skurrile Anekdote muss ich noch erzählen: wir haben uns schön auf unserem Balkon bei angenehmen 27°C eingerichtet und schauen auf das Ufer, als plötzlich ein Offizier in unserer Kabine steht, der just in diesem Moment ein Foto von unseren Balkonmöbeln mache möchte. Er räumt alle unsere Sachen weg, macht sein Foto und baut alles wieder auf. Wir sind ganz schön verblüfft. Er erklärt uns, das sei, weil nachfolgende Mieter vorab ein Foto von dem Balkon haben möchten. Hallo? Alle Balkone und Möbel sehen hier gleich aus. Ein Foto hätte er auch machen können, wenn wir morgen an Land sind.
Das glauben wir also nicht und rätseln. Liegt es daran, dass wir eine Kamera auf dem Balkon installiert haben und er sich überzeugen will, dass wir damit nicht die Nachbarkabinen filmen, nicht die Befestigung in den Balkon gebohrt haben und auch nicht eine Waffe in der Kamera haben, um ägyptische Soldaten zu bedrohen?
Schließlich rufe ich an der Rezeption an und frage, was das sollte. Bei Rückruf wird mir erklärt, die Fotos wären nötig für eine Neumöblierung.
Wir glauben kein Wort, vielleicht hat ja der geneigte Leser eine Erklärung für diese skurrile Geschichte.

Kurz vor Port Said gönnen wir uns noch einen Caramel Macchiato im Café Mare und lauschen ein bisschen dem Kaffee-Klatsch im Theatrium, bevor es uns schnell wieder auf den Balkon zieht, um auch den letzten Akt im Kanal zu sehen. Auch dabei hören wir die Anekdote, dass unser Lotse heute den genauen Punkt des eingeklemmten Containerschiffs nur deshalb exakt zeigen kann, weil er auch damals der Lotse gewesen sei. Das mag Seemannsgarn sein, in jedem Fall sollten wir nicht im Kanal drehen.

Abschluss im Churrascaria Steakhouse

Abends haben wir im Churrascaria Steakhouse reserviert. Die Karte ist ganz anders als im Buffalo Steak House der kleineren Schiffe. Abgesehen davon, dass auch Rodizio angeboten wird (verschiedene Fleischsorten direkt vom Spieß auf den Teller geschnitten), gibt es in der Karte andere Fleischangebote als im Buffalo.

Wir wählen ein Rinderfilet und etwas Bison. Das gibt den direkten Vergleich mit dem Ristorante Mamma Mia, in dem wir gestern ja auch ein Rinderfilet hatten. Das war ja ebenfalls sehr gut. Die Frage ist dann: Ist es gerechtfertigt, wenn im Steakhouse das Filet bezahlt werden muss, während das Filet im Mamma Mia inklusive ist? Tatsächlich ist es so, dass so gut das Rinderfilet im Mamma Mia auch war, das Steakhouse schafft es, die Qualität noch einmal zu übertreffen.

Die aktuelle Etappe sind 430 Kilometer bis nach Aschdod.

Suezkanal-Passage


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