Ahoi Tour ab Kiel mit der AIDAprima, Kiel 07.08.21
Fast zwei Jahre sind alle Kreuzfahrten für uns ausgefallen. Nun geht es wieder los – mit völlig neuem Sicherheits-Konzept. Das fällt besonders beim Check-In auf, wo wir uns von Station zu Station vorarbeiten. Aber auch in den Restaurants, in denen es zu unserer Freude erstmals auf dieser Reise wieder Buffet gibt. Und dann beginnt nach viel Anspannung unsere erste Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen.
Erste Kreuzfahrt unter Corona-Bedingungen
AIDAprima 2021
Ein bisschen ist es wie ein Déjà-vu: Wir fahren im E-Mobil nach Kiel. Wie beim letzten Mal. Und doch ist alles ganz anders.
Mit einer Pandemie hatte keiner gerechnet
Doch diese Aussage ist erklärungsbedürftig. Als wir das letzte Mal am 03.10.19 zur AIDAbella nach Kiel gefahren sind, war die Welt noch nicht aus den Fugen. Was seitdem passiert ist, muss ich keinem der Live-Leser erklären. Falls diese Zeilen noch für zukünftige Generationen sichtbar sein sollten, werden diese aber mit gekrauster Stirn fragen, was das für eine Generation war, die einst den Fall der Mauer und 2020/21 die weltweite Corona-Pandemie erlebt hat.
So hatte 2019 keiner von uns damit gerechnet, dass das erst einmal die letzte Kreuzfahrt für fast 2 Jahre sein wird. Bis dahin haben wir immer so 3 bis 5 Kreuzfahrten im Jahr gemacht und so war auch der weitere Plan. Und dann wurde eine Fahrt nach der anderen gestrichen. Worüber wir dann auch froh waren, denn keiner von uns wollte sich auf den vollen Kreuzfahrtschiffen mit Covid-19 anstecken. Denn Impfungen gab es ja noch nicht, die kamen erst Anfang 2021.
Und jetzt ist es August 2021 und wir holen als erstes die Fahrt nach, die wir der ganzen Familie für das Frühjahr 2020 versprochen hatten.
Seit kurzem erst fahren wieder mehrere Schiffe deutscher Reedereien. Noch werden keine Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften gemacht wie in anderen Ländern, aber auch die deutschen Reedereien haben erste Kreuzfahrten nur für Geimpfte im Programm, bedingt durch die Vorgaben der Zielhäfen.
Wir jedenfalls sind alle geimpft, anders hätten wir uns nicht unter die (deutlich reduzierten) Menschenmassen getraut. Und wieder zu Acht, unser Mittlerer kann studienbedingt nicht mit, dafür hat die Jüngste ihren Freund dabei.
Und so machen wir uns um 9 Uhr auf Richtung Kiel. Da Sommerferien sind haben wir reichlich Puffer eingebaut. Denn ankommen müssen wir so, dass wir unsere Check-In-Zeit nicht verpassen. Aufgrund der neuen Sicherheitsbestimmungen musste jeder im Vorfeld eine Check-In-Zeit buchen. Unsere ist 13:10 Uhr, doch dazu später.
Erst einmal die letzten Sachen in die Koffer packen, das Haus ordentlich hinterlassen und noch mehrfach gut überlegen, ob wirklich nichts vergessen ist. Und dann geht es fast pünktlich los.
Mit dem Elektromobil zum Schiff – ein kurzer Exkurs
Wie erwartet gibt es mehrere Staus, besonders um Hamburg herum, aber nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben, so dass wir gut durchkommen und schon um 12 Uhr ankommen.
Hier muss ich kurz zu einem Exkurs ausholen, der geneigte Leser mag mir das verzeihen. Aber auch das wiederholt sich, denn bei den letzten Kiel-Fahrten habe ich darüber berichtet, dass wir unser Elektroauto so 1-2x unterwegs kurz laden mussten, weil Autobahn eben mehr Strom frisst. Und wie begeistert wir trotzdem von dieser Art des Fahrens sind. In der Zwischenzeit ist die Entwicklung deutlich vorangegangen und Elektroautos mit großer Reichweite sind bezahlbar geworden. Damit ist wirklich jeder Gedanke an Reichweitenangst zu vergessen, unseres schafft nun über 550 km, auf der Autobahn sollten wir immer noch auf rund 450km kommen. Da ist Kiel mit rund 200 km kein Problem.
