Von Rom nach Korfu, Adria & Mittelmeerinseln mit der AIDAblu, Kotor / Montenegro 14.04.22

Montenegro hatten wir so gar nicht auf dem Schirm. Schon gar nicht Kotor, vorher hätten wir damit alles Mögliche assoziiert, ganz bestimmt nicht die Perle, die wir heute entdecken. Das ändert sich heute komplett trotz kilometerhohem Aufstieg zur beeindruckenden Aussicht. Alles aber beginnt mit einem rätselhaften Steak.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Frühzeitiges Erscheinen ist heute Pflicht. Nicht nur beim Frühstück, das auch, aber wichtiger auf dem Balkon. Zum Glück sieht der Plan vor, erst um 12 Uhr in Kotor einzulaufen, denn bereits zwei Stunden früher beginnt die Einfahrt in die Bucht von Kotor. Angekündigt ist dieses Einlaufen damit, dass die Bucht mit norwegischen Fjorden vergleichbar sei, nur mit Palmen.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Eine rätselhaftes Steak

Das finden wir erst gar nicht, aber dann wird es immer beeindruckender bis zum Höhepunkt am Ende der Bucht. Doch ich berichte lieber der Reihe nach.

Alles beginnt mit einem Steak, das uns allerlei Rätsel aufgibt. Wir wachen zeitig gegen 7 Uhr auf, da ist es schon hell und wir ziehen den Vorhang auf. Und da liegt es auf unserem Balkon: Ein gebratenes Steak. Was soll uns das sagen? Hat uns AIDA gestern im Casino beobachtet und das ist jetzt – mangels Schweinekopf – so eine Warnung, dass wir das ja nicht nochmal machen? Oder ist der Kapitän, dessen Kabine ein paar Decks über uns ist, ein wenig streng und da das Steak nicht medium ist, hat er das über die Reling geworfen? Sind die Mitarbeiter im Rossini übereifrig und servieren das Minutensteak der besten Ehefrau von allen jetzt schon auf dem Balkon? Fragen über Fragen, wir können es nicht klären.

Auch das Frühstück klärt das nicht, hier ist alles wie immer, keiner outet sich, auch Aushänge über ein vermisstes Steak („Steak entlaufen“) finden wir nicht.

Auf jeden Fall ist es nun eilig. Ich baue die Kamerahalterung an die Öse, die eigentlich für die Hängematte gedacht ist. Auch wenn Speicherkarte und Akku meiner historischen Spiegelreflexkamera begrenzt sind, will ich ein paar Minuten dokumentieren.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Eine Bucht wie ein norwegischer Fjord, nur mit Palmen

Und dann geht es los, zunächst recht unspektakulär: Von Norden kommend ist es kaum zu sehen, hinter einer Landzunge ist die Einfahrt in die Bucht von Kontor. Zwischen Bergen, zunächst Kroatien auf der einen Seite, Montenegro auf der anderen, geht es einem spiegelbildlichen S folgend in einer großen Kurve in eine breitere Bucht und dann durch eine Engstelle in eine richtig große Bucht. An deren Seite läuft trichterförmig eine immer schmalere Durchfahrt, durch die es in eine nach links und rechts breiter werdende weitere Bucht geht. Diese Durchfahrt ist die engste Stelle mit gerade mal 300 Metern. Dahinter wenden wir uns nach rechts, auch hier zunächst eine größere Bucht, in der wir noch einmal um 90° drehen müssen, um dann in einen schmalen Teil einzufahren, an dessen Ende nach fast 30 Kilometern Kotor liegt.

Zunächst liegen neben uns kleine grüne Berge mit Ortschaften am Fuß. Die Berge werden dann aber immer höher, immer steiler, immer felsiger. Bis fast 2000 Meter hoch. Manchmal ist zum Wasser hin ein kleiner Streifen, so bei dem Ort Kumbor, der uns richtig gut gefällt mit tollen Hotels, Häusern mit eigenem Stand und Bootsanlegern und einer neuen beeindruckenden Marina. An andern Stellen fallen die Felsen direkt ins Meer oder lassen gerade mal Platz für eine Reihe Häuser und eine schmale Straße. Manche Felsen sind so schroff und steil, dass überhaupt kein Grün darauf ist, an anderen wachsen einzelne Tannen. Auf einem Gipfel liegt Schnee.

