Kurzreise ab Kiel mit der AIDAbella, Kiel 29.05.19

Die Geschichte unserer Anreise nach Kiel ist heute eher eine Lehrstunde in Elektromobilität und IKEA. Aber wie immer ist es unsere Geschichte. Und keine Sorge, nach dem Elektrobericht schwenke ich mühelos zum Reisebericht und zur Ankunft auf der AIDAbella um, mit der wir verspätet nach wundervoller Rettungsübung in die Ostsee aufbrechen.

Kiel 19.05.29 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Beste Liegeplätze bei der Ostsee-Kurztour
AIDAbella 2019

So mitten aus dem Alltag ohne große Vorbereitung auf Reise zu gehen, haben wir auch noch nicht gemacht. Aber wenn mal eine Kurzreise in den Alltag eingeschoben wird, ist das wohl so. Das ist aber auch gar nicht wichtig: Wichtig ist uns nur, wie jedes Jahr auch dieses Jahr mit unseren besten Freunden gemeinsam zu fahren und viel Ruhe, viel Essen und viel Spielen zu haben. So ist jedenfalls der Plan.

Ladesäule IKEA Moorfleet Kiel 19.05.29 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Bis gestern spät abends haben wir noch alles abgearbeitet, was nicht bis nächste Woche liegen bleiben darf. Nur dann haben wir auch das gute Gefühl, nicht an die Arbeit denken zu müssen, sondern wirklich frei abschalten zu können. Das scheint nun auch zu klappen und nach einer kurzen Nacht klingelt der Wecker früh und wir bereiten alles für die Reise vor. Eine große Hilfe sind dabei ToDo-Listen: Packliste, Hinterlassen von Arbeit und Haushalt etc.

Per E-Auto nach Kiel

Diesmal kommt ein besonderer Umstand hinzu: Die Reise beginnt ab Kiel. Und wir haben dort genau gegenüber des Terminals einen Parkplatz in der Schlossgarage reserviert. Sehr nah am Schiff und deutlich günstiger als die Kreuzfahrt-Parkplatz-Anbieter.

Einziger Nachteil ist die Einfahrtshöhe, die wir nur nehmen können, wenn wir bei unserer Familienkutsche vorher mit einem Dosenöffner das Dach abheben. Die Kutsche ist zwar alt, aber diese Idee scheint uns doch so verlockend wie Hämorrhoiden und deshalb lassen wir das sein.

Nun haben wir ja schon vor Jahren angefangen, unseren Haushalt nach und nach auf Umweltverträglichkeit umzustellen. Und in dem Zusammenhang haben wir uns vorletztes Jahr ein Elektroauto zugelegt. Das ist zwar für uns total Klasse, weil wir einerseits die Fahreigenschaften lieben, andererseits nahezu immer kostenlos und umweltfreundlich tanken durch die eigene Photovoltaikanlage. Nur die Reichweite. Die ist zwar schon viel besser, als bei der ersten Generation von E-Autos, aber nicht so groß, wie wir es jetzt gerne hätten. Solche Autos gibt es zwar auch, die sprengen aber noch unser Budget. Im Klartext: Wir schaffen über Land 170-190 Kilometer. Autobahn wird weniger. Und das reicht gerade nicht bis nach Kiel.

Kiel 19.05.29 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Nun sind die Ängste der meisten Menschen wegen der Reichweite unbegründet, da wir wie fast alle Menschen nur sehr selten weite Strecken fahren. Wie oft fährt der Durchschnittsbürger über 150 Kilometer? Wir jedenfalls so selten, dass wir dann auch Bahn oder Mietwagen bezahlen könnten, mit der gesparten KfZ-Steuer und dem kostenlosen Tanken ist das drin.

Aber nun wollen wir es wissen. Es gibt ja viel Jammerei wegen fehlender Ladesäulen oder der Kompliziertheit dieser Geräte. Die Alltagstauglichkeit werden wir nun hier und heute testen.

Wir sind gut vorbereitet. Es gibt Anbieter, die kostenlos sogenannte Ladekarten verteilen, mit denen man an den meisten öffentlichen Säulen einfach über eine App laden kann. Säule auswählen, in der App auf „Starten“ drücken und fertig. Kosten werden vorher angezeigt. Wir sind gespannt.

Entlang der Strecke haben wir uns im Vorfeld schon Säulen ausgesucht, die schnell laden und nicht übertrieben teuer sind (zwischen 7,50 und 35,- € für ein Laden bis 80% haben wir alles gefunden). Auch ein paar Alternativen, denn nichts ist peinlicher, als sich mit der letzten kWh bis zur Säule zu schleppen, die dann defekt ist oder durch einen Tesla mit Riesenakku und Ewig-Laden besetzt ist oder so.