Ist es auch nicht, den Wagen zu bekommen war eher das Problem. Bis Anfang 2020 hatten wir als Zweitwagen immer noch einen Verbrenner in der Hinterhand, eben wegen der Gefahr plötzlicher weiter Fahrten, im Wissen um die Neuerungen wollten wir das nicht mehr und haben den neuen Mustang bestellt. Der hat nun aber über 1 Jahr auf sich warten lassen, erst wegen Corona, dann wegen der Chip-Krise, so waren jedenfalls die Begründungen. Und nun wurde dieser Wagen gestern ausgeliefert. Und wir fahren ihn heute das erste Mal. Und sind schier begeistert, was jeder nachvollziehen kann, der mit Elektromobilität unterwegs ist. Und nicht nur wir sind begeistert, bei den Staus auf der Autobahn zeigt so mancher Autofahrer Uhu-Qualitäten beim Verdrehen des Kopfes um unser Auto zu analysieren. Jedenfalls kommen wir in Kiel an, haben den Wagen dort gut ausgefahren, wo kein Stau war und immer noch 54% Akkukapazität.
Zum Parken haben wir wieder einen Platz in der Schlossgarage gebucht. Diese ist genau gegenüber des Liegeplatzes am Ostseekai und deshalb ideal gelegen. Für zwei Autos haben wir auch Stellplätze bekommen, unsere Jüngste brauchte ein bisschen, um zu überlegen wie das Kennzeichen des neuen Freundes ist und bis dahin war die Garage voll belegt. Deshalb parkt sie nun am Bahnhof, was auch immer noch zu Fuß erreichbar ist.
Der völlig neue Check-In – von einer Station zur nächsten
Die Koffer können wir sehr schnell seitlich am Terminal abgeben. Und dann sehen wir am Terminal eine endlos lange Schlange. Diese ist unterteilt in die verschiedenen Check-In-Zeiten, und da wir noch zu früh sind, stehen wir in der hintersten Schlange einmal halb um das Terminal herum.
Dann geht es aber zügig voran und unsere Schlange ist tatsächlich pünktlich an der Reihe, Und wird sehr schnell abgebaut, weil alles exzellent mit großem Personalaufwand organisiert ist. Dabei ist der Ablauf nun aber komplett anders als je zuvor:
Hintergrund ist das neue Corona-Sicherheitskonzept. Und das sieht vor, dass sich möglichst niemand an Bord anstecken kann. Und noch besser nur Corona-frei an Bord gelangen kann.
Die erste Stufe dazu ist, dass jeder frühestens 24 Stunden vor Check-In zu Hause einen Corona-Schnelltest machen muss. Wer positiv ist, soll gar nicht anreisen und sich beim Gesundheitsamt melden. Das Testergebnis muss jeder mitbringen und nachweisen.
Am Terminaleingang wird dann geprüft, welche Kabine man hat, damit nur gebuchte Reisende eintreten können. Dahinter sind zwei Schalter, an denen das mitgebrachte Schnelltest-Ergebnis geprüft wird und der vorher ausgefüllte Gesundheitsfragebogen eingesammelt wird.
An der nächsten Station sind die Schalter alphabetisch nach Nachnamen sortiert und dort erhält jeder ein vorbereitetes Teströhrchen, das dann zur nächsten Station mitgenommen wird. An dieser finden hinter Stellwänden verborgen die nächsten Tests statt: Ein PCR-Test. PCR sind ja die genauesten und sichersten Tests und seit einiger Zeit gibt es die Möglichkeit, diese als Schnelltest (> 1 Stunde) zu machen. Und hier läuft es, wie viele es bereits kennen: komplett vermummte Gestalten in Hygieneanzügen desinfizieren sich erst selbst und stecken dann einen Tupfer hinten in den Rachen, wo es so nett reizt und dann noch einmal in jedes Nasenloch, was auch hinten am Hirnstamm hübsch kitzelt. Huh, es gibt schönere Arten, den Urlaub zu beginnen. Aber fraglos nötig und richtig. Nur dass wir sonst immer auf der anderen Seite des Tupfers stehen, das ist deutlich angenehmer…
Nun erst geht es eine Etage höher und alles läuft hier wie gewohnt weiter: Schlangen vor dem eigentlichen Check-In, Foto von jedem, Bordkarte empfangen. Normalerwiese geht das für uns aufgrund unserer Clubstufe schneller, dafür ist extra eine Überholspur eingerichtet, aber diese wird uns heute glatt vorenthalten. Der junge Mitarbeiter ist neu und lässt uns nicht darauf und so müssen wir in langer Schlange die üblichen Serpentinen ablaufen. Was besonders deshalb gemein ist, weil der Mitarbeiter kurz danach abgelöst wird, und der Neue ist nicht neu, sondern kennt sich aus und so ziehen andere an uns vorbei.
