Adria ab Venedig mit der AIDAblu, Bari 03.10.17

Bari statt Korfu ist gut, aber ich muss „aus operativen Gründen“ erstmal mangelnde Empathie bei AIDA rügen. Und biete mich als Nachhilfelehrer an, zumindest solange Hapag Lloyd sich nicht meldet. Dann geht es aber doch hinein nach Bari, diesmal in die Neustadt. Hier erdulde ich geduldig Mode, frage mich nach dem Unterschied zwischen Turnschuhen und Sneakern und muss Guido Maria Kretschmer gefallen.

Bari 17.10.03 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Eigentlich müsste in der Überschrift „Korfu“ stehen, denn laut Reiseroute wären wir da heute. Aber wir wurden umgeroutet. Die Häfen wurden getauscht, heute Bari und erst morgen Korfu. Das hat uns AIDA auch vor einigen Wochen schon per Brief mitgeteilt, mit dem freundlichen Hinweis, dass alle gebuchten Ausflüge ebenso umgeroutet werden.

AIDA’s Informationsdefizit

Aber genau da ist einer meiner größten Kritikpunkte bei AIDA und wie vorgestern angekündigt kann ich es nicht lassen das auszubreiten: Wie so oft sind Mitteilungen von AIDA mehr als spärlich und ohne jede Empathie. Die meisten Menschen hätten problemlos Verständnis für Dinge, die geändert werden müssen oder für anfallende Probleme, wenn AIDA sich nicht so schwer tun würde, dies vernünftig zu teilen. Dann fallen eben reihenweise Shows aus, wie auf den letzten Fahrten, kein Problem, wenn AIDA das erklärt. Wird aber einfach totgeschwiegen. Besonders bei Twitter konnte ich einiges an Unmut lesen von Leuten, die sich auch schlecht informiert fühlen.

Bari 17.10.03 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

So gab es anscheinend reihenweise Umroutungen in der letzten Zeit. AIDA teilt dazu mit „aus operativen Gründen“. Was bitte sind operative Gründe? Natürlich ist es schön, wenn AIDA dafür sorgt, dass alle gebuchten Ausflüge auch umgeroutet werden. Was AIDA dabei komplett vergisst sind die vielen Menschen, die Ausflüge ohne AIDA gebucht haben. Wie wir zum Beispiel, die heute auf Korfu einen Mietwagen bestellt haben. Erfreulicher Weise konnten wir den auf morgen umbuchen. Und da wäre AIDA gut beraten, mehr Empathie zu zeigen. Einen freundlichen verständnisvollen Brief statt Textbausteinen, und wir hätten jedes Verständnis für die Mehrarbeit, jetzt mit dem griechischen Betreiber auf Englisch eine Umbuchung vorzunehmen.

Zum Glück ist der Kapitän hier anders. So wie ich das vorgestern vorbildlich beim Flugkapitän beschrieben habe, kann auch dieser Kapitän uns das wortreich erklären: Umgeroutet wurde, weil heute in Korfu noch 7 andere Kreuzfahrer sind, was eine komplette Überfüllung bedeutet. Das wäre wirklich keine Freude, denn Korfu Stadt ist gar nicht so groß. Insofern eine gute Idee, dass wir morgen in Korfu weniger Überfüllung haben. Nur warum kann AIDA das nicht gleich erklären und den Gast so mitnehmen? Dann noch ein bisschen Verständnis für die Mehrarbeit für Selbstbucher und alles wär paletti. Operative Gründe, pah. Andererseits ist mir natürlich klar, dass es Gäste gibt, die immer motzen, wenn etwas für sie unbequem wird, egal wie gut man das erklärt. Aber zumindest die differenzierten Gäste würde AIDA so mit ins Boot holen. Hach, welch ein Wortwitz leuchtet hier wieder auf…

Kurz: Liebe AIDA, ich biete mich hier als Nachhilfelehrer an. Nachdem Hapag Lloyd sich gestern noch nicht wegen der Expeditions-Kreuzfahrt gemeldet hat, stünde ich für Empathie-Schulungen zur Verfügung. Über den Lohn werden wir uns schon einig, ich zumindest bin mir da sehr einig…

Busballett und Traube

Während des Frühstücks können wir sehen, wie das Land und dann die Stadt immer näher kommt. Im strahlenden Sonnenschein sehen wir auf die Altstadt, während wir uns langsam an der ausgebrannten Norman Atlantic vorbei an den Pier bewegen.

