Norwegen mit Lofoten & Nordkap mit der AIDAbella, Kiel 28.07.19
Was hat Ed Sheeran, was wir nicht haben? Und holländische Fußballprofis? Zumindest einen E-Jaguar. Dies begleitet uns auf dem Weg zur AIDAbella nach Kiel. Rettungsübung ist routiniert viel zu früh und das Auslaufen mit schönem Ufer.
Fjorde, Berge, Wasserfälle – Fantastische Natur in Norwegen
AIDAbella 2019
Wir schaffen es tatsächlich, Punkt 9 Uhr aufzubrechen. Was auch daran liegt, dass wir uns verabredet haben. Denn diesmal ist die Konstellation etwas anders: Unsere Kleine will diesmal nicht mit, denn genau in dieser Zeit ist ein Konzert mit Ed Sheeran. Und da will sie lieber hin. Hallo, was hat Ed Sheeran, was wir nicht haben? Außer Gesang. Und Erfolg. Und Reichtum. Und Charisma. Und gutes Aussehen. Halt, bei letzterem können wir punkten.
Wie schnell die Kleinen groß werden, die Zwischenzeit verbringt sie in einem Jugendcamp in Italien…
So wäre unser Kleiner mit uns allein gewesen, hatte aber gleich eine gute Lösung parat: Sein Freund soll mit. Und den holen wir nun ab. Nach einem skeptischen Blick auf unser Elektroauto geht es dann motiviert los.
Ein Fußballprofi an der Ladesäule
Start ist wieder in Kiel. Und wieder mit der AIDAbella, alles wie vor ein paar Wochen bei unserer Kurztour mit Freunden. Dort hatte ich schon ausführlich von den Freuden, aber auch Schwierigkeiten geschrieben, die eine weite Fahrt mit einem E-Mobil mit sich bringt. Deshalb halte ich das jetzt kurz:
Um gar nicht in Not zu kommen, legen wir schon einen Ladestopp in Hamburg ein. Dort sind brandneue Schnellader gebaut worden, 350kW, direkt an der A7. So schnell kann unser Wagen gar nicht laden, das ist was für Luxusmodelle. Aber natürlich würden wir davon insofern profitieren, dass unser Wagen so schnell wie möglich lädt. Wenn dies blöde Ladegerät nur starten würde. Die erste Schwierigkeit ist, das Display zu erkennen, weil da die Sonne draufscheint. Dann verstehen wir das nicht richtig und nehmen den falschen Stecker, nämlich den für 80kW. Ist für uns auch noch schnell genug. Und dann startet der blöde Lader einfach nicht, bis wir kapieren, dass wir unser Auto dazu verriegeln müssen. Hat wohl damit zu tun, dass der Stecker dann auch einrastet. Dann geht es sofort los und nach gut 15 Minuten sind wir voll. Also das Auto.
Apropos Luxusauto: Neben uns versucht ein Ehepaar aus Holland verzweifelt zu laden und schafft das nicht: Hier können wir jetzt mit unserer Erfahrung helfen, denn es ist das gleiche Problem: Wagen verriegeln. Ist sonst an den Stationen nicht nötig, deshalb wussten die das nicht. Die müssen auch nicht so oft laden, sondern dürften eine Reichweite von 500 bis 700 km haben.
Zum Dank für unsere Hilfe bieten sie uns an, den Wagen zu tauschen, weil unser Wagen nun voll ist. Nehme ich gerne an, ich wollte immer schon mal einen E-Jaguar fahren, welch ein Auto! OK, der vorletzte Satz war gelogen, war nur Wunschdenken. Aber als wir dann fahren, spielen die gerade Fußball. Als ich ihn so mit seinen Söhnen Fußball spielen sehe, denke ich: Holländischer Fußballprofi. Das erklärt den Jaguar. Was man so für Leute an der Ladesäule kennenlernt…
Mit unseren 15 Minuten Ladung kommen wir problemlos bis Kiel. Trotzdem laden wir in Neumünster an den uns schon bekannten Schnellladern noch einmal, um schon einmal genug Strom für die Rückfahrt zu haben. Denn auch hier ist jetzt alles frei außer einem BMW aus Norwegen und zurück haben wir es eiliger als jetzt. Das ist übrigens kein Zufall, dass wir hier Holländer und Norweger treffen, die sind in der E-Mobilität um Längen weiter als wir in Deutschland.
