Von Jamaika nach Hamburg mit der AIDAluna, Atlantik 04.03.24

Die Gläser rutschen auf den Tischen und kündigen das aufziehende Sturmtief an. Das hat auch Auswirkungen auf uns: Der Kapitän ruft alle zusammen und erklärt die Routenänderung, um das Tief im Hafen auszusitzen. Natürlich haben wir Verständnis und beobachten das vorzeitige Einlaufen auf den Azoren genau.

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Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik
AIDAluna 2024

Über Nacht wurden die Uhren wieder eine Stunde vorgestellt, wir haben jetzt bereits die Zeit der Azoren und sind nur noch 2 Stunden hinter Deutschland zurück.

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Rutschende Gläser

Das hat uns zu dem genialen Plan gebracht, heute noch einmal zu waschen und dazu als erstes im Waschsalon zu sein. Tatsächlich schaffen wir es noch vor 8 Uhr, den Waschsalon zu stürmen. Da es für die meisten noch gefühlt 7 Uhr ist, dürfte noch keiner hier sein.

Dürfte. Tatsächlich sind 3 Waschmaschinen schon besetzt, 1 ist defekt und 1 verliert verdächtige Mengen an Wasser. So bleibt uns noch 1 Maschine. Das reicht, aber wir hätten auch nicht später kommen dürfen.

Dann passiert heute wirklich Aufregendes beim Frühstück: zum einen rutschen die Saftgläser auf dem Tisch hin und her, zum anderen wird aus dem Fenster ein Schiff gesichtet.

Ersteres ist wirklich erstaunlich, denn es sind gar keine Wellen zu sehen. Nur so ein bisschen wellige Oberfläche, etwas Dünung.
Aber das reicht schon. Irgendwo auf den Ozeanen ist Sturm und das sind die Ausläufer. Das werden wir im Laufe des Tages noch genauer kennenlernen.
Am Horizont sehen wir, wie das Schiff hoch und runter geht, das ist deutlich mehr, als wir fühlen. Aber die Gläser fühlen das und rutschen auf dem Tisch herum.

Und auch das gesichtete Schiff ist ein Novum, denn an den 4 vergangenen Seetagen war kein einziges Schiff in der Nähe. Wir kommen langsam wieder in die Nähe einer Zivilisation.

Weiter mit Höchstgeschwindigkeit zu den Azoren

Ein bisschen dauert es noch. Um Höchstgeschwindigkeit fahren zu können, wurden in der Nacht die Stabilisatoren eingefahren. Trotzdem sind wir etwas langsamer als gehofft, denn wir fahren gegen den Wind. Deshalb werden wir voraussichtlich erst gegen 22 Uhr im Hafen festmachen, immer noch ein Abend früher als geplant. So sagt es der Kapitän gegen Mittag an.

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Wenn um kurz vor 11 Uhr das Treppenhaus kaum zu passieren ist, weil ein ganzer Schwall Menschen entgegen kommt, dann kann das nur zweierlei bedeuten: entweder beginnt ein Ausflug oder Peter Grimm ist mit seinem Vortrag fertig.
Da heute ein Seetag ist, ist erstere Möglichkeit nicht so wahnsinnig wahrscheinlich. Also muss es der Grimm sein.

Und genau so ist es. Wir hören uns den Vortrag über die Azoren wieder an und das Theatrium ist erneut brechend voll.

Kalt auf dem Balkon

Im Anschluss ist wieder Balkonzeit. Es ist wieder freundlich draußen, blauer Himmel zwischen den weißen Wolken. Aber nur 13°C. Wow, die Temperatur in der Karibik hat uns doch besser gefallen.

Deshalb ist die meiste Zeit der Balkonzeit eigentlich Kabinenzeit mit Lesen und Schreiben.
Heute bekomme ich schon meinen zweiten Adler-Olsen auf dieser Fahrt durch.

Dabei entdecken wir, dass unser Kabinensteward eins der Poolhandtücher entsorgt hat. Das macht uns Gedanken, denn es wurde angesagt, dass diese nur 1:1 getauscht werden. Darauf wurde in der Karibik bei unserer Rückkehr von den Stränden auch immer geachtet.
Aber umsonst Gedanken gemacht: bei der Poolhandtuch-Station steht heute kein Mensch und wir können uns einfach ein neues Handtuch holen.

Um 14 Uhr gibt es den üblichen Caramel Macchiato im Café Mare. Dabei heute kein Spiel, die beste Ehefrau von alles ist noch zu sehr traumatisiert.

Inzwischen warnt uns der Kapitän schon vor, dass es noch eine wichtige Ansage geben wird. Letztlich wird das so gemacht, dass nach dem um 17 Uhr geplanten Bergfest der Kapitän selbst auf die Bühne kommt und uns sanft was auch immer beibringt.

In der Regel bedeutet das eine Routenänderung und wir sind gespannt, wie stark die ausfallen wird.

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Routen-Änderung durch Sturmtief

Bergfest bedeutet, dass sie Hälfte der Reise um ist, gerechnet wird natürlich nur wieder der zweite Teil der Reise.
Dazu gibt es im Theatrium eine Runde Sekt und als Trost für das, was kommt, schon mal Hot Dogs.

