Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark, Blokhus / Saltum 08.08.20
Auf dem Weg nach Blokhus zeigt das Navi einen eigenen Willen: Erst will es fast 100 Kilometer Umweg und als wir das nicht mitmachen, fahren wir quer durch die Großstadt. Und stranden fast noch am Strand, was sich nur durch verkehrspolizeiliches Geschick lösen lässt.
Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark
Wohnmobil 2020
Obwohl wir kurz nach Öffnung beim Mini-Bäcker stehen, gibt es schon eine lange Schlange. Und noch länger die Schlange an der Rezeption. Ganz klar, es ist Samstag, viele reisen ab.
Abschied von Hvide Sande
Wir auch, aber nicht nach Hause, sondern ganz nach Plan weiter an der Nordseeküste nach Norden, Richtung Blokhus. Aber erst einmal lassen wir uns viel Zeit beim Frühstück, dann wird alles wieder fest verzurrt und gegen 11 Uhr geht es los. Am Ausgang noch einmal alle Flüssigkeiten leeren und neu befüllen, dann durch die Schranke und zur Rezeption.
Wie schon bei Ankunft sind die Rezeptionisten ausgesprochen freundlich. Heute haben wir wohl die Chefin, denn sie erzählt uns, dass früher der Kaufmann viel größer war, dass heute aber alle lieber in die Stadt zum Supermarkt fahren, weil sie hier einfach zu teuer sind. Was daran liegt, dass sie nicht die Einkaufskonditionen bekommen, die die Supermärkte bekommen. Deshalb ist hier alles sehr teuer, aber reiner Service für das Nötigste. So haben wir das auch gesehen und neben den Brötchen nur mal etwas mitgenommen, das wirklich fehlte.
Machen wir doch mal einen Vergleich: Schön auf diesem Campingplatz ist die freie Platzwahl in der Natur und das nahe Meer. Sehr anstrengend die hohe Düne. Auf Rømø waren dafür mehr sanitäre Anlagen, und die moderner und sauberer. Und die verschiedenen Restaurants direkt am Campingplatz auf Rømø waren für uns auch sehr praktisch, hier gibt es Restaurants nur in größerer Ferne.
Von den Besuchern her sind die Deutschen hier eindeutig in einer massiven Mehrheit, dann kommen Dänen. Das war auf Rømø auch schon so, aber noch nicht ganz so extrem.
Tja, und auch wir machen das so, wie die Mehrheit: Erst einmal fahren wir zurück ins Zentrum von Hvide Sande und dort in einen Supermarkt, denn unsere Vorräte an frischen Sachen sind nun arg aufgebraucht, besonders an diesem wahnsinnig leckeren dänischen Trinkjoghurt.
Schneller oder kürzer?
Wahrscheinlich ist der Wagen nun doppelt so schwer. Und das ist die beste Zeit, dass uns das Navi schockt. Denn bei Google Maps waren es gerade mal 219 Kilometer unter Vermeidung von Fähren. Das Wohnmobil-Navi will uns aber glatt 300 Kilometer schicken, und zwar erst einmal streng nach Osten, ganz rüber zur Ostsee nach Århus und dann auf der Autobahn nach Norden. Da streiken wir und nach einiger Fummelei stellt sich heraus, dass dies dadurch kommt, dass die „schnellste Route“ voreingestellt ist. Und ein Navi hält Autobahnen immer für massiv schneller.
Also stellen wir um auf „kürzeste Route“ und dann sind es nur noch rund 250 Kilometer. Immer noch mehr, denn nun geht es schräg nach Nordosten bis Viborg und von da in Aalborg über den Limfjord. Auch weiter westlich in Nordseerichtung gibt es Brücken über den Limfjord, das wäre erheblich kürzer, weil wir an der Nordsee bleiben, statt quer durchs Land zu gurken und wieder zurück. Aber dazu kriegen wir das Navi mit allem guten Zureden nicht. Und da das extra für Wohnmobile geschaffen ist, unsere Größe und Gewicht kennt (also die des Wohnmobils…) und wir im Internet keine Angaben finden, ob wir zu schwer oder zu groß für die westlicheren Brücken sind, vertrauen wir dann doch dem Navi.
Allerdings lässt sich das Navi davon nicht besänftigen. Dass wir einfach die Routenoptionen umgestellt haben, wird uns das Navi noch spüren lassen.
Zunächst fahren wir also erst einmal durch die Einsamkeit Dänemarks. Es ist wirklich erstaunlich, wie dünn das Land besiedelt ist. Zudem fällt uns auf, dass immer mehr einsame Häuser an den Straßen verlassen werden.
Autofahren in Dänemark
Das Autofahren in Dänemark ist sehr angenehm und hilft enorm bei der Entschleunigung. Auf Landstraßen darf man nur 80km/h fahren, auf Autobahnen 130 km/h (wir mit über 3,5t nur 100 km/h). Dadurch stören auch die zahlreichen Kreisel nicht, da man eh nicht schnell fahren darf und die immer herunterbremsen. Das ist schön. Und wir haben ja auch zu Hause mit dem Elektroauto festgestellt, wie viel gesünder es ist, nicht immer nur von einem Punkt zu nächsten zu hetzen. Es ist gar nicht so recht zu verstehen, warum es in Deutschland so viele Widerstände gegen eine sinnvolle Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt. Wer sich darauf mal einlässt, wie wir hier, merkt den entspannenden Unterschied deutlich. Ganz abgesehen von der Reduktion von Unfalltoten, die nachweislich erheblich ist.
