Von Rom nach Korfu, Adria & Mittelmeerinseln mit der AIDAblu, Catania 05.04.22
Die neue Möglichkeit der individuellen Ausflüge in Italien kommt für uns zu spät. Stattdessen spielen wir strategisch geschickte Siege ein. Und die Kinder bewahren uns vor nackt-singenden Exzessen bei exzellentem Filet.
Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona
AIDAblu 2022
Geweckt werden wir von Lärm.
In diesem Fall sind das Flugzeuge, die tief über uns entlangfliegen. Die Hafeneinfahrt liegt in der Flugschneise.
Dann hören wir die Seitenstrahlruder unter uns und noch anderes Pfiepen. Das bedeutet: Zeit zum Aufstehen, Bademantel an und erstmal raus auf den Balkon.
Mit Musik und Fahnen begrüßt
Die AIDAblu fährt gerade sehr langsam rückwärts in den Hafen von Catania und wir beobachten nun jedes Manöver sehr genau. Zeitweise ist die Durchfahrt etwas eng, das Anlegen am Pier ist dann aber kein Problem. Begrüßt werden wir von einer Musikbox, die uns lautstark beschallt. Dabei ist Aida (die Oper), unsere Nationalhymne, die italienische Nationalhymne. Stolz wird dazu die jeweilige Flagge präsentiert. Welch ein Empfang, mal sehen, wann der Nationalpräsident zur Begrüßungs-Faust vorbeikommt und ob das Militär Spalier steht. Oder zumindest ein roter Teppich ausgerollt wird.
Aber weder Präsident, noch Militär oder Teppich kommen, dann gehen wir auch nicht von Bord. So.
Obwohl der Hintergrund anders ist: Eigentlich gilt, dass die italienischen Behörden keine individuellen Landgänge erlauben. Wir wären sonst gern ins Umland gefahren, Catania selbst soll nicht sehr attraktiv sein, obwohl (oder weil) zweitgrößte Stadt Siziliens. Denn auch die größte Stadt, Palermo, hat uns nicht wirklich begeistert.
Individueller Landgang individuell wieder möglich
Tatsächlich sehen wir nun vor allem verfallene Hafengebäude vor der Kulisse des Ätna. Das werden wir nachher vom Deck noch weiter erkunden, jetzt erstmal weiter im Text: Also bisher keine individuellen Landgänge. Aber per Borddurchsage hören wir, dass falls die bisherigen Aussagen missverständlich gewesen wären (waren sie nicht, Verbot war eindeutig kommuniziert), richtig ist, dass individuelle Landgänge nun wieder möglich sind. Beim Frühstück erfahren wir, dass Lockerungen durch die italienischen Behörden schon letzte Woche bekannt wurden, da aber in jedem Hafen noch unterschiedliche Regeln galten, weil wohl weder Behörde noch Besatzung wussten, was nun gilt.
Heute jedenfalls erstmals definitiv Landgang in Italien wieder möglich. Für uns zu spät, denn Reise ins Umland konnten wir nun nicht mehr organisieren und Umfeld des Hafens minder attraktiv. Und da wir morgen noch genug latschen werden, heute nur der Blick von Bord.
Das Frühstück selbst ist wie gehabt. Der Service kommt aber zunächst nicht hinterher, es war wohl kurz vor uns ein großer Ansturm, weil sicher viele einen Ausflug gebucht haben. Aber irgendwann wird unser Tisch vorbereitet und wir bekommen unser Frühstück, fast richtig sogar, auch wenn wir heute Brot statt Brötchen bekommen.
Im Anschluss verbringen wir wieder Lese- und Schreib-Zeit auf dem Balkon und genießen die Ruhe. Zumindest virtuell, denn genau unter uns steht eine Wasserpumpe, die ununterbrochen arbeitet und so dafür sorgt, dass wir uns in Sizilien fühlen. In Palermo waren es seinerzeit Silos vor unserer Tür, die für dieselbe Geräuschkulisse sorgten.
Zwischendurch ist noch eine erste Runde im Waschsalon möglich.
Geschick oder Kartenglück?
Wie immer treffen wir uns mittags zum gemeinsamen Spiel. Die beiden Großen haben gestern Abend in der Anytime Bar noch Anschluss gefunden und kommen deshalb jetzt noch nicht aus dem Bett. Bis abends nicht.
Wir anderen spielen eine Runde „Dog“, die der Autor dieser Zeilen zusammen mit der Ältesten für sich entscheiden kann. Die Behauptung, dass dies Dank gutem strategischem Spiel trotz allerschlechtester Karten möglich war, wird von der besten Ehefrau von allen vehement bestritten, im Gegenteil wir hätten die besten Karten aller Zeiten (und aller die noch kommen werden) gehabt und hätten nur so gewinnen können. Dass das wahr ist, würde ich nie offiziell zugeben und der geneigte Leser wird mich bestimmt nicht verraten.
Keine organisierten Strandausflüge
Ein Gespräch mit den Ausflugsberatern ist sehr nett. Eigentlich will ich dort fragen, ob in Argostoli noch ein Ausflug freigeworden ist. Besonders scharf wären wir auf Strand, denn dort soll es einen besonders schönen geben. Dabei erfahren wir, dass AIDA in dieser Zeit überhaupt keine Strandtransfers anbietet, da das Meer noch so kalt ist, dass es danach kaum Nachfrage gibt. Da kennen die aber die gestählten Nordseeurlauber nicht!