Jedenfalls geht es nun gut vorbereitet mit allen Unterlagen und Koffern los. Und selbst die Kinder vergessen wir nicht. Das ist für uns total ungewöhnlich: Außerhalb der Ferien schon morgens um 9:30 Uhr durch die Gegend zu fahren. Das geht auch nur, weil die Kinder wegen Abiturprüfungen an der Schule heute frei haben. Und so sind wir schon früh kurz nach Öffnungszeit bei IKEA in Hamburg. Herrlich leer dort.

Mit Ladepause im Möbelhaus

Ach so, erwähnte ich das nicht? Natürlich müssen wir Freizeit optimal ausnutzen. Und da ist der besten Ehefrau von allen aufgefallen, dass die Kinder noch 4 Gutscheine haben, die bereits in ein paar Tagen ungültig würden. Also müssen wir einen Zwischenstopp bei IKEA machen. Nun ist IKEA für den Durchschnittsehemann eher ein Alptraum für den Urlaubsbeginn. Aber die raffinierteste Ehefrau von allen hat einen unschlagbaren Trumpf ausgespielt: Seit März diesen Jahres hat IKEA an allen Einrichtungshäusern Schnelllader aufgestellt. Für Kunden kostenlos. Also wird es jetzt doch nichts mit dem Testen der öffentlichen Ladesäulen, wenn wir das hier inklusive haben.

Und da muss ich sagen, das ist wirklich Service: Die Ladesäulen, hier in Moorfleet mit 4 Parkplätzen, sind direkt am Eingang. Wir sind im Moment die einzigen. Nur ranfahren, Stecker auswählen (es gibt ja noch verschiedene Standards) und einstecken. Klappt problemlos, Auto meldet die Verbindung und nichts passiert. Da ist unserer Unerfahrenheit zuzuschreiben. Nachdem wir entdecken, dass das Display ein Touchscreen ist, geht es ganz einfach: Draufklicken, auswählen, welchen Stecker wir genommen haben, die Säule verbindet sich mit dem Wagen, dann geht es los. Und wir marschieren in den Markt und lösen die Gutscheine ein. Warum, ist mir nicht klar, aber bis jeder sich etwas ausgesucht hat (inkl. des Autors dieser Zeilen), dauert es 1 Stunde. In der Zeit hat die Säule den Wagen nicht nur wie versprochen bis 80% aufgeladen, sondern aufgrund der langen Wartezeit gleich bis zu 97% weitergeladen. Was uns natürlich Recht ist.

Kiel 19.05.29 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Das war jetzt extrem einfach und erleichternd. Wo soll also das Problem sein, eine Pause kann man ja wirklich mal machen. Die an öffentlichen Stationen gerne kürzer sein kann, denn die IKEA-Schnelllader sind mit 22 kW bei weitem nicht so schnell wie die neuen 150 kW-Lader. Und wir kommen in Kiel mit 87 km Restreichweite an.

Ok, ich bin gleich fertig, nur noch ein Wort zur Fahrt: Das Ganze funktioniert nicht, wenn man mit 200 über die Autobahn braust. Das haben wir schon mal auf Fahrten nach Hamburg ausprobiert, nachdem darüber viel diskutiert wurde: 130 km/h ist eine sehr angenehme Reisegeschwindigkeit ohne die Anspannung, Verspannung und Jagd des Rasers.

Und genauso mache ich es wieder: Stelle den Tempomat auf 133 km/h, überlasse dann der Automatik die Geschwindigkeitskontrolle. Diese orientiert sich am Vordermann, verfolgt den solange wie möglich, beschleunigt aber nur bis max. 133, fährt langsamer, wenn der Vordermann bremst. Das funktioniert gut, ich brauche kein Gaspedal mehr, lasse meinen Fuß aber immer über der Bremse schweben, denn ich vertraue der Technik nicht. Was auch gut ist, denn wenn einer uns schneidet, viel zu knapp vor uns einschert und dann bremst, dann erkennt die Automatik das nicht immer, wenn der Vordermann erst halb auf unserer Spur ist. Trotzdem ist das ein megaentspanntes Fahren und ein sehr guter Kompromiss zwischen Geschwindigkeit und Reichweite. Abgesehen davon, dass das auf vielen Strecken gar nicht durchzuhalten ist, denn viel zu oft gibt es Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 120 km/h, bei denen ich den Tempomat auf, ähm, 125 stelle. Super Fahren, so machen wir das jetzt immer.

