Metropolen ab Hamburg 1 mit der AIDAperla, Nordsee 19.03.18
Den 1. Platz beim Quatschkopf-Award haben wir heute redlich verdient angesichts der viel zu frühen Restaurant-Misere. Dafür zieht sich heute am Seetag das Essen wie ein roter Faden durch den Tag, so dass unser Anti-Zunehm-Plan dezent unglaubwürdig wirken könnte. Trotz Wetters spielt der Balkon und die Herzensgüte von Eltern eine gewisse Rolle.
Zu spät zu den Metropolen
AIDAperla 2018
Unsere Kabine liegt eigentlich ideal zwischen dem mittleren und hinteren Treppenhaus. Einfach ein Deck hoch, dann fallen wir vorne ins East Restaurant und hinten ins Marktrestaurant. Aber nach dem Lob gestern für das Frühstück im French Kiss gehen wir natürlich früh dorthin. Da es um 8:00 Uhr öffnet und wir um 8:30 Uhr aufschlagen dürfte es nicht sehr voll sein. Ist es auch nicht, sogar ausgesprochen leer, mehr gähnend leer. Keine Gäste, kein Personal.
Hochmut kommt vor dem Fall
Eigentlich reicht dieser Moment aus um zu wissen, was los ist. Hochmut kommt ja bekanntlich vor dem Fall. Denn natürlich wurde gestern – wie immer – durchgesagt, dass in der Nacht die Borduhren um eine Stunde zurückgestellt werden. Und natürlich wissen wir, dass dies – wie immer – schon am Seetag auf dem Weg nach England passiert. Und haben das gestern – wie immer – zur Kenntnis genommen. Und damit war es das.
Sonst lassen wir uns ja an Bord immer vom Bordportal im Fernseher wecken, das hat immer die aktuelle Bordzeit. Aber diesmal finden wir das einfach nicht und deshalb haben wir ein Handy gestellt. Nur nicht die Uhr umgestellt.
Folglich ist es jetzt nicht 8:30 Uhr, sondern 7:30 Uhr. Wir regen uns ja oft auf, wie unorganisiert die Kinder sind. Aber heute geht der 1. Platz beim Quatschkopf-Award eindeutig an uns. Zur Strafe gehen wir dann halt ins Belladonna Restaurant, das hat schon geöffnet. Obwohl es eigentlich keine so große Strafe ist, das Frühstück ist gut, sogar den Kaffee kann man genießen, lediglich der Andrang am Buffet erinnert uns daran, warum wir lieber ins French Kiss wollten. Bevor der geneigte Leser es vermisst: Selbst mein geliebter Lachs mit Meerrettich ist da. Einzig ein so richtig schöner Milchkaffee steht hier nicht herum.
Unsere Kabine auf Deck 5
Aber das ist auch kein größeres Problem, nach dem Frühstück ist es in der AIDA Lounge noch völlig leer, schließlich ist es ja quasi immer noch mitten in der Nacht. Hier gibt es noch einen kleinen Nachtisch-Joghurt und einen großen Milchkaffee, und das gibt die nötige Schwere, um den Rest des Vormittags mit einem guten Buch und etwas Reisebericht-Schreiben aufs Meer zu schauen.
Definitiv ist es bei 0,5°C zu kalt auf dem Balkon, aber der Blick durch die geschlossene Balkontür ist auch schön. Das Meer ist erstaunlich wild und es ist weiter heftiger Wind. Erstaunlich bedeutet dabei, dass das Meer zwar wild ist, aber das Schiff sich trotzdem kaum bewegt, der Seegang ist so gut wie gar nicht zu spüren.
10 Minuten „nach um 10 Uhr“ macht Kapitän Jens Janauscheck „aufgewacht die Sonne lacht“ eine seiner ausführlichen Ansagen bis in die Kabinen. Wir sind ja schon ein paar Stunden wach, alle andern nun auch. Aber wir lernen viel über unsere Route und den Greenwicher Null-Meridian.
Zurück zur Kabine: Bei den beiden Reisen auf der AIDAprima waren wir ja sehr weit oben untergebracht. Das Problem ist dabei, dass da das richtige Kreuzfahrt-Feeling fehlt, denn wir waren da sehr hoch über dem Meer und der Blick nach unten fiel auf das Lanai Deck. Das ist diesmal anders. Wir vermuten, dass AIDA heimlich meine Reiseberichte mitliest, denn wir sind diesmal auf Deck 5. Dort sind die tiefstgelegenen Balkons, noch unter den Rettungsbooten. Dafür aber nah am Meer, weshalb wir das Meer wirklich gewohnt nahe sehen und hören, so muss das sein!