Murphys Gesetz beim Check-In
In Kiel haben wir wieder in der Schlossgarage gebucht und finden so problemlos einen Parkplatz. Dann gehen wir mit den Koffern wieder die paar Meter zum Terminal und stehen offensichtlich vor dem falschen Hochhaus. Dort wo wir letztes Mal lagen, liegt nun die Mein Schiff 4. Das bedeutet weiter wandern, das ist nun doch ein bisschen Weg mit dem Gepäck, vorbei an dem im Bau befindlichen Erweiterungs-Terminal zu den Zelten, in denen der Check In für die AIDAbella stattfindet. Tja, das ist der Unterschied: Das einfache Volk ohne Jaguar darf nur durch Zelte…
Dafür geht es aber schnell: Unsere Clubstufe erlaubt die Überholspur an den langen Reihen vorm Check In vorbei, an der Sicherheitskontrolle dann die nächste Schlange, an der wir nicht vorbeikommen. Und wie immer stehen wir am falschen Band: Ausgerechnet das Ehepaar vor uns ist so fasziniert von all dem, dass sie sich den Ablauf intensiv angucken, aber erst jetzt auf die Idee kommen, dass sie das genauso machen müssen wie alle anderen: Schlüssel aus der Hosentasche. Geldbörse aus der anderen. Umhängetasche 1 aufs Band. Ja, Umhängetasche 2 auch. Gürtel ab. Jacke aus. Sachen aus der Jacke müssen nicht raus, aber warum nicht. Tasche auf, Tasche wieder zu. Und nochmal nachgucken, alle anderen Reihen haben sich inzwischen fast aufgelöst und wir schauen immer noch fasziniert zu. Wieso wählen wir mit sicherem Instinkt immer die lahmste Reihe? Passiert uns bei Aldi genauso: Garantiert ist vor uns jemand, der seinen völlig überladenen Einkaufswagen komplett mit Ein-Cent-Stücken bezahlt. Murphys Gesetz.
Gefühlt ist es inzwischen Mitternacht geworden, tatsächlich gehen wir schon gegen 13 Uhr an Bord. Und direkt ins Weite Welt Restaurant für ein kleines Mittagessen. Das schmeckt schon mal.
Im Anschluss wollen wir uns eigentlich noch in der AIDA Bar niederlassen, es reicht aber nur für einen Gang in die Bibliothek. Nach den ernüchternden Erfahrungen auf der AIDAnova, auf der die Bibliothek aus genau einem holländischen Buch bestand, haben wir hier eine große Auswahl und finden auch was zu lesen für die nächsten Tage. Dann ist die Kabine der Kinder schon fertig und eine Kontrolle bei unserer Kabine ergibt, dass die auch in 5 Minuten fertig ist. Sogar unsere Koffer stehen schon davor.
Schnell in die Kabine und zur Rettungsübung
Tatsächlich können wir nur eine kleine Runde drehen, dann können wir unser zu Hause für die nächsten 14 Tage einnehmen. Koffer auspacken, angekommen!
Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit gibt heute auch Kuchen zum Kaffee. Wieder im Weite Welt Restaurant. Im Außenbereich ist zu heiß, also innen, aber danach gehen wir noch zu einem Rundgang über Deck. Besonders nach vorne ist es ein herrlicher Blick über die Kieler Förde mit den vielen Segelbooten.
Ein bisschen Zeit ist noch auf dem Balkon. Hier inspizieren wir das Bordportal auf dem Handy. Nicht nur unseres wird hier angeboten, sondern auch das der Mein Schiff 4. So dicht liegen wir beieinander. Mal ganz interessant zu vergleichen. Stellt sich nur die Frage: Wenn ich jetzt auf der Mein Schiff über das Bordportal ein Restaurant buche, wie bekommen die das dann hin? Schicken die ein Boot, um uns zum Essen abzuholen?