Jedenfalls ist es uns im Vorfeld der Reise nicht gelungen, auch nur einen Ausflug zu bekommen, denn wir waren beim Buchen der Reise so spät dran, dass nur noch Ausflüge in der Reste-Rampe übrig waren, die uns weniger interessierten. Einen guten Überblick konnten wir uns dabei nicht machen, denn das AIDA-Portal hat nur freie Ausflüge angezeigt. Was sonst noch so angeboten und durch Absagen frei wird, können wir erst hier an Bord sehen.
Ein Rundgang über Deck
Vor dem Abend machen wir die traditionelle Runde über Deck, wie in jedem neuen Hafen. Catania erinnert wirklich in vielen Punkten an Palermo. Es ist kleiner, die Häuer sind nicht ganz so hoch und auch die Kirchen sind kleiner. Aber es dominiert wie in Palermo das schmutzig-sandbeige der Fassaden und es ist viel Verfall, aber auch schön renovierte Häuser zu sehen.
Im Hintergrund wie in Palermo Berge, hier ist es der Ätna, der allerdings weitgehend in Wolken verschwunden ist. Mutig, eine Stadt so nah an einem aktiven Vulkan zu bauen, aber das ist in Neapel mit dem Vesuv ja auch nicht anders.
Neben dem Hafen ist ein langgestreckter Strand zu sehen, das wäre vielleicht auch noch ein Ziel gewesen.
Um 17 Uhr legt die Europa, das Luxus-Kreuzfahrtschiff von Hapag Lloyd, uns gegenüber am Pier ab. Das will ich ruhig mal filmen. Aber dann haut der Kapitän dort derart auf das Typhon, dass ich mich voll verjage und die Kamera erbebt. Interessante Szene im Film.
Ein bisschen genießen wir dann noch die Zeit auf dem Balkon, was heute bei sonnigem Wetter und 14°C problemlos möglich ist.
Steak mit Weinbegleitung
Bereits um 18 Uhr haben wir uns wieder verabredet, diesmal sind auch die Großen wieder dabei. Das ist auch wichtig, denn es ist ein besonderes Ereignis: Die Sternstunde, die auf jeder Fahrt für die Mitglieder der höheren Clubstufen stattfindet und die meist ein spezielles Menü oder einen besonderen Ausflug umfasst, kann Corona-bedingt immer noch nicht stattfinden. Stattdessen haben wir beide einen Gutschein für wahlweise ein 3-Gänge-Menü im Rossini oder Buffalo Steak House oder eine Ganzkörpermassage bekommen.
Gestern Abend stand schon in der Kabinenpost, dass wir uns nun aber mit dem Reservieren beeilen müssten, denn Plätze sind nur begrenzt vorhanden. Also haben wir heute Morgen nach dem Frühstück einen Umweg über das Buffalo Steak House gemacht, um auf den Wunsch Einzelner lieber dort zu reservieren. Die bange Frage, ob wir denn noch für 8 Leute reservieren könnten, ergibt die freie Auswahl heute oder den Rest der Reise. Also haben wir heute gewählt.
Und natürlich gehen nette Eltern ja nicht allein, sondern laden die ganze Familie mit ein. Und so finden wir uns alle pünktlich vor dem Restaurant ein. Wie versprochen bekommen wir zwei schöne Tische direkt am Fenster. Zu unserem Statt-Sternstunde-3-Gänge-Menü gehört eine kleine Auswahl an Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise. Passt ausgezeichnet, denn so wie angeboten hätten wir eh gewählt, ansonsten hätten wir halt untereinander getauscht. Die Kinder bestellen à-la-carte. Und so haben wir schließlich eine bunte Auswahl an Filet, Bisonnacken, Rippchen und unterschiedlichsten Beilagen und das in der gewohnt erstklassigen Qualität des Buffalo. Wir sind begeistert, genießen das sehr und haben auch noch die sehr aufmerksame Bedienung eines Luxusrestaurants.
Dass die Kinder dabei sind, hat aber auch einen weiteren Vorteil, denn zu den Gutscheinen gehört noch die Weinbegleitung mit 1 ganzen Flasche. Unsere Wahl fällt auf einen Rosé, aber wir hätten laut singend nackt auf dem Tisch getanzt, wenn wir beide je eine halbe Flasche davon geleert hätten. Fair unter der Familie verteilt, reicht mir immer noch, führt aber nicht zu solchen Exzessen.
Das ist ein extrem schöner Abend, und so macht es auch nichts, dass das anschließende Spiel in der AIDA-Bar, bei dem wir die gestern angefangene Runde „Phase 10“ zuende spielen müssen, für den Autor dieser Zeilen mit dem desolaten 8. Platz endet. Und auch die beste Ehefrau von allen erweist sich wieder als liebende Mutter und überlässt den gestern noch sicher geglaubten Sieg sehr gerne zähneknirschend dem Jüngsten.
Die nächste Etappe sind 220 Kilometer bis nach Valletta / Malta.
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