Ahoi Tour ab Kiel mit der AIDAprima, Visby / Gotland 10.08.21
Gotland sehen wir heute nur von der Seite, da noch immer keine individuellen Ausflüge erlaubt sind. Dafür spielen wir zum ersten Mal auf all unseren Reisen das traditionellste aller Schiffssportarten. Das macht unheimlich Spaß, auch wenn unser Jüngster erstmal pausieren muss, während wir dankbar sind, dass Papierkörbe nicht aus Papier sind. Den Abschluss bildet ein fantastisches 6-Gang-Menü im Rossini. Und Zeit, um Masken und Abstände auf AIDA zu beleuchten, bleibt auch noch.
Erste Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen
AIDAprima 2021
Früh machen wir in Visby auf Gotland fest. Der Kapitän macht dazu gegen 8 Uhr eine Ansage, die uns weckt. Der Blick aus dem Fenster zeigt: Wir schauen aufs Meer, vor uns ein schmaler Pier, in der Ferne die Vasco da Gama, die vor dem Hafen liegt und tendert.
Frühstück an der Flaniermeile
Demnach ist Gotland die zweitgrößte Insel der Ostsee, 170 km lang, östlich des schwedischen Festlands. Hier sollen mehr Schafe als Menschen leben. Gehörte Gotland eins den Goten, dann ein paar Jahrhunderte zu Dänemark, gehört es jetzt zu Schweden. Hauptort ist die alte Hansestadt Visby. Bekannt ist vor allem der Naturreichtum mit vielen Naturreservaten.
Wenn wir nun schon einmal wach sind, gehen wir heute etwas früher zum Frühstück. Wie bisher klappt alles reibungslos und wir genießen erneut ein hervorragendes Frühstück. Das erstaunlichste ist dabei, dass das nach dem fantastischen Essen von gestern schon wieder geht.
Das French Kiss Restaurant bildet hier ja wie einige andere kleine Restaurants an einer Innenstadt-Flaniermeile nach. Deshalb haben wir immer einen schönen Blick auf die Passagiere, die hier morgens zum Frühstück streben. Heute sind das weniger als sonst, einige schon bewaffnet mit Rucksäcken, die Glücklichen haben einen Ausflug bekommen.
Leider ist durch diese Restaurantanordnung der Blick nach außen fast komplett versperrt. Vor den Fenstern hinter der Flaniermeile hängen die Rettungsboote und der schmale Streifen Licht darüber wird nun von einem großen Schiff verdeckt, das sich langsam neben uns schiebt. Das wird uns noch ärgern, später dazu mehr.
Ein Blick über Gotland
Erst einmal hängen wir hier noch an den Ausflügen. Wir hatten ja die Reise recht kurzfristig gebucht und da war schon nahezu kein Ausflug mehr zu bekommen. Manchmal kann man an Bord noch Ausflüge buchen, aber die gestrige Nachfrage beim Ausflugs-Counter erbrachte das gleiche Ergebnis: Nur noch Warteliste.
Dazu kommt, dass sich die Ausflüge auf Gotland nicht so spannend anhörten. Außer die Radtour über Gotland. Aber auch ausgebucht und wenn ich jetzt gerade auf den Regen draußen gucke: zum Glück. So denken wir, dass das spannendste ein Spaziergang auf eigene Faust durch Visby gewesen wäre. Aber leider lässt AIDA hier weiter keine eigenen Ausflüge zu.
Also berichte ich heute zwangsläufig wieder von Bord.
Natürlich machen wir nach dem Frühstück erst wieder einen Rundgang über Deck, um uns wie immer an einer neuen Destination einen Überblick zu verschaffen. So wahnsinnig viel gibt auch das nicht her:
Vor uns liegt eine Fabrik. Der Blick an der Küste weiter Richtung Norden zeigt eine kleine Stadt, in der eine schöne alte Kirche zu sehen ist. Der Blick nach Süden eine Steilküste. In weiterer Entfernung sieht es aber deutlich hübscher aus: Erst ein kleines Dorf oben an der Küste, dann ganz in der Ferne schöne helle Klippen, darauf ein Dorf, das sich bis in eine Bucht erstreckt – Ja, so könnte Gotland hübsch sein, aber das werden wir heute ja leider nicht erkunden.
