Von Kiel nach Mallorca 3 mit der AIDAbella, Göteborg 05.10.19
Mit dem Shuttle in die Stadt, zu Fuß durch ein Netz aus Fußgängerzonen in Nordstaden und über die Prachtstraße Avenyn. Dabei herrlicher Sonnenschein. So haben wir einen schönen Tag in Göteborg mit einiger Erinnerung an die Vergangenheit. Allein AIDA weiß nicht so genau, wo wir eigentlich sind und sorgt für den Brech-Moment des Tages.
Von Kiel um Westeuropa nach Malle
AIDAbella 2019
Im Gegensatz zu gestern werden wir schon mit Sonnenschein geweckt. Der Blick vom Balkon geht über Schären unter der leuchtenden Sonne auf das glitzernde Meer. Schön! Das werde ich nachher bei einem Gang über Deck genauer untersuchen.
Hauptsache Finnland
Wir sind der Meinung, dass wir heute erstmals in Göteborg sind. Hier waren wir noch nie bei einer Kreuzfahrt, wir sind lediglich vor vielen Jahren mal bei einem Dänemark-Urlaub mit der Fähre nach Göteborg gefahren und haben dann ein paar Stunden mit den noch kleinen Kindern auf einem nahen Spielplatz unterhalb einer Kirche verbracht.
Die „AIDA heute“ ist sich da nicht so sicher, ob sie der gleichen Meinung ist wie wir, denn als Ausflüge wird hier das Wikingerschiffsmuseum auf Oslos Museumshalbinsel und der Vigeland-Park empfohlen, den wir schon einmal besucht haben und der damals auch Oslo war. Vielleicht ist er inzwischen ausgebuddelt und nach Göteborg verlegt worden. Oder der Redakteur der „AIDA heute“ hat die neuen Whiskey-Sorten in der AIDA Bar durchprobiert. Welche der beiden Möglichkeiten stimmt, werden wir heute erkunden, mit fällt aber gerade ein, das mit den neuen Whiskey-Sorten war ich und zwar gestern Abend, aber nur im Singular, sprich nur eine Sorte, das reichte mir völlig, um auch Oslo und Göteborg zu verwechseln. Ist ja auch egal, Hauptsache Finnland. Oder so…
Auf dem Weg zum Frühstück sehen wir, dass direkt vor dem Schiff das Volvo-Museum ist. Der Mitarbeiter vor dem Restaurant erklärt uns, dass sich ein Besuch hier wirklich lohnen würde. Und sofort sind die Kinder Feuer und Flamme. Und erklären uns, dass das ja auch viel billiger sei als die Shuttle-Tickets. Ich kann hier bestätigen, dass die Kinder sich noch nie für Autos interessiert haben und der starke Verdacht aufkommt, dass dieses Interesse nur daher rührt, dass die Kinder so überhaupt keine Lust auf einen Stadtbummel haben, besonders aus der Sorge heraus, die beste Ehefrau von allen könnte auch noch in die Geschäfte gehen.
Mit dem Shuttle in die Altstadt
Mit den Tickets haben sie aber recht. Ich habe das ja gestern schon angedeutet: Ein Ticket in die Stadt und zurück kostet 11,99 €. Jetzt nicht für die ganze Familie, sondern pro Person. Einen kleinen Moment lang hoffe ich noch, dass es sich um Schwedische Kronen handelt, das wäre wirklich günstig, denn 1 € entspricht ungefähr 10,80 Kronen. Auch wenn der Hafen tatsächlich weit weg vom Stadtzentrum ist, finde ich das doch einen stolzen Preis, für uns Vier sind das immerhin knapp 48 €. Dafür hätten wir schon fast einen Mietwagen bekommen.
Zunächst aber sind wir noch beim Frühstück und lauschen den vielen Argumenten der Kinder für das Museum. Dabei sitzen wir in der gewohnten Ecke an der Tür. Bei der letzten Fahrt konnten wir genau gegenüber an den großen Fenstern sitzen. Da war der Ausblick nicht nur schöner, sondern wir konnten auch die Obstteller auf die Fensterbank auslagern. Hier sind andere leider schneller, und so wird der Platz auf unserem Tisch bedrohlich knapp. Was wiederum Rückschlüsse auf unser Frühstück zulässt, zumindest auf die Masse…
Ein bisschen ruhen wir noch aus, ich feile an dem Reisebericht von gestern und dann geht es um 12 Uhr los zum Shuttle-Bus. Im Gegensatz zu gestern wird dieser voll, mit von der Partie sind auch eine ganze Gruppe Sänger und Tänzer. Gut finde ich dann wieder, dass es keine ausgedruckten Tickets mehr gibt, der Bezahlvorgang läuft direkt am Bus mit Einlesen der Bordkarte, auf der Rückfahrt wird das Bezahlen genauso kontrolliert. Auch für einen vorher gebuchten Ausflug wäre es genauso, auch dieser ist mit den Kartendaten im System registriert.