Als kurzer Show Act singt noch einmal der Tenor Tobey Wilson. Das ist derart gut, dass er noch eine Zugabe geben muss und der Kapitän tatsächlich warten muss.
Dadurch steigt die Spannung ins unermessliche.

Letztlich ist es dann so, dass der Kapitän erklärt, dass gerade 3 große Tiefs im Atlantik unterwegs sind. Eins davon in der Biskaya, das hat in den letzten Tagen grad die AIDAmar durchquert und es war wohl nicht schön, auch wenn es nur wenig Schäden gab.

Auf uns steuert auch gerade ein Sturmtief zu, das besonders in den nächsten 2 Tagen enorme Windgeschwindigkeiten entwickeln wird, der Kapitän zeigt uns die vorhergesagten Wetterkarten.

Deshalb werden wir Dank unserer hohen Geschwindigkeit heute Abend noch rechtzeitig in den Hafen von Ponta Delgada kommen, aber in den nächsten 2 Tagen nicht raus.
Deshalb wird der zweite Hafen auf den Azoren, geplant war übermorgen Praia da Vitória auf der Insel Terceira, leider entfallen. Es gibt keine Möglichkeit, bei den erwarteten Wind und Wellen den zweiten Hafen anzufahren.

Deshalb bleiben wir morgen und übermorgen in Ponta Delgada auf der Insel São Miguel und werden übermorgen Abend ablegen, sofern der schlimmste Teil der Tiefs, quasi das Auge des Orkans durchgezogen ist. Wann genau das ist, ist nicht genau vorherzusagen.

Alle Ausflüge in Praia da Vitória werden deshalb gestrichen, das betrifft 700 Gäste. Dafür werden 300 neue Ausflugsplätze für den zweiten Tag in Ponta Delgada geschaffen. Dieselben wie am ersten Tag.

Uns betrifft das auch, aber wir haben ja schon gestern befürchtet, dass das wegen des Wetters sein kann: unsere Fahrt mit dem RIB (Festrumpf-Schlauchboot) zur Walbeobachtung entfällt dadurch auch.
Schade, wir hatten uns darauf schon gefreut, mit so einem Renn-Schlauchboot sind wir noch nie gefahren, aber natürlich haben wir Verständnis und akzeptieren es so. Das ist sicher die beste wetterbedingte Lösung.
Gut gefällt uns, dass wir nicht wieder mit „aus operativen Gründen müssen wir“ abgespeist werden, wie wir das schon öfter erlebt haben, sondern der Kapitän das nachvollziehbar erklärt.
Ich bin aber auch sicher, dass es Gäste mit weniger Verständnis gibt, so ist das nämlich immer.
Ob dabei für diese Reise nun das letzte Wort gesprochen wurde, wird sich zeigen.

Um 18 Uhr gehen wir ins Marktrestaurant zum Essen, das wird heute brechend voll, offensichtlich braucht der eine oder die andere jetzt ein Frustessen.

Ponta Delgada Atlantik 24.03.04 Traumhafte Strände und Wale in Mittelamerika und Karibik AIDAluna 010

Azoren in Sicht!

Im Anschluss gibt es die Rock-Show “Rock the Concert”. Sehr gut, aber ich denke immer: was müssen die Künstler und Künstlerinnen im Anschluss fertig sein, so wie die da wie das kommende Sturmtief über die Bühne wirbeln.
Zumindest wissen wir jetzt, wie man “Highway to Hell” und die Liebe zu den Eisbären in eine Show bekommt

So gegen 20 Uhr können wir vom Balkon aus die ersten Lichter der Azoren sehen und nähern uns nun kontinuierlich.

Geplant war vor ein paar Tagen, um 21 Uhr fest zu liegen, heute war dann 22 Uhr angekündigt, letztlich wird es 23 Uhr.

Fraglos ist es eine Leistung, senkrecht auf den Hafen zuzufahren, dann das Heck zur Hafeneinfahrt zu drehen und dann im Dunkeln passgenau rückwärts an den Pier zu fahren.

Trotz der Kälte stehen wir die ganze Zeit auf dem Balkon und beobachten alles ganz genau. Noch ist es recht ruhig, es sind noch wenig Wind und wenig Wellen. Es läuft alles wie ein Uhrwerk und sobald die Leinen fest liegen, sind Ruckzuck die Gangways, der Empfangs-Pavillon und der Kontroll-Tresen aufgebaut

Und sofort gehen die ersten von Bord. Zunächst sind das mehrere Gruppen von Mitarbeitern. Eine halbe Stunde später kann auch der schon mehrfach erwähnte medizinische Notfall mit Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht werden.

Das ist schon tragisch: da plant jemand eine schöne Reise, muss dann tagelang im Bauch des Schiffs im Hospital liegen und dann in der Fremde ins Krankenhaus. Die Wahrscheinlichkeit, dass der hier Betroffene portugiesisch spricht, ist nur klein, und selbst wenn nützt das nichts, denn der Dialekt, der auf den Azoren gesprochen wird, ist selbst mit guten Portugiesisch-Kenntnissen nicht zu verstehen.
Wünschen wir ihm alles Gute!

In einer halben Stunde ist morgen und dann sind wir offiziell in Ponta Delgada.

Atlantik


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