Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Nordsee 13.03.24
Egal wie lange die Fahrt dauert: Der letzte Tag kommt unweigerlich. Grund zum Philosophieren über Urlaubslänge und Zufriedenheit. Dazu gehört, dass es immer Frühstück gab und das nie schweigend. Dafür versorgt uns AIDA mit Slapstick, Highspeed und butterzartem Filet.
Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024
Egal, wie lange eine Fahrt dauert, es wird immer dieser eine furchtbare Tag kommen: der letzte Tag der Reise.
Auf unseren Reisen haben wir immer wieder Menschen getroffen, die dann auch froh waren, dass die Reise zu Ende geht. “Jetzt ist auch genug”, haben wir verschiedentlich gehört.
Das ging uns auf keiner der 39 bisherigen Reisen so. Und auch diesmal nicht.
Für uns ist das immer eine Entwicklung: am Anfang dauert es, bis wir zur Entspannung kommen. Dann erscheint uns der Urlaub noch so lang zu sein und alles hat Zeit, nichts drängt. Ab der Urlaubsmitte vergeht die Zeit aber immer schneller und rast die letzten Tage nur so dahin.
Und dann kommt dieser letzte traurige Tag, an dem uns bewusst wird, dass unsere Kabine für 3,5 Wochen unser Zuhause war, aber jetzt die Koffer gepackt werden müssen.
Das scheint nie anders zu sein, egal wie lange der Urlaub dauert. Und dies war bisher unser längster Urlaub jemals.
Und wie ich gerade jetzt erst beim Schreiben merke: Unsere 40. Kreuzfahrt. Oh Mann.
Kein Schweigen beim Frühstück
Bei uns ist aber auch immer was los. Nicht Party und Lautstärke.
Aber wenn wir beim Essen sitzen, haben wir immer etwas zu erzählen. Und wenn nicht mehr, geben uns die Umsitzenden genug Thema.
Wenn der geneigte Leser also unser Sitznachbar beim Essen sein sollte, kann es sein, dass er sich hier wiederfindet. Nie bösartig, nie identifizierbar, aber doch erwähnt.
Und so haben wir in diesem Urlaub so viele Paare beobachtet, die ein komplettes Essen schweigend miteinander verbracht haben.
Kein Gesprächsthema, kein “ich hole mir eben noch ein Ei” oder “soll ich dir noch ein Pfund Butter mitbringen?”
Jeder starrt nur vor sich hin. Wie traurig! Und dann verstehe ich vielleicht doch, warum manchen Urlaub auch lang vorkommen kann.
AIDA-Slapstick zu unserer Unterhaltung
Es muss ja nicht so sein wie bei dem jungen Mann, der mühsam mit Gehstützen beim Essen erscheint und für den die Frau das Frühstück am Buffet einsammelt.
Als die Frau noch unterwegs ist, klingelt sein Telefon und damit geht er dann hinaus zum Telefonieren. Ganz behände und vergisst dabei seine Gehstützen.
Und als er genug telefoniert hat und zu seiner wartenden Frau zurückkehrt, beschwert er sich darüber, dass das Rührei kalt ist und schickt seine Frau los, neues zu holen.
Von dem er dann zwei Gabeln nimmt und den Rest zurückgibt, sie müsse schließlich wissen, dass er nie mehr essen würde.
Ehrlich weiß ich manchmal nicht, ob wir nur besonders gut beobachten oder ob AIDA uns als besonderen Service hier Slapstick bietet, damit wir schon wieder ein Gesprächsthema beim Essen haben.
Mal eine andere Frage: gibt es eigentlich noch diese Auftragsdienste, die Handy-Besitzer mit Schein-Anrufen anklingeln, damit sie wichtig wirken?
Weil ich heute so melancholisch angesichts des nahenden Urlaubs-Endes bin, will ich ausnahmsweise mal eine philosophische Erkenntnis daraus teilen:
Man nimmt sich immer selbst mit. Wenn man selbst nicht glücklich ist, dann macht auch Urlaub nicht glücklich, weil man sich selbst nicht Zuhause lässt.
