Mittelmeer 3 mit der AIDAblu, Tunis / La Goulette 19.08.14
Nun ist es passiert. Es hätte nicht passieren dürfen. Schon seit dem letzten Mal haben wir es befürchtet und auch von gestern haben wir uns nicht blenden lassen: Es gibt keinen Lachs. Und nun müssen nur noch die Eier hart sein. Dafür sollen wir wachsam eben mal Terroristen aus dem Weg gehen.
Mittelmeer pur: Doppelt Tunesien, Italien, Frankreich, Spanien
AIDAblu 2014
Ein Frühstück auf See ohne Lachs mit Meerrettich ist unvorstellbar, ich meine auch, das Recht auf Lachs ist ein Menschenrecht oder ist zumindest in den Reisebedingungen festgeschrieben. Aber es nützt nichts, im Bella Donna gibt es heute nur diese furchtbaren salzigen Lachsschnitzel.
Ohne Lachs und Eier
Der geneigte Leser mag sich erinnern, wie wir beim letzten Mal einfach ins Weite-Welt-Restaurant gegangen sind, um uns mit klarem Revoluzzer-Verhalten den Lachs ins Marktrestaurant zu holen. Doch das scheitert diesmal an 3 Gegebenheiten: Zum einen gibt es auf den 4 großen Schiffen kein Weite-Welt-Restaurant, zum 2. schließt das Marktrestaurant heute zu früh, so dass wir auf das Bella Donna angewiesen sind und zum 3. stehen heute am Eingang des Marktrestaurant sowohl der Restaurantchef als auch der Küchenchef und wachen darüber, dass niemand Speisen aus dem Restaurant schleppt. An denen kommen wir nicht vorbei. Was soll das für ein Tag werden, wenn er ohne Meerrettich-Lachs beginnt. Am Ende enthält man uns auch noch die weichgekochten Eier vor. Unglaublich.
Es gibt keine weichgekochten Eier. Dort wo die Schale stehen sollte, liegt ein Schild mit der Aufschrift „Wir füllen gerade für sie nach“. Das ist ok, frisch zubereitet ist gut. Nach 10 Minuten liegt das Schild da immer noch. Kurz grübeln: Weich gekochte Eier brauchen 5 Minuten. Wenn das Schild da schon länger liegt, ohoh… Und als sie dann kommen, wer hatte wie immer recht? Das Bemühen, auch die letzte Salmonelle mit Hitze abzutöten, hat gefruchtet, vermutlich ist jedes arme Bakterium inzwischen verdampft, so hart sind jedenfalls die weichgekochten Eier.
Nein, heute können mich weder die verschiedenen Käsesorten, die Marmeladen, das Obst, die Müslis, nicht einmal die zahlreichen überbackenen Tomaten, die ich aus Verzweiflung vertilge trösten. Schon gar nicht diese Massen an Aufschnitt, Rührei oder Speck, die überall rumliegen, für heute habe ich fertig…
Der Blick von außen auf die Stadt
Seit heute Morgen liegen wir in La Goulette, dem Hafen von Tunis in Tunesien. Es ist etwas diesig, trotzdem ist ohne Sonnenbrille auf dem Deck nichts zu sehen, so brennt die Helligkeit in den Augen. Die Temperatur steigt heute bis 39°C an, das ist ein kleiner Unterschied zu den immer noch 17°C in Hamburg. Wie jedes Mal lockt uns Tunesien wieder nicht von Bord. Unsere Zeit kommt in den nächsten Tagen mit den verschiedenen italienischen Häfen, in denen wir jeweils einen ausführlichen Plan haben. Aber abgesehen davon, dass wir Tunis nicht wirklich verlockend finden, finden wir für uns viele moslemische Länder als zu unsicher. Dies wird bestärkt durch eine Warnung in der AIDAheute. Ich muss das mal zitieren: „In Tunis/LaGoulette besteht ein latente Gefährdung durch Anschläge mit terroristischem Hintergrund. Im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit möchten wir Sie bitten während der Aufenthalte an stark belebten Orten … besonders aufmerksam zu sein.“
???
Heißt das, dass ich durch besondere Aufmerksamkeit verhindern kann, Opfer eines terroristischen Anschlags zu werden? Muss ich an belebten Orten nur die anderen Leute abchecken, ob einer besonders terroristisch aussieht oder einem anderen Kabel aus dem Rucksack hängen? „Oh, da hinten steht ein Terrorist, lass uns mal den anderen Weg nehmen“…
Nein, tut mir leid, diese Warnung verstehe ich nicht richtig (liegt ja vielleicht nur am fehlenden Lachs) und wir bleiben dann doch lieber besonders aufmerksam an Bord.
Im Fernseher erscheint die Nachricht, dass wir eine Kabinenpost haben. Dort steht, dass heute der Balkon gereinigt wird und wir uns lieber fernhalten sollen, weil wir sonst nass würden. Tatsächlich kommt schon gegen 8 eine Balkondusche. Zum Glück sind wir ja gehorsam und haben uns ferngehalten. Erst dachten wir, wie schade das ist, bei einem solchen Wetter den Balkon nicht nutzen zu können. Aber später merken wir, wie trotz der See die Luft auf dem Balkon unglaublich heiß steht. Da kann man überhaupt nicht lange sitzen.
Also genießen wir in der Blu Bar einen nicht sehr guten Milchshake, schauen nebenbei zu den Proben, diesmal von den Sängern, und gehen anschließend zu einer heißen Runde „Skip-Bo“ in die AIDA-Lounge. Diese dann später zu verlassen stellt sich als schwieriger heraus, weil der Zugang an beiden Eingängen inzwischen mit Absperrband geschlossen ist, weil wohl später eine geschlossene Gesellschaft geplant ist.
Am frühen Nachmittag geht es dann doch auf dem Balkon und wir genießen dort um 16 Uhr die Ausfahrt aus La Goulette. Mit Lesen verbringen wir die Zeit bis zum Abendbrot im Marktrestaurant. Meine Highlights heute: Kross gebratene Ente, Marktgemüse und Tomate-Mozzarella.
Das Abendprogramm ist wieder richtig Klasse. Erst die Tanz-Show „Après la Pluie“. Es ist immer wieder erstaunlich, wie synchron die 8 Tänzerinnen und Tänzer sind, wie athletisch und doch geschmeidig die Bewegungen aussehen und wie sie trotz aller Anstrengungen immer lächeln.
Im Anschluss singen die 6 Solisten Lieder von Phil Collins in der Show „In the Air Tonight“. Wieder eine großartige Show, das Theatrium ist brechend voll und wir alle sind begeistert.
Die nächste Etappe sind 356 Kilometer bis Palermo.
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