Ostsee 2 mit der AIDAdiva, Stockholm 26.07.18
Als wenn Gott seinen Pinsel ausgeschlagen hätte, so kurven wir heute um viele große, kleine und kleinste Inseln herum. Diese Landschaft mit den felsigen, waldigen und grünen Inseln mit typischen Schwedenhäusern und Treppen runter zum Meer gefällt uns richtig gut und wir genießen die Durchfahrt vom Anfang bis nach Stockholm.
Eindrucksvolle Städtetour durch die Ostsee
AIDAdiva 2018
Natürlich ist morgens aufstehen wie immer viel zu früh, aber für das Frühstück lohnt es sich. Heute ist es auch wieder zu normalen Zeiten, von 7:30 bis 10 Uhr. Bis dahin sitzen wir auch. Und es ist so herrlich in aller Ruhe und Ausführlichkeit zu frühstücken, ohne dass irgendein Ausflug drängt. Selbst die Kinder halten es nach deutlicher Ansage ohne Handy durch. Dabei habe ich noch zwei Unterschiede unerwähnt gelassen: meinen geliebten Lachs gibt es hier nicht mit Meerrettich, sondern mit Meerrettichsahne. Gehe ich mit dem Meerrettich sonst immer bis an die Grenze des für die tränenden Augen zumutbaren, kann ich gar nicht so viel Sahne nehmen, um die gewünschte Schärfe zu erreichen. Deshalb gibt es hier umgekehrt Meerrettichsahne mit Lachs. Und hier gibt es noch die Möglichkeit, sich eine Etagere auszusuchen, darauf hat der Freundeskreis schon am ersten Tag verzichtet, was gleich zwei erwünschte Folgen hat: Zum einen muss nichts weggeschmissen werden, denn wir holen uns selbst vom Buffet und das essen wir dann auch komplett. Und zum zweiten erlebe ich völlig neue Seiten an der besten Ehefrau von allen, nämlich das Aufstehen zum Essenfassen beim Frühstück. Sachen gibt’s…
Die ganze Nacht sind wir jetzt Richtung Norden gefahren. Unser heutiges Ziel ist „Oslo oder ne andere Stadt in Schweden“. Den Urheber dieses Zitats darf ich aufgrund der neuen Datenschutzgrundverordnung nicht nennen. Nur so viel: Das hat nicht der Kapitän gesagt, weshalb ich hoffe, dass wir richtig in Stockholm ankommen. Was wir direkt ab nach dem Frühstück auf dem Balkon prüfen. Mit Blick über die Weiten des Meeres.
Wie immer regt der Blick ins Meer zu philosophischen Gedanken an. Heute entdecke ich, dass das Entscheidende tief unter der Oberfläche liegt.
Unsere Kabine befindet sich recht weit hinten am Schiff, etwa in Höhe der hinteren Treppenhäuser. Im Moment ist das Wetter ideal: Wir haben Schatten, während wir stur nach Norden fahren, es ist dadurch nicht zu heiß und nicht zu kühl, sondern genau richtig angenehm. Wenn wir später nach Westen abbiegen, wird das anders werden. Denn wenn wir weiter nach Norden fahren, werden wir auf Land auflaufen und voll Finnland treffen. Deshalb habe ich die Hoffnung, dass der Kapitän dran denkt, rechtzeitig links abzubiegen. Und wenn er das macht, dann wird unsere backbord liegende Kabine genau nach Süden zeigen, was pralle Sonne bedeutet. Mal sehen wie das wird, denn wir haben uns eigentlich vorgenommen, auf dem Balkon zu bleiben und der stundenlangen Schärendurchfahrt zuzuschauen.
Aber das wollte ich gar nicht erzählen, es ging ja eben um die Tiefe: Wir sind also recht weit hinten und deshalb können wir mehrere Linien von Wellen sehen, die durch das Schiff verursacht werden. Dabei fällt mir auf, dass die Wellen nicht so entstehen, dass einfach das Wasser an der Oberfläche weggedrückt wird. Vielleicht ist es dem geneigten Leser ja auch schon aufgefallen: Wenn da kleine Schaumkrönchen auf dem Wasser schwimmen, diese werden nicht von der Welle mitgetrieben, sondern bleiben an Ort und Stelle, die Welle geht einfach nur darunter durch, hebt den Schaum an, der sich danach in das Wellental absenkt und von der nächsten Welle angehoben wird. Das heißt, die Welle ist eigentlich unter der Oberfläche und hebt diese nur kurzzeitig an. Welch eine Erkenntnis…
Ab 13 Uhr erreichen wir die Schären. Und was nun kommt, ist weder mit Worten richtig zu beschreiben, noch in ein Foto zu bannen. Letzteres versuche ich immer wieder, aber kein Foto kann das wiedergeben, was vor unserem Balkon abläuft.
Die beste Ehefrau von allen beschreibt die Seekarte, auf der wir den Weg der diva verfolgen, so: Als wenn Gott einen riesigen Pinsel genommen hätte und einmal kräftig ausgeschlagen hätte. Tausende großer, kleiner und kleinster Flecken bilden einen riesigen Irrgarten aus Inseln. Vom Kapitän erfahren wir, dass es durch dieses Inselwirrwar mehrere Wege nach Stockholm gibt, je nach Schiffsgröße sind unterschiedliche Routen vorgeschrieben.
Und an dieser Inselwelt sind wir erst vorbeigefahren und tauchen nun von Norden kommend südwestlich darin ein. Dabei müssen wir ein paar Haken schlagen und so immer mal die Richtung wechseln, fahren an Festland und den unterschiedlichsten Inseln vorbei.
