Ein fantastisches Menü im bewegten Schiff

Kurzreise ab Hamburg mit der AIDAsol, Nordsee 30.04.18

Manches klappt von alleine, wenn der Service nur prophetisch ins Internet schaut. Dafür knackt es erlaubt an allen Ecken und mancher stellt verblüfft fest, dass sich ein Schiff bewegt. Der größte Gewinn ist aber nicht beim Roulette, sondern das fantastische Menü im Gourmet-Restaurant.

Mit der Entfernung von England werden die Uhren wieder 1 Stunde vorgestellt. Das heißt eine Stunde weniger Schlaf. Und der auch recht unruhig. Denn der angekündigte Sturm mit ein bisschen mehr Wellengang ist da, kommt allerdings direkt von vorne, wodurch das Schiff kaum schaukelt. Sich allerdings in sich bewegt, was zu einem Dauer-Knacken führt. Kein Grund, sich zu beschweren, das ist normal auf einem Schiff – obwohl sich das schon gestern Abend im Restaurant anders anhörte, es gab sofort Menschen, die völlig empört sind, dass sich ein Schiff bewegt. Hatte ich am Anfang meiner Berichte dieser Reise schon den hohen Anteil Erstfahrer erwähnt? Hiermit möchte ich als echten Mehrwert für die Leser unter uns, die noch nie ein Schiff betreten haben, die Information weitergeben: Ein Schiff kann sich bewegen, besonders wenn das Meer mal nicht glatt wie ein Ententeich ist. Und – irritierend aber wahr – die Reederei kann Wetter und Wellengang nicht nachhaltig beeinflussen!
Auf die Spitze getrieben haben soll es ja jene Dame, die sich einst an der Rezeption über den Wellengang und die heftigen Schiffsbewegungen beschwert hat. Mit der Frage, ob man ihr versprechen könne, dass das nicht noch schlimmer wird. Dem erstaunten Rezeptionisten blieb nichts anderes übrig, als zuzugeben, dass er das nicht versprechen könne, schließlich würde das Schiff später tatsächlich losmachen und ablegen. Ich weiß nicht, ob diese Geschichte Seemannsgarn ist, möglich ist alles.

Bevor wir uns beschwert haben werden

Das Frühstück klappt wesentlich reibungsloser. Der Service ist sehr bemüht, uns beim Orangensaft nicht zu kurz kommen zu lassen und auch der Restaurantchef grüßt sogar. Eine Mitarbeiterin erwähnt am Rande Umstrukturierungen. Tja, da sieht man, wie es sich lohnt, mal darüber zu berichten. Einzig erstaunlich ist, dass mein Bericht von gestern erst in 1 Stunde im Internet erscheinen wird. Das nenne ich mal Service: Wissen worüber wir uns beschweren, bevor wir uns beschwert haben. Wow…
Naja, Teller fehlen trotzdem noch, man kann ja auch nicht alles behalten, was ich gestern so ausführlich veröffentlicht haben werde.

Durch ein kleines Missverständnis steht plötzlich doppelt so viel Lachs mit Meerrettich auf dem Tisch wie sonst. Aber egal, bloß nichts verkommen lassen, Lachs geht immer. Weiterhin köstlichstes Steak und ein Weichei-Index von 6/6. Läuft…

Nach dem üblichen Ausruhen vom Frühstück gibt es wie immer einen Kaffee und eine Runde „DOG“. Es ist mir direkt peinlich darüber zu berichten, wer wieder einmal gewinnt.

Das Bordkonto muss weg

Vorher allerdings ist noch viel Mitleid angesagt. Zum einen, weil dem Jüngsten unter uns bei der ganzen Schaukelei etwas übel wird. Das lässt sich dann problemlos mit einer halben Stunde dick in Decken gehüllt bei frischer Luft auf dem Balkon und anschließendem Schokoladenkuchen beheben. Zum anderen – und viel dramatischer: Der Autor dieser Zeilen muss in den Shop. Da ist noch Geld auf dem Bordkonto und das muss jetzt weg. Doppelt und dreifach. Und die 15%, die es auf 3 Teile Beauty-Produkte gibt, sind ja auch nur dann eine große Ersparnis, wenn die Kauf-Summe groß ist. Weibliche Logik, die schon manchen Ehemann zum Spieler gemacht hat.

Was einfach nur eine gute Überleitung ist, denn wir haben noch 40,- € Gutscheine für Roulette. Die müssen ja nicht verfallen und solange wir kein eigenes Geld rausschmeißen, darf das heute einmal sein. Dabei ist das gar nicht so leicht: Unglaublicher Weise sind die Tische seit Tagen umlagert und erst jetzt finden wir mit etwas Wartezeit einen Stuhl. Und die eine nennt es Glück, der andere Geschick, jedenfalls können wir die 40,- € geschenkten Euro nennenswert vermehren, mit 45,- € gehen wir vom Tisch. Im Vergleich zu den Zinsen bei meiner Bank ist das gigantisch viel, im Vergleich zu den Ausgaben im Shop verschwindend wenig, es kommt halt immer auf die Perspektive an.

Fantastisches Menü im Rossini

Keine Frage der Perspektive, sondern einfach nur unglaublich fantastisch ist unser Abendessen. Statt der Sternstunde haben wir einen Gutschein für ein 4-Gänge-Menü im Gourmet-Restaurant Rossini samt Weinbegleitung. Und in den folgenden Zeilen kann ich einfach nicht genug davon schwärmen: Der Restaurantchef ignoriert unseren Gutschein und wir bekommen einfach das ganze 8-Gang-Farewell-Menü, das für heute vorgesehen ist. Und das ist dermaßen gut, wohlschmeckend, gut abgestimmt, hochklassisch, so dass es unsere ganz persönliche Sternstunde ist und der Küchenchef zweifellos solche verdient hat.

Ich weiß nicht, wie es dem geneigten Leser geht, aber ich konnte bisher wenig anfangen mit Serrano Schinken mit Wildkräutern an Melonencréme und Orangenchutney, Süppchen von rotem Kohl mit Speckschaum und Preiselbeerbrioche, Duett vom Edelfisch auf Walnussrisotto mit Balsamicoreduktion, Blutorangen-Sauerrahmsorbet mit Gewürzschaum, mit Kräuterfarce gefüllte Maispoularde auf getrüffelten Bandnudeln, Karée vom Weideochsen an Kartoffel-Milles feuilles und Apfel-Rosmarinjus, Portwein Créme Brulée, sommerlichem Beerentraum.
Aber so kompliziert sich die Namen anhören, so müssen wir uns heute jeden Gang auf der Zunge zergehen lassen, um die ganze Geschmacksvielfalt herauszukosten. Und jeder einzelne Gang ist eine Geschmacksexplosion. Anders kann ich das nicht beschreiben.

Dazu haben wir einen perfekten Service, welch eine Wohltat im Vergleich zum Frühstück. Wir sind komplett begeistert und fallen nach einem Abschlussdrink wohlig gesättigt ins Bett.

Morgen sind wir dann in Hamburg.

Nordsee