Kanaren 9 mit der AIDAsol, Funchal / Madeira 27.10.15
Ein Highlight jagt das nächste. Auf eine beeindruckende Anfahrt an die Insel folgt ein elegantes rückwärts einparken. Seilbahn und Höhenskepsis kollidieren etwas miteinander, doch ohne Erdbeben oder andere Katastrophen geht es in ein schönes Bergdorf.
Zwei Runden um die Kanarischen Inseln
AIDAsol 2015
Es muss so gegen 5 Uhr sein, als wir den ersten Blick auf Madeira riskieren. In der Dunkelheit ein fernes Land, über dem eine Lichtglocke liegt, ganz so wie bei uns in Norddeutschland mit seinem weiten Land, wenn in der Ferne eine Stadt leuchtet.
Da ist noch ein bisschen Zeit zum Verschnaufen, bis wir den nächsten Blick riskieren: Jetzt wird es wegen der Zeitumstellung vor ein paar Tagen langsam heller, wir blicken bereits auf Funchal, das sich vor uns die Berge hochzieht. Überall sind noch die Lichter an, ein tolles Bild! Kurz vor dem Hafen bleiben wir stehen und fangen langsam an, uns zu drehen (also nicht wir auf dem Balkon, das hätte nicht so viel Sinn, sondern das Schiff). Im Hafen liegt schon ein riesiges Kreuzfahrtschiff, die Celebrity Reflection, hinter dem wir rückwärts einparken. Das klappt perfekt, wie in der Fahrschule geübt: Wir drehen vor dem Hafen, fahren dann rückwärts an der Reflection vorbei. Dort auf den Balkonen stehen unzählige Menschen in weißen Bademänteln (scheint wohl der Celebrity-Dresscode zu sein) und halten Kameras in der Hand. Mit elegantem Schwung geht es dann rückwärts an den Anleger, begleitet von dem lauten „Guten Morgen“ und „Herzlich Willkommen“ von Inacio Freitas, der wieder seine Aufgabe als treuester AIDA-Fan herzlich erfüllt.
Danach haben wir erst einmal Zeit zum richtig Wachwerden, ausgiebig frühstücken (erwähnte ich schon mal, dass es jetzt jedem Morgen ausführlich Lachs mit Meerrettich gibt?) und ein bisschen was lesen.
Mittags geht es dann los. Nachdem wir nun schon so oft in Funchal waren, aber noch nie die berühmte Seilbahn benutzt haben, wollen wir das heute ändern. Bekanntlich ist ja einer unter uns mit einer rein rational begründeten Höhenskepsis (der geneigte Leser verdächtigt hier zurecht den Autor dieser Zeilen), der wird aber kurzerhand überstimmt.
Wie immer liegen wir an dem Anleger gegenüber der Stadt, das bedeutet, wir gehen erst den Anleger entlang bis zum Ende des Hafenbeckens, dann Richtung Stadt, dann auf der Stadtseite wieder den Weg zurück, weiter an der Promenade, bis zum Stadtzentrum. Unter dem Versuch, den geneigten Leser nicht mit doppeltem Inhalt zu langweilen, beschreibe ich die Promenade heute nicht genauer, weil ich das ja genau vor einer Woche gemacht habe. Nur so viel: Gegenüber letzter Woche ist ein weiteres Stück der neuen Promenade Richtung Hafen freigegeben worden. Es ist zwar noch nicht ganz fertig, aber die Sichtschutzwände sind verschwunden und damit eine freiere Sicht auf den Hafen möglich. Zudem haben sie begonnen, das schon fertiggestellte aber beschädigte Pflaster wieder aufzunehmen und zu korrigieren. Es ist eindeutig: Die Promenade wird immer schöner und nun in riesigen Schritten fertig.
Hieran gehen wir also vorbei, weiter noch als letzte Woche, vorbei am zentralen Praça da Autonomia bis zu einem grünen Metall-Glas-Gebäude, das wir schon vom Schiff aus in der Ferne sehen konnten. Hierin ist die Talstation der Seilbahn, die auf den Monte führt. Das wirkt sehr modern, sehr lichtdurchflutet und wir wagen uns vorsichtig hinein. Nicht ohne vorher einen Blick in den Berg zu werfen: Es hängen zwar Wolken im Berg, aber die Bergstation scheint frei zu sein. Zudem sind die Aussteigenden nicht regendurchnässt. Keine Ausrede mehr…
Da wir nicht sofort von Bord gestürmt sind, ist der Massenandrang jetzt gegen 13 Uhr schon vorbei und wir können sofort ein Ticket lösen. Einfache Fahrt Erwachsene 10,- €, hin und zurück 15,- €, Kinder 7,50 €, letzte Fahrt 17:45 Uhr. Ein Durchgang lässt uns ins Innere hinein, indem unsere Tickets elektronisch gelesen werden. Dabei piept es bei unseren Tickets, bei den Kindertickets schnarrt es, damit nicht etwa Erwachsene sich mit einem Kinderticket hineinschleichen können.