Lärm auf dem Balkon und die Sache mit den Masken
Dann geht es wie üblich auf den Balkon. Die Zeit dort ist heute nicht sehr schön. Neben uns hat die Silja Symphony festgemacht. Das Schiff ist etwas in die Jahre gekommen, aber was schlimmer ist: Es brummt derart laut, dass man kaum ein Wort auf dem Balkon wechseln kann. Das ist gar nicht schön.
Die Silja Symphony gehört zur Silja Line, eine Marke der Tallink Gruppe aus Estland, die vor allem Fährlinien auf der Ostsee betreibt. Bei Fähren denkt man nun, die legen nur kurz an, aber denkste, dieser infernalische Lärm bleibt uns den ganzen Tag erhalten.
Auch drüben flanieren Menschen über das Schiff, was erst gar nicht auffällt ist, dass niemand Masken trägt. Hm.
Aber das leitet über zum nächsten Thema der Corona-Sicherheitsregeln: Masken an Bord.
Bei AIDA ist es so, dass in allen Innenräumen außer der Kabinen ständig medizinische Masken getragen werden müssen. Davon ist auch niemand ausgenommen. Bereits bei Buchung wird darauf hingewiesen, dass Menschen, die eine Maskenbefreiung haben, nicht an Bord kommen dürfen. Hier wette ich, dass so mancher, der sich im Alltag gern auf seien Befreiung beruft, hier bei der schriftlich zu beantwortenden Frage, ob er von der Maskenpflicht befreit ist, ein „Nein“ angibt.
Von dieser Regel ausgenommen ist die Zeit, in der man beim Essen oder an den Bars beim Trinken sitzt. Und natürlich im Pool.
In den Außenbereichen kann die Maske abgenommen werden, wenn man alleine ist. Sobald keine größeren Abstände mehr möglich sind, müssen auch dort Masken getragen werden.
Abstand gegen Corona
Auf Abstände wird ebenfalls überall geachtet, im Allgemeinen gilt eine Abstandspflicht von 1,50m, für die jeder selbst verantwortlich ist. In den Fahrstühlen ist die Zahl der Fahrer auf 3 begrenzt, bei Familien dürfen es bis 6 sein.
Im Theatrium konnten wir gut beobachten, wie für Abstand gesorgt wird: Überall stehen Mitarbeiter bereit mit Sperr-Schildern in den Händen. Sobald sich eine Gruppe setzt, werden die Schilder daneben und teils auch davor oder dahinter verteilt, je nachdem wie eng die Reihen stehen. Setzt sich trotzdem jemand dorthin, wird ihm freundlich ein alternativer Platz gezeigt. Im Gegensatz zur vorgestern beschriebenen Einbahnstraßenregelung klappt das sehr gut.
An den Bars sind alle Barhocker gesperrt, nur die umliegenden Tische sind frei.
Nach meiner Beobachtung klappt das alles sehr gut und bisher sind mir keine Maskenmuffel aufgefallen. Und auch die beliebten Nasenpimmel fallen mir wenig auf.
Und auch auf Mitarbeiterseite werden konsequent in allen Bereichen Masken getragen, in einzelnen Fällen mit zusätzlichem Face-Shield.
Das erste Mal Shuffleboard
Gegen 13 Uhr wird uns der Lärm zu viel. Zudem haben wir gesehen, dass dort eine Lücke in den zahlreichen Aktivitäten des Sport-Entertainments ist, so dass wir hoffen, das Feld für uns allein zu haben. Auf Deck 15 befinden sich 2 Shuffleboard-Felder und ein Schach-Feld hintereinander. Und obwohl es kaum zu glauben ist, haben wir es bei 33 Kreuzfahrten noch nie geschafft, die klassischste aller Schiffssportarten zu spielen, Nein, ich meine nicht Schach, sondern das an Eisstockschießen erinnernde Shuffleboard.
Ein Deck tiefer ist die Rezeption des Four Elements, dort bekommen wir unkompliziert und kostenfrei einen Eimer mit Disks, 2 Stöcke (Cue) und 1 Punkteliste samt Stift. Und ein Regelblatt mit dem wir uns vertraut machen.
Wir teilen uns in zwei Mannschaften ein. Ziel ist es nun, immer abwechselnd die Disks in die Zahlenfelder zu bekommen. Dabei ist das Minus-Zahlenfeld zu meiden und es zählen nur Disks, die die Linie nicht berühren. Und obwohl die Felder breiter sind als die Linien, habe ich eine hohe Sicherheit darin, Linien zu treffen. Muss man auch mal schaffen, es sei denn, man möchte gewinnen.