Der Weg in die Innenstadt wäre mit 12 Kilometern wirklich viel zu weit zu Fuß. Kleine Fähren fahren immer noch bis in die Stadt, aber für unsere Größe gibt es keine Chance, weil eine Brücke quer über den Göta älv vom Industriehafen zur Stadt gebaut wurde.
Der Shuttle fährt erst durch den Hafen, vorbei an unzähligen LKW-Aufliegern, die auf Verladung warten. Dann an Öltanks. Schließlich über die Brücke und dann in die Stadt. In Rund 20 Minuten kommen wir mitten in der alten Stadt, dem Bezirk Nordstaden an. Der Bus hält in der Nähe des Marktplatzes Gustav Adolf torg mit dem Alten Rathaus.
Die Radtour vor 35 Jahren
Dieser Hinweg erinnert mich an etwas, das ich schon fast vergessen hatte: Ich war doch schon einmal vor 35 Jahren hier. Damals habe ich mit 4 Freunden eine Radtour durch Südschweden gemacht. Durch viel Natur, über einsame Straßen, in Zelten auf Wiesen oder am Strand übernachtet. Da war es wie ein Kulturschock, als wir von den Dorfstraßen mit nur wenig Verkehr plötzlich auf die großen Autostraßen von Göteborg kamen. Das hat uns dann nicht gefallen und wir haben gesehen, dass wir so schnell wie möglich durch Göteborg hindurch wieder in die Natur kamen. In der Dunkelheit haben wir dann die Zelte an einem kleinen Teich inmitten eines Vororts aufgestellt. Am nächsten Morgen haben wir festgestellt, dass es die Nacht war, als alle kleinen Frösche den Teich verlassen haben. Alles, die Wiese, die Zelte, die Rucksäcke waren voller kleiner Frösche. Aber das ist eine andere Geschichte.
Durch die Fußgängerzone…
Direkt am Ausstieg führt eine Brücke über eine Gracht (tatsächlich von Holländern im 17. Jahrhundert gebuddelt). Hier gehen wir hinüber, Vorsicht ist auf der anderen Seite geboten, weil direkt an der Brücke die Straßenbahn langfährt. Dahinter ist dann ein Netz von Fußgängerzonen mit vielen kleinen Geschäften. Das ist schön. Breite Wege, gut ausgebaut, schöne alte Häuser, nette kleine Läden. Hier sind auch richtig viele Menschen unterwegs.
Hier hindurch bummeln wir etwas und bewegen uns im Zickzack auf die Prachtstraße der Stadt zu. Dabei kommen wir noch am Dom vorbei. Innen tritt gerade eine Gesangsgruppe auf, weshalb nicht fotografiert werden soll, woran ich mich auch halte. Andere filmen das Ganze, vielleicht meinen sie, filmen ist ja kein fotografieren…
…und über die Prachtstraße
Auf zwei größeren Straßen, die aus diesem Fußgängerlabyrinth herausführen fahren Straßenbahnen, wir folgen schließlich der einen, gehen rüber zur anderen und kommen über eine weitere schöne Brücke zur Kungsportavenyn oder kurz Avenyn. Diese beginnt mit dem Theater, zu beiden Seiten kleinen Parks, dann kommen jede Menge Restaurants mit Außenflächen und Geschäfte. Von weitem sehe ich schon das Schicksal, dem ich ja bekanntlich nur selten entrinne, das Hard Rock Café.