Ab Viborg folgen wir dann der Route, die meine Eltern in den 70ern genommen haben, als es die Autobahn noch nicht gab. Dann geht es aber doch auf die Autobahn Richtung Limfjord-Tunnel. Und mitten in Aalborg wieder runter von der Autobahn. Das verstehen wir nun gar nicht, müssen wir doch irgendwie über den Limfjord. Aber egal, das Navi lässt sich nicht beirren, es geht stur ins Zentrum Aalborgs. Vorbei an der Klinik, in der wir mal vor Jahren mit dem Ältesten waren, als er sich beim Toben im Meer die Nase gebrochen hatte.
Hatte ich schon mal erzählt, wie die Schwestern dort sich immer bemüht haben, möglichst perfekt norwegisch zu sprechen und wir sie völlig verständnislos angeschaut haben? Was wiederum die Schwestern völlig irritiert hat. Bis wir alle verstanden, dass wir aus Bergen kommen, sie dachten nun Bergen / Norwegen, nicht Bergen / Niedersachsen…
Jedenfalls fahren wir nun wieder auf dem alten Weg über eine Klappbrücke mitten durch Aalborg. Und warum das Ganze? Weil die Autobahn einen Bogen macht und das war dem Navi zu lang, weil wir ja die „kürzeste Route“ eingestellt haben. Das haben wir nun davon. Aber so sind wir auf der anderen Seite des Limfjords in Nordjütland und nun erkennen wir immer mehr Sachen wieder.
Beinahe gestrandet am Strand
Der erste Weg geht natürlich nicht zum Campingplatz, sondern nach Blokhus. Ich befürchte zwar wegen der Hitze das Schlimmste, aber es bewahrheitet sich: Blokhus ist proppenvoll, das dürfte erst ab Montag weniger werden. Der Weg zum Strand ist Stau, aber das geht noch. Viel schlimmer ist, dass nur ganz an der Strandeinfahrt der Sand fest ist, direkt hinter den 10.000.000.000 Autos ist nur weichester Sand. Keine Chance für unser 4,4Tonner. Zum Glück können wir mit einem geschickten Manöver (durch den Fahrer dieses Tonners) und der verkehrspolizistischen Begabung der besten Ehefrau von allen, die eben mal den gesamten Verkehr durch die Sandberge zum Erliegen bringt, direkt am Eingang drehen und dem Sand entkommen.
War also nichts mit Brötchen am Strand. Stattdessen schauen wir uns Blokhus an, schwelgen in Erinnerung, vergleichen noch einmal (zum 1.000. Mal) das Zentrum heute mit 1975 und die Entwicklung seit 10 Jahren. Nun ist doch glatt ein Papiermuseum im alten Aldi und Aldi und Spar sind umgezogen. Und so weiter.
Nun geht es weiter zum Campingplatz. Der ist nicht in Blokhus selbst, die Beurteilung von diesem in diversen Tests war einfach zu schlecht, sondern 8 Kilometer weiter nördlich in Saltum.
Der neue Campingplatz
Dieser Platz ist eher auf Kinder und junge Familien ausgerichtet. Es gibt reihenweise Spielplatz, Minigolf, Schwimmbad, Fußball, Tennis usw. Demnach heißt der Platz auch Jambo Feriepark. Mit knapp 400 Plätzen nicht so wahnsinnig groß, dafür aber sehr gut unterteilt. Zwischen den einzelnen Bereichen gibt es hohe Tannenhecken. Manche Bereiche umfassen 2 Reihen mit beispielsweise 24 Stellplätzen. Andere haben immer 4 Stellplätze mit kleiner Hecke umrahmt, je nach Platzkosten. Wir haben einen Platz im mittleren Preissegment mit Elektro- und Wasseranschluss. Auch mit Abfluss, das nützt uns aber nichts, wohl aber den Nachbarn, die eine Regenrinne aus ihrem Wohnwagen verlegt haben.
Gut, Wasser hätten wir nicht gebraucht, hätte also auch eine Kategorie günstiger getan, aber ein Rundgang über den Platz zeigt: Alles richtig gemacht, denn wir stehen sehr ruhig, in anderen Bereichen spielen Kinder quer über die Stellplätze Fußball. Und Ruhe haben wir im Moment gern.
Witziger Weise stehen nur in dieser Ecke Deutsche um uns herum (deshalb witzig, weil wir die freie Auswahl bei Buchung hatten und uns so entschieden haben, wo vermutlich mehr Ruhe ist), der überwiegende Rest des Platzes sind Dänen. Also auch ein Trend, den wir vor Jahren schon beobachtet haben: Waren vor 40 Jahren die Ferienhäuser ganz im Norden eher für Deutsche, entdecken immer mehr Dänen ihren Norden.
Neben uns ein deutscher Dauercamper, der bei unserer Ankunft erst einmal prüfend guckt, aber ein paar freundliche Worte bringen ihn dazu, uns großzügig jede Formation zu erlauben. Wir stehen ganz vorne an dem Karree und längs, um Schatten zu haben. Er steht quer und so bilden wir ein T, hinter dem wir alle ungestört sind. Ja, passt gut, denn auch der Wutanfall des Jungen eine Parzelle weiter geht irgendwann vorbei.
Eigentlich wollen wir noch an den Strand, aber der ist hier deutlich weiter weg und deshalb orientieren wir uns nur. Die Fahrt in der Hitze hat auch ordentlich geschlaucht, und so sitzen wir nur im Schatten, trinken um die Wette und gönnen uns ein paar Nektarinen. In den nächsten Tagen planen wir dann Strand und Blokhus selbst.
Auch morgen sind wir noch in Saltum / Blokhus.
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