Das macht tatsächlich so viel Spaß, dass wir gleich 3 lange Runden spielen. Die Frage, wer am Ende gewinnt, vernachlässige ich hier aus eigenem Interesse. Nur so viel: Die Gruppe, die weniger Sicherheit darin hat, Linien zu treffen und mehr Boshaftigkeit darin hat, unsere Disks wieder wegzuschießen.
Der geneigte Leser kennt das vielleicht, dass man Kindern immer wieder dasselbe sagen muss. Nach so manchen im Laufe dieser Reiseberichte beschriebenen Situationen hat unser Kleinster erneut vergessen, mal was zu trinken und wir haben wieder versäumt, das alle 10 Minuten zu sagen. Beim Shuffleboard haben wir nun die ganze Zeit strahlenden Sonnenschein bei 19°C, was sich bekannter Weise auf dem Schiff doppelt auswirkt und sogar vierfach, wenn man nicht ordentlich trinkt. Resultat ist jedenfalls erneut, dass ihm der Kreislauf absackt. Wir schaffen es noch, ihn auf die Kabine zu bugsieren, aber nun nimmt der Magen bekanntlich in so einer Situation Flüssigkeit auch nicht gleich an und diese will erstmal wieder raus. Ich sage nur: Gut, dass die Papierkörbe in der Kabine nicht aus Papier sind…
Aber Entwarnung, nach ein bisschen Schlaf und langsamer Flüssigkeitszufuhr geht es ihm abends zusehends besser.
Mittlerweile haben wir gegen 17 Uhr abgelegt, endlich ist es leise auf dem Balkon und während der eine den Sohn bewacht, spielen die anderen noch ein bisschen Karten. Und dann bereiten wir uns auf das letzte Highlight des Tages vor.
Ein fantastisches Menü im Rossini
Normaler Weise gibt es mit der Sternstunde bei jeder Fahrt ein besonderes Highlight für die höheren Clubstufen. Das ist oft ein Ausflug, kann aber auch ein gutes Essen in der Gruppe sein.
All diese Gruppenaktivitäten gehen wegen Corona auch nicht, dafür hat sich AIDA überlegt, an zwei Terminen ein 6-Gang-Menü im Gourmet-Restaurant Rossini zu schenken.
In dieser Zeit sind dann fast nur die Beschenkten im Restaurant, aber eben nicht als Gruppe, sondern an einzelnen Tischen mit Abstand. Und das ist heute Abend eins der großartigsten Essen, die sich AIDA in der Sternstunde hat einfallen lassen.
Es beginnt damit, dass die Menükarte personalisiert ist und jeder seinen Namen darauf findet, geht über zu einem sehr leckeren Aperitif und sehr guten Weinen bis zu einem Essen, das sich so wohl zu Hause keiner trauen würde zu kombinieren. Und genau das ist das Faszinierende an diesem Luxus-Restaurant auf dem Schiff: Bekannte Geschmäcker so ganz anders zu kombinieren, so dass es neue, einzigartige Erfahrungen gibt. Beispiele für diese Aussage:
Ich wäre jedenfalls nie auf die Idee gekommen, aus Dijon-Senf ein Eis zu machen, das dann zu einem in Carpaccio eingewickelten Tatar gereicht wird. Aber geniale Kombination!
Highlight für mich die Trüffel-Suppe, den Kick bekommt sie durch Pastinake und Sellerie.
Und was genau sie mit der Perlhuhnbrust angestellt haben, dass diese einen grünen Kern hat, weiß ich auch nicht, aber die Zunge ist begeistert.
Letztlich ist jeder der 6 Gänge plus Gruß aus der Küche ein echter Genuss bis hin zum Eis mit geschmolzenem Schokoladenkern.
Somit ein sehr gutes und rundes Menü, das wir 3 Stunden lang genießen, ergänzt noch durch die ungeheure Gesprächsleistung der Generalmanagerin, die es tatsächlich schafft, an jedem einzelnen Tisch ein Masken-sicheres Pläuschchen zu halten. Das ist immer gut, um Insiderinformationen zu bekommen. Doch dazu mehr, morgen ist auch noch ein Tag, denn ein so wohl gefüllter Bauch benötigt Ruhe.
Die nächste Etappe sind 406 Kilometer bis Stockholm.
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