Das ganze dauert aber nicht lange, es sind genug Schalter da. Unterschied zu früher ist nur, dass in allen Schlangen, auch außen und die ganze Zeit im Terminal Masken getragen werden müssen und Abstand eingehalten werden muss. Was auch gut klappt.
Letzte Station ist der übliche Röntgenapparat am Sicherheitscheck und auch den bewältigen wir schnell und routiniert. Pfefferspray hat diesmal auch keine der nicht namentlich genannten Schwiegertöchter-in-spe dabei.
Banges Warten in der Kabine
Und dann dürfen wir endlich auf das Schiff, können das aber noch nicht genießen, denn alle müssen direkt auf ihre Kabine und dort ca. 1,5 Stunden verharren, bis klar ist, dass der PCR-Test negativ ist. Hierzu ist schon ein Aufkleber auf der Bordkarte aufgebracht, der uns anweist, bis 15:10 Uhr zu warten.
Das machen wir und das ist eine furchtbare Zeit. Wir trauen uns noch nicht auszupacken und Minute um Minute vergeht langsam und wir warten. Da ist ja die Mentalität eines jeden anders, meine ist so, dass ich mir immer vorstelle, wie furchtbar es jetzt wäre, einen Anruf zu bekommen und das Schiff dann wieder verlassen zu müssen.
In einem anderen Reisebericht habe ich gelesen, wie jemand dann kurz vor Ablauf der Wartezeit noch einen Anruf bekam. Ihm rutsche schon das Herz in die Hose, es war tatsächlich die Rezeption, aber es wurde nur mitgeteilt, dass aufgrund eines Fehlers die Wartezeit etwas verlängert werden muss.
Horror. Aber nichts passiert, kein Anruf mit der negativen Mitteilung eines positiven Tests (was in unserem Beruf mit vielen Kontakten mit kranken Menschen nicht völlig abwegig wäre). Um Punkt 15:10 Uhr springen wir erleichtert auf, jetzt kann der Urlaub beginnen und tatsächlich fällt schlagartig Anspannung von uns ab. Das Testergebnis werden wir dann bis morgen an unsere Kabinentür bekommen, es muss in Schweden samt Perso bei sich geführt werden.
Wir telefonieren gleich rund, nur unsere Kleine können wir nicht erreichen. Was ist da wieder los? Letztlich nichts Schlimmes: Sie haben die Wartezeit an der Rezeption verbracht, weil die Bordkarten an der Kabinentür nicht funktionierten. Neuprogrammierung brachte nichts, letztlich musste ein Techniker kommen und das an der Kabinentür reparieren.
Auch die Rettungsübung hat ein neues, viel besseres Konzept. Statt großer Übung kann man eine Sicherheitseinweisung besuchen. Diese findet an der üblichen Rettungsstation statt, immer in kleinen Gruppen, so wie die Leute eintrudeln. Jeder wird gebeten, direkt nach der Kabinenzeit zur Einweisung zu gehen. Unsere ist im Weite Welt Restaurant. Eine engagierte Mitarbeiterin bittet uns in kleinen Gruppen zu sich, jeder legt dann nach ihrer Anleitung und ggf. mit ihrer Korrektur die Rettungsweste an und dann wird gemeinsam ein kurzer Sicherheitsfilm gesehen. Ist genauso effektiv wie die große Übung, aber schneller und persönlicher. Danach wird die Bordkarte eingelesen als Beleg der Teilnahme und das war’s. Im Hintergrund wartet die nächste Kleingruppe, große Wartezeiten entstehen nicht.
Wer das nicht gemacht hat, wird nach Ende des gesamten Check-In dann zur großen Rettungsübung verpflichtet. Diese findet statt wie bisher, es nimmt ansonsten aber nur die Crew daran teil. Super gelöst, aber für AIDA sehr personalintensiv, wie auch das geänderte Essen. Der geneigte Leser darf jetzt über die gelungene Überleitung staunen.
Restaurant unter Corona-Bedingungen
Und dann treffen wir uns alle im Fuego Restaurant, um einer jahrelangen Tradition zu frönen: Als erstes gibt es einen Burger. Unsere Kleine samt Freund kommt wegen der Kabinenprobleme etwas später und wechselt zu Pizza.
Hier wird es Zeit, etwas zum Sicherheitskonzept in den Restaurants zu schreiben. Bis jetzt war es so, dass AIDA in jedem Restaurant, auch in allen Buffet-Restaurants Bedienung am Platz eingeführt hat, Buffets waren komplett abgeschafft. Hier konnte nun in den Buffetrestaurants zwischen mehreren Gerichten gewählt werden, wobei die Gerichte oder Desserts beliebig oft geordert werden konnten.