Tatsächlich erinnert das im Verlauf an einen norwegischen Fjord, so nahe, wie wir den steil aufsteigenden Felsen kommen, so leise wie es hier ist. Nur Wasserfälle gibt es hier nicht, dafür aber Palmen.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Und Delfine gibt es, und auch auf die Gefahr, dass der geneigte Leser uns wieder für maßlose Übertreiber hält: Neben uns springen sie mit Baby-Delfin eine kurze Zeit ganz romantisch vorbei.

Wir liegen direkt gegenüber der Stadtmauer

Kotor selbst ist ein kleiner Ort mit noch kleinerer Altstadt mit einer alten Stadtmauer. Es gibt genau einen Kai für ein Kreuzfahrtschiff. Kommen mehrere, muss getendert werden. Aber wir können anlegen und sind dann so nah der Stadt, dass wir gefühlt auf die Stadtmauer uns gegenüber spucken können (was wir – wie der geneigte Leser von uns erwartet – natürlich nicht versuchen). Direkt vor uns eine Straße, auf der scheinbar das ganze Land unterwegs ist, um uns anzuschauen. Überall sind Handys gezückt und filmen uns und wir filmen zurück.

Nur ein kleiner mobiler Zaun trennt uns von der Stadt, es gibt kaum eine Stadt, wo wir so nahe am Geschehen liegen. Dahinter direkt die Küstenstraße, dann der Platz vor der Stadtmauer.

Hinter der Stadtmauer liegen ein paar Häuser, überwiegend mit roten Ziegeldächern. Dann geht schon der Berg steil nach oben. Im Berg sehen wir die Stadtmauer in weitem Bogen hoch nach oben weiterlaufen, insgesamt ist diese 4,5 Kilometer lang. Treppen führen zu einer Kirche und noch höher zu einer Burg in 260 Metern Höhe.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Mit einer halben Stunden Verspätung liegen wir fest in Kotor. Erst einmal warten wir ab und betrachten das Leben von unserem Balkon aus. Das ist gut so, denn nun stürmen alle raus.

Für uns gibt es während dieser Fahrt noch eine kleine Unterbrechung, denn es ist 72 Stunden vor Rückreise und wir müssen schnell online den Flug-Check-In machen. Wie schrecklich, jetzt daran denken zu müssen!

Auf der Stadtmauer und in den Berg hinein

Wir machen uns um 14 Uhr auf den Weg. Unter der Straße führt eine Unterführung hindurch, kurz vorm Stadttor ist eine Information, bei der es einen Stadtplan gibt. Durch das Stadttor kommen wir auf einen großen Platz, von hier gehen schmale Gassen ab. Wir wenden uns nach Norden zur Stadtmauer. Auf dieser kann man nur ein kurzes Stück gehen. Kurz danach beginnt der Aufstieg zum Fort San Giovanni oben im Berg. Der Weg geht in Serpentinen teils steil aufwärts. Dabei besteht er aus einem Schotterweg, nur teileweise mit Steinen befestigt. Entlang der Mauer sind auch Treppen gebaut, diese aber so schmal, dass darüber kein Gegenverkehr möglich ist. Dass die Treppen nur an der Mauer sind und nicht am Berg kommt mir weniger entgegen. Denn zu weiten Strecken merkt man, dass die Menschen früher kleiner waren und deshalb die Mauer nur bis unterhalb der Hüfte reicht (oder der Zahn der Zeit die Mauern verkleinert hat). Das verstößt gegen meine natürliche Höhenskepsis, weshalb ich meist lieber die Schräge als die Treppen nehme.

Sankt-Tryphon-Kathedrale Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Nach kurzer Zeit kommt ein kleines Häuschen: Der Aufstieg kostet 8,-. € pro Person. Das ist das Fitnessstudio-Prinzip: Dafür zahlen, dass man sich selber quälen kann. Denn es geht hinauf und hinauf bei brennender Sonne und 18°C (Tipp: Genug Wasser mitnehmen!). An vielen Kurven sind etwas höhere Mauern mit Schießscharten, dort ist willkommener Schatten. An anderen Stellen bieten sich immer wieder tolle Aussichten über die Stadt, den Hafen, die Bucht. So müssen wir oft verweilen und die Aussicht genießen. Oder so tun als ob, um erstmal Luft zu schnappen.