Endlich wieder an Bord

Genug davon, wir erreichen Kiel bei strahlendem Sonnenschein. In der Parkgarage überzeugt sich der Pförtner, dass wir wirklich reserviert haben, es sind genug Plätze frei und dann ist es ein ganz kurzer Weg über eine Ampel zum Terminal. Dort Koffer abgeben, das Terminal ist Hochsicherheitstrakt und Betreten nur nach Vorlage der Reiseunterlagen möglich.

Das Einchecken klappt mühelos und sehr schnell, eigentlich nur Personalausweise abfotografieren und ein Foto von uns machen, lediglich vor der Bordkartenausgabe staut es sich, weil natürlich direkt vor uns Gäste stehen, die übersehen, dass die Ausgabe nach Decks sortiert ist und deshalb nicht nur falsch stehen, sondern auch noch vom Ausgeber weiter begleitet werden müssen. Aber der kommt irgendwann wieder, wir bekommen unsere Bordkarten, um dann nochmal anzustehen, nämlich an der Sicherheitskontrolle. Die ist hier auch genauer als in Hamburg, aber dann erreichen wir die Gangway und betreten – endlich wieder – die AIDAbella. Was für ein schönes Gefühl!

Unsere Freunde warten schon im Bella Vista, und da es nun 14 Uhr ist und das Frühstück um kurz nach 6 Uhr war, haben wir schon richtig Hunger. Dem kann natürlich hier reichlich abgeholfen werden. Wie schön das ist, dass wir uns wiedersehen und das erste Mal gemeinsam im AIDA-Restaurant essen!

Sei es das zu viele Essen, das frühe Aufstehen oder die lange Fahrt, wir sind müde. Und da die Koffer noch nicht angekommen sind, legen wir uns erst ein bisschen hin. Bis es klopft, die Koffer ankommen und wir in Minutenschnelle die Kabine einräumen.

Kiel 19.05.29 - Beste Liegeplätze Ostsee-Kurztour AIDAbella

Punkt 17 Uhr ist die übliche Rettungsübung. Hier mal wieder etwas lockerer. Und voller Wunder: Direkt an der Reling, in erster Reihe, dürfen diejenigen Sitzen, die in der Mobilität eingeschränkt sind und nicht so lange stehen können. Das ist auf jeden Fall ein Fortschritt gegenüber der strengen Sardinen-Disziplin der letzten Jahre, bei dem nur deshalb meist niemand umgekippt ist, weil dafür einfach kein Platz war. Wobei manche das trotzdem geschafft haben. So schauen die meist älteren Damen und Herren schwer auf den Gehstock gestützt im Sitzen etwas mitleidig auf uns, die wir träge in unseren Westen stehen. Heute dauert es erfreulicher Weise nicht so lange. Und kaum ist die Übung zu Ende, geschieht das Wunder, dass der ältere Herr mit Gehstock vor mir aufspringt und in affenartiger Geschwindigkeit ganz nach vorne in die Traube derjenigen stürmt, die im Treppenhaus nach oben oder unten wollen. Beeindruckend. So etwas schaffen wir nicht, im Gegenteil, wir verziehen uns wie immer aus den Massen an die Reling und schauen auf das immer noch strahlend sonnige Kiel, bis sich die Menschenmassen verzogen haben und das Treppenhaus wieder leer ist.

Dann bleibt tatsächlich nicht mehr viel Zeit bis zum Abendessen. Diesmal im Marktrestaurant. Dort gibt es nicht das große Ganze, das uns lockt, sondern viele Kleinigkeiten wie Crêpes, Käseplatte, Bohnensalat, Kirschkompott, Eis, Pizzabrot mit Olivenöl, halt alles, was nach den späten Mittagessen noch in die Lücken passt.

Auch andere leben gesund, ich beobachte einen älteren Herrn, der seinen Teller mit fetttriefendem Essen überfüllt hat, dafür aber den Kellner fragt, wo er die Cola ohne Zucker findet. Geht doch…

Das Auslaufen beginnt mit Verspätung gegen 18:30 Uhr, der Kapitän hat durchgesagt, dass wir auf so einige warten, die irgendwo im Stau stehen. Da haben wir Glück gehabt, der einzige zähfließende Verkehr war mittags in Hamburg. So zieht dann nun die Kieler Förde an uns vorbei, immer wieder sehenswert.

Zum Abschluss nur noch Spielen, „Mau-Mau“, „Skull King“, „DOG“, wir sind ja vielseitig und geduldig, begleitet von einer sehr guten Live-Band. Nachdem unser Jüngster und ich bei letzterem gewonnen haben, haben wir uns die Bettruhe verdient.

Die erste Etappe sind 695 km bis Oslo.

Kiel

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