Gran Canaria bis Hamburg 3 mit der AIDAsol, Las Palmas 09.04.17
Die Anfahrt ist wie immer, aber dann gibt es einen rasanten Start und fremdbestimmte Freiwillige. Fett-Muskeln, die beweisen, dass Masse nicht auszulöschen ist. Und die versehentliche Verwechslung von Traube und Schlange. Eine Gruppe älterer Prolls adoptiert sich selbst in unsere Familie und damit ist mal eben mein Ruf für die ganze Reise zerstört.
Unsere Jubiläumsfahrt: Von Gran Canaria nach Hamburg
AIDAsol 2017
Vor 2 Jahren haben wir die AIDAsol von Norwegen nach Gran Canaria begleitet. Diesmal geht es anders herum und wir fliegen nach Gran Canaria, um von dort mit der AIDAsol ganz bequem nach Hamburg zurückzukommen. Nur ein Flug – das kommt insbesondere denjenigen unter uns mit natürlicher Höheskepsis sehr entgegen…
Logistische Leistung zum Start
Das fordert allerdings auch einiges an logistischer Leistung, denn Abflug ist in Hannover, Ankunft mit dem Schiff in Hamburg, so dass wir nicht wie gewohnt einfach das Auto stehen lassen können. Das heißt: Können wir schon, nur so richtig sinnvoll ist das nicht, wenn das Auto in Hannover und wir in Hamburg rumstehen. Also muss das Opa-Taxi herhalten. Mit etwas Verspätung geht es dann los, denn zu Hause soll ja alles ordentlich hinterlassen werden, damit wir uns bei Rückkehr gleich wohlfühlen.
Zunächst geht es bei herrlichem Sonnenschein über Landstraßen, der erste warme, sonnige Tag seit Wochen. Da heute Sonntag ist und die Ferienreisewelle gestern gerollt ist, sind die Straßen recht leer und wir erreichen den Flughafen viel zu früh. Im Terminal 3 finden wir die Condor-Schalter. Bei Condor kann man 24 Stunden vor Abflug online einchecken, was wir gestern auch gemacht haben. Dadurch müssen wir nur noch die Koffer am Baggage-drop-off-Schalter abgeben. Und das ist in diesem Moment besonders sinnvoll, denn anders als sonst steht hier eine lange Schlange, während die normalen Check-In-Schalter kaum belegt sind. Also gehen wir an einen normalen Schalter, an dem wir unsere Koffer genauso los werden und vertilgen dann die letzten mitgebrachten Kleinigkeiten, die wir sonst nicht durch die Sicherheitskontrolle bekommen würden (damit meine ich nicht den Zirkel oder die Kosmetika, mit denen wir in der Vergangenheit aufgefallen sind, sondern Käsestangen und Smoothies).
Aber zumindest einen Sinn hatte das Einchecken gestern doch, denn wir haben so Plätze nebeneinander, wir bekommen mit, dass eine Familie mit kleinen Kindern nur noch Einzelplätze über das Flugzeug verteilt bekommen hat.
Auffällige gibt es immer…
Die Sicherheitskontrolle in Hannover gefällt uns erneut gut, denn das Personal ist wieder sehr freundlich, hat Zeit und so macht das Ganze mehr Spaß als sonst. Und diesmal fallen wir nicht mal auf, nur dadurch, dass wir uns unnötiger Weise Gedanken um Zipp-Beutel gemacht haben, denn Nasenspray als Medikament hätte dort gar nicht reingemusst, so werden wir informiert.
Irgendwie vergeht die Zeit am Gate auch, hier habe ich den Vorteil, dass mein Dienstanbieter mir als Werbung 100GB Inklusiv-Volumen geschenkt hat, die noch bis heute gültig sind und so kann ich YouTube-Filme über Bienenhaltung sehen. Und zwischendurch sinnlos rumlaufen, schließlich müssen wir gleich noch 5 Stunden im Sardinen-Bomber sitzen…
Boarding beginnt fast pünktlich. Erstaunlich ist, dass erst einmal die hinteren Reihen aufgerufen werden. Nein, das ist nicht das Erstaunliche, denn das macht Sinn, dass das Boarding entzerrt wird und damit schneller geht. Das Erstaunliche ist, wie viele Leute schon in den vorderen Reihen sitzen und sich damit einfach schon hereingemogelt haben.
