Italien & Mittelmeerinseln mit der AIDAstella, Cagliari / Sardinien 17.07.23

Wie versprochen geht es heute zum schönsten Stand dieser Reise, wo wir am längsten auf den günstigsten Liegen ausharren. Der Weg dorthin mit allen Fallstricken lohnt eine genauere Betrachtung. Und ein in Verruf gekommener Kapitän bekommt auch seine Erwähnung.

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Heute wecken uns nicht der Balkon-Gröler Paul und auch nicht die Seitenstrahlruder beim Anlegen. Vor allem deshalb nicht, weil wir erst spät, um 13 Uhr anlegen.

Heute weckt uns das Nebelhorn. Und tatsächlich: ein Blick vom Balkon zeigt eine undurchdringliche weiße Suppe. Deshalb wird alle 2 Minuten das Nebelhorn betätigt.

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Ein Versprechen wird eingelöst

So kommen wir pünktlich zur Öffnungszeit um 8:30 Uhr ins Marktrestaurant. Und lassen uns wie meist Zeit beim Essen.

Auf dem Balkon tropft es vor Luftfeuchtigkeit und deshalb ist erst einmal Kabine angesagt. Etwas lesen, etwas Sudoku lösen, etwas Reisebericht schreiben und vor allem alles für den Ausflug vorbereiten.

Denn heute ist es egal, was passiert: 50°C im Schatten, Gewitterberge, Tsunami oder Vulkanausbruch: wir fahren heute zum Poetto Strand.
Der geneigte Leser erinnert sich vielleicht, dass wir vor ein paar Wochen schon einmal hier waren, auf dem Weg von Dubai nach Mallorca. Und dass wir es bis zum Strand geschafft haben, fast allein. Und dann eine Regenfront von den Bergen links herüberzog und wir deshalb wieder abziehen mussten. Und die Enttäuschung nur zu mindern war mit dem Versprechen, heute mit allen Kindern wieder hierher zu kommen.

Ein berüchtigter Kapitän

Kurz vor 12 Uhr stehen auf nahezu allen Balkonen Gäste, als wir in den Hafen von Cagliari einlaufen. Dabei haben wir einen sehr schönen Blick auf die sonnige Altstadt. Den Nebel haben wir auf dem Meer zurück gelassen, es liegt nur noch etwas Dunst in der Luft.

Ich kann mich nicht genau erinnern, ob es das erste Mal ist, zumindest ist es nicht häufig vorgekommen, dass wir in Cagliari nicht unseren Balkon zum Pier heraus haben, um dem Beladen der Fähren stundenlang zuschauen zu können, sondern mit Blick auf die Stadt. Da sind zwar auch ein paar Fähren an benachbarten Piers, aber die Stadt ist darüber zu sehen, und ein schöner Anblick.
Das liegt daran, dass die Altstadt auf einem Berg liegt, wir können uns gut an die vielen Stufen erinnern, die wir bei unserem ersten, unerwarteten Besuch hier zurücklegen mussten.

Außer uns ist heute kein anderer Kreuzfahrer da, die Busse werden also nur voll, nicht übervoll.
Lediglich in der Ferne sehen wir die Costa Atlantica, die aber keine Gäste hat, sondern hier schon einige Zeit auf ihren Einsatz in Asien vorbereitet wird.

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Insidern ist dies Schiff durchaus bekannt, denn 2010 verursachte die Costa Atlantica in Warnemünde eine Beschädigung der am Kai liegenden AIDAblu. Ursache soll ein zu schnelles Einfahren in den Hafen gewesen sein. Die Beschädigungen der AIDAblu waren wohl nur leicht, trotzdem soll der Kapitän dafür eine Ermahnung bekommen haben. Und warum erzähle ich die Geschichte überhaupt? Weil die Sache rund wird, wenn ich den Namen des Kapitäns verrate: Francesco Schettino ist sicher nicht nur unter Kreuzfahrern ein bekannter Name und löst unangenehme Gefühle aus.

