Schnorcheln am Riff vor Klein Bonaire

Von der Dominikanischen Republik nach Teneriffa mit der AIDAperla, Kralendijk / Bonaire 08.04.19

Wir haben noch nie geschnorchelt. Aber heute probieren wir das einmal aus. Und sind sowas von begeistert: Vom Riff, den Fischen und auch noch einer Meeresschildkröte. Es passt alles, außer die Schnorchelmaske nach wildem Meerestausch und Schwimmen bis zur Erschöpfung.

Heute haben wir einen Ausflug geplant, der schon früher los geht als die letzten Tage. Darum ist unser normales Frühstück im Casa Nova nicht möglich, da das erst um 8 Uhr beginnt. Deshalb gehen wir kurz nach 7 Uhr zum Buffet-Frühstück ins Fuego Restaurant. Das ist auch völlig ok. Der Kaffee ist nicht toll und es gibt keinen frischen Orangensaft, die weichen Eier sind steinhart, aber es gibt eine umfangreiche Auswahl, und wer hier hungert ist selbst schuld. Selbst mein Lachs mit Meerrettich ist da. Also auch ein guter Start.

Mit dem Boot nach Klein Bonaire

Nach ein bisschen Verdauen und Frisch-Machen ist der Treffpunkt um 9:45 Uhr auf der Plaza Deck 6. Es kommt auch nur eine Kabine zu spät und dann geht ein neues Abenteuer los: Direkt am Pier, an dem wir liegen, hält ein kleines Boot, in das wir steigen. Dies bringt uns in einer halben Stunde auf eine Insel, die vor Bonaire liegt und Klein Bonaire heißt. Vom Schiff aus konnten wir die Insel schon sehen: Flach, mit lauter Gestrüpp bewachsen, an einigen Stellen rund um die Insel auffallend türkisblaues Wasser.

An Bord ist auch eine Reiseleiterin, die uns über die Regeln informiert: Klein Bonaire ist unbewohnt und streng geschützt. Die Insel sieht nicht so groß aus, aber keiner soll versuchen, drum herum zu laufen, denn das würde über 6 Stunden dauern und so lange sind wir nicht da. Auf der anderen Seite der Insel ist unser Strand, vom Schiff aus nicht zu sehen. Dort ist ein kleiner Bereich, an dem die Boote anlegen, dann nach rechts ein langgezogener Strand mit zunächst flachem Wasser, an dem man schön Baden und Schnorcheln-üben könne. Nach links beginnt ein Riff in wenigen Metern Entfernung vom Ufer. Auf gar keinen Fall darf man den Bereich zwischen Insel und Riff betreten, lediglich an einer Stelle ist das Riff unterbrochen. Und nur hier darf man auf die Meerseite schwimmen. Das Riff darf keinesfalls überschwommen, berührt oder beschädigt werden. Auch Berührung kann für die Korallen tödlich sein.

Natürlich halten wir uns an alles und soweit wir sehen können alle anderen auch.

An der Insel angekommen müssen wir 8 Meter bis zum Ufer durch das Wasser waten. Am Ufer steht ein kleines Zelt, in dem unsere Reiseleiterin während unseres Ausflugs bei Problemen ansprechbar ist und in dem wir auch unsere Taschen lassen können, wenn wir alle gemeinsam ins Wasser wollen. Zudem gibt es hier ein Getränk, das im Ausflug inklusive ist.

Wir gehen ein wenig den Strand entlang bis es etwas ruhiger wird und legen unsere Handtücher auf eine kleine Düne. Eigentlich ist das hier ganz genau das Feeling unserer Dänemark-Urlaube an den Dünen, nur dass hier kein Strandhafer, sondern kleine Büsche wachsen.

Der Sand ist weiß und weich, nicht zu heiß, allerdings durchsetzt mit Steinen. Es geht hier aber noch ohne Badeschuhe.

Unsere allerersten Schnorchel-Versuche

Zunächst probieren wir hier am flachen Wasser unsere Schnorchel aus, denn das haben wir noch nie gemacht. Leider mussten wir vorhin feststellen, dass ein Schnorchel beschädigt ist. Er ist zwar zu benutzen, aber wir lassen das sein, um ihn umtauschen zu können. Eine falsche Entscheidung, wie sich zeigen wird.

Schon hier im absolut sauberen, klaren Wasser, wo beim Schwimmen nichts zu sehen ist, sehen wir mit der Schnorchelmaske ganz viele Fische. Kleine, die sich Futter aus dem Grund buddeln, größere, die durchsichtig wirken, weil sie die gleiche Farbe wie der Grund haben. Und noch größere, flache mit Blauschimmer. Aus Spaß zappele ich mit den Fingern, da kommen sie alle an, um das Geschehen zu inspizieren und schwimmen um mich rum. Toll!

