Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Ponta Delgada / São Miguel / Azoren / Portugal 06.03.24

Da wir wegen des Sturmtiefs einen zweiten Tag in Ponta Delgada statt auf der Insel Terceira verbringen, gehen wir noch einmal in die Stadt und bewundern diese von oben.
Den immer wiederkehrenden Schauern gehen wir aus dem Weg und haben Zeit, die Azoren näher zu beleuchten.


Bilder folgen hier in Kürze

Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024

Hin und wieder erzittert das Schiff. Auch ein leichtes Schaukeln ist zu spüren. Und das, obwohl wir fest vertäut im Hafen liegen.
Das sind die Sturmböen, die das Schiff treffen. Es kommt also wie angekündigt.

An der Altstadt vorbei, den Berg hoch

Zum Frühstück erscheinen wir wieder kurz nach 9 Uhr. Einen Tisch bekommen wir erneut nur, weil zufällig gerade jemand den Tisch verlässt. Und Vollkornbrötchen gibt es wieder keine. Hallo, AIDA, das geht nicht!

Nach ausreichender Pause machen wir uns um 12 Uhr noch einmal auf dem Weg in die Stadt. Die Bewegung gestern hat gut getan und es gibt sicher noch einiges zu sehen.
Das Wetter soll heute – passend zum Sturmtief – stürmischer und auch regnerischer werden, aber das schreckt uns ja nicht ab.

Ziel ist eine Kirche, von dessen Vorplatz man schön über Hafen und Stadt gucken können soll. Das verstehen wir noch nicht so ganz, denn um das zu tun, müsste die Kirche ja erhöht liegen.

Zwar mussten wir gestern auf dem Weg zum Botanischen Garten auch etwas bergan gehen, aber doch nicht so hoch, dass wir hätten auf die Stadt herabsehen können.

In die Stadt gehen wir zunächst genau wie gestern, aber nicht bis zu dem Platz mit dem Stadttor, sondern direkt vor der Altstadt gehen wir in die Stadt hinein.

Dort sind wieder die von gestern schon bekannten schmalen Bürgersteige, wo wir auf kleine LKW aufpassen müssen.
Dabei kommen wir an dem alten Markt Mercado da Graça vorbei, der zum größten Teil abgesperrt ist. Aber vornean ist ein Teil begehbar und das ist gut, weil dieser überdacht ist und jetzt ein ordentlicher Schauer runterkommt. Bei 13°C ist es aber nicht wirklich kalt.

Nachdem der durchgezogen ist, geht es noch ein Stück parallel zum Wasser und dann biegen wir nach Norden Richtung Kirche ab und sehen, was gemeint ist: das ist eine Straße, die so richtig nach oben geht. Geschickter Weise ist die Straße Ladeira da Mãe de Deus wellig gebaut, so dass man gut Halt hat auf dem Weg nach oben.

Über der Stadt

Hinter einer Kurve steht dann nach insgesamt gut 30 Minuten Weg die Kirche Ermida da Nossa Senhora de Mãe de Deus auf einem Hügel. Der Name ist größer als die Kirche selbst. Dort hinauf geht es über Treppen.
Wir gehen aber einen roten, splitbelegten Weg um den Hügel herum. Von hier hat man schon einen schönen Blick über den östlichen Teil der Stadt und der Küste.

Dieser Weg führt aber nicht wie vermutet bis oben zur Kirche, sondern würde in Serpentinen wieder nach unten führen, an einer Weggabel sind dann aber weniger Treppenstufen nach oben als am Anfang.

Das Plateau, auf dem die Kirche steht ist grasbewachsen und von einer niedrigen Mauer umgeben. Nach allen Seiten kann man über die Stadt schauen, nur in Richtung Altstadt und Hafen ist die Sicht leider durch angrenzende höhere Gebäude und ein Hochhaus am Hafen versperrt.

Trotzdem ein schöner Blick über einen Teil der Stadt.
An den Eingangstoren stehen Öffnungszeiten, leider beziehen die sich wohl nur auf die Eingangstore des Plateaus, die Kirche selbst ist geschlossen.
Was besonders jetzt schade ist, denn es kommt der nächste Schauer und der bringt einiges am Windgeschwindigkeit mit. Im Windschatten der Kirche stehen wir ganz gut, nur dass es überall an den Mauern nach Urin riecht.

Prächtige Schnitzereien in der Kirche

Runter geht immer einfacher als hoch und so sind wir motiviert, noch einmal in die Altstadt zu gehen, das sind von hier 20 Minuten.

Gestern auf dem Weg sind wir ja schon an dem Stadttor und der daneben stehenden Kirche Igreja Matriz de São Sebastião vorbeigegangen, heute wollen wir die noch einmal von innen besichtigen.

Das schaffen wir gerade so und bekommen nur noch den Anfang eines neuen, kräftigen Schauers ab.

Die Besichtigung lohnt, denn der prächtige Altar und die vielen Kapellen mit kunstvollen Holzschnitzereien sind einen Aufenthalt wert. Das lassen wir eine ganze Weile auf uns wirken und zünden zum Abschied mittels Euro ein paar elektronische Kerzen an.