Die zahlreichen blauen Gondeln, die in wenigen Metern Abstand ankommen, bewegen sich sehr langsam am Aus- und Einstieg vorbei, so dass das Einsteigen während der Fahrt völlig problemlos und auch mit Kinderwagen oder Rollator möglich ist, wie wir beobachten können. Es ist sogar noch Zeit für eine professionelle Fotografin, uns abzulichten. Schon die nächste Gondel ist unsere und los geht es. Zunächst weiter ganz langsam, bis sich die Türen automatisch schließen und dann, als wir das Seil erreichen, geht es schwungvoll nach oben. Zunächst relativ sanft, hinweg über die benachbarten Häuser, dann über die Dächer der kleinen Hochhäuser, dann über Felskuppen und über tiefe Bergeinschnitte hinweg. So nach der Hälfte dann auch recht steil in den Berg hinein.
Die Fahrt ist ruhig, nur in Höhe der Masten ruckelt es etwas und nach dem Mast schaukelt die Gondel leicht. Dabei haben wir eine herrliche Rundumsicht, da die Wände der Gondel komplett aus Glasfenstern bestehen. Nur Boden und die Sitzbänke sind nicht durchsichtig. Das ist ganz toll für die Sicht über Funchal, über den Hafen, weniger toll für Menschen mit rationaler Höhenskepsis.
In den Gondeln gibt es 2 Sitzbänke für insgesamt 8 Personen. Dafür ist die Gondel auch groß genug, wir fühlen uns so zu viert nicht beengt, auch mit 8 Personen wäre das noch ok. Am beruhigsten ist aber der Aufkleber, der besagt, dass die Gondel ein österreichisches Produkt ist.
Der Blick ist wirklich grandios: Unter uns können wir genau die Häuser und Gärten ansehen. Und unzählige Hunde bellen hören (die bellen doch immer und nicht nur, weil sie genau in diesem Augenblick ein Erdbeben kommen fühlen, oder?). Auf mancher Anhöhe befinden sich elegante luxuriöse Häuser mit edlem Swimmingpool. Gerade unten in der Stadt aber auch leere Häuser, von denen nur die Seitenmauern stehen, der Rest ist in der Mitte eingestürzt. Viele grüne Rankgewächse und auch eine kleine Bananenplantage liegen unter uns. Wir haben einen freien Blick zu den Seiten, an denen Funchal in die Berghänge hineingebaut ist und nach unten zum Hafen, wo die beiden Kreuzfahrtschiffe liegen. Alle paar Augenblicke saust eine entgegenkommende Gondel an uns vorbei, meist auch nur mit 2-3 Leuten besetzt.
Nach subjektiven 3 Stunden und objektiven 15 Minuten landen wir in der Bergstation des Dorfs Monte und haben wieder Grund unter den Füßen. Sie ist genauso lichtdurchflutet wie unten und das Aussteigen genauso leicht. Vor den Türen wird uns dann unser Foto vor die Nase gehalten, das wir zusammen mit einer Info-CD für 10 € erwerben sollen. Ich sage sollen, denn als wir das nicht wollen, ernten wir einen genervten Blick.
Gegenüber der Station ist ein Klo (kann man immer mal gebrauchen) und der Tropische Garten (nicht zu verwechseln mit dem Botanischen Garten weiter unten in Funchal). Eintritt hier 10,- €, das sind ganz schön touristische Preise hier oben in Monte. Zum Glück gehen wir hier nicht hinein, sondern an dem kleinen Garten vorbei auf einem gepflasterten Weg und kommen nach wenigen Schritten an den Beginn dreier Möglichkeiten: 1. starten hier die Korbschlitten, mit denen man wieder ins Tal sausen kann. Diese fahren über den Asphalt, gelenkt von 2 Einheimischen in traditionell weißer Kleidung. Ach ne, so eine wilde Korbschlittenfahrt muss nicht auch noch sein, zumal wir hören, dass sie 30,- € kosten soll und auch hier noch einmal ein Foto für 10,- € angeboten werden soll. 2. beginnt hier eine steile Treppe hoch zur Wallfahrtskirche Nossa Senohra do Monte. Und 3. gehen hier lauter kleine Wege mit senkrecht gepflasterten Kieseln, die fast labyrinthartig durch ein üppiges Grün auf die andere Seite der Kirche führen.
Diese Wege gehen wir wahllos entlang, setzen uns mal auf die eine oder andere Bank, kommen über eine Steinbrücke zu einem zentralen Platz mit Cafés und Souvenirständen, dann über andere Wege wieder unter der Steinbrücke unterdurch in den öffentlichen Garten Parque do Monte an einem kleinen Bach entlang. Das ist ein schöner, grüner Weg, wenn auch stellenweise etwas rutschig. Schließlich landen wir wieder weiter oben an der Kirche und haben von hier noch einmal einen tollen Ausblick über Stadt und Hafen.