Diese Fahrt ist nun die allererste, auf der die AIDAprima (einige andere Schiffe der Flotte waren ein paar Tage früher) wieder Buffets in zwei Restaurants (Marktrestaurant und Weite Welt Restaurant) einführt. Eine enorme Freude für uns, weil wir das Buffet mit der Möglichkeit, sich immer wieder selektiv geliebte Speisen zu holen, so mögen. Wie das Konzept läuft und wie es klappt, werde ich an den nächsten Tagen berichten.
Jetzt jedenfalls werden wir am Eingang vom Kellner in Empfang genommen, dieser führt uns zum Tisch. Dort liegt en Kärtchen, das auf „belegt“ gedreht wird. Dies sichert, dass auch nach unserer Mahlzeit der Tisch erst wieder neu belegt wird, wenn er komplett desinfiziert ist.
Ein Kellner nimmt unsere Getränke und Speisewünsche auf, ein anderer bringt dann Getränke, ein weiterer das Essen. Das geht alles sehr schnell und ist – wie bisher – alles inklusive.
Und das genießen wir jetzt endlich: Der erste Burger, das erste Gefühl, dass wir angekommen sind!
Auslaufen über die Förde
Danach gehen wir noch eine Runde über Deck, schauen über Kiel, den Fjord (sorry, leichte Norwegen-Schädigung) hinunter, auf die neben uns liegende Vasco da Gama und die auf der anderen Seite der Förde liegende riesige MSC Seaview.
Und dann trauen wir uns, uns endlich in der Kabine einzurichten: Koffer aus, alles an seinen gewohnten Platz, als Clubgeschenk erwarten und schon AIDA-Handtücher, etwas Balkon genießen. Ein bisschen Zeit haben wir, wir haben uns um 18 Uhr an Deck verabredet, um das Auslaufen zu erleben. Kapitän Przemyslaw Kurc überrascht uns aber und fährt einfach ein paar Minuten vor 18 Uhr los, so dass wir das „Sail away“ zum Teil auf dem Weg nach oben miterleben.
Dann ist es aber herrlich, wir haben den Blick auf die Ostseite, zunächst auf die Werft, dann das Terminal Ostuferhafen, dann die nächsten Orte, Strände, Sperrgebiet, U-Boot-Ehrenmal und das berühmte Marine-Ehrenmal Laboe. Im Moment haben wir Sonne bei 21°C und genießen dieses erste Auslaufen sehr. Noch ein Punkt, an dem ich sagen kann: Endlich wieder! Fraglos ist das erste Auslaufen immer das schönste, da liegt noch der ganze Urlaub vor uns.
Als wir dann auf dem offenen Meer sind, genießen wir noch den Balkon. Das liebe ich sehr: Auf dem Balkon sitzen und einfach über das Meer schauen. Und nebenbei ein bisschen Reisebericht schreiben.
Um 19:30 Uhr haben wir uns wieder im Marktrestaurant verabredet, um noch etwas frisches Obst zu genießen. Hier nun also die Neuerung mit dem Buffet, das erste Buffet bei AIDA seit Monaten. Klappt insgesamt gut, auch wenn AIDA die Einbahnstraßen-Regelung noch nicht hinbekommt, das werde ich die nächsten Tage berichten.
Wir genießen das sehr, aber beim Obst bleibt es dann doch nicht, zu viel Verführerisches…
Show unter Corona-Bedingungen
Zum Abschluss gönnen wir uns noch einen Begrüßungs-Cocktail im Theatrium. Interessanter Weise nimmt jeder etwas anderes, früher war das einheitlich ein Aperol. Nur die Alten halten noch dran fest. Nebenbei läuft eine Show. Auch Corona-bedingt darf kein großes Ensemble auf der Bühne stehen. Deshalb wurde eine bestehende Show für 1 Tanz-Paar und 1 Akrobaten-Paar umgeschrieben. Diese sind live auf der Bühne, während andere Teile der Show mit großem Ensemble auf der LED-Wand eingeblendet werden. Die Show heißt jetzt „Secret Garden Moments“, eine schöne Erinnerung, bei manchem Lied haben wir die Tänzer direkt vor Augen, bevor sie auf der LED-Wand erscheinen. Hoffentlich wird auch das bald wieder erweitert, bei dem sehr guten Hygiene-Konzept ist mir nicht klar, warum nicht ein großes Ensemble auftreten sollte.
Und dann sind wir einfach nur fertig von der Anspannung des Tages und fallen in sofortigen Schlaf. Nein, nicht direkt im Theatrium, in die Kabine schaffen wir es noch. Und fahren einem ganz besonderen Jubiläum entgegen.
Die erste Etappe sind 440 km bis Göteborg.
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