Ja, nun das ist schon eine Prachtstraße, die Gebäude sind alt und schön, die Bürgersteige breit, gerahmt von zwei Baumreihen, dazwischen die Straßenbahn. Vielleicht liegt es daran, dass es hier schon deutlich herbstlicher ist als bei uns, bei 8°C ist das so zu erwarten, jedenfalls kann man hier bestimmt nett ins Café gehen und flanieren. Aber uns gefällt die Fußgängerzone von eben viel besser, also drehen wir um, ich ergebe mich noch ins Hard Rock Café (nur damit der geneigte Leser sich nicht verliest: ich habe geschrieben „ergebe“, nicht „übergebe“, letzteres Thema kommt erst später in diesem Bericht).
Wir setzen uns in Höhe des Theaters noch in einen kleinen Park in die Sonne, denn wir haben tatsächlich strahlenden Sonnenschein. Dort ist es gut auszuhalten, im Schatten der Häuser ist es ganz schön kühl.
Und dann schlendern wir wieder durch die Fußgängerzone, mal einen Teil, den wir noch nicht kennen, mal dort, wo wir vorhin schon waren. Dabei kommen wir auch an unserem Startpunkt vorbei, gehen auf die andere Seite, zum Wasser hin, dem Göta älv. Hier ist es aber nicht so schön, auch wandert hier kein Mensch lang, außer ein paar einsame suspekten Gestalten (nein, ich meine nicht uns), also doch noch ein bisschen Fußgängerzone und dann zurück zum Shuttle.
Dieser ist gut organisiert, es entsteht keine Wartezeit, weil genug Busse bereit stehen, lediglich das Einlesen aller Bordkarten dauert einen Moment.
Zurück geht es am Hafen entlang, an den Fähren, und dort sehen wir tatsächlich, wo die eingangs in diesem Bericht beschriebene Kirche ist, an der wir vor so vielen Jahren auf den Spielplatz waren. Schöne Erinnerung, da kommt gleich die Rückfrage an Oma und Opa zu Hause, die damals dabei waren: Erinnert Ihr Euch?
Von hier ist auch zu sehen, was in der Stadt überhaupt nicht zu merken war, nämlich dass ein Teil der Stadt auf Felsen steht, die manchmal sichtbar und erhoben sind.
Der Übelkeits-Moment
Zurück an Bord gibt es einen Milchkaffee und eine Runde „Skull King“ in der AIDA Bar. Wer wie üblich gewinnt, wird von mir aus Protest nicht mehr kommentiert. Aber viel schlimmer ist unsere Platzwahl: Wir setzen uns ganz hinten an einen Tisch, finden dann aber, dass es hier penetrant nach Erbrochenem stinkt. Es ist zwar nichts zu sehen, aber der Geruch ist nicht schön. Also wechseln wir nach ganz vorne und beobachten dann, wie die Kellner in Kompaniestärke zum Reinigen der eben verlassenen Ecke antreten. Freunde, wenn ihr das nicht vorher gereinigt habt und uns da hinsetzen lasst, ohne den Bereich zu sperren, dann ist aber Schluss mit lustig. Jetzt wird mir übel…
Bei weiter herrlichen Sonnenschein mache ich noch eine Fotorunde über Deck, dann sitzen wir noch lange auf dem Balkon und lesen etwas. Schauen uns an, wie kleine Tanker aus dem Hafen kommend an den Schären vorbei fahren.
Zum Auslaufen verabschiedet uns eine schwedische Marschkapelle, die extra für uns im Hafen aufläuft. Das ist wirklich sehr süß von der Stadt. Und der Kapitän verzichtet so lange auf die Auslaufmelodie, wie die Kapelle spielt. Nur die Damen mit ihren kurzen weißen Röckchen, huh, die Schweden haben offensichtlich eine andere Einstellung zur Kälte.
Wir müssen zunächst sehr vorsichtig im Hafen drehen, dann im Bogen um die ersten Schären fahren. An diesen fahren wir noch eine Weile vorbei. Die Schären hier sind eher klein und felsig, nicht zu vergleichen mit dem bewaldeten Schärengarten vor Stockholm. Der auch viel größer ist. Aber trotzdem eine sehenswerte Ausfahrt.
Nach dem Essen bekommen wir noch unsere Revanche bei „DOG“, die wir aber nicht nutzen können. Morgen…
Unsere Freichips beim Roulette verspielen wir auch wieder erfolglos, aber mit netter Anleitung. Und schauen uns noch das Solo-Programm von Gloria Glamour an, das uns aber nicht so mitreißt.
Die nächste Etappe sind 1.104 Kilometer bis Dover. Morgen ist aber erst einmal Seetag.
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