Hier verweilen wir noch, bevor wir uns dann die Treppen hinunter auf dem Weg zur Seilbahn machen. Dort hat sich eine kleine Schlange gebildet, die teilweise dadurch bedingt ist, dass viele nur zu zweit fahren wollen. Die Angestellten versuchen schon immer die Leute zu motivieren, dazu zu steigen, was nur manchmal klappt. Wir machen das dann, weil vor uns nur ein Paar in die Gondel steigt. Das ist denen nicht so völlig recht, aber hat den Vorteil, dass wir vor dem Rundumglas noch einen Sichtschutz sitzen haben, was die Fahrt fühlbar beruhigt.
Unten angekommen schlendern wir dann die Promenade zurück zum Schiff. Wir haben es die ganze Zeit wirklich gut mit dem Wetter, bei sonnigen bis leicht bewölkten 20°C. Gegen 17 Uhr auf dem Schiff bleibt uns noch etwas Erholungszeit, bevor wir in den California Grill gehen und uns einen Burger gönnen. Danach ist noch Zeit für eine Runde „Skip-Bo“ und einen Vitaminsaft in der Time Out Bar, bevor das Abendprogramm beginnt.
Das ist allerdings völlig umgestellt, weil sich heute Mittag einer der Tänzer verletzt hat. Deshalb kann die exklusive Tanz-Show nicht aufgeführt werden, so dass um 19 Uhr lustige Filme aus dem Internet gezeigt werden („Clickparade“) und um 21 Uhr zwei Sänger, die Show-Managerin und der musikalische Leiter verschiedene Lieder präsentieren („Singers unplugged“). Eine schöne Präsentation, die sie da in kurzer Zeit zusammengestellt haben. Und wir wünschen dem Tänzer, dass die Verletzung nicht ernsthaft ist, schließlich lebt er davon!
Abends auf dem Balkon haben wir noch einmal einen herrlichen Blick über das nächtlich beleuchtete Funchal im Berg, während der Mond über den Bergen steht. Romantisch. Zwischendurch gibt es einen kleinen Schauer, das macht uns nichts, wohl aber dem Paar, das unter uns am Bug einen romantisch hergerichteten Stehtisch bekommen hat.
Morgen ist dann erst einmal Seetag.
Wunderschöne insel, ich war vor einem Monat dort!schöne bilder
Vielen Dank! Ja, ich denke, man kann immer wieder dorthin!
Wir waren vor 4 Jahren im Mai auf Madeira, mit dem Flieger und nicht mit dem Schiff. Es war wunderbar. Die Seilbahn nach Monte haben wir auch gemacht und von dort nochmals mit der Seilbahn in den Botanischen Garten. Einfach traumhaft. Dann haben wir mit dem Bus die gesamte Insel erkundet.
Ich kann es nicht nachvollziehen, wie Ellen schreibt, dass sie enttäuscht war. Madeira kann man sicherlich immer wieder besuchen, ohne dass es einen langweilig wird.
Man muss ja nicht jeden ‘Scheiss’ mitmachen.
Übrigens vielen Dank für den bericht.Viele Grüße aus dem Erzgebirge.
Sehr gerne! Das Erkunden der ganzen Insel fehlt uns noch, aber auch so kommen wir immer wieder gerne zurück! Liebe Grüße aus der Heide!
Hallo lieber Wolfgang Dein Bericht über Funchal ist super gemacht, ich weiß nicht, ob Du mir nachfühlen kannst, aber ich war von Madeira bzw. Funchal irgendwie enttäuscht, ich hatte mehr das “Paradies” erwartet. Vielleicht lag es daran, daß ich erst einmal einen Tag da war mit Rundfahrt und man sah auch wirklich schöne Ecken, aber, wenn ich an die jahrelange Schwärmerei von Bekannten usw. denke, war meine Erwartung vermutlich zu hoch.Dank Deinen Ausführungen lerne ich die Insel wirklich auch realistisch kennen. Dankeschön. Liebe Grüße Ellen
Guten Morgen liebe Ellen, wir machen das am liebsten auch so, dass wir erst einmal eine Rundfahrt machen, um einen Überblick zu bekommen und die nächsten Male die schönsten Ecken gezielt erwandern. Das klappt nicht immer (wie in Island, wo wir leider erst einmal waren und deshalb über die Rundfahrt nicht hinaus gekommen sind), aber wenn es klappt, erschließt sich die Schönheit erst richtig (wie in Rom oder auf Teneriffa). Deshalb kann ich Deine Gedanken gut nachvollziehen. Vielleicht hast Du ja noch einmal die Gelegenheit, Funchal zu besuchen und Deinen Eindruck zu überprüfen. Und bis dahin freue ich mich, wenn Dir meine Eindrücke gefallen. Liebe Grüße aus der Heide!
As always a great in-depth description and wonderful photos. The video shows how smooth the cable car is. Thanks for you article great as always.
Thank you very much for your kind words! Greetings from the heathland!