Das Anlegen gegen 9:30 Uhr sehen wir auf den Balkon. Leider halten wir es hier nicht so richtig lange aus, denn wir sind auf Deck 6 und das bedeutet, dass der Balkon weiter vorsteht als alle anderen darüber. Dadurch ist der Balkon zwar schön groß, aber es droht allerlei Gutes von oben. In diesem Fall hat AIDA vergessen uns mitzuteilen, dass eine Balkonreinigung über uns geplant ist und auf einmal platscht ein regelrechter Wasserfall von oben auf uns herab. Diesen können wir noch eine Stunde lang beobachten, ich bin nur froh, dass wir nicht über Nacht Sachen auf dem Balkon gelassen haben. Andererseits hätten wir dadurch vielleicht den Waschsalon gespart.

Die Zeit reicht aber noch, das Busballett unter uns zu würdigen. Wie in jedem Hafen haben sich auch hier bereits zahlreiche Busse bereit gemacht. Es ist hier aber nicht so viel Platz. Da trotzdem einige Busse mit gehörigem Abstand zueinander geparkt haben, versucht ein letzter verzweifelter Fahrer, seinen Bus dazwischen zu kriegen, was aber trotz einer ganzen Traube hilfreicher und laut lamentierender anderer Fahrer aufgrund der Enge physikalisch unmöglich ist. Erst als alle noch einmal umparken, gelingt es dann.

Bari 17.10.03 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Auf dem Weg in die Neustadt

Um 11:30 Uhr gehen wir in die Stadt. Bis sich jeder nochmal passend umgezogen hat ist es doch erst 12 Uhr. Aber dann gehen wir wirklich. Ziel ist dieses Mal nicht die Altstadt, die direkt vor dem Schiff liegt, sondern die Neustadt. Interessant der Unterschied: Während die Altstadt ein wildes Gewusel von Gassen und Kirchen ist, ist die Neustadt streng geometrisch, schachbrettartig, teilweise tatsächlich mit exakten Quadraten angelegt. Unseren Spaziergang durch die Altstadt habe ich bei unserem letzten Aufenthalt hier ausführlich beschrieben, einschließlich der Basilika San Nicola, wo der geklaute Nikolaus aufbewahrt wird.

An dieser Stelle muss ich aber noch einmal tief in die Geschichte gehen und erwähnen, wie unglaublich frech das eigentlich ist, dass Adel und Klerus sich 1087 mal eben auf den Weg gemacht haben, um die Gebeine des Bischof von Myra, dem Heiligen Nikolaus, aus Myra zu stehlen. Mit dem Ziel, so zukünftig Pilger in die Stadt zu locken, was auch gut geklappt hat. Was würden wohl die Franzosen dazu sagen, wenn Frau Merkel mit dem Papst mal eben ein paar Abenteurer nach Paris schicken würde, um die Mona Lisa zu stehlen. Tja, waren wohl andere Zeiten, heute käme niemand auf die Idee. Außer natürlich bei Halbinseln am Schwarzen Meer oder so.

Also, wir sind heute weit profaner und wandern deshalb vom Hafen aus über die Stadtmauer bis zur Neustadt. Durch den Hafen gehen wir gut 10 Minuten bis zum Hafenausgang, Bis zur Stadtmauer noch einmal 10 Minuten, dann schlendern wir 20 Minuten lang gemütlich oben auf der Mauer. Am Ende der Stadtmauer, hinter dem Piazza Ferrarese beginnt die Neustadt, und hier biegen wir nach rechts ab, gehen zwischen Altstadt und Neustadt entlang und biegen dann in die Via Sparano da Bari ab, weil hier eine schöne Einkaufsstraße sein soll.

Pappe in der Basecap

Und hier beginnt nun wieder das Schicksal des leidgeprüften Ehemanns: Die Damen wollen in die Geschäfte. Nun gibt es ja Geschäfte wie H & M und Zara in ganz Deutschland nicht, deshalb sitze ich nun also stundenlang auf irgendwelchen Betonklötzen herum, bis die Gruppe wieder aus den Geschäften kommt. Aber ich finde, ich halte mich tapfer. Zwischendurch muss ich mich dann noch mal als Modemuffel outen, denn die freudig erworbenen Sneaker sehen für mich wie Turnschuhe aus. Dann müssen wir in einem Anfall von Panik einzelne Familienmitglieder aus Desigual evakuieren, können wir und das doch nicht erlauben, dass wir uns das mit Guido Maria Kretschmer verderben.