Ein tolles Riff und Schwimmen im offenen Meer

Irgendwann trauen wir uns auch zum Riff. Dazu müssen wir am Ufer langgehen, das geht erst am Strand lang, dann aber nur noch über Steine. Deshalb ist es wichtig, hier Badeschuhe oder, wie wir, Flip Flops zu tragen. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die Steine als Berge abgestorbener Korallen. Diese sind oft länglich wie versteinerte Äste. Vom Gewicht her schwerer, als sie aussehen und geben beim aneinanderschlagen einen hellen, hohlen Klang. Das ist also ein großer Korallenfriedhof am Ufer. Mitnehmen ist allerdings streng untersagt.

Die Stelle, an der man durch das Riff schwimmen kann, ist mit einem gelben Pfahl am Ufer markiert. Hier geht es steinig ins Wasser. Das Wasser ist sehr flach, fällt aber direkt am Riff tief ab. Ab hier ist also Schwimmen angesagt, immer 2-3 Meter vom Riff entfernt, wie verordnet. Darüber muss man sich klar sein, dass wir nun im Meer sind, kein Grund zu tasten und das Riff ist tabu. Es ist etwas Wellengang, allerdings keine Gefahr, denn die Strömung fließt immer am Riff entlang bis zu dessen Ende und dem Beginn des Strands. Also notfalls treiben lassen.

Und das ist auch gut. Denn nun wird das Ganze doch einer größeren Herausforderung als wir dachten. Zunächst schaut sich die beste Ehefrau von allen das Treiben unter Wasser an: Wunderschöne Korallen unterschiedlicher Formen, bunte Fische wie in einem Aquarium und wir mittendrin.

Dann wollen wir die Maske einmal tauschen, wir haben ja eine zu wenig und als ich die übernehmen will, geht leider nichts mehr, denn es ist nicht möglich, diese Ganzgesichtsmasken im Meer schwimmend wasserdicht anzulegen. Zudem sind die Flip Flops an den Füßen extrem schwimm-hinderlich. Also klemme ich mir 4 davon an die Finger, damit geht Schwimmen halbwegs gut.

Leider nimmt auch unsere Kleine die Maske ab, weil sie etwas gebissen hat. Tut weh wie ein Wespenstich, wird auch dick wie so einer, trifft auch noch unseren Kleinen und die beste Ehefrau von allen, stellt sich aber nicht als Biss, sondern als Quallententakel heraus. Zum Glück bleiben alle hier auf hoher See ruhig.

Letztlich schnorchelt also nur unser Kleiner das Riff bis zum Ende. Der Wellengang ist so, dass wir immer mal Wasser über den Kopf bekommen. Das hätte man beim Schnorcheln nicht so bemerkt. Also treiben und schwimmen wir nun immer das Riff entlang, was am Ende ganz schön anstrengend wird. Aber wir kommen alle wieder am Strand an, dort bekommen wir das mit den Masken wieder hin und schwimmen noch einmal zum Ende des Riffs, um noch ein bisschen zu sehen.

So anstrengend es ist, so schön ist es auch. Aber zum nächsten Mal merken wir uns: Maske nicht im Wasser abnehmen…

Ein bisschen liegen wir noch am Strand, zu unserem Glück ist es sonnig bis öfter bewölkt, denn einige leiden ja noch an Sonnenrötung von vor zwei Tagen. Zudem wird es ab mittags deutlich windiger, angenehm bei den 30°C. Dann treibt es uns wieder ins Wasser, noch ein bisschen Schnorcheln. Und da habe ich das Glück, direkt am Strand, an der Grenze zum Tiefen, auf eine Meeresschildkröte zu treffen. Keine riesige, etwa so groß wie meine Mütze, doppelt so groß wie unsere Griechischen Landschildkröten zu Hause. Wie man das aus dem Fernsehen kennt, schwimmt sie ganz gelassen durch das Wasser keinen Meter unter mir. Ich folge ihr eine Weile schnorchelnd, immer an der Wasserkante entlang. Davon lässt sie sich überhaupt nicht stören (sonst hätte ich das auch nicht gemacht). Was für ein wunderschönes Tier!

