Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark, Sankt Peter-Ording 01.08.20
Ein klemmendes Hubbett sorgt dafür, dass alle Planung über den Haufen geworfen wird und wir im Stau stehen. Auch den schönen Strandparkplatz in Sankt Peter-Ording finden wir erst nicht, dann aber richtig gut. Unser Stellplatz für die Nacht ist dann kurz vor der dänischen Grenze.
Wegen Corona mit dem Wohnmobil durch Dänemark
Wohnmobil 2020
Wie wir das von unseren Kreuzfahrten kennen, stehen wir früh auf. Unser Plan ist ganz einfach: Heute ist Samstag und da gibt es erfahrungsgemäß mindestens zwei heftige Staupunkte auf unserer Strecke: Der Elbtunnel und die dänische Grenze. Das wollen wir vermeiden.
Stautheorie und klemmendes Hubbett
Warum es sich noch heute so vor dem Elbtunnel staut wie vor 40 Jahren bei unseren Dänemark-Fahrten als Kinder, weiß ich nicht genau, denn inzwischen gibt es ja mehr Röhren. Von denen aber nur 3 Röhren geöffnet sind und dann nicht alle Spuren. Und im Verlauf dahinter kommt ja die riesige Baustelle hinter Volkspark, wo die ganze Autobahn ein Dach bekommt.
Diesen Stau wollen wir umgehen, indem wir einfach früh genug hindurch sind. Und was soll ich sagen: Klappt gar nicht.
Der zweite Stau an der Grenze kommt dadurch zustande, dass die Dänen wieder Grenzkontrollen eingeführt haben und im Rahmen von Corona sehr genau sind. Denn einreisen darf nur, wer nicht aus Risikogebieten kommt und mindestens sechs Tage gebucht hat. Und da in ganz Dänemark samstags Bettenwechsel ist, stehen manche Autofahrer stundenlang an den wenigen geöffneten Grenzübergängen. Unser Plan ist deshalb ganz einfach: Wir fahren schon mal Richtung Dänemark, aber erst morgen über die Grenze. Auch hier ein Spoiler: Dieser Plan geht auf.
Wir stehen jedenfalls früh auf. Räumen den Rest der Betten und Badeutensilien ins Wohnmobil und dann kann es losgehen. Könnte, wenn das Hubbett hochfahren würde.
Dieses Wohnmobil hat ein elektrisches Hubbett in der Mitte. Die Idee dahinter ist, dass nicht allabendlich das ganze Wohnmobil umgeräumt werden muss, sondern nur der Tisch leer sein muss, zwei Sitzkissen umgeklappt werden und dann kann man das gemachte Bett hinunterlassen und morgens wieder einfahren. Leider steht das jetzt auf halber Höhe fest. Damit ist fahren unmöglich, denn die Kinder können nicht auf den Sitzen sitzen.
Also probieren wir hier und dort, lesen die Anleitung, schauen die Sicherung an, heben das Bett mit vereinter Kraft, aber nichts hilft. Es gibt noch die Möglichkeit, einen Schrank zu zerlegen und dahinter den Motor von Hand zu bewegen. Das Zerlegen fange ich an, das wird mir dann aber doch zu aufwändig, deshalb nutzen wir doch das Angebot des Vermieters, uns jederzeit telefonischen Rat zu holen. Und der muss auch überlegen, kommt dann aber doch recht schnell darauf, dass bei den Haupteinstellungen im Versorgungsdisplay ein Haken verschwunden ist, der gestern noch da war. Und dann dauert es 3 Sekunden: Haken setzen und das Bett schnurrt nach oben.
Derart genervt fahren wir dann mit stundenlanger Verzögerung los. Etwa eine halbe Stunde vor Hamburg fangen die Staumeldungen an und schließlich stehen wir über eine Stunde im Stau vor dem Elbtunnel, den wir so gern vermeiden wollten.
Naja, Schwamm drüber, stehen wir halt an einem der heißesten Tage im Stau statt am Strand und schwitzen uns hinter den großen Wohnmobilfenstern zu Tode. Klar kann man an allen Fenstern einfach Sonnenschutz hochziehen, das kommt aber an der Windschutzscheibe während der Fahrt nicht gut. Geht gut los!
Als Trost gehen wir mit den Kindern in Itzehoe zu McDonalds. Dabei lernen wir die halbe Stadt kennen, denn durch einige Baustellen um McDonalds kommen wir mit dem großen Wohnmobil nicht richtig durch und müssen erst einmal einen passenden Stellplatz finden. Aber auch das gelingt und so sind die Kinder glücklich. Und ich auch, weil ich sehe, dass hier die Hygieneregeln konsequent umgesetzt werden.
Hinter Hamburg auf der A23 Richtung Heide ist dann nicht viel los und das ist ein schönes Fahren. Und wird dann Richtung Meer immer schöner: Immer mehr Kühe stehen auf riesigen Weiden, teilweise auch ganze Fohlen-Gruppen, so wie es früher auch bei uns war und so, wie ich mir eine artgerechte Tierhaltung vorstelle. Zunehmend wird das Land feuchter, irgendwann tauchen die ersten Deiche auf. Schön, wenn sie mit Gras bewachsen und mit Schafen bewohnt sind, hässlich, wenn sie aus Beton sind, wie rund um das Eidersperrwerk.