Das erklärt vielleicht, warum man in so einem Urlaub alles hat und richtig entspannen kann und es trotzdem immer Mitmenschen gibt, die etwas zu motzen finden. Haben wir solche Mitmenschen nicht alle schon auf dem Schiff getroffen?
Frühstück gab es immer
Damit wären wir jetzt beim Thema Frühstück und das genießen wir erst einmal ausgiebig, schließlich ist es die vorletzte Möglichkeit. Voll ist es noch nicht, heute Nacht wurden die Uhren das letzte Mal vorgestellt, wie haben jetzt die deutsche Zeit wieder.
Im Rückblick haben wir es bei dieser Fahrt geschafft, nicht einmal auf das Frühstück zu verzichten. Wir haben zwar zweimal beim Frühaufsteher-Kaffee vorgeglüht, aber ganz verzichtet nicht einmal. Das ist deshalb erwähnenswert, weil das bei der letzten Fahrt anders war. Grund war damals, dass viele Ausflüge sehr früh losgegangen sind, ein Problem, das wir diesmal nicht hatten.
Überhaupt hatten wir auf der ganzen Fahrt keine Probleme.
Das ist nicht selbstverständlich. Ich hatte ja anfangs berichtet, wie viel hier gehustet, geprustet, geschleimt und geschnieft wurde und was da aus Deutschland mitgebracht wurde. Das wurde hier – im wahrsten Sinne des Wortes – gut kultiviert.
Auch heute noch sitzen an beiden Tischen neben uns Menschen, die kaum sprechen können vor Erkältung oder alle 5 Minuten von anderen gefragt werden, ob sie noch durchhalten.
Unter diesen Umständen ist es erstaunlich, und wir sind sehr dankbar, dass wir uns nicht wirklich angesteckt haben.
Obwohl nicht alles Erkältung ist, was hustet. In der Kabine neben uns wird jeden Morgen erst einmal lautstark und mühsam der eine oder andere Schleimbrocken abgehustet, bevor die erste Zigarette auf dem Balkon durchgezogen wird.
Inzwischen haben wir alle Themen durch und das Frühstück ist beendet.
Direkt danach hält Lektor Peter Grimm den zweiten Teil seines Vortrags über die Geschichte der Passagierschifffahrt. Diesmal ohne Störungen von außen, dafür aber mit brechend vollem Theatrium.
Vollspeed wegen Container-Schiff
Auch heute fährt der Kapitän wieder volle Geschwindigkeit, so wie seit 11 Tagen. Grund ist diesmal, dass der Hamburger Hafen wohl große Containerschiffe bevorzugt und deshalb vorgibt, wann wir an der Begegnungsstelle in der Elbe zu liegen haben, um ein solches Riesenschiff durchzulassen.
Zwischendurch spielen wir in der AIDA Bar die gestern begonnene Runde „SkyJo“ zu Ende, das Ergebnis ist knapp. Da die Bibliothek gleich um die Ecke ist, wollen wir einmal schauen, ob die Bücher, die wir hinterlassen haben, mal wieder aufgetaucht sind. Sind sie nicht, dafür viele andere. War die Bibliothek anfangs sehr ausgesucht, ist sie jetzt voll wie selten zuvor.
Nachmittags geht es sogar noch eine letzte Runde auf dem Balkon. Das Wetter ist klar, die Luft frisch und die 9°C sind gut eingepackt auszuhalten.
Auf unserem Bordkonto ist noch Geld über, bedingt durch die ausgefallenen und gutgeschriebenen Ausflüge. Darum haben wir noch einmal im Buffalo Steak House reserviert und genießen erneut ein butterzartes Filet. Das Ganze runden wir noch ab mit der ABBA-Show im Theatrium.
Dann bleibt uns nur noch, die Koffer zu packen und vor die Tür zu stellen.
Morgen sind wir dann in Hamburg.
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