Die Großen fahren selbst

Für Gefühle ist jetzt aber keine Zeit mehr, wir sind mit die ersten, die um 13 Uhr auf Deck 3 bereit stehen zum Landgang. Nur die beiden Ältesten fehlen noch, die schicken dann aber eine Abordnung, die uns darüber informiert, dass sie mit den gestern erwähnten Barbekanntschaften schon an denselben Strand, aber ohne lästige Eltern fahren wollen (natürlich sind die Kinder gut erzogen und drücken das viel netter aus, aber wir verstehen schon…).
Selbstverständlich ist das aber kein Problem, wir haben auf dieser Reise fast alles als Familie zusammen machen können, das ist dann schon ok.

Natürlich sind wir gut vorbereitet und dazu gehört hier die Pflicht, einen Lichtbildausweis mitzuführen. Und nebenbei: Keine Steine, Muscheln oder Sand von Sardinien mitzunehmen, das kann zu erheblichen Geldstrafen führen.

Der verfeinerte Weg zum Strand

Den Weg zum Poetto Strand habe ich schon mehrfach beschrieben, aber wir verfeinern ihn immer noch, weil wir dazulernen:

Vor dem Schiff warten schon die kostenlosen Shuttlebusse, das Durchqueren des Hafens zu Fuß ist nicht erlaubt. Was angesichts der vielen schwunghaft rangierenden LKW-Anhänger vor den Fähren auch eine gute Regel ist.

In 2-3 Minuten sind wir am Hafenausgang, da geht es den neuen, mit Spalieren überdachten Weg immer geradeaus Richtung Bushaltestelle.
Neu sind jetzt mehrere Möglichkeiten: Bushaltestelle links am Busbahnhof oder rechts an der Altstadt. Die Entfernung ist fast gleich und ein nicht zu kleiner Teil der Gruppe entscheidet sich falsch für letzteres.
Nein, das war noch nicht neu, das Neue sind die strategisch auf dem Weg zum Bus sehr günstig platzierten Kleinbusse, die die Fahrt zum selben Strand für 10 Euro hin und zurück anbieten. Kann man machen, ist nur etwas teurer als Bus, lediglich die Frage, wie die das lösen, wenn am Schluss alle gleichzeitig zum Schiff zurück wollen, ist mir unklar.
Alternative wäre noch Taxi (35,- pro Fahrt) oder auch AIDA Ausflug (55,- mit Liege und Schirm, zeitlich festgelegt).

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Wir bleiben bei Bus, da sind wir zeitlich völlig frei und die Rückfahrt ist gesichert, heute Abend setzen die Verkehrsbetriebe gleich 4 Busse hintereinander ein (Sardinien gehört ja zu Italien, und da bedeutet „hintereinander“ auch wirklich hintereinander, also ohne irgendeinen Sicherheits-Abstand).

Schwarzfahren ist gefährlich

Der richtige Startpunkt ist tatsächlich der Busbahnhof an der Piazza Matteotti, denn dort steht ein Fahrkartenautomat.
An den späteren Haltestellen kann man Fahrkarten beim Busfahrer kaufen, aber erstens muss man das Geld passend haben, zweitens und viel schlimmer, haben die Fahrer oft keine Fahrkarten dabei, was dann zum Schwarzfahren verführt. Und das ist eine ganz schlechte Idee, denn auf der Rückfahrt werden wir gleich zweimal kontrolliert: einmal in der Mitte der Strecke, wo eine ganze Gruppe Kontrolleure einsteigt, aber schon beim ersten Pärchen, das seine Fahrkarten nicht entwertet hat, aufgibt, weil diese zurecht argumentieren, dass der Bus so voll ist, dass man nicht zum Entwerter durchkommt. Und da die Kontrolleure auch nicht durchkommen, wechseln sie in den Bus hinter uns.
Und das zweite Mal am Ziel, dort öffnet der Fahrer nur die Türen vorne und dort stellt sich ein Kontrolleur hin. Dieser kommt aber auch nicht weit, denn nun bricht das italienische Temperament vieler einheimischer Fahrgäste durch, die sich lauthals beschweren, dass sie jetzt das zweite Mal kontrolliert werden. Das verstehen sogar wir ohne italienische Sprachkenntnisse und damit haben die Gäste Erfolg, der Kontrolleur zieht ab. Dass wir deshalb am Ende wegen Aufgabe aller Kontrolleure gar nicht kontrolliert wurden, ist dann Nebensache. Geschickt gemacht von den Einheimischen.