Mehrfach muss dann der Kapitän darum bitten, dass sich erst einmal alle hinsetzen und erst in der Luft vergessene Sachen aus den Handgepäck-Fächern holen. Er begründet das damit, dass jetzt in den Ferien die Startzeiten eng getaktet sind und wenn wir unseren Zeitkorridor verpassen würden, dann würde sich der Flug erheblich verspäten. Aber es ist unglaublich: Trotz dieser Erklärung gibt es immer noch Leute, die ihr Nackenkissen und was auch immer aus dem Rucksack pulen…
Trotzdem schaffen wir es, mit nur wenigen Minuten Verspätung zu starten. So einen rasanten Start habe ich noch nie erlebt: Normalerweise rollt das Flugzeug über viele kleine Wege gemächlich Richtung Startbahn, muss hier und da an der Fußgängerampel halten und wartet dann schließlich auf der Startbahn, holt nochmal tief Luft und dann geht es los. Heute ist das anders, eher wie bei der Formel 1: Wir gehen scharf in jede Kurve, gerade dass die Reifen nicht driften. Direkt aus der letzten Kurve nutzt der Kapitän dann den Schwung und geht in den Start und das ohne Luft zu holen (ich auch nicht). Und so ist keine Zeit zum Nachdenken: Schon sind wir in der Luft und es gibt Sandwiches und Kaffee, Tee oder Wasser. Der Steward betont mehrfach, dass wir dazu von AIDA eingeladen sind, netter Weise auch die wenigen Nicht-AIDA-Gäste an Bord. Softgetränke und Härteres sind allerdings zuzahlungspflichtig – ganz wie in der Apotheke…
Mit dem Platz habe ich diesmal Pech, denn neben mir sitzt ein wahres Muskelpaket. Der geneigte Leser denkt hier natürlich sofort an die beste Ehefrau von allen, und so naheliegend dieser Gedanke auch ist, so falsch ist er: Da wir zu viert sind und jede Bank nur 3 Plätze hat, wird bei jedem Flug einer freiwillig bestimmt, der in der Nachbarbank sitzen darf. Dreimal darf der geneigte Leser raten, wer hier immer wieder freiwillig gemeldet wird. Jedenfalls sitzt nun also so in Muskelpaket neben mir (ich hab jetzt nicht nachgeschaut, da mögen auch Fett-Muskeln sein, die sich aus rein physikalischen Gründen („Masse ist nicht auszulöschen, nur umzuwandeln“) bis zu meinem Sitz umwandeln… Kurz: ich sitze unbequem.
Dann kann die Flugzeit schon lang werden. Nachts fliegen ist besser, denn mit Nickerchen vergeht die Zeit schneller. So sind nach Essen und Trinken fast noch 4 Stunden Flug. Reisebericht beginnen und gefühlt stundenlanges spielen am Handy – immer noch 2 Stunden. Puh…
Aber auch das vergeht mit noch mehr Spielen und Schreiben. Und schließlich landen wir nach 5 Stunden in Las Palmas auf Gran Canaria. Die beste Nachricht ist, dass wir das im ersten Versuch schaffen, nicht mit drei Versuchen wie letztes Mal.