Und das ist atemberaubend schön. Was sich auch schon darin äußert, dass wir mit Ausnahme einer kurzen Kaffeepause in der AIDA Bar die ganze Fahrt bis zum Anlegen um 18 Uhr auf dem Balkon sitzen und staunend auf die Umgebung schauen. Dazu holen wir uns auch die Kinder auf den Balkon, was auf den kleinen Balkons oberhalb von Deck 6 schon eine Herausforderung ist, spielen zur Überbrückung mit ihnen etwas „Skull King“ und haben den Blick doch immer wieder auf die Umgebung.
Die kleinen und großen Inseln bestehen aus Fels. Manche recht flach und kahl, die meisten aber mit vielen Bäumen grün gewachsen, sowohl die flachen, als auch die recht bergigen Inseln. Viele sind unbewohnt, viele andere mit einzelnen typisch schwedischen Häusern, meist direkt an einer Klippe mit Holztreppe bis ins Meer. Oder auch auf einer flachen Landzunge direkt über dem Meeresspiegel mit tollem Rundumblick. Manche Inseln bestehen aus einem kleinen Fels mit einem großen Baum, andere mit einem Haus und 10 Bäumen. Manche haben einen kleinen Wald, andere ein paar Häuser, wieder andere ein ganzes Dorf mit Fähranschluss. Auf manchen stehen Autos, diese sind dann mit Fähren verbunden, von denen wir so einige sehen. Überall sitzen Menschen auf den Terrassen oder unten am Wasser unter Schirmen. Von Felsen springen Badende direkt ins Wasser. Alles ein unglaublich idyllischer Anblick.
Kleine und große Inseln liegen oft so verschachtelt, dass gar nicht so schnell zu sehen ist, ob es sich um eine Bucht handelt oder um mehrere neben- und hintereinander liegende Inseln. Ein Paradies für Bootsfahrer, tatsächlich ist dies ein beliebtes Segelrevier und wir sehen unzählige kleine Segelboote. Mir liegen ja eher die kleinen Motorboote, natürlich mit Elektroantrieb, denn in dieser herrlichen Natur wäre alles andere Frevel (was die tausenden anderen Motorboote um uns herum und unsere Reederei anders sehen).
Ich habe das ja schon einmal bei einer Fahrt in Kroatien gesagt, viel mehr gilt das aber hier: Eigentlich müssen wir einen Motorbootführerschein machen, jemanden finden, der uns ein Boot kauft (ich würde dann auch für alle das Kochen übernehmen) und dann von Insel zu Insel fahren. Herrlich.
Fast alle Häuser sind in typischer Holzbauweise. Mal flach wie ein Ferienhaus, mal mit großen Panoramafenstern, mal zweistöckig mit Turm. Viele haben Treppen zum Meer, viele kleine Anleger. Die Inseln sind mal weiter weg, wenn die Fahrrinne breiter ist, mal fahren wir so dicht vorbei, dass man das Gefühl hat, man könnte eben rüberspringen.
Einige wenige kleine Inseln sehen wir, auf denen alles abgestorben ist. Wir hoffen inständig, dass dies nicht als Folge des Klimawandels weiter fortschreitet, das wäre tragisch.
Irgendwann hören wir vom Lektor über Lautsprecher, dass auf der anderen Seite das Haus von Astrid Lindgren ist und der Blick, den wir jetzt haben, sie zur Villa Kunterbunt in Pippi Langstrumpf angeregt hat. Ansonsten kommentiert der Lektor den größten Teil der Fahrt, in den öffentlichen Bereichen ist er über Lautsprecher zu hören, wir könnten ihn über Fernseher dazuschalten, er spricht aber so leise und getragen, dass wir ihn auf dem Balkon nicht verstehen können, selbst wenn der Fernseher auf volle Lautstärke gedreht ist. Eigentlich schade, aber wir können den Blick nicht vom Ufer abwenden.
Stockholm kündigt sich dann an mit Industrie und Hochhäusern. Statt Lektor kommt über Lautsprecher dann nur noch ABBA. Im Hafen liegt schon die AIDAmar, die hier morgens angekommen ist, aber diese bekommen wir nicht zu sehen, weil wir in einem ganz anderen Hafenbecken liegen.
Nun sind dadurch, dass wir heute spät ankommen und morgen wieder mittags ablegen, die Ausflugsmöglichkeiten in Stockholm deutlich eingeschränkt. Aber so ist es mir lieber, denn wenn wir morgens ankommen und abends abfahren würden, hätten wir zwar mehr Zeit in der Stadt, dafür hätten wir die nächtliche Fahrt durch die Schären nicht so genießen können. Und die gehen eindeutig vor.
Deshalb machen wir auch gar nicht viel anderes mehr, als schön im Außenbereich des Weite Welt Restaurant mit Blick über Stockholm zu essen und dann noch in der AIDA Bar ein paar Runden zu spielen. Überall ist nichts los, weil die Menschen schon an Land sind. So spielt dann die Live-Band Steam die Oldies fast nur für uns, während die unterbeschäftigten Kellner viel Spaß mit fliegendem Geschirr haben. Wobei es uns durchaus gelingt, da mal zwischenzukommen, um einen Drink zu bekommen. Die Schlager-Show auf dem Pooldeck schenken wir uns dafür gerne.
Hierbei werde ich noch einmal aufgefordert, gefälligst nicht nur Teilergebnisse zu verkünden, sondern meiner Chronistenpflicht korrekt nachzukommen. Damit muss ich nachtragen, dass gestern Skull King nicht die allerbeste Ehefrau von allen gewonnen hat, sondern sie hat ihren Meister in unserem Freund Jürgen gefunden. Der dafür heute Abend den letzten Platz belegt. Alles gut.
Auch morgen sind wir noch in Stockholm.
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