Nordeuropa 3 mit der AIDAsol, Eidfjord / Norwegen 15.08.15

Wieder ein Fjord, der alle Superlative sprengt. Ein Gebirgsfluss führt uns zu einer kräftigen Brandung nicht an der See, sondern am See. Danach erreichen wir mit hängender Zunge das Schiff.

Eidfjord 15.08.15 - Norwegen Fjorde England Frankreich Spanien Portugal Marokko Kanaren AIDAsol Nordeuropa Westeuropa

Aus der Elbe in die Fjorde, Westeuropa hinunter bis nach Gran Canaria
AIDAsol 2015

Viele Stunden fahren wir morgens schon zunächst durch den Hardangerfjord und dann zum Schluss durch den Eidfjord. Der Hardangerfjord frisst sich fast 180 Kilometer tief ins Gebirge. Am Ende liegt das kleine Dorf Eidfjord.

Nachdem ich vor ein paar Tagen den Geirangerfjord als schönsten aller Fjorde bezeichnet habe, macht der Hardangerfjord ihm redlich Konkurrenz: Er ist länger, mächtiger, die Berge sind höher und vielseitiger, aber er ist auch breiter. Das ist es, was den Geirangerfjord in meinen Augen noch schöner macht: Das Gefühl, knapp zwischen den Bergen hindurchzufahren. Aber wenn andere den Hardangerfjord als König der Fjorde bezeichnen, so hat auch das seine Berechtigung und warum muss der schönste Fjord gekürt werden?: Jeder einzelne Fjord ist anders, jeder hat etwas Besonderes. Und der olle Spruch: „Hast du einen gesehen, hast du alle gesehen“ ist so grundfalsch, wie er nur sein kann, wenn man noch die Wunder der Natur bestaunen kann.

Den Eio entlang zum Eidfjordvatnet Eidfjord 15.08.15 - Norwegen Fjorde England Frankreich Spanien Portugal Marokko Kanaren AIDAsol Nordeuropa Westeuropa

Spielsucht-Prophylaxe

Heute fange ich aber nicht mit dem Fjord an, sondern mit dem Ort. Nein, eigentlich noch früher, mit dem Casino. Nicht im Ort, sondern hier an Bord. Denn nachdem ich den Reisebericht gestern abgeschickt habe, mussten wir noch unseren Jüngsten aus dem Hype bugsieren, wo er sein gesamten Geld für Spielmünzen ausgegeben hat (das läuft unter Casino auf der Rechnung), mit denen man Autorennen an Computern fahren kann. Da war so ein anderer netter Junge und so hat er immer und immer wieder nachgeholt, bis alles alle war. Wie gut, dass wir seine Karte auf 20 Euro begrenzt haben, sonst hätten wir heute wahrscheinlich abwaschen müssen, um seine Schulden zu bezahlen. So gab es heute für ein Mitglied dieser Familie erst einmal eine Lehrstunde in Spielsucht-Prophylaxe. Und leider kein neues Geld…

Eine sehr gute Entscheidung für einen Wanderweg

Um 9:30 Uhr legen wir an dem kleinen Kai in Eidfjord an. Bei meinem üblichen Rundgang über das Oberdeck sieht der Ort zu unseren Füßen aus wie eine Landschaft aus dem Miniaturwunderland: Lauter kleine und ein paar größere Holzhäuser, ein malerischer Fluss, der neben dem Schiff in den Fjord mündet, dahinter Berge, teils mit Gletscherresten bedeckt. Ein wirklich schöner, kleiner, gepflegter Ort. Allerdings weht mir hier oben auf dem Schiff eine sehr steife Brise um die Nase, die offensichtlich zwischen den Bergen durchkommt.

Mutig verlassen wir das Schiff. Vorher haben wir schon diskrete Hinweise auf Wanderwege gelesen, die interessant sein sollen. An der Touristeninformation direkt vor dem Schiff finden wir eine Karte, wo zwei Routen eingezeichnet sind, wir entscheiden uns für einen Rundwanderweg, der bis zu 1,5 Stunden dauern soll. Ich sag gleich: Mit Pausen und Staunen brauchen wir 3,5 Stunden. Für die angekündigten maximal 1,5 Stunden schleppen wir uns nicht mit Wasser ab, wer braucht das schon, nach 3 Stunden hätten wir nichts lieber als Wasser.

