Kurzreise ab Hamburg mit der AIDAsol, Dover 16.05.16
Chaos in der Zeit. Wie spät ist es jetzt wirklich? Zumindest anders als wir denken. Dass die Armbanduhr letztlich doch kein GPS hat, führt zu einer tiefgelben Karte für AIDA. Dafür bringt der Tag dann strahlende Sonne und einen genauso strahlenden Blick auf Kreidefelsen und Castle.
Kurztour mit strahlender Sonne ohne das Schiff zu verlassen
AIDAsol 2016
In der „AIDA heute“ wurde gestern schon angekündigt, dass die Borduhren heute Nacht von 3 auf 2 Uhr zurückgestellt werden, weil wir uns England nähern. Da wir uns immer mit Weckruf vom Fernseher um 7:45 Uhr wecken lassen, können wir ja nicht durcheinander kommen. Aber heute geschieht ein Wunder: Die Armbanduhr der besten Ehefrau von allen hat plötzlich ein GPS eingebaut und stellt sich heute Morgen automatisch um. Zudem sind wir die allerersten, die pünktlich zum Beginn des Identitäts-Checks um 8:30 Uhr in der AIDA-Lounge erscheinen und anschließend frühstücken. Erstaunlich viele sind noch an Bord, wir dachten, die sind alle längst auf dem Weg nach London und wir haben das Schiff für uns allein. Und Heike und Jürgen, die wir im East Restaurant besuchen sind noch mitten beim Frühstück und meinen, lange nach uns auch die ersten beim Check gewesen zu sein.
Irgendetwas stimmt hier nicht. Besonders die automatische Zeitumstellung der Armbanduhr gibt mir erheblich zu denken. Und dann passiert es: Um 10 Uhr werden plötzlich die Uhren an den Bordtelefonen auf 9 Uhr zurückgestellt. Das bedeutet: Wir haben uns die ganze Zeit nach den AIDA-Uhren gerichtet, die aber nicht wie angekündigt in der Nacht umgestellt wurden. Damit haben wir die ganze Zeit MESZ gehabt und nicht die Ortszeit. Und damit haben wir alles eine Stunde zu früh gemacht: Eine Stunde zu früh geweckt, eine Stunde vor Beginn des Identitäts-Checks diesen abgeschlossen. Eine Stunde zu früh zum Frühstück gegangen. Das schlimmste ist, eine Stunde zu früh aufzustehen. Hallo, AIDA, das gibt heute mal die tiefgelbe Karte: Ankündigen, dass die Borduhren umgestellt werden und das dann nicht machen, geht gar nicht! Damit der geneigte Leser die Dramatik auch wirklich verstehen kann: Eine Stunde zu früh aufstehen, und das im Urlaub! Ich glaub, es hackt…
Also schreibe ich hier den Reisebericht nicht erst gegen halb 11, sondern um 9:30 Uhr, wo jeder anständige Urlauber noch mit verquollenen Augen versucht, am Frühstückstisch das Brötchen vom Salzstreuer zu unterscheiden!
Und mit dem GPS in der Armbanduhr ist dann auch nichts, die zeigt einfach weiter zuverlässig unsere gute deutsche Zeit an…
Und wenn nun irgendein Schlaumeier meint. Einfach mal den Fernseher anmachen, die genaue Zeit auf EuroNews checken: Super Idee, aber der Fernseher geht seit dem Weckruf heute Morgen nicht mehr. Damit ist es dann auch nicht möglich, die zahlreichen Ansagen des Bordlautsprechers in der Kabine zu hören, das geht nämlich nur auf Kanal 15 des Fernsehers. Der nicht geht. Und das geht auch so gar nicht.
Nochmal zurück zum Identitäts-Check: Wie der geneigte Leser sich vielleicht erinnert, hat England bei unserem allerersten Erscheinen mit einem Kreuzfahrtschiff eingeführt, dass jeder Passagier einmal persönlich vor den Behörden zu erscheinen hat. In vergangenen Reiseberichten habe ich ja mehrfach versichert, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen gibt. Auch wenn der Wahrheitsgehalt dieser Aussage nicht objektiv zu prüfen ist, versichere ich weiter, dass wir völlig unschuldig daran sind. Besonders wo es heute wieder deutlich aufwändiger ist als beim letzten Mal. Hatten die Beamten letztes Mal nur einen Blick in den Pass geworfen und geschaut, ob das Bild darin mit der Person davor identisch ist, müssen wir nun erst in der Passagierliste gesucht und abgestrichen werden. Das Ganze funktioniert in einem Rundparcours: Links hinein durch die AIDA-Bar in die Lounge, dann auf der anderen Seite zurück durch die Bar und das Casino. Und von da dann einfach nur geradeaus zum Frühstück.