Tolle Aussicht und dann durch die Stadt schlendern

Nach 35.000 Höhenmetern kommen wir an die der heilenden Jungfrau gewidmeten Kirche, eine kleine Kirche mit offenem Vorraum (den Wasserhändler vereinnahmt haben) und einem Turm. Von hier ist noch einmal eine besonders schöne Aussicht. Eine Serpentine weiter sehen wir, dass die nächste Strecke noch steiler ist als bisher und das erleichtert die Entscheidung, dass die Aussicht an der Kirche schon schön genug ist. Lediglich unsere Älteste und unser Jüngster gehen noch weiter bis zum oberen Rand der Stadtmauer. Ganz bis zum Fort gehen sie auch nicht, während wir wieder den Schatten der Kirche genießen.

Runter geht es dann erstaunlicher Weise sehr viel schneller. Und unten angekommen schlendern wir noch durch die Stadt.

Was für eine schöne Altstadt! Über Steinplatten gehen wir durch viele sehr kleine Gassen und über große Plätze mit Palästen und einigen Kirchen. Alles ist sehr ordentlich und sauber. Jede Gasse ist schön, überall sind kleine Läden oder Restaurants. Die Ladenbesitzer stehen in den Gassen und beobachten das Treiben, bis sich jemand in ihr Geschäft verirrt. Vieles sind Souvenirs, aber auch garantiert echte gefälschte Handtaschen oder Markenschuhe sind zu finden.

Besonders auffällig ist das Thema Katzen hier: In Geschäften, in einem Museum und es laufen auch viele Katzen hier herum. Die Einheimischen nennen die Altstadt auch „Stadt der Katzen“.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Wir begnügen uns aber mit einem sehr leckeren Eis und einem frisch gedruckten Pullover, den wir zufällig sehen und von dem wir wissen, dass unsere Kleine sich den „schon immer“ wünscht.

Das alles erinnert sehr stark an Dubrovnik, nur viel kleiner, viel lieblicher, nicht so überlaufen. Wir werden ja erst morgen in Dubrovnik sein, aber wir waren ja schon ein paar Mal dort und deshalb liegt der Vergleich nahe.

Kurz zusammengefasst können wir sagen: Eine wunderschöne kleine, alte Stadt, in der wir uns richtig wohl fühlen. Wir könnten noch viel länger durch die Gassen schlendern und viele weitere Eindrücke sammeln. Wenn wir nicht von den 75.000 Höhenmetern Berg schon so weiche Knie hätten.

Montenegro und Europa

Zurück am Schiff setzen wir uns noch einen Moment auf den Balkon, um dem Treiben noch zuzuschauen. Wichtig ist, nicht versehentlich das Handy anzustellen, denn in Montenegro kann zwar mit Euro bezahlt werden, aber es gehört nicht zur EU, weshalb die EU-Roamingverträge nicht gelten und deshalb hohe Netzgebühren folgen können. Darauf hat zum Glück schon die „myAIDA heute“ hingewiesen, damit niemand einen Fehler macht.

Kotor 22.04.14 - Tolle neue Ziele im Mittelmeer während Corona AIDAblu

Im Hafen gibt es ein freies WLAN, aber uns gelingt die Einwahl nicht.

Noch ein Wort zu Montenegro, weil wir es so gar nicht auf dem Schirm hatten: Montenegro gehört zu den kleinsten Staaten Europas, kleiner als Schleswig-Holstein. Es wurde erst 2006 unabhängig von „Serbien und Montenegro“. Es gilt als EU-Beitrittskandidat, bisher haben Probleme mit den Menschenrechten, politische Morde und eine breite organisierte Kriminalität den Beitritt verhindert. Gut, dass wir diese letzte Information erst nach dem Landgang lesen…

Um 17 Uhr sind wir wieder an Bord. Nach einer kleinen Pause müssen wir dringend die Reserven im Marktrestaurant auffüllen und dann wird nur noch gespielt. Ein kleiner Rundgang zwischendurch über Deck zeigt den Mond über dem Berg über der Burg, während die letzten Sonnenstrahlen noch die Bergspitze beleuchten.

Nach Ablegen um 22 Uhr schauen wir noch einmal auf die Lichter des Ufers und dann ist es Zeit für das Bett.

Die nächste Etappe sind 128 Kilometer bis nach Dubrovnik.

Durch die Bucht von Kotor

Kotor

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Kiesstrand auf der anderen Seite