Durch die tiefe Lage bedingt ist der Balkon sehr tief und ein zum Meer hin offener Metall-Würfel. Vor die Terrassentür kann eine Metall-Schutztür geklappt werden, bei starkem Sturm sicher eine gute Idee. Im Sommer dürfte die Sonne nur sehr wenig auf den Balkon scheinen, jetzt ist er dafür aber umso besser vor dem Wind geschützt.
Hilflos der Lounge ausgeliefert
So verbringen wir also den Morgen, indem wir raus aufs Meer schauen und ein bisschen schreiben und ein bisschen lesen.
Der geneigte Leser kennt unseren Trick, auch nach 23 Kreuzfahrten immer noch nicht 200 kg zu wiegen: Wir essen Frühstück und Abendbrot in aller Fülle, aber dazwischen gibt es nichts außer einem kleinen Milchkaffee. Aber nun muss ich das Verständnis des geneigten Lesers erhoffen, dass wir manchmal auch hilflos den Gegebenheiten ausgeliefert sind. Da wollen wir nur schnell einen kleinen Milchkaffee in der Lounge trinken und da hat ein Kellner, der zuvor vergessen hat meinen Bericht zu studieren, so eine Art Fladenbrot mit Lachs und Laugenbrötchen mit Roastbeef platziert. Was bleibt uns anderes übrig, als diese zu probieren, und weil sie so fantastisch lecker sind, diese Probe so lange zu widerholen, bis eben der genannte Kellner Angstschweiß auf der Stirn bekommt, weil er nicht mehr weiß, wie er das in noch akzeptabler Geschwindigkeit aus der Küche nachholen soll. Zum Glück steht auch noch Bionade da, das hilft, dass der Kaffeeautomat nicht verzweifelt die Beine von sich streckt und Sprungfedern herausbrechen…
Nein, das war nicht gut, dass das so gut war. Also bauen wir die Kalorien durch eine heiße Runde „DOG“ ab. Aber erst, nachdem wir mit den verbleibenden Kindern kurz ins Fuego Restaurant gegangen sind, da gibt’s so eine paar Stückchen Blumenkohl und Ananas. Und das ist natürlich gesund (die Buttersemmelbrösel auf dem Blumenkohl sind zumindest in diesem Reisebericht nicht erwähnenswert). Es sind nämlich nur zwei unserer Kinder auffindbar, die anderen haben irgendwelche Whirlpools auf dem Lanai Deck entdeckt. Damit steigt unsere Gewinnchance um 50%, es bleibt aber bei der üblichen Niederlage. Was sind wir doch für gute Eltern, dass wir quasi freiwillig für das Selbstbewusstsein der Kinder verlieren. Grrrrr.
Dafür einen Patz zu finden, ist gar nicht so einfach. Wie schon berichtet gibt es zu wenig Tische in den öffentlichen Bereichen für über 4000 Passagiere. Zumindest wenn es zu kalt für draußen ist, Für uns 4 finden wir einen Platz im Vorraum des Steakhouse. Das hier tatsächlich „Steakhouse bei Tim Mälzer“ heißt und eine etwas andere Karte hat als wir das von den anderen Schiffen kennen.
Antizyklisch im Restaurant
Auch wenn es dem geneigten Leser nach diesem Tag unmöglich erscheint, so kann ich doch versichern, dass es absolut der Wahrheit entspricht, dass wir Punkt 18 Uhr im Marktrestaurant sitzen und genüsslich essen. Einen Platz hier zu finden ist nur möglich, wenn man wirklich exakt um 18 Uhr mit Türöffnung ins Restaurant fällt. Was wir machen und damit erfolgreich sind. Das Essen zieht sich allerdings in die Länge, denn das Restaurant ist proppenvoll und alle Gäste stehen erst einmal am warmen Buffet. Um hier nicht in einer endlosen Schlange zu stehen und sich zu ärgern, dass der Herr direkt vor mir den letzten Knödel nimmt, heißt es entweder warten, bis die anderen beim Nachtisch angekommen sind, oder antizyklisch essen, das bedeutet, erst Nachtisch, dann Käseplatte, dann Salat und dann erst die Hauptspeisen.
Wir machen ein Mischmasch aus allem und fühlen uns dann erstaunlicher Weise gut gesättigt. So gut, dass erstmals seit langem kein Cocktail mehr hineinpasst. Insofern gut, dass es heute keine Open-Bar-Aktion gibt.
Bis zur Show beginnen wir noch eine Runde „Phase 10“, zum Glück schaffen wir diese nur halb, denn wer weiß, vielleicht haben wir an einem anderen Tag mehr Kartenglück…
Die Show heute kennen wir noch nicht: „Viva 90s“ bedeutet das Einspielen von prominenten Sängern mit Erinnerungen an die 90er, dazwischen performen die Tänzer live zu den bekanntesten Songs dieser Dekade. In jedem Fall gut gemacht und sehenswert!
Morgen sind wir dann in Southampton.
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