17 Uhr ist die Rettungsübung. Da wir diesmal an der Rezeption sind, gehen wir lieber früh hin, dann kann man sich an der Wand anlehnen. Aber so viel zu früh waren wir noch nie. Das kommt davon, wenn man aus lauter Routine nicht genau hinhört: Diesmal schlagen wir schon beim Crew-Alert an der Station auf. Bekommen allerdings gerade so noch einen Platz an der Wand, andere waren noch früher. Die Lesegeräte für die Crew sind noch gar nicht verteilt. Und erst nach ein paar Minuten geht jemand rum und liest unsere Karten ein. Bevor dann der richtige Alarm kommt und ein Schwall Passagiere uns gegen die Wände drückt.
Das gibt uns Zeit zu Beobachtungen. Da wollen doch Leute noch etwas an der Rezeption erledigen. Auf „Ähm, wir machen hier gerade eine Rettungsübung“ folgt „Das können Sie doch trotzdem eben mal schnell nebenbei machen“. Spannend.
Nächstes Mal also besser zuhören. Das möchte ich auch den Leuten neben uns empfehlen. Denn die Stations-Leitung bittet ausdrücklich darum, auch bei der englischen Sicherheitsdurchsage leise zu sein, weil es sein kann, dass der Nachbar nur englisch spricht und das noch nie gehört hat. Das stört die Frauen neben uns gar nicht, laut wird da rumgeschwafelt. Für uns ist das bestimmt auch schon die 40. Rettungsübung und wir können alles schon mitsprechen, aber diese 15 Minuten kann man doch anderen zuliebe auch mal den Mund halten. Wenn ich mir vorstelle, ich bin in der Fremde, spreche nicht so gut Englisch und möchte verstehen, was da gesagt wird, finde ich es nervig, wenn das durch einheimische Schwafelei übertönt wird. So.
Schönes Auslaufen und Restaurant-Krieg
Um 18 Uhr finden wir uns gemeinsam auf unserem Balkon zum Auslaufen ein. Unsere Kabine ist weit vorne steuerbord und das bedeutet, dass wir jetzt auf das Ostufer schauen. Ein schöner Blick auf kleine Orte, Strände, Marine-Denkmal und Boote!
Als wir dann auf dem offenen Meer sind, gehen wir zum Abendbrot. Das finde ich total nervig, durch die Restaurants zu gehen und erfolglos einen Tisch zu suchen. Das passiert uns auch sonst nicht, weil wir in der Regel direkt zur Öffnung da sind. Aber heute war das Auslaufen wichtiger. So finden wir im Bella Vista Hauen und Stechen, im Weite Welt Krieg vor. Dagegen ist es im Marktrestaurant erstaunlich ruhig und die Kinder finden einen schönen Vierertisch. Gerettet.
Bis zum Welcome-Sekt halten wir heute nicht durch, stattdessen gönnen wir uns in der AIDA Bar einen Begrüßungs-Cocktail (nur damit die Eltern des Freundes nicht besorgt sind: Es gibt auch Kinder-Cocktails und Milchshake), dann eine traditionelle Runde „Skull King“, bevor wir zur ersten Nacht in die Kabine sinken.
Zunächst ist noch wildes Geklapper: ich hatte bereits vor dem Abendbrot bei der Rezeption angerufen, weil auf beiden Seiten neben uns die Zwischentür der Nachbar-Balkone nicht richtig schließt und diese nun munter gegen die Stühle schlägt. Da dachte ich mir, das kann auf Dauer nicht so gut sein für die Stühle (und unsere Nerven) und hab denen deshalb mal einen Tipp gegeben. Das ist aber schwieriger als gedacht, weil die Schlösser klemmen: Erst gegen 22 Uhr schaffen es mehrere Techniker mit vereinten Kräften, die Türen zu schließen.
Die erste Etappe sind 978 Kilometer bis nach Haugesund. Morgen ist aber erst einmal Seetag.
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