…manchmal bin ich das
Ganz hinten im Flugzeug bedeutet: als letztes Aussteigen, das bedeutet aber auch, dass die Koffer bereits nach kurzer Zeit auf dem Kofferband kreisen. Alle sind da, das ist immer noch ein sorgenvoller Gedanke. Draußen im Terminal warten schon AIDA-Mitarbeiter. Davor bildet sich jetzt eine Traube aus den Passagieren von unserem Flug. Da ich hier hinten nichts sehen und hören kann, gehe ich ein bisschen an die Seite und habe mich damit auch wieder mal gleich gut eingeführt: Die Traube war keine Traube, sondern eine Schlange und ich hab mich grad an allen vorbeigeschoben und bekomme die Nummer meines Busses in die Hand gedrückt. Das ist mir nun aber peinlich, Vordrängeln mach ich eigentlich nicht, und prompt gibt’s Schimpfe von der besten Ehefrau von allen. Aber es ist niemandem ein Schaden entstanden, wir gehen alle zu dem gleichen Bus, der auch reichlich Platz hat und erst losfährt als alle eingestiegen sind. Als Buße warte ich beim Aussteigen aus dem Bus bis alle anderen raus sind und steige dann als letzter aus und schleiche beim Check-In hinter allen anderen her.
Die 20 Minuten Fahrt vom Flughafen zum Hafen zeigt uns noch einmal, dass Gran Canaria auf dieser Seite der Insel alles andere als attraktiv ist. Felsig, kahl, Kilometer um Kilometer zugebaut mit Mietskasernen, Firmen, Hütten, Schrott. Zum Glück kennen wir auch andere Seiten der Insel, das Urteil wäre sonst vernichtend. Auch das trübe Wetter verstärkt diesen Eindruck.
Geerbte Proll-Familie
Gegen 19 Uhr sind wir dann am Schiff. Der Check-In geht schnell, dass ich wie geplant hinter allen herschleiche nützt gar nichts, denn wir werden gleich auf die Überholspur geleitet, ein Goodie unserer Clubstufe. Der Einweiser betont ausdrücklich, dass ich mit meiner ganzen Familie diese Überholspur nutzen darf, was dazu führt, dass sich eine größere Gruppe älterer Herrschaften spontan in meine Familie hineinadoptiert. Und nun neben uns herumprollt und den Check-In nun sofort stürmen möchte („da ist doch Platz, wir gehen dahin“). Es gelingt mir, mäßigend auf die Leute einzuwirken („man wartet hier, bis man aufgerufen wird“), aber nun wissen die Umstehenden, die meinen Fauxpas am Flughafen ja schon erlebt habe, woher ich die Unverschämtheit geerbt habe. Ich glaube, das kann ich die ganze Fahrt nicht wieder gut machen.
Umso glücklicher sind wir, als wir dann endlich an Bord sind. Als erstes stürmen wir den California Grill, um traditionell am ersten Abend einen Burger zu vertilgen. Dabei haben wir damit gerechnet, dass wir nirgends einen Platz bekommen, da ja heute alle anreisen und Hunger haben, aber im Gegenteil sind alle Restaurants nur halb voll. Und das, obwohl das Schiff komplett voll ist und viele Kabinen mit kleinen Kindern zusätzlich belegt sind, wie mir der Restaurantchef des Rossini im Anschluss erklärt.
3 unserer 4 Koffer finden wir auf den Kabinen wieder. Ich weiß genau, dass ich alle 4 beim Busfahrer abgegeben habe. Aber um 20:45 Uhr ist erst einmal Rettungsübung, danach finden wir den fehlenden Koffer an der Rezeption, weil die Namens-Banderole abgerissen ist. Also wirklich, wie gehen die denn mit den Koffern um, die war am Bus noch dran.
Nach dem Auspacken und Einziehen in die Kabinen wäre eigentlich die Begrüßungs-Show auf dem Pooldeck samt Geburtstagsparty für die AIDAsol. Aber nun sind wir alle müde vom vielen Warten: Warten auf den Flug, warten auf den Abflug, warten bis der Flug endlich vergeht, warten dass der Bus abfährt, warten, dass die halbe Stunde Rettungsübung vergeht. Deshalb warten wir nur noch bis zum Auslaufen, das wir auf unserem Balkon erleben. Wir denken noch, dass die Nacht die einzige Zeit ist, in der diese Ecke von Gran Canaria schön ist, als wir auch schon ins Bett fallen und sofort einschlafen.
Die erste Etappe geht nur um die Ecke bis Arrecife / Lanzarote.
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