Die Geschichte geht noch weiter: ein Gast neben uns erzählt, dass er dieselben Kontrolleure schon auf der Hinfahrt zum Strand erlebt hat und da wären sie sehr scharf gewesen und wer seinen Fahrschein nicht entwertet hat, musste Strafe zahlen.
Und nun darf der geneigte Leser nach dem eben Berichteten raten: unsere Ältesten fahren ja nicht mit uns und kommen etwas später. Sie versuchen dann an der rechten Haltestelle vor der Stadt ausgerechnet in unseren Bus zu steigen und müssen erfolglos wieder aussteigen, weil es wie berichtet hier keine Fahrkarten gibt. Nicht, dass wir das den Kindern nicht vorher schon erklärt hätten…
Mehr erzähle ich aus Datenschutzgründen nicht, nur dass sie nach unseren Erlebnissen, die wir ihnen natürlich brühwarm aufs Handy schicken, die Hose ganz schön voll haben, aber letztlich keinen Kontrolleur getroffen haben.

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Tickets am Automaten

Jetzt bin ich zu weit: wir gehen also zum einzigen uns bekannten Automaten am Busbahnhof. Vor uns zwei Paare, hinter uns dann eine unendlich Schlange. Zum einen, weil wir vorne im Shuttle saßen und deshalb vor allen hergegangen sind, zum anderen weil wir 8 Karten brauchen (schon gleich für die Rückfahrt). Das Display ist in der Sonne schwer zu lesen, mit Mützen-Beschattung geht es aber. Nächste Hürde ist, dass der Automat nur bar und nur Münzen akzeptiert. Darauf sind wir vorbereitet. Und dann ist der Drucker der Tickets aber extrem langsam und die 8 Tickets kommen nach und nach in gemütlichem mediterranen Tempo heraus. Das ist der Punkt, ab dem alle hinter uns in der Schlange uns hassen.

Der Bus steht schon bereit. Richtig ist jeder Bus, der mit „P“ beginnt. Zusätzlich zum Fahrplan werden bei Ankunft von Kreuzfahrtschiffen zusätzliche Busse eingesetzt.
Das funktioniert sehr gut und da müssen wir die Verkehrsbetriebe auf Sardinien wirklich loben. Und auch für den Preis: 1,30 € pro Fahrt, da lohnt kein Schwarzfahren.

Ganz wichtig, ich erwähnte es schon: Fahrkarten im Bus entwerten. Dazu gibt es Automaten. Die vorne sind nur für elektronische Tickets, da halten erst einmal alle ihre Tickets umsonst ran. Ganz hinten sind Automaten, die die Tickets entwerten, beschriften und mit einem grünen Licht die Gültigkeit bestätigen. Ab jetzt sind 90 Minuten Zeit für die Fahrt.

Aussteigen an der richtigen Haltestelle

Der Bus wird voll und dann geht es los. An wenigen Haltestellen hält er auf Anforderung, dann sind wir in 20 Minuten in der Höhe des Poetto Strands.
Hier steigt die Hälfte der Gäste aus. Das empfehle ich nicht, denn dann muss man erst noch durch ein Wohngebiet laufen, um zum Strand zu kommen. Haben wir das erste Mal auch gemacht, ist unnötig weit und da wird es am Strand sehr voll.

Ein paar Haltestellen weiter biegt der Bus zum Strand ab. Damit ist man schön nahe dran, deshalb steigen hier die meisten verbliebenen Gäste aus. Und da das bei jedem Bus so ist, wird es hier auch voll.

Erfahrene Kreuzfahrer (Eigenlob tut ja so gut) steigen erst 2 oder mehr Stationen später aus. Zumindest wenn sie mehr Ruhe und günstigere Liegen suchen.