Auf der Suche nach dem Strand
Unser Ziel ist Sankt Peter-Ording. In einer App, die alle Stellplätze anzeigen soll, finden wir die Möglichkeit, dass auch Wohnmobile direkt am Strand parken dürfen. Nur leider ist die eingetragene Adresse falsch, dadurch fahren wir an dem richtigen Platz, den wir ja hinter dem Deich nicht sehen können, vorbei und gelangen zu einem privaten Stellplatz vor der Düne. Aber geübt ist geübt: Wie in Itzehoe vorhin lernen wir auch beim Suchen die halbe Stadt kennen, fahren sogar durch die enge Einkaufsstraße bis wir den richtigen Zugang finden, an dem wir vorher natürlich mehrfach vorbei gefahren sind:
Über den Deich führt von zwei Seiten eine Straße – also zunächst auf den Deich hinaus und an der anderen Seite hinunter. Statt nun hier eine Einbahnstraßenregelung zu machen, können die Autofahrer beliebig von der Landseite hoch oder runter. Und die Straße ist so schmal, dass sie zwei Autos nur mit Mühe begegnen können. Das scheint uns nicht der richtige Weg für unser großes Wohnmobil zu sein. Das auch noch schwer ist, 4,4t, weshalb ich mir grade ausmale, wie auf der anderen Seite des Deichs weicher Sand ist und wir tief einsinken.
Irgendwann kommen wir doch zu dem Schluss, dass es der richtige Weg ist, fassen uns ein Herz, gerade als kein Auto entgegenkommt und kämpfen uns den Deich hoch. Bis etwa zur Mitte, dann kommt ein kleines Wohnmobil entgegen. Letztlich weiß ich nicht genau, wie wir das dann hinbekommen, ohne dass eins der Mobile den Deich hinunterstürzt, aber irgendwie geht es mit rangieren doch.
Und auf der andern Seite dann Parkwächter. Da wir keine Gästekarte haben, macht das 14 Euro. Bis 22 Uhr, dann müssen wir den Parkplatz verlassen, Übernachten ist verboten.
Und dahinter dann ein riesiger Sandparkplatz. Zum Glück ist der Sand ganz fest, somit kein Problem für uns. Nur vorne, am Übergang zum Strand, ist weicher Sand, da müssen Wohnmobile rausgeschoben werden.
Und hier parken tausende Autos und hunderte Wohnmobile. Unglaublich. Ordnung gibt es keine, aber man sieht, dass die Fahrzeuge trotzdem halbwegs in Reihen stehen. Ganz vorne ist alles besetzt, aber es gibt in der Mitte schon große Lücken, jetzt gegen 17 Uhr haben viele den Strand schon verlassen.
Zwischen Meer und Pfahlbauten
Wir stellen uns nur hin und dann geht es zum Wasser. Im Moment ist auflaufendes Wasser, das bedeutet, dass es nicht der Niedrigstand Ebbe ist, sondern das Meer auch da ist.
Der Strand ist breit, feiner Sand, sehr sauber. Tausende Menschen liegen auf Handtüchern und in Strandmuscheln, viele baden. Obwohl es uns jetzt sehr kühl vorkommt im Vergleich zur Bruthitze des Wagens. Letztlich sind es unter 20°C, bis wir fahren sinkt die Temperatur auf 16°C. Es weht ein frischer Wind, deshalb haben viele Drachen steigen lassen.
Wer baden will, muss zur ersten Sandbank waten und erst dahinter ist es tief genug zum Schwimmen. Wir begnügen uns damit, mit den Füßen im Wasser am Strand entlang zu gehen. Und das ist herrlich.
Hier könnte man das auch länger aushalten: Es gibt Strandkörbe zu mieten, Kinder haben einen tollen Spielplatz und für Essen ist gesorgt durch Restaurants auf den berühmten Pfahlbauten.
Auch die Toiletten sind auf solchen Pfahlbauten, sehr sauber und kostenlos.
Zwischendurch legen wir uns etwas neben das Wohnmobil zum Lesen und Ausruhen und bleiben bin zum Sonnenuntergang. Dann wird es doch einfach zu frisch, wir spielen noch eine Runde „Skull King“ und dann verlassen wir den Strand.
Für die Übernachtung wollen wir noch etwas näher an die dänische Grenze kommen und da hat uns die Stellplatz-App einen Stellplatz direkt im Zentrum von Niebüll empfohlen. Sehr ruhig und sauber und für nur 5 Euro.
Der Weg dorthin ist dann etwas abenteuerlich, denn die Straßen werden immer schmaler, ein Schild informiert uns, dass hier das Ende der Ausbaustrecke sei und obwohl wir schon sehr vorsichtig sind, ist ein Bahnübergang so schlecht, dass das Wohnmobil ordentlich hüpft und ein paar Sachen durch die Gegend fliegen.
Jetzt verstehen wir auch das Navi. Das ist extra für Wohnmobile geschaffen und nervt uns durch ein ständiges Signal, mit dem jede Geschwindigkeitsänderung, jede scharfe Kurve und jeder kleine Bahnübergang angekündigt wird, Nun wissen wir warum.
Kaputt scheint aber nichts zu sein und ohne weitere Vorkommnisse kommen wir gegen 23 Uhr an unserem Stellplatz an, Erstaunlich viele Wohnmobile stehen schon dort, aber ein Platz ist noch frei. Alle anderen schlafen schon, als wir den Platz suchen und im Dunkeln können wir den Parkautomaten nicht finden, Naja, dann morgen, jetzt Hubbett wieder runter, Betten im Heck aufbauen und ab in den Schlaf.
Morgen fahren wir dann weiter nach Rømø.
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