Den Eio entlang zum Eidfjordvatnet Eidfjord 15.08.15 - Norwegen Fjorde England Frankreich Spanien Portugal Marokko Kanaren AIDAsol Nordeuropa Westeuropa

Am Eio entlang zum Eidfjordvatnet

Der Weg – die gelbe Route – ist ausgezeichnet ausgeschildert, alle paar Meter findet sich ein gelber Ring um Pfähle oder Bäume. Verirren unmöglich. Wir gehen direkt im Ort los und immer neben dem Fluss Eio entlang. Der Fluss ist wie ein Gebirgsfluss breit und flach, mit vielen Stromschnellen recht wild. Der Weg geht zunächst an Häusern vorbei, dann in einen Waldweg zwischen Berg und Fluss entlang. Herrlich, immer wieder der Blick auf den Fluss. Nach einigen Kurven erfasst uns wieder der kräftige Wind, der zwischen den Bergen durchzieht. Schließlich gelangen wir an den großen See Eidfjordvatnet, aus dem der Fluss kommt. Dieser hat einen schönen Strand mit kleinem Kies und eine ganz ordentliche Brandung für einen See. Hier spielen die Kinder lange im Kies und wir liegen am See. Und haben so einmal Zeit, die Felsen um uns herum in Ruhe zu betrachten: Das wenige Grün, die tiefen Spalten, die kleinen Wasserfälle. Spannend. Dabei haben wir strahlenden Sonnenschein bei 20°C.

Über den Berg durch den Wald

Von hier aus geht es dann weiter dem Weg folgend Richtung Dorf zurück, jetzt aber im Wald den Berg hoch. Und hoch. Und noch höher. Puh, wenn wir das gewusst hätten, wären wir wieder am Fluss zurückgegangen. Aber der Weg ist auch schön, wir kommen an einem riesigen abgezäunten Waldgebiet vorbei, in dem irgendeine Art von Longhorn-Rindern unter den Bäumen grast, oben stoßen wir auf Wiesen, die bewirtschaftet werden, alte Wikingergräber (zu erkennen an größeren Steinhaufen) und auf die ersten Häuser des Ortes. Dann erreichen wir den Aussichtspunkt Hodna, von dem wir einen super Blick über den Ort, das Schiff, den Fjord haben. Von hier geht es in kleinen schmalen Serpentinen und schließlich Straßen ziemlich steil nach unten. Wie gut, dass wir hier nicht angefangen haben, sonst hätten wir den Aufstieg wohl aufgegeben und nicht diesen tollen Weg entdeckt.

Als wir dann am Schiff mit hängender Zunge ankommen, kann uns nur ein Milchshake in der AIDA Bar retten. Und ein intensiviertes Abhängen bis zum Abendbrot.

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Marilyn oder Domina?

Abends gönnen wir uns die Show „Sweet Dreams“ mit der Musik der Eurythmics. Sängerisch und tänzerisch wieder richtig klasse. Es macht Spaß zuzuschauen, und das ist eher die Musik unserer Zeit. Aber wer ist eigentlich verantwortlich für die Kostüme? Zumindest die Sängerinnen sehen aus wie Melanie Müller, die sich nicht entscheiden konnte, ob sie als Marilyn Monroe oder als Domina auftritt. Und auch die Kostüme der Tänzerinnen sind zumindest gewagt.
Heute gibt es tatsächlich mal eine Panne, weil aufgrund eines versehentlichen Alarms die gesamte Soundanlage stoppt. Immer wieder erstaunlich, wie professionell alle Akteure damit umgehen!

Zurück durch den Fjord

Im Anschluss laufen wir etwas früher als geplant gegen 19:45 Uhr aus. Und wir sind dabei, indem wir uns in aller Ruhe auf unseren Balkon setzen und erneut mit Staunen auf die Berge schauen.

Wie schon bei der Hinfahrt ist es jetzt trübe. Zwischendurch weint der Himmel sogar etwas, dass wir schon wieder fahren müssen (weniger poetisch veranlagte Menschen würden vielleicht sagen, dass es etwas regnet). Trotzdem ist der Fjord wieder klasse. Zumeist sind die Hänge des Hardangerfjords nicht so steil, aber höher als im Geirangerfjord. Dadurch gibt es viel mehr schneebedeckte Bergkuppen, aber auch mehr kleine Dörfchen am Fjord, oft mit (Obst-)Plantagen, die zum Teil mit Plastik abgedeckt sind. Auch hier ist ein Wechsel von dichtem Grün und kahlen Felsen.

Zwischendurch bleibt aber auch der profane Alltag nicht erspart: Heute heißt es noch einmal waschen, trocknen, bügeln, sonst kommen wir nicht bis zum Schluss hin.

Die nächste Etappe sind 302 Kilometer bis Stavanger.

Den Eio entlang zum Eidfjordvatnet

Eidfjord / Norwegen

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