Von Dubai nach Mallorca mit der AIDAcosma, Rotes Meer 24.04.23

Zum ersten Mal ist es nicht mehr schwül-heiß, sondern ein frischer Wind bringt angenehme Abkühlung. Israel wirft seinen Schatten voraus und so geht es um die Einreise und die Historie. Und wir haben viel Zeit, uns mit Nachhaltigkeit auf Kreuzfahrt zu beschäftigen, da hat sich viel mehr getan, als ideologisch geprägte Kritiker wahrhaben wollen.


Bilder folgen hier in Kürze

Reisename
Schiff Jahr

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Wir bewegen uns weiter langsam durch das Rote Meer.
So langsam, dass wir von einem Containerschiff überholt werden.

Frühstück genießen wir wieder im Marktrestaurant. Um 9 Uhr ist nach unserer Erfahrung keine Tischsuche mehr nötig. Und so ist es auch: Heute bekommen wir sogar einen Fensterplatz und sehen, wie sich das Containerschiff langsam von hinten nähert und an uns vorbeischleicht.
Das ist allerdings nicht irgendein Containerschiff, sondern eins der größten der Welt, die Vasco da Gama. Beim Erstanlauf in Hamburg vor wenigen Jahren gab es einen großen Bahnhof und da haben wir es schon am Container-Terminal liegen sehen.

Das Frühstück ist ansonsten angenehm ruhig, um diese Zeit haben die meisten sich bereits mit Essen eingedeckt und mümmeln mal fröhlich, mal wie der Herr am Tisch neben uns morgenmuffelig vor sich hin. Deshalb ist es an den Buffets angenehm leer.
Und es gibt Lachs, Tag gerettet.

Schwül auf dem Balkon

Heute ist für alle Passagiere die Passausgabe verpflichtend. Bis 11 Uhr werden diese im Theatrium verteilt, schön nach Decks getrennt. Es wird gebeten, dass immer nur einer pro Kabine kommt, damit keine langen Staus entstehen. Entgegen der Befürchtungen geht das aber ganz schnell.
Erforderlich ist dies, weil an unserem nächsten Hafen in Israel eine verbindliche Sicherheitskontrolle ist, ich berichte dann davon.

Natürlich geht es dann auf dem Balkon weiter. Es ist nicht mehr ganz so heiß, Wasser und Luft haben fast gleich knapp 28°C. Dafür ist die Luftfeuchtigkeit weiter gestiegen, sie liegt jetzt bei 85%. Dadurch ist es heute diesig.
Bloß nicht bewegen, schon das Tippen auf der Tastatur führt zu Schweißausbrüchen.

Als hartgesottener Kreuzfahrer müssen wir da natürlich durch: Wir halten das klaglos auf dem Balkon aus und lesen und schreiben und schauen über das Meer. Wenn es nur nicht so schwül wäre.
Aber genau jetzt spüre ich eine kleine Brise, gut!

Nachhaltigkeit auf Kreuzfahrt

Heute ein Wort zur Nachhaltigkeit bei AIDA. Das war gestern ein wichtiges Thema in der Kapitäns-Fragestunde. Offensichtlich bewegt es die Gäste, weil viele Kreuzfahrt lieben, aber nicht die Umwelt zerstören wollen.

Tenor der Kapitänsantwort gestern war, dass andere Reedereien viel über jetzt beginnende Nachhaltigkeit reden, AIDA das aber schon seit 10 Jahren bearbeitet. Natürlich ist der Kapitän voreingenommen, aber wir haben das verfolgt und können das bestätigen.
So ist die AIDAcosma tatsächlich das nachhaltigste Kreuzfahrtschiff auf dem Markt.

Der wichtigste Punkt dabei ist die Energie, denn Recycling, Wasserkreislauf etc. sind ja seit vielen Jahren gut gelöst.

Die AIDAcosma hat einen Dual-Fuel-Antrieb. Das heißt, dass sie sowohl mit MGO als auch mit LNG angetrieben werden kann. Und das macht tatsächlich einen Unterschied. Denn mit umweltschädlichstem Schweröl kann die AIDAcosma nicht fahren.

Neben Strom aus Erneuerbaren und grünem Wasserstoff ist LNG (Liquid Natural Gas) der umweltfreundlichste Treibstoff. Immer noch fossil, deshalb nicht ideal, aber um Längen besser als die allermeisten Schiffe dieser Welt. Damit fährt die AIDAcosma, seit dem Winter ist LNG aber nicht zu bekommen, weil Europa die Bestände aufgekauft hat. Das erste Mal wird die AIDAcosma in 3 Wochen in Barcelona wieder LNG tanken.

Bis dahin fährt die AIDAcosma mit MGO (Marine Gas Oil), immerhin die höchste Raffinerie-Stufe von Erdöl und somit auch um Längen besser als Schweröl.

Schiffsmotoren sind meist Elektromotoren

Die Zukunft wird noch umweltfreundlicher und dann werden Kreuzfahrtschiffe viele Hotels im Süden überholen.
Prinzipiell ist es nicht schwierig, die Schiffe für modernere Antriebe umzustellen. Die Schiffsmotoren sind ja zumeist Elektromotoren und denen ist egal, woher der Strom kommt. So können bereits jetzt bis auf eins alle AIDA-Schiffe Landstrom nutzen oder sind zumindest dafür vorgerüstet. Das entlastet die Häfen erheblich, indem die Schiffs-Emissionen ganz abgeschaltet sind.
Natürlich nutzt das nur, wenn der Landstrom zu einem erheblichen Teil aus Erneuerbaren stammt, das würde sich AIDA aber auch immer bestätigen lassen.
Hier ist noch das Problem, dass es gar nicht so viele Landstromanlagen gibt, Deutschland ist hier führend mit Hamburg, Kiel und Warnemünde.
Aber inzwischen signalisieren viele Mittelmeeranrainer ihr Interesse, das einzurichten.