Aber auch sonst bin ich modisch doch eher auf der Höhe, ich trage extra meine neue Basecap, um keinen Sonnenbrand auf der Platte zu riskieren. Aber diese muss wirklich auch erst eingetragen werden, an der Stirn drückt sie noch ganz ordentlich Bis ich sie beim Betreten eines Geschäfts höflicher Weise abnehme und mir der Pappeinleger entgegenkommt. Danach sitzt sie tatsächlich perfekt. Gibt aber auch immer wieder neue Erfindungen. Am Ende muss man womöglich aus Schuhen noch die Zeitung vorne herausnehmen, um die zu tragen…

Bari 17.10.03 - Historische Städte an der Adria Italien, Korfu, Kroatien AIDAblu

Baustelle und suspekte Zigaretten

Die Straße ist anfangs eine sehr schöne Fußgängerzone, im Verlauf dann immer noch Fußgängerzone, aber nicht mehr schön, sondern mit Baustellen und unebenem Pflaster übersät. Hier muss Bari noch nachbessern, was sie möglicherweise auch gerade tun. Ganz sicher bin ich nicht, denn durch das Warten habe ich sehr viel Zeit, den Bauarbeitern zuzuschauen. Und die machen unter meiner Beobachtung auch nicht viel anderes als ich.

Die Stadt muss auch deshalb hier weitermachen, weil nun die ganzen hochpreisigen Label kommen, Prada, Armani, Louis Vuitton etc. Ich glaube nicht, dass diese sich auf Dauer so ein Pflaster vor der Tür gefallen lassen.

Wir gehen bis ans Ende der Straße, bis zur Piazza Umberto I. Hier ist ein kleiner Park, auf der einen Seite bewacht von Soldaten, auf der anderen Seite fest in der Hand von suspekt aussehenden Gruppen, die bei einem nicht weniger suspekt aussehenden Mann einzelne Zigaretten erwerben. Hm, wir kaufen nur schnell ein Eis (nicht bei jenem Mann) und gehen dann doch lieber wieder zurück.

Diesmal gehen wir aber dann doch noch einmal quer durch die Altstadt, um einfach das Flair der kleinen verwinkelten Gassen auf uns wirken zu lassen. Gegen 15:30 Uhr sind wir dann wieder an Bord und genießen erst einmal den verdienten Milchkaffee.

Balkon und Pool

Im Anschluss ist es auch auf dem Balkon noch schön. Den ganzen Tag haben wir schon strahlende Sonne bei 23°C, auf unseren Balkon scheint sie nun prall. Die Kinder wollen lieber noch etwas in den Pool, wo es genauso warm ist. Am Heck allerdings weht eine steife Brise und dort im Schatten ist es eher frisch. Einzig störend ist eine Fähre gegenüber von uns, die ein beständiges lautes Brummen über uns schallen lässt.

Wie immer mangels Mittag haben wir dann pünktlich zur Familien-Essenszeit im Belladonna Restaurant um 18 Uhr wieder richtig Hunger. Trotz aller Versuche schaffen wir es aber nicht, das Buffet leerzuessen. Das ganze krönen wir im Anschluss mit der fantastischen Ike und Tina Turner Show „Rock Me Baby“.

Danach verspielen wir ein paar Frei-Chips beim Roulette innerhalb von Sekunden, beim „Skull King“ können die Eltern aber diesmal zeigen, wer hier die Hosen anhat.

Auch der Abend ist besonders schön. Am Horizont lässt sich noch der Himmel vom Meer unterscheiden, über uns sind zahllose Sterne zu beobachten. Schön!

Die nächste Etappe sind 343 Kilometer bis Korfu.

Bari

Der Lohn des Schreibens ist das Lesen. Das Kommentieren. Besonders das Teilen auf Blogs und Netzwerken!
Bisher keine Bewertungen
Was Kreuzfahrt eigentlich ausmacht: Zahlen, Philosophie und Meer
Am wunderschönen Strand auf der anderen Seite der Insel