Und dann müssen den ganzen Vormittag über die Passagiere immer wieder aufgerufen werden, wie angekündigt nun auch wirklich zu erscheinen, bis zum Schluss die fehlenden Kabinen einzeln aufgerufen werden müssen. Ein Déjà-vus zur Rettungsübung.
So unglaublich es klingt, wenn der geneigte Leser gerade Sturm und Hagel in Deutschland erlebt, so wahr ist es dann doch: Nach einem trüben Anfang bricht immer mehr die Sonne durch. Schon bei dem spätmorgendlichen Fotorundgang über die Außendecks merken wir die Veränderung: Die Jacke kann schon einmal aufbleiben. Als wir dann sehen, dass das Sportdeck vollkommen leer ist, werfen unsere Kleine und ich Basketbälle um die Wette vor Kreidefelsen-Kulisse, dazu ist die Jacke dann schon viel zu warm.
Mittags gibt es heute mal einen Milchshake (wirklich nur einen Milchshake!), während die Proben für die abendliche Show laufen. Diese sind nicht so einfach, weil immer noch eine Sängerin fehlt und so einige Positionen überdacht werden müssen. Gemeinsam mit den Tänzern und Sängern erarbeitet der Choreograph das alternative Konzept, das wir dann heute Abend sehen werden.
Inzwischen ist die Sonne komplett durchgebrochen und scheint voll auf unseren Balkon. Das genießen wir mit Lesen, Schreiben, Blick auf die Küste. Und genauso geht es dann den Nachmittag weiter: Inzwischen haben wir uns auf der Terrasse des East-Restaurants eingefunden, um im Schatten die inzwischen sehr pralle Sonne und den Blick auf Dover zu genießen und „Phase 10“ durchzuspielen. Kaum jemand anderes verirrt sich hierher, nur eine Möwe leistet uns in gebührendem Abstand Gesellschaft.
Dieses Mal liegen wir deutlich näher an der Stadt als sonst. Bei unserem ersten Anlauf hier sind wir noch mutig zu Fuß losgegangen, dann aber umgedreht mit der Frage, warum wir uns das antun und mit dem bereitstehende Shuttle-Bus durch die Stadt und zu Dover-Castle gefahren. Heute liegt an der damaligen Position die Costa Pacifica und wir liegen direkt am Terminal am Hafenausgang, so dass ein Spaziergang hinaus kein Problem wäre. Das lassen wir jedoch, da wir von damals wissen, dass die Stadt selbst nicht sehr attraktiv ist, sondern wir genießen lieber den Blick auf die Stadt, der sehr attraktiv ist: Links und rechts von der Stadt die Steilküste mit den berühmten Kreidefelsen. Vor uns das alte Hafengebäude, daneben aber neuere weiße Gebäude. Über der Stadt auf den steilen Felsen thront Dover Castle. So oft wir diesen Blick nun schon hatten, nie war er so schön wie heute, zum einen, weil wir so viel näher dran liegen als sonst, zum anderen, weil die Felsen und das grau des Schlosses so ganz anders wirken in der herrlichen Sonne. Ein wunderschöner Anblick und vor so einer Kulisse zu sonnen oder Karten zu spielen macht wirklich Urlaub aus.
An dieser Stelle verdient der geneigte Leser natürlich auch einmal das Zwischenergebnis bei „Phase 10“. Zum Abendbrot sind wir noch nicht fertig, aber bei jetzigem Stand des Spiels führt der Autor dieser Zeilen, was so selten ist, dass es Erwähnung verdient. Mal sehen, morgen werden die letzten Phasen ausgespielt…
Das Abendprogramm ist vergleichbar mit gestern: Essen. Die Show „Satisfaction“ ansehen, mit Songs der Rolling Stones. Hier hatten wir ja mittags die Proben verfolgt und sehen nun, dass die Änderungen reibungslos implementiert werden. Dazu zur Abwechslung mal einen Vitalsaft aus der Time Out Bar. Ablegen aus Dover. Dann – natürlich – essen. Und dann müde ins Bett fallen, dieses lange Sonnenbaden macht so müde. Dabei fährt das Schiff kaum, sondern dümpelt ebenfalls nur müde vor sich hin, während wir einen schönen Blick auf die Lichter des nächtlichen Calais haben.
Die nächste Etappe sind 752 Kilometer nach Hamburg. Morgen ist aber erst einmal Seetag.
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