Auf See wird man sehen, was sich durchsetzt. Ich persönlich vermute eine Kombination aus grünem Wasserstoff (das bedeutet Wasserstoff, der ausschließlich mit erneuerbaren Energien erzeugt wurde) und großen Akkus. Tatsächlich ist die AIDAprima ganz aktuell das erste Passagier-Schiff, das so große Akkus im Probebetrieb einsetzt.

eFuels (mit erneuerbaren Energien hergestellter künstlicher Treibstoff) wären prinzipiell auch möglich, aber sind in der Herstellung sehr ineffizient und teuer.

Kreuzfahrt gilt vielen als umweltfeindlichste Art Urlaub zu machen. Für viele Reedereien gilt das sicher. Aber wenn wir uns die deutschen Reedereien angucken, ist da so vieles im Umbruch und so viel schon gelöst, dass hinter dem Schimpfen auf Kreuzfahrten mehr Ideologie als Fakten steht.
Wenn die Reedereien nicht nachlassen, sondern hier am Ball bleiben, werden wir Kreuzfahrer bald Urlaubs-Vorbilder sein.

Erwandern der Decks 9 bis 15

Nach diesem Plädoyer fällt mir ein, dass ich ja täglich die Decks erwandern wollte:

Die Decks 9-15 sind reine Kabinendecks mit vielen Balkonen und wenig Besonderheiten:
Auf Deck 10 und 14 befindet sich je ein Waschsalon.
Deck 13 ist aber besonders, denn wie auf den meisten Schiffen gibt es das nicht.
Erwähnenswert ist noch, dass alle Kabinen-Decks gleich aussehen. Anders als auf den kleineren Schiffen, wo schon die Kabinentüren auf jedem Deck anders gefärbt sind, sieht hier jeder Kabinengang gleich aus. Gleicher Teppich, gleiche Bilder, gleiche Farbe der Kabinennummern.

Das Programm während der Fahrt

Da es von diesen Decks nicht so viel zu berichten gibt, heute mal ein Blick aufs Programm. Wir nutzen ja gern den Balkon aus („der ist bezahlt, der wird abgenutzt bis zum letzten“), wir könnten uns aber den ganzen Tag auch anders beschäftigen: Immer mal ist Live-Music oder ein DJ in einer Bar oder Außendeck, es gibt die verschiedensten Sportkurse oder Kochschulen, Workshops und Vorträge zu Astronomie, Bauchtanz, Gedankenlesen, Hypnose, Zauberei. Tanzkurse, Shuffleboard, Dart, Wikingerschach, allein oder mit Gastgeber.

Rätsel-Rallye, Stammtisch oder Kennlerntisch. Minigolf, Virtual-Reality-Abenteuer, Casino, Bingo.
Foto-Shootings, Küchenführung, Karaoke, Trommeln. Brettspiele, Volleyball, Basteln oder Gruppensingen.

Verköstigung von Whiskey oder Gin oder was sonst noch so schmeckt.

Allein vom Aufzählen bin ich schon ganz atemlos. Das meiste ist inklusive, Workshops, Verköstigungen, Küchenführung etc. sind kostenpflichtig.

Kurz vor Israel

Um 14:15 Uhr gibt es eine Informationsveranstaltung zum Ablauf der Sicherheitschecks in Aschdod. Der Kapitän und die General Managerin informieren ausführlich. So schwierig ist das gar nicht, wenn alle mitmachen. Über den Inhalt erzähle ich dann in Aschdod, man hätte sich aber einen Gefallen getan, wenn angekündigt worden wäre, dass diese Veranstaltung im Bordportal als Endlosschleife läuft. So zwängen sich jetzt ein paar Tausend Gäste ins Theatrium und jeder Stehplatz in allen Gängen ist gefüllt.

Danach wird es wieder ruhiger, die Lektorin Dorine Ali-Khan stellt Israel vor. Gerade die Geschichte ist äußerst interessant und wir haben Gelegenheit, unseren Caramel Macchiato zu schlürfen.

Bis zum Abendbrot lockt wieder der Balkon. Inzwischen hat die Luftfeuchtigkeit deutlich abgenommen, es weht ein frischer Wind und bei weiterhin 27°C ist es äußerst angenehm.

Zum Abendbrot geht es heute ins Brauhaus. Laugenstange mit Schmalz, ½ Brauhaus-Ente, Matjes, Marillenknödel haben auch was.
Allerdings dauern die einzelnen Gänge diesmal so lange, dass wir die Show mit dem Zauberkünstler verpassen.

Macht auch nichts, dann eben Kabine, nach so fülligem Essen soll man eh ruh‘n oder tausend Schritte tun. Also ruhen.

Unheimlich nur, wie AIDA meine Reiseberichte mitliest, noch bevor ich sie veröffentlicht habe. Gerade sagt der Entertainmentmanager an, dass es nicht schlimm ist, wenn man die Information heute Mittag verpasst hat: Sie läuft jetzt in Endlosschleife im Bordportal.

Auch Morgen ist noch ein Seetag.

Rotes Meer


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