Dann geht’s zurück zum Schiff, bevor der nächste Schauer kommt. Im Hafenbecken sehen wir noch einmal fasziniert, dass dort wirklich Schwimmer im Meerwasser baden. Wir sind ja von der Nordsee einiges gewohnt, aber das muss heute doch nicht sein.

Die Azoren mitten im Atlantik

So schaffen wir heute aber wieder einen Caramel Macchiato im Café Mare. Die beste Ehefrau von allen möchte dabei unbedingt eine Runde “Skull King”, weil sie mich so gern gewinnen sieht.
Hoffen wir, dass sie diesen Satz nicht liest.

Der Nachmittag vergeht mit Lesen und Spielen, leider nicht auf dem Balkon, das erkläre ich morgen mal.
Dabei haben wir aber Zeit für einen Blick auf die Azoren:

Die Azoren sind eine Inselgruppe mitten im Atlantik, die als autonome Region zu Portugal und damit zur EU gehören.
Sie sind gut 1.300 Kilometer vom europäischen Festland entfernt.

Zu den Azoren gehören 9 größere Inseln, die in 3 Gruppen unterteilt werden, und ein paar kleinere Inseln.

Größte Insel ist São Miguel und gehört zur östlichen Gruppe (Grupo Oriental). Auf dieser Insel liegt die Hauptstadt Ponta Delgada, die gleichzeitig die größte Stadt des gesamten Archipels ist. Hier liegen wir im Moment.
Zur östlichen Gruppe gehört noch eine zweite Insel, nämlich Santa Maria.

Zweitgrößte Insel ist Pico. Diese gehört zur Zentralgruppe (Grupo Central) und wurde nach dem Vulkanberg Ponta do Pico benannt, der zugleich der größte Berg Portugals ist.
Also eine ähnliche Situation wie mit dem Teide auf Teneriffa, der der höchste Berg Spaniens ist.

Die drittgrößte Insel Terceira gehört ebenfalls zur Zentralgruppe. Hier wäre heute unser Ziel gewesen und zwar in der Hafenstadt Praia da Vitória.
Wie geschildert musste das ja gecancelt werden, und wenn wir jetzt aus dem Fenster sehen, wie aufgewühlt das Meer ist und wie sich die Masten am Ufer biegen, sind wir auch ganz froh, dass wir hier lieber sicher liegen.

Zur Zentralgruppe gehören weiterhin Faisal, Graciosa, São Jorge.

Dann gibt es noch die westliche Gruppe (Grupo Ocidental) mit Flores und Corvo.

Insgesamt leben rund 230.000 Einwohner auf den Azoren, die meisten auf São Miguel (rund 130.000), die wenigsten auf Corvo (rund 500).

Das Klima ist das ganze Jahr über sehr ähnlich, die Winter sind mild, die Sommer nicht sehr heiß.
Leider sind die Azoren besonders vom Klimawandel bedroht, nach einer guten wissenschaftlichen Studie könnten sie noch vor 2100 komplett vertrocknet sein.

Ablegen noch einmal verschoben

Um 17:30 Uhr ist alle Mann an Bord. Um 18 Uhr soll es eigentlich losgehen.
Deshalb gehen wir pünktlich zum Abendbrot ins Marktrestaurant, wer weiß, wie groß der Appetit noch auf dem schaukelnden Meer ist.

Aber 10 Minuten vorher meldet sich der Kapitän, das Sturmtief zieht langsamer über uns hinweg als gedacht, deshalb werden wir erst morgen früh um 6 Uhr aufbrechen. Landgang ist deshalb bis Mitternacht verlängert.

Das nächste Sturmtief kommt aber direkt hinterher. A Coruña werden wir auf gar keinen Fall anlaufen können, deshalb werden wir erneut umgeroutet nach Lissabon.
Dorthin möchte der Kapitän es schaffen, um dort dann sicher zu liegen, bis auch das nächste Sturmtief durch ist. Dann wird entschieden, wie es weiter geht mit der Fahrt durch die Biskaya, die sowieso für wilden Wellengang bekannt ist.

Wenn ich mir den Vorschaufilm für Sturm so angucke, würde ich aber sagen: Schafft er nicht, das zweite Sturmtief ist zu schnell.
Nun wir werden es sehen, oder mehr noch: spüren.

Im Moment ist die Situation jedenfalls so, dass der Wind heftig drückt. Obwohl das Schiff 10 Leinen vertäut hat, was schon mehr ist als sonst, besteht die Gefahr, dass diese dem Druck nicht standhalten und brechen (das haben wir heute gelernt: In der Seemannssprache heißt das nicht “reißen”, sondern “brechen”). Und auch die Kraft der Seitenstrahlruder reicht nicht aus, um das Schiff sicher festzuhalten.
Deshalb drückt uns die ganze Zeit ein Schlepper an den Pier.

Das Abendbrot im Marktrestaurant schmeckt wieder, auch der anschließende Cocktail in der AIDA Bar. Und was soll ich sagen: der Bann ist gebrochen, die beste Ehefrau von allen hat ihre Form wiedergefunden und ich verliere “Skull King” wieder wie üblich.

Leider gibt es abends keine Show, sondern es wird “Wer wird Millionär” gespielt.

Die nächste Etappe sind 1.459 Kilometer bis nach Lissabon, morgen ist aber erst einmal Seetag.

Ponta Delgada


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