Das Boot ist pünktlich da, manche andere leider auch

So ist der Ausflug ein voller Erfolg. Pünktlich um 13:30 Uhr holt uns unser Boot wieder ab. Eine Person fehlt, aber wir warten nicht lange, sie kann mit einem der späteren Ausflüge zurückkommen. Auffällig wird ein älteres Ehepaar. Das Boot hat 4 Bankreihen, von denen jeweils 2 gegenüberstehen. Das ältere Ehepaar steigt als allererstes ein und setzt sich ganz vorne am Einstieg hin. Gegenüber, damit beide richtig gut sehen können. Nun darf der geneigte Leser raten, wie der Rest der Gruppe nun hineinkommt, denn wenn man sich in Bankreihen gegenüber sitzt, ist meist nicht viel Platz dazwischen. Wenn die vielleicht nicht gut laufen können und deshalb vorne sitzen müssen, kein Problem, schön nebeneinander, dann passen alle anderen auch rein. Aber nein: ich könnte mich schon wieder aufregen über den Egoismus der Menschen…

Wir werden direkt am Schiff herausgelassen und das ist tatsächlich das erste Mal auf all unseren Reisen, dass ich mit Badehose und Flip Flops an Bord gehe. Auch mal eine Erfahrung. Allerdings wird mir bald nichts anderes mehr übrig bleiben, denn nach dem Notebook lässt mich nun der nächste treue Gefährte im Stich: meine Turnschuhe, mit denen ich schon überall war: Gewandert in den Vulkanspalten Islands, marschiert durch Rom und Rhodos, gebadet im steinigen Mittelmeer, gelatscht durch Venedig und New York und und und. Nun zeigen sie Auflösungserscheinungen. Im wahrsten Sinn des Wortes, die Sohle löst sich ab. Ob da noch etwas zu retten ist? Oder suchen sowas einst Devotionaliensammler?

Im Gegensatz zu gestern ist das heute ein toller Strand und ein lohnender AIDA-Ausflug. Nur als Tipp: Es wäre auch auf eigene Faust möglich gewesen, auf Klein Bonaire halten auch Wassertaxen.

Telefon-Verblüffung und Sonnen-Blessuren

Ganz am Heck, mit schönem Blick auf die Insel, die wir gerade verlassen haben, setzen wir uns ein bisschen in die Lanai-Bar und genießen noch einen Milchshake, bevor es wieder ans Entsanden geht.

Und, um einem von uns noch eine besondere Freude zu machen, gehen wir zum ersten Mal auf dieser Fahrt in den Waschsalon. Da morgen Seetag ist, können die Strandsachen ruhig mal eine Maschinenwäsche gebrauchen.

Zwischendurch klingelt noch das Telefon. Schon wieder die Kinder, die etwas vergessen haben, denke ich und melde mich mit einem übermütigen „Sie wünschen?“. Nach kurzer Verblüffungspause ist aber der Reiseberater dran, der nachfragen will, weil wir uns noch gar nicht zur Sternstunde angemeldet haben. Ups. Darum bedanke ich mich überschwänglich für diese freundliche Nachfrage, traue mich kaum noch zu fragen, ob die Kinder mitdürfen, tue es dann aber doch und sage dann zu. Morgen 11:30 Uhr Sternstunde, beginnend im Nightfly Nachtclub. Wir sind gespannt!

Langsam machen sich die Blessuren des Tages bemerkbar. Schwimmen gehört nicht zu meinem wöchentlichen Sportprogramm (anderer Sport eigentlich auch nicht), dadurch merke ich bereits jetzt verstärkt die Muskeln im Nacken-Schulter-Bereich. Und auch die Sonne hat wieder mehr Spuren hinterlassen: Trotz Wolken und konsequentem Tragen von T-Shirts am Strand ist beim Schnorcheln die Haut der Sonne ausgesetzt. Wir waren wohl doch länger schnorcheln als gedacht. Aber zumindest das Gesicht ist frei von Sonnenbrand, das haben wir schließlich die ganze Zeit ins Wasser gehalten. Das erinnert die beste Ehefrau von allen an die Vergangenheit, wo sie sich mit ihrer Schwester über den Panda-Look von anderen amüsieren konnte, der mit Sonnenbrille am Strand eingeschlafen ist. So ähnlich geht es uns nun, wenn auch Ganz-Gesichts-Sonnenbrandfrei.

Das Auslaufen sehen wir hoch oben vom Fuego Restaurant aus. Dank der Panorama-Fenster haben wir noch einen schönen Blick auf die Insel, den Flughafen, die riesigen Salzpfannen und Salzberge.

Zum Abschluss gönnen wir uns noch die Show „Secret Garden“ der Tänzer und Artisten. Ein kraftvolles und buntes Spektakel, das uns gut gefällt.

Bei einem letzten Spiel kommen wir nicht weit, sondern fallen dann erschöpft ins Bett.

Die nächste Etappe sind 739 Kilometer bis St. George’s. Morgen ist aber erst einmal Seetag.

Kralendijk