Torre di Mezza spiaggia Spiaggia del Poetto Cagliari 23.07.17 Neue Abenteuer auf eigene Faust im Mittelmeer AIDAstella 021

So machen wir das, steigen wie letztes Mal kurz vor der Ruine aus, die direkt am Strand neben einem historisch wichtigen Turm steht.
Diese Ruine ist übrigens ein ehemaliges Krankenhaus. Ein Architekt hat ausgerechnet, dass die Luxussanierung rund 14 Millionen Euro kosten würde, wer also noch was auf der hohen Kante liegen hat: das lohnt sich hier, eine bessere Lage gibt es kaum.

Der schönste Strand der Reise

Weiter vorne am langgezogenen Strand kennen wir das so, dass die Freiflächen zwischen den reservierten Bereichen der Liegenanbieter nur klein und voll belegt sind. Hier dagegen ist viel Platz und wenig los.

Wir nehmen allerdings heute wieder Liegen und Schirme, weil wir länger bleiben wollen und die Sonne mit 36°C wolkenlos vom Himmel brennt. Und fallen fast um, als wir nur 36,- € für 2 Schirme mit 4 Liegen bezahlen sollen. Im Vergleich zu der Mamma in Santa Marinella ein Schnäppchen, zumal die Liegen hier viel besser sind. Und das auch noch, wo der Strand hier so viel schöner ist. Und zudem kostenlose Duschen, WC und jede Menge Restaurants hat. Die aber weit genug entfernt am Strandrand liegen, der Strand ist so groß, dass sie nicht stören.

Poetto ist nicht der schönste Strand auf Sardinien, wie uns Insider das madig machen wollten. Und sicher haben sie Recht, es gibt noch schönere, fast karibische Buchten auf Sardinien.

Aber er ist trotzdem viel schöner, als alle Strände zuvor: weicher, heller Sand, absolut sauber, das Wasser leuchtet türkis. Es geht flach rein ins Wasser, wodurch das Wasser richtig warm ist. Nur an der Wasserkante ist der Boden teilweise mit kleinen Steinen und Muscheln bedeckt. Hinter einer Sandbank ist es tiefer. Bis zur Brust geht es ins Wasser, dann begrenzen hier Bojen den Bereich. Etwas weiter links oder rechts hören die Bojen aber auf.

Es ist herrlich hier im Wasser und das halten wir lange aus. Ein bisschen Wellengang ist, aber nicht so richtig aufregend, weil Poetto in einer langen Bucht liegt.

Anfangs ist der Sand wieder sehr heiß, so dass wir uns auf dem Weg ins Wasser Schatten suchen, gegen Abend ist es dann aber problemlos aushaltbar.

Überall gibt es Wachtürme der Rettungsschwimmer. Und jede Menge Verkäufer, die im 10-Minutentakt irgendetwas andrehen wollen. Dabei aber immer höflich sind. Das haben wir hier schon oft erlebt, heute werden wir aber weitestgehend in Ruhe gelassen, solange die Liegenvermieter noch da sind.

Altes Hospital Spiaggia del Poetto Cagliari 23.07.17 Neue Abenteuer auf eigene Faust im Mittelmeer AIDAstella 022

Gut festhalten im Bus

Da wir erst um 20 Uhr ablegen, halten wir es bis gegen 18 Uhr aus, dann machen wir uns auf den Rückweg. Die schon beschrieben 4 Busse kommen unmittelbar nach unserem Eintreffen an der Haltestelle und der erste Bus wird voll, so dass wir stehen müssen. Gut festhalten, vorausschauendes Fahren ist wohl nur etwas für Anfänger.

Das war ein wunderschöner Tag an einem tollen Strand!

Da wir uns vorher fertig machen wollen, treffen wir uns erst um 20 Uhr zur zweiten Essenszeit im Marktrestaurant, unsere Älteste hat sich vorher eine Sushi-Zeit im East Restaurant genommen. Wie erwartet ist es um diese Zeit deutlich voller als zur früheren Essenzeit und es bilden sich lange Schlangen vor den Buffets.

Um 21 sehen wir uns die Tanz- und Artistenshow „Augenblick“ an. Sehr schön mit moderner Musik und tollen Tänzen.
Auch hier muss der 3. Tänzer wo nötig durch den Artisten ersetzt werden.

Die nächste Etappe sind 707 Kilometer bis nach Ibiza, morgen ist aber erst einmal Seetag.

Cagliari


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